Kategorie: Görlitz

Königliche Baugewerkschule und Königliche Maschinenbauschule in Görlitz — Teil 3

Die König­li­che Bau­ge­werk­schu­le und König­li­che Maschi­nen­bau­schu­le Gör­litz befand sich jen­seits der Nei­ße am Fried­richs­platz (heu­te Par­ty­zan­tów 4, 59–900 Zgor­zel­ec) in der frü­he­ren Gör­lit­zer Ost­stadt. Aus der Ost­stadt ist nach dem 2. Welt­krieg das heu­ti­ge pol­ni­sche Zgor­zel­ec her­vor­ge­gan­gen. Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be vom März 2013 einen Auf­satz von Wolf­gang Stil­ler ver­öf­fent­licht, in dem His­to­ri­sches über die ehe­ma­li­ge Schu­le behan­delt wird:

1905-Königliche-Baugewerkschule

Anmer­kung: Leser zum Arti­kel der Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le (Teil 1) Zunächst eine Berich­ti­gung. Ein Leser infor­mier­te mich, dass der Archi­tekt der Rothen­bur­ger Ver­si­che­rung (Gebäu­de der Hoch­schu­le) nicht der Bau­ge­werk­schul­leh­rer Prof. Hugo Behr gewe­sen ist, son­dern der bekann­te Gör­lit­zer Archi­tekt Ger­hard Röhr. Natür­lich hat der Leser Recht, und ich möch­te mich für die­se Ver­wechs­lung entschuldigen.

Ein wei­te­rer Leser meint, dass vor der Inge­nieur­schu­le für Maschi­nen­bau in die­sem Hau­se die Inge­nieur­schu­le für Schie­nen­fahr­zeu­ge ansäs­sig gewe­sen sei. Dies konn­te ich nicht über­prü­fen, da mir dazu kei­ne Quel­len zur Ver­fu­gung stehen.

Nach Erschei­nen des Arti­kels im Teil 1 über die Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le infor­mier­te mich Frau Star­ke von der Melan­chthon­stra­ße, dass ihr Vater Hans Beckert vom 5.3.1932 bis zum 14.2.1934 an der Tech­ni­schen Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen in Gör­litz stu­diert habe und sie im Besitz einer Rei­he von Doku­men­ten sei. Bei einem Treff konn­te ich die Zeit­zeug­nis­se ein­se­hen, und Frau Star­ke gab mir die Erlaub­nis, dar­über zu berichten:

Hans Beckert wur­de 1912 gebo­ren, besuch­te von 1918 bis 1927 die Volks- bzw. Grund­schu­le und wur­de aus der Ober­klas­se entlassen.

Von 1927 bis 1931 erlern­te er bei der Fir­ma Rein­hold Hil­brich in der Hother­stra­ße 1 das Schlos­ser- und Dre­her­hand­werk, wel­ches er mit dem Prä­di­kat “sehr gut” been­de­te, und für sein Gesel­len­stück erhielt er ein Diplom. Bereits in die­ser Zeit nahm er an Abend­kur­sen der Maschi­nen­bau­schu­le teil.

Vom Dezem­ber 1931 bis Febru­ar 1932 war er Volon­tär bei der Spe­zi­al­gie­ße­rei Trab­ner und Co, Jau­er­ni­cker Stra­ße 40. Vom 5.3.1932 bis zum 14.2.1834 besuch­te Herr Beckert die Tech­ni­sche Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen in Gör­litz am Fried­richs­platz. Das Stu­di­um schloss er mit dem Prä­di­kat “Mit Aus­zeich­nung bestan­den” ab.

Reifezeugnis Vorderseite

Reifezeugnis Rückseite

An die­ser Anstalt gab es auch die Tech­ni­sche Ver­ei­ni­gung Staat­li­cher Maschi­nen­bau­schü­ler “Lusa­tia” Görlitz.

Nach dem Stu­di­um war er zunächst vom 19.2.1934 bis 31.7.1935 als Maschi­nen­tech­ni­ker im tech­ni­schen Büro Abt. Zie­ge­lei­ma­schi­nen der Fir­ma Rau­pach Maschi­nen­fa­brik beschäf­tigt und wech­sel­te dann am 1.8.1935 zur Wumag, Abt. Maschi­nen­bau. Dort war er als Dampf­ma­schi­nen-Kon­struk­teur und spä­ter als Mon­tag­e­in­ge­nieur für Dampf­tur­bi­nen tätig.

Klassenfoto

Im Okto­ber 1944 wur­de er zur Wehr­macht nach Lie­gnitz ein­be­ru­fen, Anfang 1945 zum Bau von Schüt­zen­grä­ben in Deutsch Ossig ein­ge­setzt und von dort ohne Vor­ankün­di­gung und Ver­ab­schie­dung von der Fami­lie an die Front ver­la­den. Die letz­te Feld­post kam aus Neu­ham­mer bei Sagan, datiert vom 12.2.1945, erreich­te die Fami­lie aber erst  Ende Febru­ar 1945.

Burschenschaft

Bereits beim ers­ten Kampf­ein­satz am 15.2.1945 in Dober­pau­se bei Sagan am Queiß wur­de er so schwer ver­wun­det, dass er an den Fol­gen ver­starb. Wo er sei­ne letz­te Ruhe fand, ist trotz Nach­for­schun­gen nicht bekannt.

Von der König­li­chen Maschi­nen­bau­schu­le zur Tech­ni­schen Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen Gör­litz zur höhe­ren Tech­ni­schen Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen Gör­litz. Im Besitz der Fami­lie Star­ke befin­det sich auch die Fest­schrift zur 40-Jahr-Fei­er der Höhe­ren Tech­ni­schen Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen Gör­litz 1898 — 1938. Ein ein­ma­li­ges Doku­ment über die Geschich­te der Anstalt, die nicht ein­mal in den Gör­lit­zer Archi­ven vor­han­den ist.

Mitgliedsausweis

Die Ein­rich­tung wur­de, wie bereits erwähnt, 1898 auf Anre­gung des hie­si­gen “Tech­ni­schen Ver­eins“ im neu errich­te­ten Gebäu­de am Fried­richs­platz gemein­sam mit der Bau­ge­werk­schu­le ein­ge­rich­tet. Die Stadt muss­te sich jedoch ver­pflich­ten, für die unent­gelt­li­che Unter­brin­gung der Schu­le zu sor­gen und einen erheb­li­chen Betriebs­kos­ten­zu­schuss für den Unter­halt zu zah­len. Der Staat über­nahm nur die Kos­ten für das Lehr­per­so­nal, die Unter­hal­tung des Inven­tars und der tech­ni­schen Einrichtungen.

Die Schu­le bestand zunächst aus einem 4‑klassigen Werk­meis­ter­un­ter­richt und einer Fort­bil­dung für Maschi­nen­bau­er, Schlos­ser und Schmie­de. An die­ser Ein­rich­tung wur­de bereits 1910 neben dem Direkt­stu­di­um das Abend- und Sonn­tags­stu­di­um mit 6 auf­stei­gen­den Klas­sen mit wöchent­lich 10 Unter­richts­stun­den eingeführt.

Im Som­mer 1905 wur­de mit dem Bau des maschi­nen- und elek­tro­tech­ni­schen Labo­ra­to­ri­ums begon­nen und die­ses am 1.10.1906 ein­ge­weiht. Die Stadt stell­te für des­sen Bau 50.000,- Mark bereit, und das Minis­te­ri­um für Han­del und Gewer­be bewil­lig­te für die Anschaf­fung von Maschi­nen und Appa­ra­ten 45.000,- Mark. Wei­te­re Aus­tat­tungs­ge­gen­stän­de wur­den durch Spon­so­ren zur Ver­fü­gung gestellt.

Staatslehranstalten

Im August 1914 wur­de wegen der Ein­be­ru­fun­gen die Anstalt geschlos­sen und im Som­mer­halb­jahr 1915 der Unter­richt im sehr beschränk­ten Umfan­ge wie­der auf­ge­nom­men. Tei­le der Schu­le wur­den vom Land­sturm­ba­tail­lon des IR 19 bis 1916 belegt, und spä­ter wur­de in den obe­ren Räu­men ein Reser­ve­la­za­rett des DRK ein­ge­rich­tet. Danach fand vom Novem­ber 1918 bis April 1919 noch ein­mal eine mili­tä­ri­sche Ein­quar­tie­rung durch das Frei­korps Fau­pel statt, so dass erst danach ein ordent­li­cher Schul­be­trieb wie­der mög­lich war. Im Som­mer­se­mes­ter 1919 waren es 93 Stu­den­ten. In den Jah­ren von 1924 bis 1930 war in der Ein­rich­tung die Hee­res­fach­schu­le mit 3 Klas­sen mit je 20 bis 30 Hee­res­an­ge­hö­ri­gen zusätz­lich belegt.

Mit der Welt­wirt­schafts­kri­se Anfang 1930 wur­den vie­le Schu­len auf­ge­löst, und die Gör­lit­zer Ein­rich­tung soll­te das glei­che Schick­sal erei­len. Zähl­te doch die Ober­lau­sitz durch beson­ders hohe Arbeits­lo­sig­keit zum Not­stands­ge­biet, und das führ­te zu sehr gerin­gen Ein­schrei­bun­gen an die­ser Anstalt.

Dage­gen wehr­ten sich die Stadt, die hie­si­ge Indus­trie, Post und Bahn mit Erfolg. Das Reichs­er­zie­hungs­mi­nis­te­ri­um stimm­te dem Wei­ter­be­trieb der Anstalt zu, leg­te aber fest, dass mit Wir­kung vom 1.10.1936 die Gör­lit­zer Schu­le in eine “höhe­re Tech­ni­sche Staats­lehr­an­stalt für Maschi­nen­we­sen“ umzu­ge­stal­ten sei mit dem­entspre­chend ver­än­der­ten Lehrplänen.

Indem 10% der Schul­geld­ein­nah­men für Stu­di­en­bei­hil­fen bzw. Schul­geld­be­frei­un­gen für bedürf­ti­ge Stu­den­ten ver­wen­det wer­den konn­ten und die Indus­trie Frei­stel­len und ein­ma­li­ge Unter­stüt­zun­gen zur Ver­fü­gung stell­te, stie­gen die Stu­di­en­teil­neh­mer­zah­len wie­der erheb­lich an. Ab 1937 waren dies nur an der Abend­schu­le zwi­schen 112 und 146 Teilnehmer.

Raupach

Segens­reich war von Anfang an die Unter­stüt­zung Gör­lit­zer Unter­neh­men, ins­be­son­de­re der Fir­ma Richard Rau­pach, Maschi­nen­fa­brik Gör­litz. Bereits im April 1914 wur­de der Anstalt die “Richard Rau­pach Stif­tung“ mit einem Betrag von 15.000,- Mark über­ge­ben. Aus den Zin­sen soll­ten bedürf­ti­ge Stu­den­ten mit Wohn­sitz in Gör­litz ein Sti­pen­di­um erhal­ten. Anspruch hat­ten aber in ers­ter Linie Schü­ler, die in der Fir­ma Rau­pach gelernt hat­ten. Im Jah­re 1918 errich­te­te Kom­mer­zi­en­rat Rau­pach erneut eine Stif­tung in Höhe von 20.000,- Mark, die der För­de­rung und Aus­bil­dung von Kriegs­in­va­li­den zu Werk­meis­tern und Tech­ni­kern die­nen soll­te. Lei­der ging die­ses Ver­mö­gen mit der Infla­ti­on verloren.

Dar­über hin­aus gab es für die Schu­le die “Lou­is Queiß­ner Stif­tung“, die “Ein­tracht Stif­tung“ und die “Wein­berg Stif­tung“. Wei­te­re Fir­men, Pri­va­te und Gemein­den stell­ten ein­ma­li­ge oder lau­fen­de Beträ­ge zur Ver­fü­gung, so dass ein Schul­stif­tungs­ver­mö­gen von 11.000,- Mark ent­ste­hen konn­te. Aus des­sen Zin­sen in Höhe von 800,- Mark konn­ten wei­te­re Unter­stüt­zun­gen an Bedürf­ti­ge gewährt werden.

Kofferfabrik in Moys

Als ein ganz wich­ti­ges Ziel gestal­te­te sich an die­ser Ein­rich­tung die Begab­ten­för­de­rung, indem Jugend­li­che aus nicht ver­mö­gen­den Ver­hält­nis­sen ein Stu­di­um auf­neh­men konn­ten. Die Schul­bi­blio­thek umfass­te 40.000 Lehr­bü­cher und Fach­zeit­schrif­ten zur kos­ten­lo­sen Aus­lei­he. Im Ver­lau­fe der 40 Jah­re (1898–1938) sind in 69 Semes­tern 1843 Stu­die­ren­de ein­ge­tre­ten, davon haben 1302 Stu­die­ren­de das Rei­fe­zeug­nis erhal­ten, das sind 70 % der Ein­ge­tre­te­nen. Den Fir­men, die in unei­gen­nüt­zi­ger Wei­se die Staats­lehr­an­stalt und ihre Stu­die­ren­den durch Gewäh­rung von Bei­hil­fen und der kos­ten­lo­sen Über­las­sung von Maschi­nen und Ein­rich­tun­gen unter­stützt hat­ten, wur­de aus Anlass des 40-jäh­ri­gen Bestehens der Schu­le ins­be­son­de­re gedankt.

Arnade, Koffer und Lederwarenfabrik Görlitz

Das waren unter ande­rem fol­gen­de Gör­lit­zer Ein­rich­tun­gen und Unter­neh­men: Stadt Gör­litz; Stadt­wer­ke Gör­litz; Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Gör­litz; Wumag Abtei­lung Wag­gon­bau und Abtei­lung Maschi­nen­bau; Richard Rau­pach, Maschi­nen­fa­brik Gör­litz; Roscher Maschi­nen­fa­brik Gör­litz; Wies­ner, Maschi­nen­fa­brik Gör­litz; Fischer, Feu­er­lösch­ge­rä­te­fa­brik Gör­litz; Chris­toph & Unmack, Maschi­nen­fa­brik Nies­ky; Sau­er­stoff­werk Gör­litz; Ernst Bulow & Co, Metall­wa­ren­fa­brik Gör­litz; Ernst Bent­zin, Werk­stät­ten für pho­to­gra­phi­sche Appa­ra­te Gör­litz; Arna­de, Kof­fer und Leder­wa­ren­fa­brik Gör­litz; Mauksch, Fur­nier- und Säge­werk Gör­litz; Paul Tesch, Auto­zen­tra­le Gör­litz; Nord­mann & Sohn, Heiz- und Koch­ge­rä­te Gör­litz und andere.

Wiessner

Hier tru­gen die Unter­neh­men noch Ver­ant­wor­tung für die Aus­bil­dung des Nach­wuch­ses. Als bedeut­sam ist fol­gen­de Fest­stel­lung zu wer­ten. Die ver­hält­nis­mä­ßig kur­ze Aus­bil­dungs­zeit für das Inge­nieur­stu­di­um zwang die ver­ant­wort­li­chen Lehr­stät­ten, den Unter­richt auf das unbe­dingt not­wen­di­ge Maß zu beschrän­ken. Der jun­ge Inge­nieur muss mit dem wis­sen­schaft­li­chen Rüst­zeug aus­ge­stat­tet wer­den, mit dem er über­all die an ihn her­an­tre­ten­den Auf­ga­ben meis­tern kann. Für den Unter­richt ist des­halb nicht Aus­wei­tung, son­dern Beschrän­kung und Ver­tie­fung die For­de­rung. Bei der heu­te ver­zweig­ten Tech­nik wäre es grund­falsch, Son­der­ge­bie­te zu för­dern. Es hat sich viel­mehr der Unter­richt auf die Grund­la­gen und Haupt­fach­ge­bie­te zu beschrän­ken. Auf­ge­schrie­ben wur­de die­ses 1938 — könn­ten dar­aus Schluss­fol­ge­run­gen gezo­gen wer­den, von wel­chem Bal­last heu­te Stu­die­ren­de befreit wer­den könnten?

Autor: Wolf­gang Stil­ler, Dres­de­ner Str. 28, 02826 Görlitz
Nach­druck mit Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Nach Ver­öf­fent­li­chung des ers­ten Auf­satz­tei­les bat mich Herr Wolf­gang Stil­ler per E‑Mail, auch die Tei­le 2 und 3 sei­nes Auf­sat­zes zu ver­öf­fent­li­chen. Bis­her lie­ßen sich kei­ne Doku­men­te fin­den, ob und wie die Schu­le wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges von 1939 bis 1945 funk­tio­nier­te. Beson­ders inter­es­siert ist der Ver­ein Ober­lau­sit­zer Berg­leu­te e. V. an Mit­tei­lun­gen und Zeit­do­ku­men­ten der Berg­vor­schu­le (1901 – 1904 an die­ser Ein­rich­tung), da es auch in den Gör­lit­zer Archi­ven dazu kein Mate­ri­al gibt.

Seit 1945 steht der Stadt Gör­litz durch die Grenz­fest­le­gung nach dem 2. Welt­krieg die­se Bil­dungs­ein­rich­tung nicht mehr zur Ver­fü­gung. Heu­te beher­bergt die­ses an der Uli­ca Par­ty­zan­tów 4 (ehe­ma­li­ge Fried­richs­platz) gele­ge­ne alte Gebäu­de der frü­he­ren Bau­ge­wer­ke- und Maschi­nen­bau­schu­le das Gim­naz­jum Łuży­ckie (Gym­na­si­um) und das  Lice­um Ogól­noksz­tałcące im. Bra­ci Śnia­de­ckich (All­ge­mein­bil­den­des Lyzeum).
König­li­che Bau­ge­werk­schu­le – Teil 1
König­li­che Bau­ge­werk­schu­le – Teil 2

Königliche Baugewerkschule und Königliche Maschinenbauschule in Görlitz — Teil 2

König­li­che Bau­ge­werk­schu­le und König­li­che Maschi­nen­bau­schu­le in Gör­litz — Teil 2

Die König­li­che Bau­ge­werk­schu­le und König­li­che Maschi­nen­bau­schu­le Gör­litz befand sich jen­seits der Nei­ße am Fried­richs­platz (heu­te Par­ty­zan­tów 4, 59–900 Zgor­zel­ec) in der frü­he­ren Gör­lit­zer Ost­stadt. Aus der Ost­stadt ist nach dem 2. Welt­krieg das heu­ti­ge pol­ni­sche Zgor­zel­ec her­vor­ge­gan­gen. Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be vom Febru­ar 2013 einen Auf­satz von Wolf­gang Stil­ler ver­öf­fent­licht, in dem His­to­ri­sches über die ehe­ma­li­ge Schu­le behan­delt wird:

Die Königliche Baugewerkschule und Königliche Maschinenbauschule Görlitz

Als ich an die­ser Schu­le stu­dier­te, woll­ten wir im Jah­re 1963 den 65. Grün­dungs­tag der Maschi­nen­bau­schu­le in einer Fei­er­stun­de bege­hen. Dies wur­de uns aber durch die dama­li­ge Füh­rung unter­sagt, da sich ja die ehe­ma­li­ge Maschi­nen­bau­schu­le auf pol­ni­schem Ter­ri­to­ri­um befindet.

Bleibt zu hof­fen, dass im Jah­re 2013 zum 115. Jubi­lä­um der Maschi­nen­bau­schu­le und im Jah­re 2014 zum 120. Jubi­lä­um der Bau­ge­werk­schu­le durch die jet­zi­ge Hoch­schu­le eine Fest­ver­an­stal­tung und eine Aus­stel­lung vor­be­rei­tet und durch­ge­führt werden.

Ingenieurschule für Elektronik und Informationsverarbeitung

Umbenennungen der Schule

Nach der Inge­nieurs­schu­le für Maschi­nen­bau gab es wei­te­re Umbe­nen­nun­gen, zunächst als Fach­schu­le für Elek­tro­nik und Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung und nach 1990 Hoch­schu­le Zittau-Görlitz.

Hochschule Zittau-Görlitz

In die­ser Ein­rich­tung wur­de die Fach­schul­aus­bil­dung im Bau­we­sen und Maschi­nen­bau fort­ge­setzt, die am Fried­richs­platz ihren Anfang nahm. Sie kann also mit einer kur­zen Unter­bre­chung im Jah­re 2014 auf ein 120-jäh­ri­ges Bestehen zurückblicken.

Festschrift

Zeitzeugen gesucht

Viel­leicht gibt es Zeit­zeu­gen, die an die­ser staat­li­chen Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le stu­diert haben und in Form von Leser­brie­fen an den Stadt­BILD-Ver­lag oder an den Deich­SPIE­GEL ihre Ein­drü­cke schil­dern kön­nen. Glei­cher­ma­ßen lie­ßen sich bis­her kei­ne Doku­men­te fin­den, ob und wie die Schu­le wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges von 1939 bis 1945 funk­tio­nier­te. Beson­ders inter­es­siert ist der Ver­ein Ober­lau­sit­zer Berg­leu­te e. V. an Mit­tei­lun­gen und Zeit­do­ku­men­ten der Berg­vor­schu­le (1901 — 1904 an die­ser Ein­rich­tung), da es in den Gör­lit­zer Archi­ven dazu kein Mate­ri­al gibt.

Autor: Wolf­gang Stil­ler, Dres­de­ner Str. 28, 02826 Görlitz
Nach­druck mit Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Ich glau­be nicht, dass sich Herrn Stil­lers Wunsch nach einer Jubi­lä­ums­fei­er erfül­len wird. Mir ist nicht bekannt, dass im Jah­re 2013 der 115. Grün­dungs­tag der König­li­chen Maschi­nen­bau­schu­le beson­ders began­gen wur­de. Und im Inter­net­auf­tritt der Hoch­schu­le Gör­litz-Zit­tau kann ich kei­nen Hin­weis fin­den, dass in die­sem Jahr der 120. Geburts­tag der König­li­chen Bau­ge­werk­schu­le gewür­digt wer­den soll. Auch in der Chro­nik der Hoch­schu­le gibt es kei­nen Hin­weis auf die könig­li­chen Schulen.

Im Jah­re 2012 fand eine Jubi­lä­ums­fei­er “20 Jah­re Hoch­schu­le Zittau/Görlitz“ statt. So kann ich nur ver­mu­ten, dass sich die Hoch­schu­le Gör­litz-Zit­tau nicht als Nach­fol­ge­rin der alt­ehr­wür­di­gen Schu­len sieht. Eigent­lich sehr schade!
König­li­che Bau­ge­werk­schu­le — Teil 1
Semi­nar­grup­pe 2114 von 1972 bis 1975

Vor 90 Jahren brannte im Riesengebirge die Schnurrbartbaude nieder

Frü­her gab es beson­ders im Rie­sen­ge­bir­ge vie­le Schutz­hüt­ten, die man Berg­bau­den nann­te (tsche­chisch: Hor­ská bou­da). Die­se meist aus über­ein­an­der geleg­ten Bal­ken bestehen­den und mit Schin­del­dä­cher ver­se­he­nen Hüt­ten befan­den sich in höhe­ren Gebirgs­la­gen und wur­den im Som­mer von Hir­ten und Holz­fäl­lern benutzt. In der Regel befan­den sich in den Hüt­ten ein Stall und zwei Zimmer.

Schnurrbartbaude

Lan­ge Zeit zogen die Wan­de­rer an die Hüt­ten acht­los vor­über. Doch gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts fand eine Wand­lung statt. Viel­leicht auch durch die in die­ser Zeit begin­nen­de Wan­der­vo­gel­be­we­gung stieg auch im  Rie­sen­ge­bir­ge die Zahl der Tou­ris­ten ste­tig an. Um den Bedarf an Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten zu decken, wur­den vie­le Schutz­hüt­ten zu Her­ber­gen umge­wan­delt und oft­mals auch erwei­tert. Teil­wei­se wur­den die alten Bau­den auch abge­ris­sen und durch grö­ße­re und moder­ne­re ersetzt.

So ent­stan­den im Rie­sen­ge­bir­ge mit der Zeit vie­le Hun­dert Ein­zel­häu­ser, ver­streut über die Käm­me und Abhän­ge des gan­zen Gebir­ges – eine Eigen­art, die man anders­wo kaum fin­den wird. Die größ­ten unter den Bau­den wie­sen Hotel­cha­rak­ter auf und waren erst­klas­sig ein­ge­rich­tet. Die Prei­se waren natür­lich dem­entspre­chend hoch.

Vie­le Bau­den waren schon sehr alt und wur­den Opfer eines Feu­ers, oft­mals her­vor­ge­ru­fen durch Fahr­läs­sig­keit der Tou­ris­ten. Im Herbst 1923 erwisch­te es  die über 200 Jah­re alte auf einem son­ni­gen Wie­sen­plan am Sau­me des Hoch­wal­des bei Ober-Krumm­hü­bel gele­ge­ne Rübe­zahl-Schnurr­bart­bau­de. Sie brann­te voll­stän­dig ab, für die Feu­er­weh­ren gab es nicht viel zu ret­ten. Tro­cke­nes Heu und Stroh gaben dem Feu­er reich­lich Nahrung.

Schnurrbartbaude

Die damals in Rei­chen­au (heu­te Boga­ty­nia) erschei­nen­de “Ober­lau­sit­zer Hei­mat­zei­tung” klag­te bit­ter: “Mit der Schnurr­bart­bau­de ist wie­der eine der alten gemüt­li­chen Gast­stät­ten des Rie­sen­ge­bir­ges ver­schwun­den.” Aber noch im glei­chen Jahr wur­de die Schnurr­bart­bau­de wie­der auf­ge­baut – aller­dings nur noch als Neben­haus der Teich­mann­bau­de, die von dem Groß­feu­er vor 90 Jah­ren ver­schont blieb.

Es wird erzählt, dass der Bau­den-Name auf einen frü­he­ren Besit­zer zurück­geht, der einen statt­li­chen Schnurr­bart trug und sehr eitel gewe­sen sein soll.  
Quel­len:
Bekann­te Bau­den im Rie­sen­ge­bir­ge
sz-online.de vom 08.03.2014

Das ländliche Wohnhaus in der sächsischen Oberlausitz

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr. 106 vom Mai 2012 einen Auf­satz von Hubert Kreisch über “das länd­li­che Wohn­haus in der säch­si­schen Ober­lau­sitz” ver­öf­fent­licht. Der Auf­satz war illus­triert mit Zeich­nun­gen von Hans Rich­ter aus Löbau, die vor cir­ca 100 Jah­ren ent­stan­den sind.

Die Abbil­dun­gen zei­gen das eine oder ande­re Wohn­haus in der Ober­lau­sitz, was natür­lich heut nicht mehr auf­zu­fin­den ist. Der Text zu den unter­schied­lichs­ten Bau­for­men der Gebäu­de und deren Nut­zung ist aus dem Ober­lau­sit­zer Hei­mat­ka­len­der von 1913 ent­nom­men. Die ältes­ten Gebäu­de — Bau­ern- und Weber­häu­ser — sind zurück bis zum 3Ojährigen Krieg datiert, also reich­lich 300 Jah­re alt. Vor­ge­stellt wer­den Häu­ser an dem uralten Stra­ßen­ver­lauf Dres­den-Gör­litz, süd­lich bis ins Zit­tau­er Gebir­ge, Böh­men, nörd­lich in die stil­len Wäl­der der Hei­de, bis in die Aus­läu­fer der Wen­den­in­sel. So wer­den die uralte Tra­di­ti­on des länd­li­chen Bau­we­sens und eben­so Misch­for­men des Lau­sit­zer Typs vorgestellt.

sächsisches Wohnhaus

Es sind sla­wi­sche Bau­ten, Lehm­häu­ser oder ein­ge­schos­si­ge Block­werk­bau­ten mit abste­hen­den Holz­säu­len, die das Dach tra­gen. Fach­werks­bau­ten oder Umge­bin­de­häu­ser sind klei­ne bäu­er­li­che Gebäu­de mit einem “stei­ner­nen Stall” auf der rech­ten Haus­sei­te. Der For­men­reich­tum der länd­li­chen Bau­wei­se zeigt auch die sozia­le und wirt­schaft­li­che Man­nig­fal­tig­keit unse­rer Vorfahren.

säschsisches Wohnhaus

Die Anla­ge der Sied­lun­gen zeigt im Süden deut­sche Lang­dör­fer, deren Flu­ren deut­lich die alte Ver­tei­lung nach Wald­hu­fen auf­wei­sen. Außer­dem fin­den sich neue­re Grün­dun­gen (meist sol­che von böh­mi­schen Exu­lan­ten, wie Neu­gers­dorf, Schir­gis­wal­de, Neu­sal­za, usw.), deren zer­streu­te Bau­wei­se mehr an das ger­ma­ni­sche Hau­fen­dorf erinnert.

Die deut­schen Lang­dör­fer, um 1200 unge­fähr zumeist auf dem geord­ne­ten Boden des Böh­mi­schen Grenz­wal­des oder auf alt­wen­di­scher Flur ent­stan­den, zie­hen sich oft Dorf an Dorf in unun­ter­bro­che­nen Gehöf­te- und Häu­ser­rei­hen an Fluss­läu­fen ent­lang. Zwi­schen den Bau­ern­ge­höf­ten fin­den wir ein­stö­cki­ge oder zwei­stö­cki­ge Wohn­ge­bäu­de der Gärt­ner oder Gar­ten­nah­rungs­be­sit­zer, der Häus­ler, der Haus­we­ber und Fabrik­ar­bei­ter, die durch die gro­ßen, schö­nen Wohn­ge­bäu­de der Fabri­kan­ten ver­mehrt wurden.

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Die Wen­den-Dör­fer, dicht geschart im Nord­wes­ten von Löbau um ihren uralten Mit­tel­punkt Baut­zen, sind klei­ne Rund­dör­fer, die aller­dings viel­fach nicht die rei­ne Gestalt sla­wi­scher Rund­lin­ge aufweisen.

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Um die Rit­ter­gü­ter bil­de­ten sich klei­ne Grup­pen von Fach­werks- oder Lehm­bau­ten der Bau­ern, Gärt­ner und Häus­ler. Trotz des groß­in­dus­tri­el­len Auf­schwun­ges städ­ti­scher Bau­wei­se hat sich die länd­li­che Bau­wei­se in ihrer bes­ten ein­fach-schö­nen Form erhal­ten. So sind in den Jah­ren Misch­for­men ent­stan­den, die man Lau­sit­zer Typus nen­nen kann.

Die sla­wi­schen Bau­ten, jeden­falls Lehm­häu­ser oder ein­ge­schos­si­ge Block­wand­bau­ten, deren Dach etwas vor­sprang und von den abste­hen­den Holz­säu­len getra­gen wur­de, damit das Was­ser gut ablief, fin­den wir in rei­nen For­men im Wen­den­ge­biet nörd­lich des Czor­ne­bohzuges oder im nicht all­zu weit davon ent­fern­ten böh­mi­schen Grenz­ge­biet, in Tsche­chi­en am Jesch­kenzug und sei­nen nörd­li­chen Ausläufern.

Im Lau­fe der Zeit sind die Säu­len an das Haus her­an­ge­rückt und durch Kopf­bän­der mit der Holz­schwel­le des Ober­ge­schos­ses ver­bun­den wor­den. Nach und nach wur­den die Kopf­bän­der abge­run­det, und es ent­stan­den die cha­rak­te­ris­ti­schen Holz­bö­gen, die in der Lau­sitz die meist zurück­tre­ten­den Fens­ter des Boh­len­hau­ses umrah­men. Die Holz­bal­ken- oder Boh­len­tei­le mit Säu­len und Umge­bin­de, wie man jene Bögen auch nennt, sind das Cha­rak­te­ris­ti­sche, was heu­te eben noch anzu­tref­fen ist und was allen Frem­den zunächst auf­fällt. Das gan­ze Haus im Block­werks­bau gab es meis­tens nur in den Weber­häu­sern. In klein­bäu­er­li­chen Gebäu­den wur­de die Hälf­te des Hau­ses gewöhn­lich vom stei­ner­nen Stall ein­ge­nom­men, getrennt waren sie durch einen weit­räu­mi­gen Flur. Im Mit­tel­punkt des Hau­ses war die Feuerstätte.

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Viel­mals zeigt das Ober­ge­schoss des Fach­werk­hau­ses einen frän­kisch-thü­rin­gi­schen Ein­fluss. Zu erken­nen sind die­se an den Kreuz­bal­ken in den End­fel­dern. Die Lau­sit­zer Bau­wei­se bie­tet also eine Mischung aus sla­wi­schen, nie­der­deut­schen und frän­ki­schen Elementen.

Die Häu­fig­keit der Ungleich­heit der Dach­rei­ni­gung, tie­fe­re Her­ab­füh­rung des Daches nach der Hin­ter­sei­te wird auf die Lage an den Berg­leh­nen wie zum Bei­spiel im Rie­sen­ge­bir­ge zurückgeführt.

Die Beda­chung und die Ver­klei­dung der Wän­de zeigt in der Ver­schie­den­heit der Lage Unter­schie­de. Schin­del­dä­cher sind sel­te­ner als Stroh­dä­cher. Die­se nann­te man “Scho­ben­häu­ser” (Stroh­bün­del, Stroh­wi­sche), jedoch durf­ten auf Geheiß der Bau­po­li­zei in bestimm­ten Lagen Dächer nur noch in Zie­gel- und Schie­fer­einde­ckun­gen aus­ge­führt werden.

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Die Wän­de des obe­ren Stock­wer­kes, das Fach­werk, wur­den mit einem Lehm­stroh­ge­misch aus­ge­klei­det, oft auf Holz­sta­ken oder Wei­den­ge­flecht, was vor­her zwi­schen dem Holz ein­ge­spannt wur­de. Auch war die Ver­klei­dung aus Holz (Schin­deln, Bret­ter) oder Schie­fer mit hüb­schen Mus­tern ver­se­hen, vor allem die Gie­bel der Häu­ser der Wohlhabenden.

Zu den älte­ren For­men der bäu­er­li­chen Bau­wei­se gehö­ren die bemer­kens­wer­ten Holz­bau­ten, die “Gän­ge” oder “Wachen” des ers­ten Sto­ckes, oder auch “Erker”, die auf Säu­len getra­gen wer­den. Auf Typen der ein­zel­nen Bau­ern­ge­höf­te und Groß­bau­ern, Gehöf­te mit geschlos­se­nem Hofe, soll hier nicht ein­ge­gan­gen wer­den, eben­so die der Fabriken.

säschsisches WohnhausOft waren die Män­ner auf dem Hof oder in der Indus­trie beschäf­tigt, und die Frau­en und Kin­der, meist “Häus­ler”, besorg­ten das Stück Land und das Klein­vieh in den arm­se­li­gen Hüt­ten, auch “Kate” genannt. Die Weber­häu­ser in unse­rer Lau­sitz, Block­wand­bau mit Umge­bin­de und Holz­stu­ben, wei­sen auf die Haus­we­be­rei hin. Sie waren oft ganz Block­wand­bau­ten und waren von meh­re­ren Fami­li­en bewohnt. Wohl­ha­ben­de zeich­ne­ten sich mit ihren Gebäu­den durch Grö­ße in bes­se­rer Bau­wei­se aus. Es ist anzu­er­ken­nen, dass sich gera­de in der Ober­lau­sitz die Zwi­schen­händ­ler der Tex­til­in­dus­trie an die Bau­wei­se des Lau­sit­zer Stils gehal­ten haben (Ober- und Nie­der­cun­ners­dorf als Beispiel).

säschsisches Wohnhaus

Gera­de dadurch wird die Schön­heit der Ober­lau­sitz mit ihren Bau­ten her­vor­ge­ho­ben, da sie kei­ne Über­fül­le von Orna­men­ten und schmü­cken­dem Bei­werk auf­weist. Nur weni­ge Schnit­ze­rei­en an den Säu­len und Fens­ter­rah­men oder Mus­ter an den Wän­den und Gie­beln, die mit Schie­fer ver­klei­det sind, die­nen als Schmuckelemente.

Bemer­kens­wert dar­an sind an älte­ren Gebäu­den, beson­ders in Wal­ters­dorf an der Lau­sche, die schöns­ten Tore und Türen aus Sand­stein, meist aus dem 18. Jahr­hun­dert stam­mend und häu­fig mit alter Haus­mar­ke und Jah­res­zahl ver­se­hen. Hier wir­ken als Schmuck auf den Fens­tern die präch­ti­gen Blu­men­käs­ten mit Gera­ni­en und Fuch­si­en im Som­mer. Die far­ben­fro­he Gestal­tung der Häu­ser und ihrer Vor­gär­ten, beson­ders in Oybin, bekun­det ein schö­nes Land­schafts­bild im Zit­tau­er Gebir­ge für ihre Besu­cher. So eigen­ar­tig wie das äuße­re des Ober­lau­sit­zer Dorf­hau­ses ist, ist auch sein Inne­res. Vie­le alte Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de fin­det man heu­te nur noch in Muse­en und Hei­mat­stu­ben. Dafür hat­te sich schon vor 100 Jah­ren der Ver­ein “Für säch­si­sche Volks­kun­de” stark gemacht. So sind damals schon in Muse­en Samm­lun­gen von voll­stän­dig ein­ge­rich­te­ten Bau­ern- und Weber­stu­ben unter­ge­bracht worden.

Heu­te kön­nen wir in der gan­zen Ober­lau­sitz — von Sagar bis Lücken­dorf und von Bischofs­wer­da bis Mar­kers­dorf – Bau­ern- und Weber­häu­ser, die zu Muse­en bzw. Hei­mat­stu­ben ein­ge­rich­tet wur­den, besuchen.

In den Medi­en wird heu­te oft berich­tet, wie man sich bemüht, bei uns sowie in Polen und Tsche­chi­en vor allem Umge­bin­de­häu­ser zu retten. 

Quel­le:
Ober­lau­sit­zer Hei­mat­bund 1913

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Sanierungsarbeiten am Görlitzer Jugendstilkaufhaus

Im Sep­tem­ber 2013 habe ich dar­über geschrie­ben, dass der Lübe­cker Unter­neh­mer Win­fried Stö­cker das denk­mal­ge­schütz­te Gör­lit­zer Jugend­stil­kauf­haus erwor­ben hat, um es wie­der als Kauf­haus zu nut­zen. Am Diens­tag berich­te­te die Säch­si­sche Zei­tung in ihrer Gör­lit­zer Aus­ga­be über den Fort­schritt der Arbei­ten am Kaufhaus.

Jugendstilkaufhaus Görlitz

Bis­her waren die Fens­ter des Kauf­hau­ses ver­klei­det, um die Waren vor dem Tages­licht zu schüt­zen. Die Gör­lit­zer ken­nen ihr Kauf­haus eigent­lich nur abge­dun­kelt und indi­rekt beleuch­tet. Das soll jetzt aber anders wer­den. Der neue Inves­tor Win­fried Stö­cker setzt auf Tageslicht.

Bau­ar­bei­ter haben die Fens­ter­ver­klei­dun­gen bereits ent­fernt und sind damit beschäf­tigt, das Haus zu ent­ker­nen. Alle Ein­bau­ten müs­sen demon­tiert wer­den: Rega­le, Lam­pen, Kabel, Heiz­kör­per, Roh­re. Unter­stützt wer­den sie dabei von dem Haus­meis­ter, der schon so lan­ge hier beschäf­tigt ist, dass er eigent­lich selbst zum Inven­tar gehört. Er betreu­te das Kauf­haus als es noch Kar­stadt hieß, und auch zu Her­tie-Zei­ten woll­te nie­mand auf ihn ver­zich­ten. Der Mann kennt jedes Kabel und jeden Schalter.

Alles, was im frü­he­ren Waren­haus nicht mehr gebraucht wur­de, lan­de­te irgend­wann im Dach­ge­schoss. Der gan­ze Müll wur­de ent­fernt. Und ein Stock­werk tie­fer haben die Arbei­ter die Tro­cken­bau­wän­de aus­ge­baut. Noch gibt es kei­ne Plä­ne, wie die Raum­auf­tei­lung in Zukunft aus­se­hen wird. Wahr­schein­lich wer­den hier Büros eingerichtet.

Zur Zeit wird das denk­mal­ge­schütz­te Gebäu­de digi­tal ver­mes­sen, am Com­pu­ter ent­ste­hen dann die Bau­zeich­nun­gen. Bis Ende Juni soll der Umbau- und Sanie­rungs­an­trag dem Gör­lit­zer Bau­auf­sichts­amt zur Geneh­mi­gung vor­lie­gen. Der Denk­mal­schutz ist aber bereits jetzt vor Ort und über­wacht die Arbei­ten. Natür­lich ist es nicht immer ein­fach, den Urzu­stand wie­der­her­zu­stel­len. Das Haus ist mehr als 100 Jah­re alt, vie­le Mate­ria­len gibt es heu­te nicht mehr.

Der Inves­tor hat für die Sanie­rung des künf­ti­gen “Kauf­hau­ses der Ober­lau­sitz” (KdO) etwa 20 Mil­lio­nen Euro ein­ge­plant. Die Hälf­te der Sum­me soll in einen Anbau mit moder­nen Auf­zü­gen und Roll­trep­pen flie­ßen. Im Unter­ge­schoss ist ein Lebens­mit­tel­markt geplant, unter der Glas­kup­pel ganz oben ein Café.
Quel­le:
Säch­si­sche Zei­tung vom 18.02.2014

Der unehrbare Beruf eines Scharfrichters in Görlitz

Da wie­der viel über die Geschich­te des Scharf­rich­ters in Gör­litz und auch über den früh­mo­der­nen Stän­de­staat am Diens­tag, 11. Febru­ar 2014, um 17 Uhr  im Rats­ar­chiv zu erfah­ren ist, möch­te ich die Inter­es­sier­ten unter Euch mit die­sem  Bei­trag kurz auf das The­ma einstimmen.

Das blu­ti­ge Gewer­be des städ­ti­schen Hen­kers erweck­te schon immer aus den ver­schie­dens­ten Grün­den ein Inter­es­se bei einem brei­ten Publi­kum. Aller­dings erfährt aus den Gör­lit­zer Akten, dass die Auf­ga­be des Hen­kers nur zu einem klei­nen Teil so schreck­li­che Ver­rich­tun­gen wie pein­li­che Befra­gun­gen (Fol­ter), Lei­bes­stra­fen oder Hin­rich­tun­gen aus­mach­ten. Sein Brot­er­werb ver­dien­te er sich haupt­säch­lich damit, totes Vieh aus der Stadt und dem Umland zu schaf­fen. Die Fel­le, Kno­chen (Leim) und das Fett (Unschlitt­ker­zen = Ker­zen aus min­der­wer­ti­gem Talg) durf­te er verwerten.

Auch war er dafür ver­ant­wort­lich, dass sei­ne Gehil­fen aus den Gas­sen alles  “Unge­zie­fer und alle stin­ken­den Mate­ri­en“ weg­schaf­fen und die Abtrit­te auf dem Rat­haus räu­men. Aber der Scharf­rich­ter war auch “Hun­de­schla­ger”. Her­um­streu­en­de Hun­de fing er ein, erschlug sie und mach­te “Hun­de­schmalz” aus ihnen, eine Sal­be für hin­ken­de Pfer­de, die ihn einen guten Zuver­dienst einbrachte.

Der bekann­tes­te Gör­lit­zer Scharf­rich­ter war wohl der von 1602 – 1694 leben­de Lorenz Straß­bur­ger. Durch sei­nen täg­li­chen Umgang mit Tie­ren hat er sich umfang­rei­che ana­to­mi­sche Kennt­nis­se ange­eig­net, die ihn zu einem aus­ge­zeich­ne­ten Bar­bier und Chir­urg befä­hig­ten. Und den­noch, der Sta­tus des Scharf­rich­ters blieb der eines uneh­ren­haf­ten Beru­fes, der gesell­schaft­lich auf der unters­ten Stu­fe ange­sie­delt war. Er muss­te einen grün gefärb­ten Hut tra­gen, Zutritt zu Wein­kel­ler und Bier­häu­ser blie­ben ihm versagt.

Vor 370 Jah­ren aber geschah etwas noch nie Dage­we­se­nes. Der 1592 gebo­re­ne Scharf­rich­ter Valen­tin Küh­ne – auch er war ein her­vor­ra­gen­der Arzt — starb ab 13. Febru­ar 1644. Sein Leich­nam wur­de im Scharf­rich­ter­haus am Fins­ter­tor auf­ge­bahrt. Anschlie­ßend wur­de er in einer Begräb­nis­pro­zes­si­on, ange­führt von den Gym­na­si­as­ten, durch Gör­litz geführt. Vie­le Hand­wer­ker und Rats­die­ner wie­sen dem Ver­bli­che­nen ihre Ehre, indem sie dem Sarg folg­ten. Auch zahl­rei­che frem­de Scharf­rich­ter in kost­ba­ren Män­teln befan­den sich im Trau­er­zug, der sich zur Klos­ter­kir­che beweg­te, wo der Ober­pfar­rer eine fei­er­li­che Lei­chen­pre­digt hielt.

Eigent­lich war die­ser Vor­gang unge­heu­er­lich. Doch die Wit­we des Ver­stor­be­nen hat den Stadt­rat ersucht, die Pro­zes­si­on zu erlau­ben. Und tat­säch­lich, der Rat gestat­te­te erst­mals einen bür­ger­li­chen Trau­er­zug für einen Mann mit einem als unehr­bar gel­ten­den Beruf. Dass vor und nach der Pre­digt an der Kir­chen­tür gesun­gen wird und das die Waa­ge­knech­te wie bei ehr­ba­ren Bür­gern den Sarg tra­gen, die­se Bit­ten wur­den aller­dings nicht erfüllt.

Beson­ders die außer­or­dent­li­che Kunst der Scharf­rich­ter Valen­tin Küh­ne und Lorenz Straß­bur­ger als Wund- und Ross­ärz­te mach­ten sie beim Adel und  ver­mö­gen­den Bür­ger­tum sehr beliebt. Aber obgleich bei­de sehr ver­mö­gend waren, hät­te kein Hand­wer­ker sei­nen Kin­dern gestat­tet, sich mit dem Kind eines Scharf­rich­ters zu ver­mäh­len. So blieb es nicht aus, dass sich in Sach­sen, Schle­si­en, Böh­men und der Ober­lau­sitz eine enge fami­liä­re Dynas­tie der Scharf­rich­ter herausbildete.
Quel­len:
Rats­ar­chi­var Sieg­fried Hoche vom Rats­ar­chiv Görlitz

Hen­ker­mu­se­um Sissach

Görlitz baute den “Fliegenden Hamburger”

Ihren ers­ten Strom­li­ni­en­zug bestell­te die Deut­schen Reichs­bahn  im Febru­ar 1932 bei der Wag­gon- und Maschi­nen­bau AG Gör­litz  (dem heu­ti­gen Bom­bar­dier-Wag­gon­bau­werk). Bereits Ende 1932 wur­de der Die­sel­schnell­trieb­wa­gen aus­ge­lie­fert. Mit sei­nen zwei zusam­men­ge­kup­pel­ten Wagen ver­kehr­te der Trieb­zug ab 1933 zwi­schen Ber­lin und Ham­burg als damals welt­weit schnells­te Zugverbindung.

Fliegender Hamburger

Die damals neu­ar­ti­ge Kopf­form mit her­un­ter­ge­zo­ge­ner Dach­par­tie, den drei klei­nen Fens­tern im Füh­rer­stand und der umlau­fen­den Blech­schür­ze im Unter­ge­stell­be­reich ent­stand im Wind­ka­nal. In jedem Wagen­teil befand sich ein Maschi­nen­raum, ein Füh­rer­stand und ein Fahr­gast­raum. Ein Wagen­teil wies zudem einen Erfri­schungs­raum mit vier Sitz­plät­zen auf, der ande­re Wagen­teil beher­berg­te einen Gepäck­raum und zwei Toi­let­ten. Zur Ver­fü­gung in bei­den Tei­len stan­den ins­ge­samt 98 Sitzplätze. 

Vie­le Gör­lit­zer konn­ten den von zwei 410 PS May­bach-Die­sel­mo­to­ren ange­trie­be­nen Zug schon 1932 bestau­nen; es gab vie­le Pro­be­fahr­ten. Die Lokal­pres­se berich­te­te über den Zug als das “Wun­der von Gör­litz”. Mehr als 3.000 Men­schen besuch­ten eine öffent­li­che Ver­an­stal­tung, um den Zug zu sehen, der wegen sei­ner Höchst­ge­schwin­dig­keit von 160 Stun­den­ki­lo­me­ter auf den Namen “Flie­gen­der Ham­bur­ger” getauft wurde.

Für die 286 km lan­ge Stre­cke zwi­schen Ber­lin Lehr­ter Bahn­hof und Ham­burg Haupt­bahn­hof benö­tig­te der Zug 138 Minu­ten, eine Zeit, die erst 64 Jah­re spä­ter, im Mai 1997, von einem ICE-Zug der Deut­schen Bahn AG wie­der erreicht wurde. 

Bis zu sei­ner Aus­mus­te­rung im Jah­re 1957 hat er 1,55 Mil­lio­nen Kilo­me­ter zurückgelegt.

Quel­len:
de.wikipedia.org
sz-online.de vom 01.09.2012

Wer war Martin Ephraim?

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr. 82 vom April 2010 einen Auf­satz von Dr. Ernst Kretz­schmar über Mar­tin Ephra­im veröffentlicht.

Im Ein­gangs­be­reich der Ober­lau­sit­zer Gedenk­hal­le mit Kai­ser-Fried­rich-Muse­um (Ruh­mes­hal­le) in der Gör­lit­zer Ost­stadt befand sich eine Tafel ‚”Den Wohl­tä­tern die­ses Muse­ums zum Ehren­ge­dächt­nis“. Unter den fünf Namen las man an ers­ter Stel­le Mar­tin Ephra­im (neben Dr. Wil­helm Klee­feld, Ernst von Was­serschle­ben, Gus­tav Hen­ne­berg und Erwin Lüders). Heu­te fin­det man dort nur noch das dar­über ange­brach­te (nach 1945 unkennt­lich gemach­te) Gör­lit­zer Stadtwappen.

Das Grab des Vaters, Kom­mer­zi­en­rat Les­ser Ephra­im (1820–1900), ist mit sei­nem gut erhal­te­nen Gedenk­stein auf dem Fried­hof der jüdi­schen Gemein­de zu sehen.

Nach der Gleich­stel­lung der Juden in Preu­ßen kam der in Posen gebo­re­ne Kauf­mann 1852 nach Gör­litz und eröff­ne­te Neiß­stra­ße 25 eine Eisen­wa­ren­hand­lung. Er lie­fer­te unter ande­rem die Eisen­bahn­schie­nen für die Stre­cke Ber­lin-Gör­litz-Zit­tau. 1860 erwarb er das Grund­stück Jakobstra­ße 5 für Woh­nung und Kon­tor; noch heu­te wird es von Tou­ris­ten wegen sei­nes präch­ti­gen Por­tals bewundert.

Lager­hal­le und Lager­platz an der Bahn­hof­stra­ße kamen 1885 hin­zu, ver­legt 1902 an einen Platz mit Gleis­an­schluss hin­ter dem Schüt­zen­haus an der Zit­tau­er Stra­ße. Belie­fert wur­den Eisen­bahn­bau, Schiffs­bau, Brü­cken­bau sowie die Säch­si­sche und Preu­ßi­sche Staats­bahn. Bau­ei­sen und Eisen­kon­struk­tio­nen fan­den bei uns Ver­wen­dung auch für bekann­te Neu­bau­ten vor 1914 (Kran­ken­haus, Neue Kaser­ne, Ruh­mes­hal­le, Akti­en­braue­rei, Stadt­hal­le, Kauf­haus, Stadttheater).

Martin Ephraim

Der Sohn des Betriebs­grün­ders, Mar­tin Ephra­im (1860–1944), wur­de am 23. März 1860 in Gör­litz gebo­ren, besuch­te hier das Gym­na­si­um Augus­tum und hielt sich nach der Lehr­zeit im väter­li­chen Unter­neh­men (ab 1878) meh­re­re Jah­re in Brüs­sel und Eng­land auf, um die neu­en Erfah­run­gen der Bran­che ken­nen­zu­ler­nen. 1883 trat er als Teil­ha­ber in die Gör­lit­zer Fir­ma ein, 1891 bis 1911 war er Inha­ber, nach der Umwand­lung in eine GmbH eini­ge Zeit deren Geschäfts­füh­rer. Seit 1921 leb­te er in Schrei­ber­hau im Riesengebirge.

1884 hei­ra­te­te er Hil­de­gard Rau­the, Toch­ter eines evan­ge­li­schen Stadt­ra­tes in Gör­litz. Die Ehe­leu­te hat­ten vier Kin­der, die Töch­ter Dora, Mari­an­ne und Vera und den Sohn Her­bert. Als königs­treu­er Preu­ße und Mit­glied der libe­ra­len jüdi­schen Gemein­de in Gör­litz nahm er am gesell­schaft­li­chen Leben der Stadt regen Anteil. Als Vor­stands­mit­glied im Musik­ver­ein berei­te­te er die Schle­si­schen Musik­fes­te mit vor, 1905 gehör­te er zu den Orga­ni­sa­to­ren der erfolg­rei­chen Nie­der­schle­si­schen Indus­trie- und Gewer­be­aus­stel­lung. Er för­der­te Sport­ver­ei­ne, ins­be­son­de­re in dem noch jun­gen Auto­mo­bil­sport. Als Stadt­ver­ord­ne­ter setz­te er sich ins­be­son­de­re für die gedie­ge­ne Ent­wick­lung der Süd­stadt ein.

Villa Ephraim Foto: Mys­li | Lizenz: GFDL

Mit sei­nem neu­en Wohn­haus Goe­the­stra­ße 17 (1907) setz­te er Maß­stä­be für die hohe Bau­kul­tur der Stadt Gör­litz vor 1914. Sei­ne außer­ge­wöhn­li­che beruf­li­che Erfah­rung und sei­ne kul­tu­rel­le Bil­dung mach­ten ihn zu einem gefrag­ten Mit­ge­stal­ter kom­mu­nal­po­li­ti­scher Fortschritte.

Sei­ne beson­de­re Lie­be galt dem Bau und der Aus­ge­stal­tung des neu­en städ­ti­schen Muse­ums (Ruh­mes­hal­le). Er stif­te­te eine der zwei Figu­ren­grup­pen von Hugo Lede­rer, die den Ein­gang flan­kie­ren, und die Mar­mor-Stand­bil­der von Bis­marck, Molt­ke und Roon von Har­ro Magnus­sen auf der Gale­rie, gab für den Ankaufs­fonds eine hohe Sum­me, kauf­te die Aus­stel­lungs­schrän­ke und eine wert­vol­le Samm­lung künst­le­ri­scher und kunst­ge­werb­li­cher Gegen­stän­de, die den Grund­be­stand des Muse­ums bil­de­ten. Gemäl­de und Skulp­tu­ren, Mess­ge­wän­der und Kel­che, Zunftal­ter­tü­mer, Waf­fen und Fah­nen, Glä­ser und Fay­en­cen, Schmuck und Möbel.

Zu sei­nem 70. Geburts­tag über­sand­te ihm der Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Georg Wies­ner ein Glück­wunsch­schrei­ben, in dem es hieß: “Möge Ihnen in den kom­men­den Lebens­jah­ren Glück und Gesund­heit in rei­chem Maße beschie­den sein!“ Nach 1933 wur­de Mar­tin Ephra­im mehr­mals ver­haf­tet und noch 1944 aus dem jüdi­schen Alters­heim in Ber­lin nach The­re­si­en­stadt depor­tiert, wo er bereits am 4. April starb (wie wenig spä­ter sein Schwie­ger­sohn, der erblin­de­te Musik­wis­sen­schaft­ler Hans Neu­mey­er, des­sen Frau in Mai­danek umkam).

Spä­tes­tens in den 1980er Jah­ren wur­de in Aus­stel­lun­gen, Vor­trä­gen und Ver­öf­fent­li­chun­gen der Städ­ti­schen Kunst­samm­lun­gen Gör­litz Mar­tin Ephra­im gewür­digt. Seit den 1990er Jah­ren tragt eine Stra­ße in Gör­litz-Wein­hü­bel sei­nen Namen, immer­hin. So wirkt sein Lebens­werk in die­ser Stadt und für die­se Stadt den­noch fort.

Sein frü­he­res Wohn­haus in der Goe­the­stra­ße 17 kauf­te 1975 die Stadt Gör­litz und bau­te es zu einer Jugend­her­ber­ge um. 1987 wur­de die Jugend­her­ber­ge, die mitt­ler­wei­le unter Denk­mal­schutz gestellt wur­de, mit den Titel “Schöns­te Jugend­her­ber­ge der DDR“ aus­ge­zeich­net. Im Okto­ber 2010 wur­de der Jugend­her­bergs­be­trieb ein­ge­stellt und die WBG Sanie­rungs- und Ent­wick­lungs­ge­sell­schaft Gör­litz begann mit umfang­rei­chen Sanie­rungs­ar­bei­ten. Seit Mai 2011 betreibt die “Alte Her­ber­ge” in der Vil­la Ephra­im ein Über­nach­tungs- und Gastronomiebetrieb.
Quel­le:
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz.