Licht aus einer Glaskugel

In der Lüne­bur­ger Schuh­ma­cher-Werk­statt mei­nes Groß­va­ters habe ich die Schus­ter­ku­gel in den fünf­zi­ger Jah­ren noch gese­hen. Obwohl es zu die­ser Zeit schon elek­tri­sches Licht in sei­ner Werk­statt gab, hat mein Groß­va­ter noch im Licht der Schus­ter­ku­gel gear­bei­tet. Er woll­te Strom sparen.

Licht aus einer Glaskugel

Eine Schus­ter­ku­gel besteht aus einem Stän­der, an dem eine mit Was­ser gefüll­te Glas­ku­gel hängt. Hin­ter der Glas­ku­gel brennt eine Ker­ze, deren Licht durch die mit Was­ser gefüll­te Kugel gebün­delt und ver­stärkt wird und so den Arbeits­platz ausleuchtet. 

Beson­ders die Schus­ter gehör­ten zu den ärme­ren Hand­wer­kern, deren Werk­stät­ten oft nur unzu­rei­chend vom Tages­licht erreicht wur­den. Hier spen­de­te die Schus­ter­ku­gel das nöti­ge Licht, und der Schus­ter konn­te die­ses auf sei­nen Arbeits­platz fokussieren.

Auch ande­re Berufs­stän­de, wie Schnei­der, Gold­schmie­de, Uhr­ma­cher oder Holz­schnit­zer bedien­ten sich der Schus­ter­ku­gel, mit deren Hil­fe sie auch noch in der Däm­me­rung ihrer Arbeit nach­ge­hen konnten.

Licht aus einer Glaskugel

Durch Zufall habe ich in einem Arti­kel in der Säch­si­sche Zei­tung gele­sen, dass es in Gör­litz eine Schmie­de gibt, in der die Schus­ter­ku­geln wie­der her­ge­stellt wer­den. Auf dem Bild rechts seht Ihr so ein moder­nes Exem­plar. Gil­bert Hoff­mann ist Inha­ber der “DIE GÖRLITZER SCHMIEDE” in der Bautz­e­ner Stra­ße. 35 Jah­re lang steht er schon am Schmie­de­feu­er und fer­tigt schö­ne Ker­zen­hal­ter und natür­lich Schus­ter­lam­pen., die es etwa seit dem 12./13. Jahr­hun­dert gibt und daher auch häu­fig „Schein­wer­fer des Mit­tel­al­ters“ bezeich­net wird.

Eine neu­er­li­che Anwen­dung des Prin­zips der Schus­ter­ku­gel wird in den Slums von Mani­la zur Beleuch­tung der fens­ter­lo­sen Hüt­ten ein­ge­setzt. Dabei wird eine mit Was­ser und Bleich­mit­tel gefüll­te Plas­tik­fla­sche so in das Dach ein­ge­las­sen, das der unter Teil der Fla­sche in die Hüt­te ragt, der obe­re in den Him­mel. So fällt das Licht von Son­ne oder Mond auf die Fla­sche, die das Licht dann in das Inne­re der Hüt­te lei­tet und ver­teilt. Die Leucht­stär­ke soll bei Son­nen­licht etwa der Stär­ke einer 50W-Glüh­bir­ne entsprechen.

2 Antworten

  1. >Schus­ter­lam­pen., die es etwa seit dem 12./13. Jahr­hun­dert gibt und daher auch häu­fig „Schein­wer­fer des Mit­tel­al­ters“ bezeich­net wird.<

    Auf wel­che Quel­le bezieht sich die­ser Satz? Ich suche schon län­ger nach einer über­prüf­ba­ren Quel­le und wäre sehr froh wenn ich so eine fin­den würde.

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