Verschlagwortet: Kneipen und Cafés

Bremerhavens Kultkneipe Krohn’s Eck

Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck

Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck zählt wohl zu den ältes­ten Gast­stät­ten Bre­mer­ha­vens. Vie­le Bars und Knei­pen, von denen es in den 1950er und 1960er Jah­ren in der See­stadt nur so wim­mel­te, gibt es längst nicht mehr. Aber die bereits im Jah­re 1917 eröff­ne­te Trink­hal­le Krohn’s Eck hat alle Zei­ten über­dau­ert und ist zu einer Kult­knei­pe geworden.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Trinkhalle Krohn’s Eck

Krohn’s Eck wur­de im Jah­re 1917 als Trink­hal­le gegrün­det. Schnell wur­de die Trink­hal­le im Fische­rei­ha­fen ein belieb­ter Treff­punkt für die Seeleute.

Aus dem klei­nen Anbau wur­de in den 1950er Jah­ren ein Kiosk mit Bier­stu­be, in der alte Fäs­ser den See­leu­ten als Tische dienten.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Erst im Jah­re 1992 ist aus der eins­ti­gen Trink­hal­le das heu­ti­ge Kult­lo­kal gewor­den. Der Name Krohn’s Eck hat sich seit 1917 aber nie geändert.

Maritimes Interieur von der “Aquila Marina”

Die Nähe zum Fische­rei­ha­fen lässt sich nicht leug­nen. Das Ambi­en­te von Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck ist sehr mari­tim. Über­all im Schank­raum sind Tei­le eines Schif­fes ver­baut. Sie sol­len von dem gesun­ke­nen Drei­mast­seg­ler “Aqui­la Mari­na” des ehe­ma­li­gen Renn­fah­rers Jochen Mass stam­men. Die “Aqui­la Mari­na” wur­de 1920 als Fracht­seg­ler auf der däni­schen Insel As vom Sta­pel gelas­sen. Der Topp­se­gel­scho­ner war 38 Meter lang und 7,60 Meter breit, die Segel­flä­che betrug 560 Quadratmeter. 

Den Seg­ler hat­te Renn­fah­rer Jochen Mass, der ursprüng­lich Kapi­tän wer­den woll­te und als jun­ger Mann bei der Han­dels­ma­ri­ne war, im Jah­re 1974 für 15 000 Pfund in Liver­pool gekauft. Anschlie­ßend steck­te er ein Ver­mö­gen in den her­un­ter­ge­kom­me­nen Drei­mas­ter, um das Schiff ori­gi­nal­ge­treu zu restaurieren.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Im Som­mer 1990 soll­te der Scho­ner an der Wind­jam­mer­pa­ra­de in Bre­mer­ha­ven teil­neh­men. Also mach­te sich der Seg­ler auf den Weg über den Atlan­tik, durch­quer­te die Bis­ka­ya und erreich­te ohne Zwi­schen­fäl­le das fran­zö­si­sche Brest. Nun noch die letz­ten 1 000 Kilo­me­ter nach Bremerhaven.

In der Nacht vom 8. zum 9. August ver­wech­sel­te der Boots­füh­rer die Ansteue­rung der Jade mit der Ansteue­rung der Weser. Der Skip­per hat­te nur einen süd­afri­ka­ni­schen Sport­boot­füh­rer­schein und kann­te sich mit den hie­si­gen Strom- und Gezei­ten­ver­hält­nis­sen nicht aus. Trotz Kurs­kor­rek­tur ver­setz­te der ein­set­zen­de Flut­strom die “Aqui­la Mari­na” nach Süden. Sechs See­mei­len öst­lich von Wan­ger­oo­ge bohr­te sich der Kiel in den Sand der Mellumplate.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Es dau­er­te nur zehn Minu­ten, dann muss­te der Skip­per sein Schiff auf­ge­ben. Der Flut­strom trieb die “Aqui­la Mari­na” höher auf die Sand­bank, und die Bran­dung zer­schmet­ter­te das stol­ze Schiff inner­halb weni­ger Tage zu Klein­holz. Gebro­che­ne Mas­ten, ein zer­stör­tes Decks­haus und zer­schla­ge­ne Plan­ken zier­ten als Treib­gut den Strand.

Seemanns-Flair in der Raucherkneipe

Schumm­rich ist es in Krohn’s Eck, das wie ein Schiff ein­ge­rich­tet ist. Und der Besuch ist fast wie eine Rei­se in die Ver­gan­gen­heit: Steu­er­rä­der, Fischer­net­ze, Schiffs­glo­cke und die rus­ti­ka­len Bän­ke geben Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck ein Seemanns-Flair.

Schankraum Kultkneipe Krohn's Eck

Hier tref­fen sich Men­schen, jung und alt, aus allen Gesell­schafts­schich­ten. Bre­mer­ha­ve­ner und Tou­ris­ten von nah und fern fei­ern hier und trin­ken ihr frisch gezapf­tes Hols­ten oder ihr Becks aus Fla­schen. Ande­re Gäs­te zie­hen Mix­ge­trän­ke wie Bacar­di Cola oder Likö­re vor. Alle Geträn­ke wer­den zu fai­ren Prei­sen ausgeschenkt.

Eini­ge Gäs­te spie­len am Tisch Kar­ten, ande­re rau­chen ihre Ziga­ret­te und kom­men mit­ein­an­der ins Gespräch. Oder sie hören ein­fach schwei­gend der Musik zu. Frü­her ertön­ten die Lie­der von Hans Albers aus der Musik­box, heu­te sind es die Hits von Hele­ne Fischer. Es ist eine sehr fami­liä­re Atmo­sphä­re, die das Knei­pen-Team mit den Gäs­ten von Krohn’s Eck verbindet.

Schankraum Krohn's Eck

Im Sommer in den Biergarten

Beson­ders am Wochen­en­de benö­tigt man oft­mals eine gewis­se Zeit, um die Toi­let­te zu errei­chen, weil vor dem Tre­sen so ein Gedrän­ge ist. Und wenn der Platz auch noch so knapp ist — manch­mal wird trotz­dem getanzt zu den See­manns­lie­dern, Schla­gern oder Oldies. Wer Lust hat, der sitzt im Som­mer im Bier­gar­ten und genießt sein frisch gezapf­tes Bier mit Blick über den Fischereihafen.

Beson­ders nach den Kon­zer­ten im Musik­som­mer ist es bre­chend voll in Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck. Dann wird hier wei­ter­ge­fei­ert bis in den frü­hen Morgen.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Fei­er­abend kennt die schö­ne urge­müt­li­che Knei­pe mit ihrem nor­di­schen Charme im Fische­rei­ha­fen An der Pack­hal­le IV nicht. Jeden­falls nicht vor 3 Uhr morgens. 

Im Jah­re 2014 hat Dag­mar Jan­ßen das Ruder im Krohn’s Eck über­nom­men. Vor­her arbei­te­te sie hier bereits zwölf Jah­re als Ange­stell­te. Die Kult­knei­pe Krohn’s Eck ist nicht nur ihr Arbeits­platz — sie ist auch ihr Zuhause. 
Quel­len:
Ernst Hess: “Ein see­tüch­ti­ger Traum aus däni­scher Eiche”, ZEIT vom 15.05.1981
Peter Sand­mey­er: “Immer schön Schiss haben”, MARE Nr. 80 vom Juni/Juli 2010
P. Over­schmidt: “Dar­um ist Krohns Eck im Fische­rei­ha­fen abso­lu­ter Kult”, www.nord24.de vom 1.4.2018
P. Over­schmidt: “101 Jah­re Kult in der See­stadt”, Nord­see-Zei­tung vom 10.4.2018
L. M. Lan­gen: “Die­se Bre­mer­ha­ve­ner Kult­knei­pen soll­tet Ihr ken­nen”, www.norderlesen.de vom 23.8.2021
C. Lind­ner: “Der Kult von Krohns Eck”, Nord­see-Zei­tung vom 5.11.2021

Die Gaststätte “Frenssenstube” in der Frenssenstraße

Die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” in der Frenssenstraße

Wenn das hier so wei­ter­geht, dann wer­den noch vie­le Knei­pen ster­ben”, hat “Pel­lo” vor eini­gen Jah­ren der Nord­see-Zei­tung gesagt. Georg Micha­el Bir­kel, den alle “Pel­lo” nen­nen, ist seit 40 Jah­ren Wirt der Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” in der Frens­sen­stra­ße an der Ecke Stormstraße.

Gaststätte "Frenssenstube"

Bre­mer­ha­ven soll in den 1950er und 1960er Jah­ren die Stadt mit der höchs­ten Knei­pen­dich­te gewe­sen sein. Gut 600 Gast­stät­ten soll es in der See­stadt gege­ben haben, und das Nacht­le­ben pulsierte.

Der gelern­te Wein- und Spi­ri­tuo­sen­kauf­mann “Pel­lo” woll­te eigent­lich nach Aus­tra­li­en aus­wan­dern. Dann starb aber plötz­lich sein Chef, und “Pel­lo” über­nahm am 14. März 1981 die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be”. In den Jah­ren konn­te man in Lehe mit einer Eck­knei­pe noch rich­tig Geld verdienen.

Gaststätte "Frenssenstube"

Alle betra­ten sie die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” durch die schwe­re Eichen­tür: Jour­na­lis­ten, Poli­ti­ker und Geschäfts­leu­te tran­ken hier ihr Bier eben­so wie die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten und die Arbei­ter von den Werf­ten und die Matro­sen der Fische­rei. Zehn bis zwölf Faß Bier schenk­te “Pel­lo” in der Woche aus, bis sei­ne Gäs­te ihren Durst gelöscht hat­ten. Heu­te rei­chen zwei Faß pro Woche.

Die goldenen Zeiten sind vorbei

Die gol­de­nen Zei­ten sind im Goe­the­vier­tel längst vor­bei. Nach Bre­mer­ha­ven kom­men schon lan­ge kei­ne Fisch­damp­fer mehr. Und so blie­ben auch die durs­ti­gen Matro­sen weg. Auch die Werf­ten­kri­se in der See­stadt Ende der 1980er Jah­re zwang immer mehr Knei­pen auf­zu­ge­ben. Allei­ne in der Frens­sen­stra­ße haben acht Knei­pen geschlos­sen. Ohne sei­ne Stamm­gäs­te hät­te wohl auch “Pel­lo” längst aufgehört. 

Und heu­te, mehr als vier Jah­re nach dem Inter­view der Nord­see-Zei­tung, ist es noch schlim­mer. Die Beschäf­tig­ten des Hotel- und Gast­stät­ten­ge­wer­bes in Bre­mer­ha­ven lei­den hart unter den Coro­na-Lock­down-Maß­nah­men. Die Wir­te fürch­ten um ihre Zukunft. Wohl kaum einer Bran­che setzt die Coro­na-Pan­de­mie so sehr zu, wie den Kneipen.

Nachtrag vom 10.06.2021

Soweit die Bre­mer­ha­ve­ner Gas­tro­no­men die Hygie­ne­re­geln ein­hal­ten und ein Schutz­kon­zept vor­le­gen kön­nen, dür­fen sie seit dem 3. Juni 2021 auch wie­der die Innen­räu­me für ihre Gäs­te öff­nen.  Aller­dings nur bis 23 Uhr. Und die Gäs­te müs­sen ein nega­ti­ves Coro­na-Test­ergeb­nis vor­le­gen. Bre­mer­ha­ven erwacht, und vie­le Knei­pen­be­sit­zer kön­nen aufatmen.

Gaststätte "Frenssenstube"

Auch “Pel­lo” freut sich über die Rück­kehr in das Nacht­le­ben. Auf sei­ne Stamm­gäs­te muss er nicht lan­ge war­ten, die war­ten selbst schon ganz unge­dul­dig dar­auf, bei “Pel­lo” wie­der ein Bier trin­ken zu kön­nen. Vie­le Gäs­te sind auch schon kom­plett geimpft. GTrotz­dem wird es in “Pel­los” Knei­pe zunächst nicht eng wer­den. 15 bis 20 Gäs­te darf er in sei­ne Frens­sen­stu­be las­sen. Und so appel­liert der Wirt der Frens­sen­stu­ben auch an sei­ne Kol­le­gen, sich an die Regeln zu hal­ten, damit es im Herbst nicht einen erneu­ten Lock­down gibt.

Bis­her ist Georg Micha­el Bir­kel gut durch die Coro­na-Kri­se gekom­men. Sei­ne finan­zi­el­len Reser­ven hat er auf­ge­braucht. Aber der 66.jährige Wirt bekommt seit dem letz­ten Jahr Ren­te, und sein Eck­haus mit der Knei­pe hat er längst abbe­zahlt. Doch sein 40-jäh­ri­ges Betriebs­ju­bi­lä­um am 14. März 2020 konn­te er wegen Coro­na nicht fei­ern. Und die Fei­er wird er auch nicht nach­ho­len. Dazu feh­len die finan­zi­el­len Mit­tel. Nun hofft “Pel­lo” dar­auf, sei­ne Gäs­te zum 45-jäh­ri­gen Jubi­lä­um ein­la­den zu können.

Quel­len:
G.-D- Mey­er “Pel­lo, der Psy­cho­lo­ge”, Nord­see-Zei­tung vom 22.11.2016
L. M. Lan­gen “Die Frens­sen­stu­be hält dem Knei­penster­ben stand”, nord24.de vom 18.02.2020
L. M. Lan­gen “Pel­lo, der Vete­ran der Frens­sen­stu­be”, norderlesen.de vom 19.02.2020
L. M. Lan­gen “Wirt Pel­lo hat in der Coro­na­kri­se sei­ne Erspar­nis­se auf­ge­braucht”, Nord­see-Zei­tung vom 7.6.2021

Die Gaststätte “Gießkanne” in der Rickmersstraße

Die Gast­stät­te “Gieß­kan­ne” in der Rickmersstraße

Sascha Wachs­mann hat sein Geschäft gelernt. In Ham­burg auf der Ree­per­bahn hat er eine Aus­bil­dung zum Restau­rant-Fach­mann absol­viert. Am 25. Dezem­ber 2009 hat er die Bre­mer­ha­ve­ner Gast­stät­te “Gieß­kan­ne” in der Rick­mers­stra­ße 64 über­nom­men, kom­plett saniert und im Jah­re 2010 eröff­net.Die Gaststätte "Gießkanne" in der RickmersstraßeDie Gast­stät­te “Gieß­kan­ne” ist eine typi­sche Knei­pe. Sie gehör­te sei­nem Groß­va­ter. Auch sein Vater hat hier schon Bier gezapft. Links und rechts am Tre­sen, der sich wie ein gro­ßes “U” um die Zapf­an­la­ge zieht, sit­zen die Stamm­kun­den. Bei Ziga­ret­ten­qualm wer­den “Stamm­tisch­ge­sprä­che” geführt, gelacht und Bier vom Fass oder aus der klei­nen bau­chi­gen Fla­sche getrun­ken. Wer kei­nen frei­en Bar­ho­cker fin­det, der trinkt eben ste­hend sein Bier.Die Gaststätte "Gießkanne" in der RickmersstraßeStreit gibt es in der Gast­stät­te “Gieß­kan­ne” nicht. Hier in Bre­mer­ha­ven-Lehe trifft sich die Nach­bar­schaft. Wenn jemand über sei­ne Sor­gen und Nöte spre­chen möch­te, fin­det er im Knei­pen­wirt Sascha Wachs­mann einen Zuhö­rer, nicht sel­ten auch einen Rat­ge­ber.Die Gaststätte "Gießkanne" in der RickmersstraßeDoch nun ist alles anders. Nun hat der “Blaue”, wie der Wirt von sei­nen Gäs­ten wegen sei­ner Begeis­te­rung für Schal­ke 04 genannt wird, sel­ber Sor­gen. Die Coro­na-Pan­de­mie setzt ihm zu. Zwar darf er wie­der öff­nen, aber vie­le Stamm­gäs­te blei­ben aus. Wohl auch, weil nie­mand am Tre­sen sit­zen oder ste­hen darf. “Mei­ne Stamm­gäs­te möch­ten aber an der The­ke sit­zen. Sie wol­len nur dort ihr Bier trin­ken und reden — in direk­ter Nähe zu mir. Die The­ke ist ein beson­de­rer Ort in jeder Knei­pe”, sagt Sascha Wachs­mann in einem Gespräch mit der Nord­see-Zei­tung.Die Gaststätte "Gießkanne" in der RickmersstraßeDer Wirt hat über tau­send Euro inves­tiert und Ple­xi­glas­schei­ben als Spuck­schutz in den Tre­sen­be­reich gehängt und auch die Hygie­ne­vor­schrif­ten umge­setzt. Aber die Stamm­kun­den blei­ben aus, so dass der Wirt die Gast­stät­te manch­mal schon am frü­hen Abend schließt. Sascha Wachs­mann hofft nun, dass das The­ken­ver­bot bald auf­ge­ho­ben wird.Die Gaststätte "Gießkanne" in der RickmersstraßeQuel­len:
“Neue Exis­tenz­grün­dun­gen in Lehe”, Leher Blatt Num­mer 10
M. Ber­lin­ke: “Der Blaue von der Gieß­kan­ne”, Sonn­tags­jour­nal vom 22.7.2012
M. Ber­lin­ke: “Ohne The­ken­platz bleibt Knei­pe leer”, Nord­see-Zei­tung vom 13.6.2020

Der ehemalige “Gasthof zum Ratskeller” in Wulsdorf

Der ehe­ma­li­ge “Gast­hof zum Rats­kel­ler” in Wulsdorf

Wuls­dorf war schon sehr früh ein begehr­ter Wohn­ort für die vie­len Arbei­ter, die in den Häfen von Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de beschäf­tigt waren. Vie­le Häu­ser und neue Stra­ßen wur­den gebaut. An der heu­ti­gen Weser­stra­ße sie­del­ten sich Schmie­den und Fuhr­leu­te an. Aber auch immer mehr Gast­wir­te, die den Rei­sen­den die Mög­lich­keit zum Über­nach­ten boten, sahen ihre Chan­cen. Im Jah­re 1860 errich­te­te der Musi­kus Johann Vol­lers an der Weser­stra­ße 86 die “Gast­stät­te Zum Deut­schen Haus”.

Um 1850 ent­stand die Wulfs­dor­fer Lin­den­al­lee. Als Land­stra­ße von Bever­stedt kom­mend, mün­det sie in die nach Bre­mer­ha­ven füh­ren­de Weser­stra­ße. Dort, wo sich die neu­en Stra­ßen kreu­zen, wuch­sen zahl­rei­che neue Gast­hö­fe und Aus­spann­wirt­schaf­ten aus dem Boden: An der Kreu­zung Weser­stra­ße zur Lin­den­stra­ße etwa das “Gast­haus zur Bör­se”.gasthof  zum ratskellerIn dem Eck­ge­bäu­de Lin­den­al­lee 73 an der Abzwei­gung in die Pog­gen­bruch­s­tra­ße öff­ne­te der “Gast­hof zum Ratskeller“seine Pfor­ten. Die­ses Lokal betrieb für eini­ge Zeit auch Johann Mahn­ken, ein Schwa­ger des beim Möbel­fa­bri­kant Lou­is Schlü­ter beschäf­tig­ten Tisch­ler­meis­ters Karl Jüch­tern.gasthof zum ratskellerÜber den “Gast­hof zum Rats­kel­ler” schreibt mir Deich­SPIE­GEL-Leser Ronald Stock:
“Jon­ny”, der eigent­lich Johann Mahn­ken hieß, und sei­ne Frau “Guschi” waren einst die Besit­zer die­ses Lokals. Ich ken­ne “(Tan­te) Guschi” nur unter die­sem Namen, mei­ne mich aber zu erin­nern, dass mei­ne Oma Lydia ihre Schwes­ter auch beim Vor­na­men Augus­te rief. 

Die Mahn­kens gaben den Rats­kel­ler irgend­wann auf, und spä­ter arbei­te­te Onkel Jon­ny für die Fir­ma Erd­al (Schuh­creme), heu­te Erd­al-Rex GmbH. “Jon­ny und Guschi” hat­ten einen Sohn Gerold, der ca. 1934 gebo­ren sein müss­te. Die­ser wan­der­te über Kana­da in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten aus. Sei­ne Spur ver­läuft sich am Flug­ha­fen New York. Hier soll er zum Ende der 1960er Jah­re Arbeit gefun­den haben…
Quel­len:
H. Gab­cke: Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1919 – 1947, Sei­te 15
J. Rab­bel: “Ältes­te Knei­pe Wuls­dorfs schließt”, Nord­see-Zei­tung vom 06.2.2013
Inter­es­sen­Ge­mein­schaft Wulsdorf

 

 

 

Eckkneipe “Bei Heidi” im Leher Klushof lebt

Wie in vie­len ande­ren Leher Orts­tei­len gab es auch im Klus­hof zahl­rei­che Eck­knei­pen, in denen frü­her das Leben pul­sier­te. Hier tra­fen sich die Bewoh­ner der umlie­gen­den Häu­ser, um die Tris­tesse in ihren damals viel zu klei­nen Woh­nung für ein paar Stun­den hin­ter sich zu las­sen. Und auch nur vor­über­ge­hend zur Unter­mie­te woh­nen­de Aus­wan­de­rer, Zeit­ar­bei­ter und Arbeits­mi­gran­ten such­ten abends ihre Eck­knei­pe auf.

Eckkneipe "Bei Heidi"

Vor lan­ger Zeit gab es in Lehe eine Klau­se (Klus­hof), die dem Orts­teil Klus­hof ihren Namen gab. Eine Knei­pe oder Klau­se war eine Schank­wirt­schaft, in der sich die “ein­fa­chen Leu­te” tra­fen. Inge­nieu­re, Kapi­tä­ne und Beam­te waren dage­gen in Gast­stät­ten unter sich. Heu­te kön­nen die Eck­knei­pen kei­nen Wirt mehr ernäh­ren. Vie­le Tra­di­ti­ons­knei­pen sind einer Shi­sha-Bar gewi­chen oder einem Wett­bü­ro oder sie ste­hen ganz ein­fach schon lan­ge leer.

Aber an der Ecke August- und Neu­e­land­stra­ße fin­det man noch eine alte Eck­knei­pe – “Bei Hei­di”. Es ist ein uri­ges Lokal aus der Kai­ser­zeit. Bereits im Jah­re 1906 stand der Vater der heu­ti­gen Eigen­tü­me­rin in der Knei­pe im Erd­ge­schoss am Tre­sen und hat Bier ausgeschenkt.

Kürz­lich wur­de das Haus reno­viert, es ist wie­der ein Schmuck­stück in die­sem alten Wohn­vier­tel. Die pri­va­ten Haus- und Woh­nungs­ei­gen­tü­mer, die im Jah­re 2014 die “Eigen­tü­mer­stand­ort­ge­mein­schaft Klus­hof” gegrün­det haben, wol­len aus dem Vier­tel wie­der eine attrak­ti­ve Wohn­ge­gend machen. Sicher­lich kei­ne ganz leich­te Auf­ga­be, da hier vie­le Natio­na­li­tä­ten und Kul­tu­ren aufeinandertreffen.

Viel­leicht trifft man sich zur Ver­stän­di­gung ja wie­der in der klei­nen Eck­knei­pe in der August­stra­ße 35. Auch wenn über der frisch reno­vier­ten Knei­pe noch das Tra­di­ti­ons­schild “Bei Hei­di” prangt, das Lokal heißt jetzt “Lütt un Lütt”. Aber vie­le Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de aus “Bei Hei­di” sind erhal­ten geblie­ben. So wer­den sich die bis­he­ri­gen Stamm­gäs­te sicher wie­der wie zuhau­se fühlen.

Neu­eröff­nung war am 8. August. Sonn­tags mon­tags, mitt­wochs und don­ners­tags ist von 9.30 Uhr bis 2 Uhr geöff­net, frei­tags und sams­tags ist open end.
Quel­len:
Susan­ne Schwan, Klus­hof-Kli­ma auf der Kip­pe, Nord­see-Zei­tung v. 21.8.2015

Eine BrotBar am Theoder-Heuss-Platz

Seit der Sail 2015 lädt am Bre­mer­ha­ve­ner Theo­dor-Heuss-Platz eine neue Brot­Bar zum Früh­stück ein. Immer auf der Suche nach einer neu­en Mög­lich­keit, mei­nen Gau­men ver­wöh­nen zu las­sen, bin ich ein­ge­kehrt und habe an einem Fens­ter Platz genommen.

BrotBar am Theodor-Heuss_Platz

Die Brot­bar, das ist eine Sym­bio­se aus Café, Bis­tro, Restau­rant und Ver­kauf von Back­wa­ren aller Art. Man fin­det sie im west­li­chen Gebäu­de­trakt des kürz­lich neu eröff­ne­ten Nordsee-Hotels.

Ich trat ein, nahm Platz und ver­tief­te mich zunächst in die umfang­rei­che Spei­se- und Geträn­ke­kar­te, die hier “Brot­Bar-Depe­sche” genannt wird. Da ich früh­stü­cken woll­te, inter­es­sier­te mich in ers­ter Linie die Rubrik “Brot­Bar – Das Früh­stück”. Von der süßen Num­mer für 5,50 € über ein Her­ren­ge­deck für 5,00 € und  einer Damen­run­de für 5,00 € bis zum vol­len Paket für 6,50 € hat die Brot­Bar eine gute Aus­wahl vorrätig.

BrotBar-Depesche

Ich ent­schied mich für das vol­le Paket und run­de­te das Gan­ze ab mit Rühr­ei und Bacon zu 1,85 €. Zur Ein­stim­mung geneh­mig­te ich mir ein klei­nes Gläs­chen Pro­sec­co, das mir mit 3,90 € in Rech­nung gestellt wur­de. Die Tas­se Kaf­fee für das Her­ren­ge­deck muss mit 1,70 € extra bezahlt wer­den. Dafür ist der Kaf­fee aber auch sehr lecker. Und ich möch­te beto­nen, dass die Bröt­chen “echt” sind, kei­ne Auf­back­wa­re aus Chi­na oder was weiß ich woher. Alles wur­de ser­viert von einer freund­li­chen und sehr auf­merk­sa­men Bedienung.

BrotBar

Ich order­te noch eine zwei­te Tas­se Kaf­fee und ließ mir die Rech­nung präsentieren: 
Vol­les Paket            6,50 €
Rühr­ei mit Bacon   1,85 €
1 Glas Pro­sec­co      3,90 €
2 Tas­sen Kaf­fee       3,40 €
Gesamt                   15,65 €
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Innenraum der BrotBar

Gut, das Früh­stück war nicht bil­lig, aber für das tol­le Ambi­en­te in die­ser Top-Lage durch­aus ange­mes­sen. Und natür­lich bekommt man hier nicht nur sein Früh­stück. Wer möch­te bleibt halt noch zum Mit­tag­essen. Da wird dann Baguette ser­viert oder man nimmt Zwie­bel­ku­chen oder ent­schei­det sich für Pan­ca­kes. Dazu kann man sich einen wei­ßen Bur­gun­der ser­vie­ren las­sen. Auch Riva­ner und Würt­tem­ber­ger Lem­ber­ger wird für 4,50 € je Glas ausgeschenkt.

Naja, die Brot­Bar wird sicher nicht zu mei­nen Stamm­re­stau­rants zäh­len. Aber ich habe den Besuch auch nicht bereut.

Auf­grund vie­ler Rück­fra­gen füge ich hier einen Nach­trag ein:

Nein, zum “Vol­len Paket” gibt es kei­nen Kaf­fee. Ich habe bei der Brot­Bar extra noch ein­mal nach­ge­fragt. Als Begrün­dung wur­de mir das 0,1 l Glas Oran­gen­saft genannt, dass zum Früh­stück ser­viert wird. Wer also Kaf­fee möch­te, der muss die­sen extra zahlen.

Nein, ich konn­te nir­gends auf  der “Brot­Bar-Depe­sche” eine Tele­fon­num­mer oder ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten fin­den, um mit der Brot­Bar Kon­takt auf­neh­men zu kön­nen. So habe ich beim Haven­bä­cker nach­ge­fragt. Dort wur­de mir als Tele­fon­an­schluss für die Brot­Bar fol­gen­de Num­mer genannt: 0471/30946675.

 

Bremerhavens Bars und Kneipen

Lauscht man den Geschich­ten älte­rer Bre­mer­ha­ve­ner, so erfährt man, dass es hier in der See­stadt mal die höchs­te Knei­pen­dich­te Deutsch­lands gege­ben haben soll. In den 1950er und 1960er Jah­ren soll es gewe­sen sein, als es hier von Bars und Knei­pen nur so wim­mel­te. Heu­te ist das alles längst Geschich­te. Eine ech­te Club- und Dis­co­kul­tur hat Bre­mer­ha­ven, die ein­zi­ge Groß­stadt an der Nord­see­küs­te, nicht mehr zu bieten.

2014-11-18 Café de Fiets

Auch vor der “Alten Bür­ger”, der ehe­ma­li­gen Kai­ser­stra­ße, hat das Knei­penster­ben in den letz­ten 20 Jah­ren sei­ne Spu­ren hin­ter­las­sen. Gleich­wohl fin­det man hier auch heu­te noch – wenn auch manch­mal ver­steckt – inter­es­san­te Sze­nen­knei­pen. Eine davon ist das Café de Fiets.

2013-10-17 Café de Fiets

Seit nun­mehr zwan­zig Jah­ren bie­tet die Inha­be­rin Mari­ta Steen­buck in ihrer Kul­tur­knei­pe ihren Gäs­ten eine gemüt­li­che Atmo­sphä­re zum Quat­schen und Klö­nen. Sie legt  Wert dar­auf, dass man sich in ihrem Lokal ein wenig wie im eige­nen Wohn­zim­mer fühlt. Ver­schie­den Sofas und Ses­sel laden Gäs­te aller Gene­ra­tio­nen zum Kos­ten einer der 16 Bier­sor­ten oder 14 Cock­tails ein. Eine bun­te Mischung aus Kunst­pla­ka­ten und Bier­wer­bung bil­det die Deko­ra­ti­on. Und Fahr­rä­der in jeder Form und jeder Grö­ße sieht man hier – bedeu­tet der nie­der­län­di­sche Name “Fiets” doch nichts ande­res als Fahrrad.

1994 eröff­ne­te Mari­ta Steen­buck ihr Café de Fiets in der “Alten Bür­ger”. Seit dem Jah­re 2011 fin­det man das Lokal, das auch eine abwechs­lungs­rei­che Spei­se­kar­te anbie­tet, in Am Git­ter 3, eine Sei­ten­stra­ße der “Alten Bür­ger”. Fast­food kommt hier aber nicht auf den Teller. 

Für das 16 – 18-jäh­ri­ge Publi­kum hat die Wir­tin Live­mu­sik gebucht. Etwa 60 Tage im Jahr sind fest ein­ge­plant. Zusätz­lich gibt es in jedem Monat min­des­tens ein Extra-Kon­zert. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Rock, Folk, Jazz und Pop. 

2014-11-18 Anzeige Café de Fiets

Das Café de Fiets hat mitt­wochs und Don­ners­tags ab 18 Uhr geöff­net. Frei­tags und Sonn­abends ab 19 Uhr. Und am kom­men­den Sams­tag, 22. Novem­ber, wird der 20. Geburts­tag des Cafés gefeiert.
Quel­len:
Ulrich Mül­ler: Wie im eige­nen Wohn­zim­mer, Nord­see-Zei­tung vom 17.10.2013
Sonn­tags­jour­nal vom 16.11.2014, Anzei­ge: “20 Jah­re Café de Fiets”

Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 2

Im ers­ten Teil “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten” habe ich Euch die Bor­ries­stra­ße vor­ge­stellt. Dank der Nord­see-Zei­tung, die die­se alten Bil­der in ihrer Aus­ga­be  vom 16.08.2013 ver­öf­fent­licht hat, kann ich Euch heu­te ein Motiv aus der Schil­ler­stra­ße zeigen. 

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Das “Restau­rant zur Gewer­be­bör­se” wur­de haupt­säch­lich von den Kauf­leu­ten aus der Schil­ler- und Gras­hoff­stra­ße als Treff­punkt genutzt. Eine Enkel­toch­ter  vom ehe­ma­li­gen Erbau­er und Inha­ber kann sich noch erin­nern, wie Ofen­set­zer, Schlach­ter oder Möbel­händ­ler das fami­li­en­ge­führ­te Restau­rant besuchten.

Der oben abge­bil­de­ten Kar­te ist zu ent­neh­men, dass Rodes in ihrem Lokal bereits über einen Fern­spre­cher ver­füg­ten. Das war schon etwas Beson­de­res, denn 1898 soll das Reichs­post­amt Geest­e­mün­de erst 119 Tele­fon­an­schlüs­se bereit­ge­stellt haben.

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Wie das alte Amts­ge­richt in der Bor­ries­stra­ße 12 gibt es auch das Lokal in der Schil­ler­stra­ße 30 schon lan­ge nicht mehr. Neu­bau­ten domi­nie­ren heu­te die­sen Straßenabschnitt.

Wei­te­re Informationen:
Geste­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten — Teil 1
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht
Reichs­post­amt Geestemünde