Ist Werbung in Deutschland nicht für Deutsche gedacht?

Mor­gens gehe ich ins Büro und lese erst ein­mal mei­ne “e‑mails”. Anschlie­ßend tele­fo­nie­re ich per “Han­dy” mit dem Lei­ter des Rechen­zen­trums, dem “infor­ma­ti­on offi­cer”, um mich mit ihm zu einem “cofee to go” zu verabreden.

In der “City” bemer­ke ich, dass der Win­ter­schluss­ver­kauf in vol­lem Gan­ge ist. “Sale” prangt an den Schau­fens­tern vie­ler Mode­lä­den und ich fra­ge mich, wer all die­se eng­li­schen Begrif­fe eigent­lich ver­steht. “Come in and find out” for­dert Dou­glas mich auf. Also gehe ich hin­ein und suche den Aus­gang. Oder wie?

Bin ich eigent­lich noch in Deutsch­land, oder befin­de ich mich in Man­hat­ten, wenn mir “up to 50 % off!” offe­riert wird? Ande­re wol­len mich mit “Super Sale!” oder “Fre­aky Sale!” in ihre “Stores” locken. Natür­lich kann ich mit vie­len Begrif­fen nichts anfan­gen. So mache ich es wie in einem Aus­land­ur­laub. Ich rate! Und ver­mu­te, dass die Fünf­zig und das Pro­zent­zei­chen mir sagen wol­len, dass hier wahr­schein­lich etwas redu­ziert ist.

Natür­lich ist jede Spra­che Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Spra­chen soll­ten immer leben­dig und form­bar blei­ben. Aber man soll­te sie nicht mit Wort­kon­struk­tio­nen durch­set­zen, die nur davon zeu­gen, dass deren “Schöp­fer” von bei­den Spra­chen kei­ne Ahnung hat. Das tut dann rich­tig weh! Durch sol­chen unnö­ti­gen Unsinn wer­den Men­schen ohne Eng­lisch­kennt­nis­se aus­ge­grenzt und letzt­end­lich ver­ste­hen auch Eng­län­der und Ame­ri­ka­ner die­se Wort­hül­sen nicht.

2008 stör­ten sich in einer Umfra­ge der Gesell­schaft für deut­sche Spra­che 39 % der Befrag­ten an Lehn­wör­tern aus dem Eng­li­schen. Die Ableh­nung war in den Bevöl­ke­rungs­grup­pen am größ­ten, die Eng­lisch weder spre­chen noch ver­ste­hen konnten. 

Ähn­li­che Kri­tik gab es schon ab Ende des 19. Jahr­hun­derts gegen­über aus dem Fran­zö­si­schen, Latei­ni­schen oder Grie­chi­schen stam­men­den Begrif­fen. Ver­ei­ne wie der All­ge­mei­ne Deut­sche Sprach­ver­ein ver­such­ten im Rah­men des deut­schen Sprach­pu­ris­mus, die­se Begrif­fe durch deut­sche zu erset­zen. Im Post­we­sen wur­den auf Geheiß Bis­marcks über 700 fran­zö­sisch­spra­chi­ge Begrif­fe durch deut­sche Neu­schöp­fun­gen ersetzt.

Eine Antwort

  1. zalp sagt:

    Eini­ge deut­sche Wör­ter konn­ten sich ja gegen die ent­lehn­ten Fremd­wor­te durch­set­zen, z. B. Bür­ger­steig gegen Trottoir.
    Bei ande­ren ist das — teils zum Glück — nicht gelun­gen, z. B. Riech­kol­ben für Nase 😉

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