Kategorie: Görlitz

175 Jahre Photographie und Streit um die Kundschaft

Der Begriff Pho­to­gra­phie wur­de erst­mals am 25. Febru­ar 1839 von Johann Hein­rich von Mäd­ler ver­wen­det. Bis ins 20. Jahr­hun­dert bezeich­ne­te Foto­gra­fie alle Bil­der, wel­che rein durch Licht auf einer che­misch behan­del­ten Ober­flä­che entstehen.

Zum 170. Jah­res­tag der Foto­gra­fie hat die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD in ihrer Aus­ga­be Nr.  70 vom April 2009 den Auf­satz “170 Jah­re Pho­to­gra­phie” von Herrn Hans Brett­schnei­der veröffentlicht:

175 Jahre Photographie

Es trug sich zu in den Jah­ren der Grün­der­zeit und des Jugend­stils. Pho­to­gra­phen oder sol­che, die sich dafür hielten,schossen wie Pil­ze aus dem Erd­bo­den und ver­gin­gen auch so schnell, wie sie gekom­men waren. Eini­ge blie­ben aber davon in den Städ­ten hän­gen und mach­ten den alt­ein­ge­ses­se­nen Licht­bild­ge­stal­tern, Malern oder Por­trä­tis­ten mit ihren Bil­lig­an­ge­bo­ten das Leben sehr schwer.

Die Zeit der Visit- und Cabi­net­photo­gra­phien stand in vol­ler Blü­te bzw. war gera­de, ange­sichts der sich immer mehr breit­ma­chen­den Post­kar­ten, kurz vor dem Ver­blü­hen. Und hier stie­gen, heu­te wür­de man sagen Dis­coun­ter, einer Bil­lig­ket­te ange­hö­ren­de Pho­to­gra­phen ein und über­bo­ten sich mit eben die­sen Bil­lig-Visit- und Cabi­net­kar­ten. Die­se Bil­lig­ket­te war über ganz Deutsch­land ver­streut, es gab kei­ne grö­ße­re Stadt, in der “Sam­son & Comp” oder “Sam­son & Cie” nicht ver­tre­ten war.

Und auch in Gör­litz, Ber­li­ner Stra­ße 29, eta­blier­te sich die­se, zuerst mit dem Pho­to­gra­phen Otto Fried­heim, und danach arbei­te­te dort der Gör­lit­zer Pho­to­graph Fritz Haa­se. Fritz Haa­se war Pho­to­gra­phen­meis­ter und Mit­glied der Photographeninnung.

Der eigent­li­che Streit brach aus anläss­lich der Neu­eröff­nung des pho­to­gra­phi­schen Ate­liers “Sam­son & Co.” ab dem 11.Marz 1905. Da wur­den z.B. 12 Visit­kar­ten zu 1,90 Mark oder 12 Kabi­netts zu 4,90 Mark ange­bo­ten. Dazu gab es noch als Gra­tis­ge­schenk eine Bro­sche oder eine Kra­wat­ten­na­del mit “eige­ner Pho­to­gra­phie“ in Semi-Email­le. Zu Ostern 1905 gab es gra­tis eine ele­gan­te Por­zel­lan­va­se mit eige­ner Pho­to­gra­phie, eine fei­ne Por­zel­lan-Kaf­fee­tas­se mit Unter­tas­se und eige­ner Pho­to­gra­phie oder einen Bier­be­cher mit Gold­rand und eige­ner Pho­to­gra­phie! Na, ist das nichts? Da muss man sich doch ablich­ten las­sen!!! Es wur­de aber aus­drück­lich dar­auf hin­ge­wie­sen: ”Wir bit­ten genau auf unse­re Fir­ma und Haus­num­mer 29 zu ach­ten.” Zu die­ser Zeit gab es in fast jedem Haus er Ber­li­ner Stra­ße einen oder meh­re­re Pho­to­gra­phen, die sich förm­lich um jeden Kun­den ris­sen und stritten.

175 Jahre Photographie

Aus einem Geschäfts­buch geht her­vor, dass eine Visit­kar­te bei dem uns lei­der unbe­kann­ten Pho­to­gra­phen mit 1,75 Mark und 3 Kabi­netts mit 4,50 Mark gehan­delt wur­den. Eine Kabi­nett­kar­te bekam der Kun­de dort für 2,50 Mark, und eine Oblong­kar­te kos­te­te gar 3,50 Mark. Das war natür­lich sehr viel Geld, und ein ein­fa­cher Fabrik­ar­bei­ter konn­te sich solch eine Aus­ga­be nur ein­mal im Jahr leisten.

Ein Ruck und ein Auf­schrei gin­gen durch die Gör­lit­zer Pho­to­gra­phen­gil­de ob sol­cher Preis­ma­ni­pu­la­tio­nen in ihrem Gewer­be und vor ihrer Nase. 12 Pho­to­gra­phen, dar­un­ter Robert Schulz, Adolf Wink­ler, Hans Ucko, Lou­is Pen­zel und Gan­zel & Fran­ckes Nach­foig. R. Mül­ler, schlos­sen sich zusam­men und ver­fass­ten im Foto abge­bil­de­te Peti­ti­on am 30.11.1905 an den Neu­en Gör­lit­zer Anzei­ger. Dar­in beschwer­ten sich die unter­zeich­nen­den Pho­to­gra­phen über die Arbeits­wei­se die­ser ‚”Dis­coun­ter“ und deren Geschäfts­ge­ba­ren. Zum Abschluss wird noch dar­auf hin­ge­wie­sen: “Ähn­lich ver­hält es sich auch mit den zu Schleu­der­prei­sen ange­prie­se­nen Ver­grö­ße­run­gen. Auch die­se sind Mas­sen­pro­duk­te und ent­beh­ren jedes künst­le­ri­schen Wertes.“

175 Jahre Photographie

Natür­lich fehlt in die­ser Peti­ti­on auch nicht die Eigen­wer­bung der Unter­zeich­ner, die da lau­te­te: “Unter­zeich­ne­te Ate­liers emp­feh­len sich zur Anfer­ti­gung pho­to­gra­phi­scher Bild­nis­se jeder Art und Grö­ße in der Neu­zeit ent­spre­chen­der künst­le­ri­scher Aus­füh­rung und bit­ten für das Weih­nachts­ge­schäft in Aus­sicht genom­me­ne Auf­trä­ge bald­mög­lichst ertei­len zu wollen.“

Die Wogen glät­te­ten sich aber bald wie­der, Visit‑, Kabi­net- oder Oblong­kar­ten wur­den durch die heu­te noch gebräuch­li­che Post­kar­te abge­löst. Rei­ne Post­kar­ten­ver­la­ge sie­del­ten sich auch in Gör­litz an. Hier sei erin­nert an den Post­kar­ten­ver­lag Franz Piet­sch­mann, der über­wie­gend Moti­ve aus dem Rie­sen­ge­bir­ge anbot und ver­mark­te­te oder auch den Post­kar­ten­ver­lag von Lothar Mat­tu­scheck, wel­cher auch Kar­ten aus dem Nach­lass der Fir­ma Robert Scholz anbot.

Quel­len:
Archiv Foto­mu­se­um Gör­litz
Zei­tungs­ar­chiv der Ober­lau­sitz­schen Wis­sen­schaf­ten
Pho­to­samm­lung Hans Brettschneider

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Der Wasserturm von Görlitz

Der Was­ser­turm von Görlitz

In mei­ner Rei­he “Was­ser­tür­me“ möch­te ich Euch heu­te den Was­ser­turm von Gör­litz vor­stel­len. An die­ser Stel­le möch­te ich mich beson­ders bei Frau Walk­stein von den Gör­lit­zer Stadt­wer­ken für das Infor­ma­ti­ons­ma­te­ri­al bedan­ken.

Bereits im Mit­tel­al­ter ent­stand die Was­ser­kunst, ein Sys­tem zur För­de­rung, Hebung und Füh­rung von Was­ser. Ange­trie­ben von Was­ser- oder Mus­kel­kraft beför­der­ten Kol­ben­pum­pen  das Was­ser über Steig­lei­tun­gen in einen Hoch­be­häl­ter, aus dem es gleich wei­ter zu den Ver­brau­chern floss. Spei­cher­vo­lu­men hat­ten die­se ers­ten Hoch­be­häl­ter noch nicht. Die Ver­wen­dung sol­cher Sys­te­me wur­de vor allem bei der Ent­wäs­se­rung und Was­ser­ver­sor­gung ein­ge­setzt. Aber auch Spring­brun­nen und Fon­tä­nen wur­den durch Was­ser­kunst betrieben.

Etwa ab der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts erleb­te der Was­ser­turm­bau sei­ne Blü­te­zeit. Über­all in Deutsch­land wur­den Was­ser­tür­me gebaut, um die Men­schen, die in beson­ders in der Grün­der­zeit vom Land in die Städ­te ström­ten, mit sau­be­rem Trink­was­ser zu versorgen.

Der Wasserturm von Görlitz

Auch die Stadt Gör­litz ließ 1891 einen etwa 30 Meter hohen Was­ser­turm errich­ten, der in vier Eta­gen auf­ge­teilt wur­de. Im Erd­ge­schoss und im 1. und 2. Ober­ge­schoss befin­den sich Büro­räu­me, die zur Zeit nicht genutzt wer­den. Im 3. Ober­ge­schoss ruht der genie­te­te Stahl­be­häl­ter, der ein Spei­cher­vo­lu­men von 4.000 Kubik­me­ter hat.

Der Wasserturm von Görlitz

Als Stand­ort wur­de die Pomo­lo­gi­sche Gar­ten­stra­ße 14 gewählt. Das Was­ser wird aus dem Was­ser­werk Gör­litz über eine Pump­sta­ti­on am Trink­was­ser­spei­cher in das Ver­sor­gungs­netz geför­dert, der Was­ser­turm ist als Gegen­be­häl­ter eingebunden.

Der Wasserturm von Görlitz

Die Auf­ga­be des Was­ser­turms liegt in der Gewähr­leis­tung des erfor­der­li­chen Ver­sor­gungs­drucks. Der Gör­lit­zer Was­ser­turm ist noch heu­te in Betrieb.

1891_Wasserturm_004 Foto: Süd­städ­ter  | Lizenz: Crea­ti­ve Com­mons BY-SA 3.0

Der jede Nacht leuch­ten­de Turm in der Gör­lit­zer Süd­stadt ist nur einer von ins­ge­samt vier Was­ser­tür­men der Stadt Gör­litz. Doch nach der Dach­sa­nie­rung und der Rei­ni­gung der reich ver­zier­ten und bunt gestal­te­ten Fas­sa­de im Jah­re 1997 kann man ihn wohl als den schöns­ten Was­ser­turm im Umkreis bezeichnen.

Wei­te­re Informationen:
Archiv deut­scher Wassertürme

Verwaiste Fußgängerzonen — den Stadtplanern fehlen ideenreiche Konzepte

Immer mehr Leer­stand” klag­te die Nord­see-Zei­tung in ihrer Aus­ga­be vom 9. Novem­ber 2013. Und die Lüne­bur­ger “Lan­des­zei­tung” berich­te­te am 7. Janu­ar 2014, dass ein “Kon­zept gegen Leer­stand” geplant sei. Die Stadt Gör­litz ist da viel­leicht  schon etwas wei­ter, sie hat von der CIMA Bera­tung + Manage­ment GmbH bereits ein “Ein­zel­han­dels- und Zen­tren­kon­zept” ent­wi­ckeln lassen. 

Leerstand in Bremerhaven

Bre­mer­ha­vens Pro­ble­me lie­gen in der nörd­li­chen Fuß­gän­ger­zo­ne. Hier haben sich, wie wohl über­all in den deut­schen Fuß­gän­ger­zo­nen, Filia­lis­ten ein­ge­mie­tet. Filia­lis­ten haben natur­ge­mäß kei­nen per­sön­li­chen Bezug zu der jewei­li­gen Stadt. Sie kom­men, wenn Sie Umsatz erhof­fen. Bleibt der irgend­wann aus, stimmt das Filia­l­er­geb­nis nicht mit den Ziel­vor­ga­ben über­ein, wird die Filia­le geschlos­sen, und man zieht eine Stadt weiter.

Leerstand in Bremerhaven

So hat es auch WMF gehal­ten. Schon eini­ge Jah­re nicht mehr mit dem Umsatz zufrie­den, haben sie jetzt die Not­brem­se gezo­gen und Bre­mer­ha­ven ver­las­sen. Als ich am 7. Janu­ar 2014 das Bild auf­nahm, waren Hand­wer­ker in dem ver­las­se­nen Geschäft tätig. Ich kann nicht sagen, ob etwas abge­baut oder neu instal­liert wurde.

Leerstand in Bremerhaven

Auch die­ses Geschäft sucht schon seit eini­gen Jah­ren einen Mie­ter. Ver­mut­lich sind 500 Qua­drat­me­ter Laden­flä­che zu groß, als dass die Mie­te dafür erwirt­schaf­tet wer­den kann.

Leerstand in Bremerhaven

Im Nor­den der Fuß­gän­ger­zo­ne ste­hen ins­ge­samt sie­ben Läden leer, wei­te­re Geschäfts­in­ha­ber sol­len abwan­dern wol­len. Die Mit­ar­bei­te­rin eines Rei­se­bü­ros sucht den Grund im Medi­ter­ra­neo, das die Lauf­kund­schaft angeb­lich von der nörd­li­chen Fuß­gän­ger­zo­ne abzie­hen soll. Mag sein, mir erscheint der Gedan­ke aber nicht schlüs­sig. Naja, auf jeden Fall wan­dert das Rei­se­cen­ter nicht ab. Es ist in die süd­li­che Fuß­gän­ger­zo­ne umge­zo­gen und nutzt an der Ecke zur Mit­tel­stra­ße die Räu­me der frü­he­ren Buch­hand­lung Müg­ge.

Leerstand in Bremerhaven

Wenn die Stadt Bre­mer­ha­ven aber glaubt, mit der Ansie­de­lung neu­er Geschäf­te in der nörd­li­chen Fuß­gän­ger­zo­ne sei­en die Pro­ble­me beho­ben, dann irrt sie. Dazu muss man sich nur mal in den ande­ren Stadt­tei­len umse­hen. Ob es Geest­e­mün­de ist oder Lehe, ob Wuls­dorf oder Mit­te; Die Läden ste­hen über­all leer.

Leerstand in Bremerhaven

Die­se Fotos sind nur ein Abriss des tat­säch­li­chen Zustan­des im Vier­tel Goe­the­stra­ße. Über­all gäh­nend lee­re Schau­fens­ter. Hand­wer­ker und Ein­zel­händ­ler haben ihren Betrie­ben schon vor lan­ger Zeit den Rücken gekehrt. Zum Teil aus Alters­grün­den, zum Teil man­gels aus­rei­chen­der Umsätze.

An der Peri­phe­rie der Stadt haben sich Super­märk­te eta­bliert, die die Kun­den aus der Innen­stadt abzie­hen. Viel zu lan­ge Fuß­gän­ger­zo­nen hal­ten die Käu­fer­schich­ten fern, die mit dem Auto unter­wegs sind. Und nicht zuletzt geht aus demo­gra­phi­schen Grün­den Kauf­kraft ver­lo­ren. Berufs­tä­ti­ge haben heu­te kei­ne Zeit mehr, nach Fei­er­abend durch die Geschäf­te zu eilen. Da wird im Inter­net ein­ge­kauft. Zumin­dest machen das die sol­ven­ten Bevöl­ke­rungs­schich­ten. Wer für das Inter­net kein Geld hat, der geht aber auch nicht in die Fuß­gän­ger­zo­ne zum Einkaufen.

Ich den­ke, der nörd­li­che Teil der Fuß­gän­ger­zo­ne in Bre­mer­ha­ven soll­te für den Auto­ver­kehr frei­ge­ge­ben wer­den. Das wür­de wahr­schein­lich mehr Men­schen in die Stra­ße brin­gen als irgend­wel­che Pseu­do­ver­an­stal­tun­gen, die nie­man­den interessieren.

Leerstand in Lüneburg

Lüne­burg hat mit ähn­li­chen Pro­ble­men wie Bre­mer­ha­ven zu kämp­fen. Auch in Lüne­burg sind die Fuß­gän­ger­zo­nen unend­lich lang. Auch dort wer­den die Rand­ge­bie­te nicht fre­quen­tiert, und  vie­le Ein­zel­händ­ler haben frus­triert auf­ge­ge­ben. Weil mit dem gerin­gen Umsatz kein aus­rei­chen­der Über­schuss gene­riert wer­den konn­te. Dann wird der Laden doch lie­ber an einen Filia­lis­ten ver­mie­tet, und der Net­to-Miet­ertrag scheint zu ver­füh­ren, die Geschäfts­tä­tig­keit ein­zu­stel­len. Wer den oben erwähn­ten Arti­kel der Lan­de­zei­tung “Kon­zept gegen Leer­stand”  lesen möch­te: Ein­fach ankli­cken, ich habe die Zei­tungs­ar­ti­kel für Euch hinterlegt.

Leerstand in Görlitz

Auch mit Gör­litz habe ich mich beschäf­tigt, ich habe dort ja eini­ge Jah­re gewohnt. Wer Gör­litz nicht kennt, die Stadt liegt in der Ober­lau­sitz, direkt an der Nei­ße. 1945 wur­de Gör­litz geteilt, aus dem öst­lich der Nei­ße gele­ge­nen Stadt­teil ist die pol­ni­sche Stadt Zgor­zel­ec hervorgegangen.

Leerstand in Görlitz

Wie die­se Bil­der sehr schön ver­deut­li­chen, hat die Stadt Gör­litz auch eine sehr lan­ge Fuß­gän­ger­zo­ne. Der unte­re Teil führt in die Stadt­mit­te. Hier sind vie­le Pas­san­ten zu sehen, die ihre Ein­käu­fe erle­di­gen. Zwar wird die­ser Stra­ßen­ab­schnitt auch von Filia­lis­ten beherrscht, aber die Läden ste­hen nicht leer.

Schaut man jedoch in die ande­re Rich­tung (Bild mit der Stra­ßen­bahn) hat der Betrach­ter ein ganz ande­res Erleb­nis. Der Stra­ßen­ab­schnitt ist leer – nur die Stra­ßen­bahn rauscht Rich­tung Bahn­hof. Geschäf­te gibt es hier kaum, Bau­rui­nen aus DDR-Zei­ten beherr­schen das Bild. Aber wenigs­tens hat Gör­litz ein Kon­zept, ein­fach oben ankli­cken, und Ihr bekommt es als pdf-Datei.

Ich habe hier drei unter­schied­li­che Hoch­schul­städ­te mit unter­schied­li­chen Ver­gan­gen­hei­ten in unter­schied­li­chen Regio­nen Deutsch­lands  vor­ge­stellt, die von den glei­chen Pro­ble­men geplagt wer­den: Leer­stand in der Innenstadt.

Las­sen sich die Zei­ten zurück­ho­len, in denen Autos durch die Ein­kaufs­stra­ßen fuh­ren? Vor Fein­kost­ge­schäf­ten und Fach­ge­schäf­ten park­ten, wäh­rend die Insas­sen ihren Ein­kaufs­bum­mel mach­ten? Dazu müss­ten die Kom­mu­nal­po­li­ti­ker den Mut fin­den und die ver­wais­ten Fuß­gän­ger­zo­nen zurück­bau­en. Sonst kau­fen die Kun­den dort ein, wo das Auto­fah­ren erlaubt ist: Im Super­markt, im Elek­tro­markt oder beim Beklei­dungs­dis­coun­ter am Stadtrand.

Irgend­wann gin­gen die Kun­den nur noch zu einer kos­ten­lo­sen Bera­tung ins Fach­ge­schäft, ein­ge­kauft haben sie dann im Inter­net. Der Ein­zel­händ­ler kann­te kei­ne Mar­ke­ting­stra­te­gien. Kam ein inter­es­sier­ter Kun­de nicht zurück, blieb er eben weg. Tele­fo­nisch nach­ge­fragt hat nie­mand. Und so blie­ben immer mehr Kun­den weg, und so wur­de das Ange­bot der Geschäf­te immer ein­sei­ti­ger. Filia­lis­ten machen sich breit, Geiz ist geil regiert. Aber wer nicht bereit ist, dem Fach­händ­ler für eine gute Bera­tung fünf Euro mehr zu bezah­len, der muss sich nicht wun­dern, wenn es irgend­wann kei­nen Fach­händ­ler mehr gibt.

Es ist wie mit den Kon­to­füh­rungs­ge­büh­ren der Spar­kas­sen. Kei­ner will sie bezah­len, vie­le haben ihrer Spar­kas­se den Rücken gekehrt. Und sich gewun­dert, wenn ihre ach so güns­ti­ge Bank­fi­lia­le plötz­lich geschlos­sen wur­de, weil die Ren­di­te nicht mehr stimm­te. Spar­kas­sen sind dem Gemein­wohl ver­pflich­tet. Das kön­nen sie aber nur so lan­ge, wie die Gemein­schaft die Spar­kas­se auch unter­stützt. Zum Bei­spiel durch eine Kon­to­füh­rungs­ge­bühr, von der dann Ver­ei­ne oder not­lei­den­de Men­schen unter­stützt werden.

Jeder Bür­ger ent­schei­det selbst, was ihm wich­tig ist. Nie­mand zwingt ihn, sei­ne Waren online im Ver­sand­han­del zu kau­fen. Nie­mand muss zu einem Beklei­dungs­dis­coun­ter am Stadt­rand gehen, um fünf Euro zu spa­ren. Und kei­ne Stadt­pla­ner wer­den gezwun­gen, gro­ße Bau­märk­te in der Innen­stadt anzu­sie­deln. Beson­ders dann nicht, wenn es schon inner­städ­ti­sche Bau­märk­te gibt.

Zum Tanzvergnügen fuhr man mit der Straßenbahn zum Schweizerhaus nach Weinhübel

Ein Schwei­zer­haus ist ein Gebäu­de im Stil alpen­län­di­scher Bau­ern­häu­ser. Flach geneig­te und weit vor­kra­gen­de Dächer sowie Ver­zie­run­gen an Dächern, Bal­ko­nen und Aus­trit­ten sind cha­rak­te­ris­tisch für die­sen in Deutsch­land, Öster­reich-Ungarn und Skan­di­na­vi­en vor­kom­men­den Bau­stil der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahrhunderts. 

Schweizerhaus

Auch im ehe­ma­li­gen Leschwitz stand so ein Schwei­zer­haus. Es war ein sehr belieb­tes Aus­flugs­lo­kal mit einem rie­si­gen Gar­ten­re­stau­rant. In dem Hohen­zol­lern­saal traf man sich regel­mä­ßig zu Tanzveranstaltungen.

Schweizerhaus

Einst beka­men vie­le Wirts­häu­ser ihre Lauf­kund­schaft mit der Stra­ßen­bahn gebracht. Als am 7. August 1930 der west­li­che Orts­teil Leschwitz an das Gör­lit­zer Stra­ßen­bahn­netz ange­schlos­sen wur­de, befand sich die End­sta­ti­on vor dem dama­li­gen Schwei­zer­haus. Von dort ver­lief die Stra­ßen­bahn­li­nie 1 ent­lang der Zit­tau­er Stra­ße vor­bei an der Gast­stät­te Zelt­gar­ten bis zum Schüt­zen­haus, wo sie sich schließ­lich mit dem bestehen­den Stra­ßen­bahn­netz vereinigte.

Schweizerhaus

Bis gegen Ende der 1960er Jah­re wur­den die Räu­me im vor­de­ren Gebäu­de­teil von einem Post­amt und einer Kon­sum-Ver­kaufs­stel­le genutzt. Der gro­ße Hohen­zol­lern­saal aber dien­te bis 1972 als Turn­hal­le einer Poly­tech­ni­schen Ober­schu­le. Bis zu 74 Schü­ler muss­ten sich in einer Sport­stun­de den alten Saal tei­len, um alle Schü­ler unter­zu­be­kom­men. Dabei lief der Unter­richt lief bis 20 Uhr.

1972/73 muss­te das inzwi­schen bau­fäl­lig gewor­de­nen Haus abge­ris­sen werden.

Vor 60 Jahren stand eine Görlitzer Volltuchfabrik in Flammen

Den 23. Dezem­ber 1953 soll­ten vie­le Gör­lit­zer noch lan­ge in Erin­ne­rung behal­ten. Auf der Rothen­bur­ger Stra­ße 39 hat sich das Werk III der Voll­tuch­fa­brik Gör­litz in ein Flam­men­meer verwandelt.

Görlitzer Volltuchwerk in Flammen

Kurz vor 18 Uhr war die Gör­lit­zer Berufs­feu­er­wehr am Ein­satz­ort in der Rothen­bur­ger Stra­ße (heu­te: “An der Tisch­brü­cke”). Die Arbei­ter der Spät­schicht waren die ers­ten, die den Brand bemerk­ten. Brand­ge­ruch und ers­te Flam­men unter­bra­chen ihre gera­de begon­ne­ne Pau­se an die­sem Vor­tag zum Hei­li­gen Abend. Schnell wur­de die Feu­er­wehr alarmiert.

Allen vor Ort war sofort klar, dass es schwie­rig wer­den wür­de, die­sen Brand in Schach zu hal­ten. Jede Men­ge brenn­ba­rer Tex­ti­li­en, Fasern, Staub und die Holz­bal­ken­de­cken gaben dem Feu­er stän­dig neue Nah­rung. Sofort wur­den alle erreich­ba­ren wei­te­ren Feu­er­weh­ren zur Unter­stüt­zung her­bei­ge­ru­fen, auch aus den umlie­gen­den Dör­fern eil­ten Hel­fer her­bei. Doch nie­mand konn­te das Feu­er aufhalten.

Alles stand in Flam­men, vom Kel­ler bis ins Dach­ge­schoss zün­gel­ten die Flam­men durch die Räu­men und fra­ßen alles, was sich ihnen in den Weg stell­te. Plötz­lich explo­dier­te der Faser­staub und schleu­der­te die noch vor­han­de­nen Frag­men­te des Daches in die Höhe. Bis zu den Grund­mau­ern brann­te alles ab. Da nütz­te es auch nichts, dass bis zum Mor­gen­grau­en uner­müd­lich Was­ser aus der Nei­ße in das töd­lich ver­wun­de­te Gebäu­de gepumpt wur­de. Die Feu­er­wehr muss­te dem Trei­ben des Feu­ers ohn­mäch­tig zuse­hen. Brand­wa­chen konn­ten nur noch ver­hin­dern, dass das Feu­er aus Glut­nes­tern wie­der neu aufflammt.

Zunächst ver­mu­te­ten die sofort ein­ge­setz­ten Ermitt­lern eine Sabo­ta­ge und nah­men flugs vier Per­so­nen fest – auch den Ein­satz­lei­ter der Feu­er­wehr. Der Juni-Auf­stand die­ses Jah­res war schließ­lich noch nicht ver­ges­sen. Doch nach Weih­nach­ten durf­ten alle Ver­däch­tig­ten ihre Zel­len wie­der ver­las­sen. Ein Kurz­schluss hat­te das Feu­er ent­facht, Brand­schutz­vor­schrif­ten wur­den sträf­lich vernachlässigt.

Bereits im Fol­ge­jahr wur­de der Betrieb wie­der auf­ge­baut.
Quel­le:
Säch­si­sche Zei­tung/Ralph Scher­mann

Spendenaufruf für die Markierung des 15. Meridians in Görlitz

In Gör­litz ticken die Uhren am genau­es­ten, denn die Stadt liegt exakt auf dem 15. Län­gen­grad öst­lich von Green­wich. Der Meri­di­an­stein befin­det sich nahe der Stadt­hal­le und infor­miert dar­über, dass hier die mit­tel­eu­ro­päi­sche Zeit bestimmt wird.

Meridian Görlitz

In Gör­litz ticken die Uhren am genau­es­ten, denn die Stadt liegt exakt auf dem 15. Län­gen­grad öst­lich von Green­wich. Der Meri­di­an­stein befin­det sich nahe der Stadt­hal­le und infor­miert dar­über, dass hier die mit­tel­eu­ro­päi­sche Zeit bestimmt wird.

Im Jahr 2011 wur­de der Ver­lauf des 15. Meri­di­ans im Bereich der Zufahrt zur Stadt­brü­cke mit Hil­fe einer blau­en Linie auf der Stra­ße und durch eine Infor­ma­ti­ons­ta­fel kennt­lich gemacht. Lei­der hält Far­be nicht ewig, denn unzäh­li­ge Autos haben seit­dem die­se Linie über­quert und Wit­te­rungs­ein­flüs­se spiel­ten dabei eben­so mit.

Mit Unter­stüt­zung eines Gör­lit­zer Inge­nieur­bü­ros wur­de eine tech­ni­sche Lösung ent­wi­ckelt, der auch der Tech­ni­sche Aus­schuss der Stadt Gör­litz zustimmte.

Da die Stadt Gör­litz Eigen­tü­mer die­ses Stra­ßen­ab­schnit­tes ist, steht einer Umset­zung eigent­lich nichts mehr im Wege. Jedoch wer­den dazu etwa 20.000 Euro gebraucht, Geld – das die Stadt nicht hat oder was zu Las­ten ande­rer frei­wil­li­ger Auf­ga­ben ginge.

Um den 15. Meri­di­an wei­ter in das Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung brin­gen zu kön­nen, wür­de ich mich freu­en, wenn mög­lichst vie­le mit einer Spen­de hel­fen“, so Ober­bür­ger­meis­ter Sieg­fried Deinege.

Wenn auch Sie wol­len, dass die­se Idee umge­setzt wird, kön­nen Sie sich mit einem finan­zi­el­len Betrag gern beteiligen.

Ihre Spen­de über­wei­sen Sie bit­te auf das Kon­to 234905000 (BLZ: 85050100) bei der Spar­kas­se Ober­lau­sitz-Nie­der­schle­si­en unter dem Ver­wen­dungs­zweck: 15. Meri­di­an. Für eine Spen­den­be­schei­ni­gung bit­ten wir Sie, Ihre vol­le Anschrift zum Ver­wen­dungs­zweck anzu­ge­ben. Sie kön­nen sich aber auch gern an Manue­la Neu­mann, Sach­be­ar­bei­te­rin im Amt für Stadt­fi­nan­zen unter der Tele­fon­num­mer 03581–671597, E‑Mail m.neumann@goerlitz.de wenden.

Quel­le:
goerlitz.de

Schüler-Hochschule an der Hochschule Zittau/Görlitz

Stu­die­ren pro­bie­ren!

Hochschule Zittau/Görlitz

An der Hoch­schu­le Zittau/Görlitz beginnt am Sams­tag, dem 16. Novem­ber 2013 die neue fünf­tei­li­ge Veranstaltungsreihe

 Schü­ler-Hoch­schu­le am Samstag

Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus Gym­na­si­en und Ober­schu­len ab der Klas­sen­stu­fe 10 sind herz­lich ein­ge­la­den, an fünf Sams­ta­gen zwi­schen Novem­ber 2013 und April 2014 in die span­nen­de Welt der Inge­nieur- und Natur­wis­sen­schaf­ten ein­zu­tau­chen. Die fünf The­men (sie­he Fly­er) sind spe­zi­ell für Schü­ler auf­be­rei­tet und fin­den am Cam­pus Gör­litz oder Zit­tau statt. Die Teil­nah­me an nur ein­zel­nen The­men ist auch möglich. 

Beginn ist immer 10 Uhr mit einer etwa ein­stün­di­gen Vor­le­sung mit Dis­kus­si­ons­teil für bis zu 80 Schü­ler (und Eltern). Gegen 11.30 Uhr haben ein­zel­ne Schü­ler noch die Mög­lich­keit, das Vor­le­sungs­the­ma im Rah­men von Labor­füh­run­gen und Expe­ri­men­ten bis maxi­mal 12.30 Uhr wei­ter zu vertiefen. 

Am 16. Novem­ber führt Prof. Tobi­as Zschun­ke am Cam­pus Zit­tau mit dem The­ma “Holz­gas für die Strom­erzeu­gung, geht das” für bis zu 80 Schü­ler in die Welt der Ener­gie­ge­win­nung aus Bio­mas­se ein. Fra­gen wie: “Was muss man tun, um aus Holz ein Brenn­gas, das soge­nann­te Holz­gas zu gewin­nen?” und “Wel­che Vor­gän­ge lau­fen bei der Holz­ver­ga­sung ab?” wer­den in der Vor­le­sung mit Dis­kus­si­ons­teil beant­wor­tet. In anschlie­ßen­den Expe­ri­men­ten kön­nen bis zu 20 Schü­ler ein Holz­gas-Block­heiz­kraft­werk näher unter die Lupe neh­men und des­sen Anla­gen­tei­le anschau­en, des­sen Funk­ti­on ver­ste­hen, Mess­wer­te able­sen, Tem­pe­ra­tu­ren spü­ren, Fra­gen stel­len usw.

Die vor­he­ri­ge Anmel­dung ist erfor­der­lich unter www.hszg.de/schuelerhochschule. Hier sind auch wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu finden. 

Die teil­neh­men­den Schü­ler erhal­ten über die besuch­ten Ver­an­stal­tun­gen im Nach­hin­ein ein Teil­nah­me­zer­ti­fi­kat der Hoch­schu­le Zittau/Görlitz.

Kon­takt­mail:
berufsorientierung@hszg.de
Kon­takt:
Hoch­schu­le Zittau/Görlitz
Zen­trum für Wis­sens- und Tech­no­lo­gie­trans­fer
Robert Vier­tel
Ver­ant­wort­li­cher Mit­ar­bei­ter für Wei­ter­bil­dung
Tele­fon: +49 3583 61–1477
Tele­fon: +49 3581 4828–205
Tele­fax: +49 3583 61–1496
E‑Mail: rviertel@hs-zigr.de

Vor 140 Jahren wurde die Stadt Görlitz kreisfrei

Stadt­krei­se gab es frü­her nur im König­reich Preu­ßen. Bei der 1816 erfolg­ten Glie­de­rung Preu­ßens in Krei­se wur­den die Pro­vinz­haupt­städ­te der unmit­tel­ba­ren Kon­trol­le der Pro­vinz­re­gie­rung unter­stellt, sie wur­den Imme­di­at­städ­te. 

Historische Karte Schlesiens 1905

Auf­grund der Indus­tria­li­sie­rung wuch­sen vie­le Städ­te schnell. Die For­de­run­gen an die preu­ßi­sche Regie­rung, die Krei­se neu zu ord­nen und Imme­di­at­städ­te zu bil­den, wur­den immer dring­li­cher. 1872 stimm­te die Regie­rung der Neu­bil­dung von Imme­di­at­städ­ten zu. Nach Erfurt, Düs­sel­dorf und Kre­feld wur­de am 1. Juli 1873 auch Gör­litz neue Imme­di­at­stadt. Ab 1. April 1887 wur­de die Bezeich­nung “Imme­di­at­stadt” abge­schafft und durch “Stadt­kreis” ersetzt. Gör­litz soll­te bis 2008 kreis­frei bleiben.

Mit Auf­lö­sung der Pro­vinz Schle­si­en zum 8. Novem­ber 1919 wur­de aus den Regie­rungs­be­zir­ken Bres­lau und Lie­gnitz die neue Pro­vinz Nie­der­schle­si­en gebil­det. Schließ­lich nahm man im Jah­re 1925 die Land­ge­mein­den Rausch­wal­de und Moys aus dem Land­kreis Gör­litz her­aus und schlug sie dem Stadt­kreis Gör­litz zu.