Erinnerungsweg alter Leuchttürme zwischen Cuxhaven und Bremerhaven
In der alten Seemarsch Land Wursten soll zwischen Cuxhaven und Bremerhaven eine Leuchtturmstraße entstehen. Dazu möchte der Wremer Heimatverein einen einmaligen Leuchtturm aus dem Jahre 1889 nachbauen lassen. Das bereits 1911 abgerissene Quermarkenfeuer wies den Schiffen bis zum Jahre 1905 den Weg.
Es soll so um 1886 gewesen sein, als im Feriendorf Solthörn eine fünfköpfige Delegation aus Bremen auftauchte. Sie entschied, dass hier ein Leuchtturm her muss und bestimmte auch gleich den genauen Standort. Die Wurster schlugen die Hände über den Kopf zusammen und verstanden nicht, wozu “in dieser Einsamkeit” ein Leuchtturm gebaut werden soll.
Dennoch schritt man zur Tat. Allerdings wurde zunächst nur ein kleiner Turm gebaut. Er bestand aus einem kastenförmigen Baukörper, den man auf vier hölzerne Pfähle setzte. In dem Kasten wurde eine Laterne installiert, die mit Rüböl oder Petroleum gespeist wurde. Die Tragweite soll für das weiße Licht 6,7 Seemeilen betragen haben, für das rote Licht 5,6 Seemeilen.
Verächtlich tauften die Wurster die rund zehn Meter hohe Holzkonstruktion “Petroleumkocher”. Aber die an der Nordseeküste einmalige Konstruktion wies den Schiffen bis 1905 den sicheren Weg; bis er von einem steinernen Turm abgelöst und 1911 schließlich abgerissen wurde.
Nachdem das Feuer im alten Turm gelöscht war, wurde gleich darauf der neue Solthörner Leuchtturm in Dienst gestellt. Dieser ebenfalls im Jahre 1906 erbaute Turm war nicht mehr aus Holz. Es war ein gemauertes Rundgebäude, nach oben leicht verjüngt und endend mit einem halbkugelförmigen Kuppeldach mit einer aufgesetzten Kugel als Krönung. Die Oberkante der Kugel liegt 23,50 m über gewöhnlichem Hochwasser, das Feuer brennt 18,70 m über gewöhnlichem Hochwasser.
Als Lichtquelle diente eine eiserne Laterne mit einem Petroleumglühlicht, das in einem Gürtelapparat von 40 cm Brennweite brannte. Beim Versagen des Petroleumglühlichtes brannte zur Aushilfe die bisher gebräuchliche Petroleum-Dochtlampe, deren Licht eine wesentlich gelbere Färbung besaß, als das Petroleumglühlicht.
Auch der neue Leuchtturm war ein Quermarkenfeuer – also ein Sektorenfeuer, das quer zum Kurs leuchtet. Das Solthörner Feuer strahlte mehrere rote und weiße Sektoren aus. Das Weserfahrwasser machte früher oberhalb Solthörn einen scharfen Knick nach Nordwesten, vorbei am Eversand führte der Weg über das Dwarsgat direkt in die Nordsee.
Auch im Jahre 1906 wurde auf dem Deich am Wremer Tief ein weiteres Quermarkenfeuer errichtet. Die Einheimischen tauften ihn wegen seines schwarz-weißen Anstriches auf den Namen “Kleiner Preuße”. Bereits im Jahre 1930 wurde er wieder entfernt.
Der Solthörner Leuchtturm zeigte nach dem Abbau seiner Laterne noch viele Jahre ein hölzernes Toppzeichen als Tagessichtmarke. Doch als hier im Jahre 1967 ein neuer Deich errichtet wurde, mussten nicht nur die Orte Solthörn und Schmarren aufgelöst werden. Auch der Rumpf des “Eisernen Gustav” musste dem neuen Deich Platz machen, und so wurde er gesprengt.
Der 1985 gegründete Wremer Heimatkreis setzt sich seit vielen Jahren für die Idee eines “Erinnerungsweges alter Leuchttürme zwischen Cuxhaven und Bremerhaven” ein. Beide Städte sollen durch eine durchgehende Leuchtturmlinie verbunden werden. Einen erfolgreichen Anfang hat es schon gegeben: In Wremen konnte man mit finanzieller Hilfe des Verkehrsvereins den “Kleinen Preußen” nachbauen. Der Nachbau steht seit fast neun Jahren am Nordende des Wremer Hafens.
Nun möchte der Wremer Heimatkreis den architektonisch so originellen ersten Leuchtturm im Lande Wursten, den “Petroleumkocher”, nachbauen lassen. Das soll gut 240.000 Euro kosten, Geld, das der Heimatverein nicht aufbringen kann. Zuwendungen von der Samtgemeinde Land Wursten und der EU wären aber möglich, sobald das Spendenkonto des Heimatvereines ein Eigengeld von 60.000 Euro aufweist.
Mit der Rekonstruktion des “Petroleumkochers” in Wremen-Solthörn soll die “Lücke in der Perlenkette der Wurster Leuchttürme geschlossen werden und die Leuchtturmstraße ein Highlight im Tourismus werden”. Unterstützung für ihre Pläne erhoffen sich die Wremer auch von der Interessengemeinschaft Seezeichen (IGSZ), die sich den Erhalt von Leuchttürmen und Feuerschiffen verschrieben haben.
Quellen:
Nordsee-Zeitung vom 23.03.2010 und 07.01.2014
Wremer Heimatkreis ‘85 e. V.
kleiner-preusse.de
baken-net.de