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Tag des offenen Denkmals 2013“ in Görlitz

Tag des offe­nen Denk­mals 2013“ am 8. Sep­tem­ber 2013

Bereits zum 20. Mal fin­det die­ser Tag als Ver­an­stal­tungs­hö­he­punkt des Gör­lit­zer Jah­res­pro­gram­mes statt.

Ober­bür­ger­meis­ter Sieg­fried Dei­nege wird am Sonn­tag, dem 8. Sep­tem­ber, um 9:30 Uhr, am Platz vor dem Waid­haus bei der Peters­kir­che den Tag eröffnen.

Tag des offenen Denkmals 2013

Auch die­ses Jahr freu­en sich die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Denk­mal­schutz­be­hör­de der Stadt Gör­litz auf vie­le Besu­che­rin­nen und Besu­cher zum „Tag des offe­nen Denk­mals“. Er steht unter dem spe­zi­el­len Mot­to „ Jen­seits des Guten und Schö­nen — unbe­que­me Denk­ma­le?“ Das Aus­ein­an­der­set­zen mit der Bau­ge­schich­te, aber auch das Sam­meln von Erkennt­nis­sen, wie man mit der Sanie­rung von Denk­ma­len umge­hen kann, wie sich Denk­ma­le ver­än­dert haben und wel­che Ent­de­ckun­gen dabei zu Tage getre­ten sind, sind Aspek­te, die die Denk­mals­tag­in­ter­es­sier­ten bewe­gen. Es ist – zur Freu­de der Orga­ni­sa­to­ren und der Denk­mal­in­ha­ber — immer deut­li­cher zu beob­ach­ten, dass sich ein nament­li­cher Denk­mal­tou­ris­mus ent­wi­ckelt hat. Besu­cher wäh­len gezielt an die­sem Tag eine Stadt aus und erkun­den diese.
In Gör­litz wer­den Vor­trä­ge, spe­zi­el­le Füh­run­gen und die Ver­an­stal­tun­gen des „Patri­mo­ni­um Gor­li­cen­se“ sehr gern ange­nom­men. Auch die­ses Jahr wer­den zwei spe­zi­el­le Füh­run­gen zur Wand­ma­le­rei Ober­markt 34 zu den Zei­ten 11:30 Uhr und 16:00 Uhr statt­fin­den. Die kos­ten­frei­en Teil­neh­mer­kar­ten gibt es am 8. Sep­tem­ber ab 10:00 Uhr am Infor­ma­ti­ons­stand der Denk­mal­schutz­be­hör­de, Unter­markt 20. In die­sem Zusam­men­hang wird um Ver­ständ­nis gebe­ten, dass zum Schutz der Wand­ma­le­rei die Teil­neh­mer­zahl auf 25 Per­so­nen je Füh­rung begrenzt ist. Auch wird der Pfer­de­bahn­wa­gen von 1882 wie­der zum Ein­satz gebracht.
Im Pro­gramm­heft, das für 1 Euro ange­bo­ten wird, kön­nen sich die Besu­cher einen Über­blick ver­schaf­fen, Infor­ma­tio­nen zu den ein­zel­nen Denk­ma­len und zum Pro­gramm des „Patri­mo­ni­um Gor­li­cen­se“ entnehmen.

Der Wasserturm von der Nordseeinsel Borkum

In mei­ner Rei­he “Was­ser­tür­me“ möch­te ich Euch heu­te den Was­ser­turm von der Nord­see­insel Bor­kum vor­stel­len. An die­ser Stel­le bedan­ke ich mich für die freund­li­che Unter­stüt­zung durch Herrn Wer­ner Tap­per, 1. Vor­sit­zen­der des Bor­ku­mer Ver­ei­nes “Water­to­orn Bor­kum e. V.” Soll­tet Ihr Lust auf mehr Infor­ma­tio­nen zum Bor­ku­mer Was­ser­turm bekom­men haben, schaut Euch doch mal die Home­page wasserturm-borkum.de an. 

Was­ser­tür­me ent­stan­den in Deutsch­land ver­mehrt seit der zwei­ten Wasserturm von der Nordseeinsel BorkumHälf­te des 19. Jahr­hun­derts. Frü­her wur­de das Trink­was­ser mit Pum­pen aus der Tie­fe geholt. Auch die Bor­ku­mer ver­sorg­ten sich auf die­se Wei­se mit Trink­was­ser. Die Brun­nen reich­ten bis zu drei Meter tief in das Grund­was­ser hinein.

Zusätz­lich sam­mel­te man auf der Insel Regen­was­ser in Zis­ter­nen. Über ein Rohr wur­de das in Dach­rin­nen auf­ge­fan­ge­ne Regen­was­ser in die unter­ir­di­schen Sam­mel­be­häl­ter gelei­tet. Hier hielt sich das Regen­was­ser frisch und kühl und ver­sorg­te die Bewoh­ner mit Trink- und Waschwasser.

Zis­ter­nen gibt es schon sehr lan­ge, im medi­ter­ra­nen Raum seit mehr als 7000 Jah­ren. Sie wur­den gemau­ert, aus Beton her­ge­stellt oder ein­fach in vor­han­de­ne Fel­sen geschlagen.

IWasserturm von der Nordseeinsel Borkumrgend­wann erwies sich auch in der auf­stre­ben­den Insel­ge­mein­de Bor­kum die aus­rei­chen­de Was­ser­ver­sor­gung als gro­ßes Pro­blem. Die Bevöl­ke­rung wuchs und auch die immer zahl­rei­cher wer­den­den Som­mer­gäs­te woll­ten ver­sorgt wer­den. Das war mit Brun­nen oder Zis­ter­nen nicht mehr zu rea­li­sie­ren. So wur­de im Jah­re 1900 auf der Insel ein Was­ser­werk ein­ge­rich­tet und ein Was­ser­turm gebaut.

Eine Spei­che­rung gro­ßer Was­ser­men­gen in einem  Turm war stets eine gro­ße inge­nieurs­tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung. Damit der Wasserturm von der Nordseeinsel BorkumWas­ser­druck auch in höher­ge­le­ge­nen Häu­sern und Woh­nun­gen aus­rei­chend war, wur­de der Was­ser­turm auf eine hohe Düne ange­legt. Dann wur­de die Bor­ku­mer Süß­was­ser­lin­se ange­zapft und der rie­si­ge Behäl­ter im Kopf des 29 Meter hohen neo­ro­ma­ni­schen  Tur­mes mit­tels Pum­pen mit Trink­was­ser befüllt.

Die wich­tigs­ten Bor­ku­mer Dünen­gür­tel erhe­ben sich mehr als zehn Meter über den Mee­res­spie­gel. Das in den Dünen gespei­cher­te Nie­der­schlags­was­ser drückt somit auf das tie­fer lie­gen­de Wasserturm von der Nordseeinsel BorkumSalz­was­ser und ver­drängt die­ses, da Süß­was­ser eine gerin­ge­re spe­zi­fi­sche Dich­te hat als Salz­was­ser. So “schwimmt“ – ver­gleich­bar mit einem Eis­berg — das süße Regen­was­ser auf dem Meer­was­ser und bil­det dabei die ova­le Form einer Lin­se. Jeder Meter, den sich der Grund­was­ser­spie­gel über den Mee­res­spie­gel erhebt, kann das Salz­was­ser bis zu 42 Meter nach unten ver­drän­gen. Auf Bor­kum reicht die Süß­was­ser­lin­se bis etwa 60 Meter unter den Meeresspiegel.

Anfang der 1970er Jah­re ist durch die zuneh­men­den Gäs­te­zah­len und Hotels der Was­ser­be­darf stark gestie­gen. Für die neu ent­stan­de­nen sechs­stö­cki­gen Gebäu­de reich­te der Was­ser­druck nicht mehr aus, um die obers­ten Stock­wer­ke zu ver­sor­gen. Der Was­ser­turm hat­te aus­ge­dient, die Was­ser­ver­sor­gung und der Was­ser­druck wer­den heu­te durch eine spe­zi­el­le Pump­t­ech­nik aufrechterhalten.

Der Was­ser­turm, dem man 1981 sei­ne schö­ne höl­zer­ne Later­ne raub­te, wur­de 1983 unter Denk­mal­schutz gestellt und im Jah­re 2010 in die Obhut des gemein­nüt­zi­gen Ver­ei­nes “Water­to­orn Bör­kum e. V.” gege­ben. Der Ver­ein, der mitt­ler­wei­le mehr als 300 Mit­glie­der zählt, wur­de mit dem Ziel gegrün­det, den Was­ser­turm in sein anspruchs­vol­les ursprüng­li­ches Äuße­res zurück­zu­ver­set­zen, ihn als Bau­denk­mal zu erhal­ten und als dau­er­haf­tes Kul­tur­ange­bot der Öffent­lich­keit zugäng­lich zu machen. So soll nach einer erfolg­rei­chen Außen­re­no­vie­rung und nach der Wasserturm von der Nordseeinsel BorkumInstand­set­zung des Tur­mes im Inne­ren ein Was­ser­mu­se­um zur Geschich­te der Was­ser­ver­sor­gung Bor­kums und ein Infor­ma­ti­ons­zen­trum entstehen.

Vie­le Lieb­ha­ber des Indus­trie­denk­ma­les haben bereits für die Sanie­rung des Was­ser­tur­mes gespen­det. Die “Spar­kas­sen-Kul­tur­stif­tung Leer-Witt­mund” hat 5000 Euro für die Sanie­rung des Daches und der Außen­fas­sa­de zur Ver­fü­gung gestellt. Mit den zuge­sag­ten Bun­des­mit­teln in Höhe von 150.000 Euro – die noch in die­sem Jahr abge­ru­fen wer­den müs­sen – dürf­te die Finan­zie­rung der Turm­sa­nie­rung wohl gesi­chert sein. Gleich­wohl sind wei­te­re Geld­spen­den auf des Kon­to des Hei­mat­ver­ei­nes Bor­kum stets willkommen.

Quel­len:
hydrologie.uni-oldenburg.de
heimatverein-borkum.de
wasserturm-borkum.de
borkum-stiftung.de

Fördergelder für ein altes Bremerhavener Mietwohnungs-Quartier

Ver­gan­ge­nen Mitt­woch bin ich beim Blät­tern in der Nord­see-Zei­tung auf einen inter­es­san­ten Arti­kel gesto­ßen. Es wur­de über das Wohn­ge­biet um die Scharn­horst­stra­ße berichtet.

Wohnunghsbau
Wohn­raum war schon immer knapp. Bereits in der Grün­der­zeit, als vie­le Men­schen in die Städ­te zogen um dort Arbeit zu fin­den, gab es zu wenig bezahl­ba­re Woh­nun­gen. Die meis­ten Arbei­ter­fa­mi­li­en haus­ten mit fünf und mehr Kin­dern in viel zu klei­nen Räu­men, die oft­mals nicht belüft­bar waren. Die Toi­let­ten befan­den sich auf dem Hof oder auf dem Trep­pen­ab­satz. Gewa­schen wur­de sich in der Küche. Hier spiel­te sich über­haupt das täg­li­che Leben ab. Es war der ein­zi­ge Raum, der geheizt wur­de, der Schlaf­raum blieb kalt. Im Win­ter wur­den die Bet­ten mit einem hei­ßen Stein ange­wärmt. Man kuschel­te sich anein­an­der, es hat­te nicht jeder sei­ne eige­ne Bettstatt.

Auch in Bre­mer­ha­ven gab es zu Beginn des letz­ten Jahr­hun­derts zu wenig lebens­wer­ten Wohn­raum. Um die­sen Miss­stand zu besei­ti­gen, wur­de eine neue Bau­ver­ord­nung beschlos­sen, in der genau vor­ge­schrie­ben wur­de, wie hoch die Häu­ser zukünf­tig maxi­mal gebaut wer­den durf­ten, und mit wel­cher Min­dest­hö­he die Zim­mer aus­ge­stat­tet sein muss­ten. Dann erwarb die Stadt ein 32 Hekt­ar gro­ßes Bau­land, beschloss 1921 ein städ­ti­sches Woh­nungs­bau­pro­gramm und zog vor dem Ers­ten Welt­krieg in Wohnungsbaudem Vier­eck Scharn­horst­stra­ße zwi­schen Wal­de­mar-Becke-Platz, Kant- und Fich­te­stra­ße sowie “Bür­ger“ inner­halb weni­ger Jah­re Häu­ser mit rund 500 Woh­nun­gen hoch. Beson­ders Klein­ver­die­ner soll­ten hier in den gro­ßen, begrün­ten Innen­hö­fen und Räu­men, in denen das Tages­licht fiel,  eine neue Hei­mat fin­den. Die erst­mals mit einem Bade­zim­mer und einem Bal­kon oder einer Log­gia aus­ge­stat­te­nen Woh­nun­gen waren so beliebt, dass die Bre­mer­ha­ve­ner Schlan­ge stan­den um sich den Luxus in der dama­li­gen Aus­stel­lung “Die neue Woh­nung“ anse­hen zu können.

Heu­te sind eini­ge der im auf­wen­di­gen Klin­ker­bau gestal­te­ten Fas­sa­den mit ihren plas­tisch gemau­er­ten Haus­ein­gän­ge und Stu­cka­tu­ren denk­mal­ge­schützt. Mit För­der­gel­dern, die zu einem
Drit­tel aus dem Pro­gramm “Städ­te­bau­li­cher Denk­mal­schutz“ des Bun­des, zu zwei Drit­teln aus der Stadt­kas­se stam­men, soll ein Bei­trag zu Erhal­tung die­ses nicht nur his­to­risch bedeut­sa­men Quar­tie­res geleis­tet werden.

Eine Aus­stel­lung doku­men­tiert die Vor­ge­schich­te und die Ent­ste­hung des Quar­tiers um die Scharn­horst­stra­ße. Die Aus­stel­lung ist täg­lich zu sehen im Hof der “Bür­ger“ 175 , und zwar von 15 bis 18 Uhr, don­ners­tags von 18 bis 21 Uhr.

Quel­len:
Stadt­pla­nungs­amt Bremerhaven
Nord­see-Zei­tung vom 16. April 2013
Sonn­tags­jour­nal vom 14. April 2013

Letzte Überbleibsel einer Bremerhavener Ziegelei verschwindet

Ein letz­tes Relikt der Zie­ge­lei­en in der Stadt – das seit Jah­ren leer­ste­hen­de Gebäu­de ist maro­de, der Sanie­rungs­auf­wand ist zu hoch

Ziegelei Beneken in WulsdorfDer Back­stein­bau an der Weser­stra­ße 1 ist das letz­te Über­bleib­sel einer Bre­mer­ha­ve­ner Zie­ge­lei. Er hat schon bes­se­re Tage erlebt, jetzt sind Fens­ter und Türen des aus dem Jah­re 1874 stam­men­den Gebäu­des ver­na­gelt, die Abriss­bir­ne scharrt schon mit den Hufen. Ein­fa­mi­li­en­häu­ser sol­len auf dem ver­wahr­los­ten Grund­stück gebaut werden.

Ofenhaus Ziegelei WulsdorfAls die Zie­ge­lei gebaut wur­de, waren die hohen Schorn­stei­ne noch weit­hin zu sehen. Die Bebau­ung rund um die Zie­ge­lei war nur spär­lich. Aber dann mach­ten ab 1904 die ers­ten Kalk­sand­stein­wer­ke den oft­mals von Land­wir­ten als Neben­er­werb betrie­be­nen Zie­ge­lei­en Kon­kur­renz, und so manch ein Betrieb muss­te auf­ge­ben. Ab 1934 rauch­ten dann auch die Schorn­stei­ne an der Weser­stra­ße nicht mehr.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Ofen­haus noch für ver­schie­de­ne Zwe­cke genutzt, doch nun steht es schon seit Jah­ren leer und ist dem Ver­fall preisgegeben.

Quel­le: Nord­see-Zei­tung vom 21. Febru­ar 2013

Die älteste Gaststube in Bremerhaven

Wer nach Bre­mer­ha­ven kommt, der soll­te dort unbe­dingt ein­mal in die ältes­te Gast­stät­te der Stadt ein­keh­ren. Die­sen guten Rat befolg­ten bereits im 19. Jahr­hun­dert die Schau­stel­ler, denen das 1839 erbau­te Wirts­haus als Her­ber­ge und Win­ter­quar­tier diente.Gaststätte Alt-Bremerhaven 1956Gaststätte Alt-Bremerhaven im Januar 2013

Aber auch Kut­scher, See­leu­te und Gesin­del kamen in das dama­li­ge Ver­gnü­gungs­vier­tel, um hier im Gast­haus Alt-Bre­mer­ha­ven ihr Bier zu trin­ken und Neu­ig­kei­ten aus­zu­tau­schen. Damals hieß die Stra­ße, in der sich Knei­pe an Knei­pe reih­te, noch Lan­ge Stra­ße. Erst nach dem 2. Welt­krieg wur­de die Stra­ße umge­tauft und heißt seit­her Pra­ger Straße.

Heu­te betrei­ben Axel Nocke und Joa­chim Flick die seit 1978 unter Denk­mal­schutz ste­hen­de voll­stän­dig sanier­te “bes­te Knei­pe der Welt” “mit Herz und See­le” und bie­ten ihre Geträn­ke und Spei­sen zu durch­aus mode­ra­ten Prei­sen an.

Öff­nungs­zei­ten:
Mo. —  Do. 18.00 Uhr — 02.00 Uhr
Fr.  —  Sa.  18.00 Uhr — open End

Görlitzer Turmgeschichten — Der Nikolaiturm

Quelle: StadtBild-Verlag GörlitzDass auch die ältes­te Gör­lit­zer Stadt­an­la­ge schon befes­tigt war, unter­liegt kei­nem Zwei­fel. Sie wird kaum anders als durch Erd­wer­ke und Pali­sa­den aus­ge­führt gewe­sen sein. 

Eine Ver­stär­kung dürf­te nach Abschluss des Sechs­städ­te­bun­des im Jah­re 1346 erfolgt sein, der sich nach­drück­lich gegen das Raub­rit­ter­we­sen rich­te­te, ganz beson­ders aber nach Ein­füh­rung des Schieß­pul­vers, das die Gör­lit­zer seit etwa 1394 benutz­ten, und als Schutz gegen die furcht­ba­ren Angrif­fe der Hus­si­ten.

Der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg, der der Stadt Gör­litz viel Unge­mach, nament­lich durch die Bela­ge­rung von 1641 brach­te, und die Wie­der­her­stel­lung der durch die Kriegs­wir­ren ent­stan­de­nen Schä­den sind der Aus­gangs­punkt für die Befes­ti­gungs­an­la­gen, die dann im wesent­li­chen bis etwa 1840 bestan­den haben.

Eine dop­pel­te, sel­ten drei­fa­che Mau­er zog sich um die gan­ze Stadt. Die inne­re war sehr stark, hat­te einen von Turm zu Turm lau­fen­den über­dach­ten Wehr­gang und Schieß­schar­ten. Die äuße­re, die den Wall­gra­ben und Zwin­ger, den man frü­her auch Par­chen nann­te, abschloss, hat­te kei­nen Wehr­gang, wohl aber zum Teil Schieß­schar­ten, und sie war auch noch außer­or­dent­lich hoch.

Der Gesamt­um­fang der Stadt­mau­er betrug 2.460 Meter. Die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit der Mau­er wur­de, abge­se­hen von den auch als Wache und Aus­lug wich­ti­gen Tür­men, durch Bas­tei­en und Ron­del­le erhöht, von denen die ers­te­ren vier­eckig, die letz­te­ren rund waren. Bei­de hat­ten meh­re­re Stock­wer­ke mit Schießscharten,um nach jeder Rich­tung hin den sich annä­hern­den Feind unter wirk­sa­mes Feu­er neh­men zu können.

In der Zeit zwi­schen 1641 und 1763 hat­te die Gör­lit­zer Stadt­mau­er 13 Bas­tei­en und 19 Tür­me. 1476 sol­len nur 21 Bas­tei­en und Tür­me mit einer täg­li­chen Wache von 355 Mann unter 33 Haupt­leu­ten, vor­han­den gewe­sen sein. Sieb­zehn Büch­sen­ma­cher, 33 Hand­büch­sen und 68 grö­ße­re und klei­ne­re Geschüt­ze stan­den für die Ver­tei­di­gung zur Ver­fü­gung. Alle Bas­tei­en und Tür­me hat­ten bestimm­te Namen.

Quelle: StadtBild-Verlag GörlitzVom Niko­lai­turm soll hier die Rede sein. Frü­her gehör­te zu die­sem Turm auch das gleich­na­mi­ge Tor. Vom Niko­lai­tor, dem zweit­äl­tes­ten der Stadt, steht heu­te nur noch — sei­ner Mau­ern beraubt — der Turm, der kahl wie eine dicke Röh­re ‘gen Him­mel ragt. Das Tor wur­de bereits auf den ers­ten Blät­tern des alten Gör­lit­zer Stadt­bu­ches aus dem Jah­re 1305 erwähnt, ja, die Sage behauptet,es sei von Her­zog Sobies­laus 1131 erbaut wor­den. Nach alten Bil­dern und Plä­nen zu urtei­len, war es ein drei­fa­ches, über­aus star­kes Tor.

Das ers­te Tor führ­te von der Niko­lai­stra­ße durch die inne­re Stadt­mau­er, das zwei­te, das durch ein star­kes Fall­gat­ter bewehrt war, durch die Außen­mau­er des Zwin­gers, wäh­rend das drit­te Tor, das sich unter dem Tor­hau­se öff­ne­te, an den Gra­ben und die Zug­mau­er stieß.

Wenn die Zug­mau­er Quelle: StadtBild-Verlag Görlitzauf­ge­zo­gen war, war das Tor völ­lig ver­deckt. 1400 wur­de ein neu­es Tor­haus, an dem frü­her seit 1399 Hals­ei­sen befes­tigt waren, geschaf­fen. In die­ser Gestalt stand es wohl bis zum Brand im Jahr 1456, der das Tor auch bis zu den Umfas­sungs­mau­ern zer­stör­te. Schon im fol­gen­den Jahr wur­de es in der frü­he­ren Fes­tig­keit auf­ge­baut. Trotz man­chen Wet­ter­schla­ges und man­cher Ver­än­de­rung hielt es so vie­le lan­ge Jahre. 

Auch in Frie­dens­zei­ten war es bewacht. 1539 wur­de auf dem Turm ein Wäch­ter, der die Zeit anschlug, ein­ge­setzt. Ein sol­cher wur­de 1586 bei sei­nem Tun vom Blitz erschla­gen. Bis 1752 ging man außer­halb des Tur­mes über die Stadt­mau­er auf einer Trep­pe hin­auf zum Turm­stüb­chen. Erst danach wur­de unten am Boden eine Tür als Zugang eingebrochen.

In frü­he­ren Jah­ren hat­te der Niko­lai­turm eine goti­sche Spit­ze und auch mehr Zie­rat. Heu­te wird er oben nur von zwei Gurt­ge­sim­sen umzo­gen, und er trägt auch eine baro­cke Hau­be. 1848 wur­den die Tor­an­la­gen besei­tigt, seit­dem steht nur noch der Niko­lai­turm selbst mit sei­nen am Fuße 2,86 Meter dicken Mauern.

Im Okto­ber 1904 schaff­te die Stadt Gör­litz Tür­merstel­le ab. Das Läu­ten der Glo­cken geschah jetzt elek­trisch. Auch die NamenQuelle: StadtBild-Verlag Görlitz der zahl­lo­sen Tür­mer, die zum Wohl der Stadt Zeit und Feu­er anzeig­ten, sind längst vergessen.

In vie­len frei­wil­li­gen Arbeits­stun­den wur­de der Niko­lai­turm von 1971 bis 1980 instand­ge­setzt und beher­bergt heu­te neben vie­len ande­ren Expo­na­ten ein nach­ge­stal­te­tes Tür­mer­stüb­chen. Auch eine Turm­be­stei­gung ist mög­lich. Betreut und in Ord­nung gehal­ten vom Zir­kel Gör­lit­zer Hei­mat­for­scher e. V. ist der Niko­lai­turm eine klei­ne Gör­lit­zer Attrak­ti­on, von denen es noch vie­le in unse­rer Stadt gibt. ‑flor-
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Görlitzer Juden — ihre vergessenen und verfallenen Spuren

Unter dem Druck wach­sen­der Dis­kri­mi­nie­rung und Ver­fol­gung sind die meis­ten Gör­lit­zer Juden im Lau­fe der 1930er Jah­re aus­ge­wan­dert, unter teil­wei­se dra­ma­ti­schen Umstän­den. Die, die geblie­ben waren, wur­den im Krieg in den Ver­nich­tungs­la­gern ermordet.
Z
um bau­li­chenTextilhaus Totschek, Steinstraße 2 - 5, um 1910 Erbe der Gör­lit­zer Juden gehört weit mehr als die Syn­ago­ge, die im letz­ten Jahr ihr hun­dert­jäh­ri­ges Jubi­lä­um fei­ern konn­te. Da ist der zum Glück erhal­te­ne Fried­hof. Da sind die Wohn­häu­ser, die Fabri­ken und Geschäf­te, die Arzt- und Recht­an­walts­pra­xen. Bei einem Rund­gang zu Stät­ten jüdi­schen Lebens in Gör­litz kann man über meh­re­re Stun­den vie­les ent­de­cken und erfah­ren, aber auch erschre­cken über den heu­ti­gen Zustand vie­ler Bau­lich­kei­ten und Anlagen.
Gut, es gibt inzwi­schen neue Stra­ßen­na­men, die an sei­ner­zeit bekann­te Per­sön­lich­kei­ten erin­nern. Es gibt eini­ge “Stol­per­stei­ne” vor den ehe­ma­li­gen Wohn­stät­ten von Todes­op­fern. Dar­um hat­te sich die hie­si­ge christlich—jüdische Görlitzer Eckhaus Obermarkt 7 - Steinstraße | Foto: wikipedia-ManeckeGesell­schaft bemüht. Die Denk­mal­pfle­ge­be­hör­de konn­te am ehe­ma­li­gen Mode­haus Mei­row­sky Ecke Ober­markt/Steinstraße die Mono­gramm-Kar­tu­sche über der Ein­gangs­tür zur Erin­ne­rung an den Bau­her­ren (“I.M.” für Isaac Mairowsky)retten.
Vie­le Bau­wer­ke sind in einem frag­wür­di­gen Zustand. Ursa­chen, Zusam­men­hän­ge und Zukunfts­aus­sich­ten sind unter­schied­lich und kom­pli­ziert. In der Gesamt­heit ergibt sich ein Bild, das der Stadt kei­ne Ehre macht.Jugendstilwarenhaus am Demianiplatz | Foto: Manecke Das gilt ja schon für das bekann­tes­te und am meis­ten beklag­te Bei­spiel, das Waren­haus am Demia­ni­platz, des­sen Bau­herr der Kauf­mann Lou­is Fried­län­der war. Es ist ein prä­gen­des Gebäu­de im Stadt­zen­trum, bei der Bevöl­ke­rung und Archi­tek­tur­his­to­ri­kern in hohem Anse­hen. Sei­ne Zukunft ist ungewiss.
Die Gäste des Victoria-Hotels konnten von ihren Zimmerfenstern aus das pulsierende Leben im Zentrum der aufblühenden Stadt Görlitz vom Morgen bis zum Abend verfolgen | Foto: Robert Scholz um 1900Bes­ser geht es da dem Bau an der Post­platz-Nord­sei­te, des­sen Mit­tel­teil bis nach 1918 das Vik­to­ria-Hotel von Nathan Gold­stein beher­berg­te. Das frü­he­re Schuh­haus Rauch in der Ber­li­ner Stra­ße 61 wird heu­te durch Fiel­mann-Optik genutzt. Eben­falls sorg­fäl­tig saniert wur­de das zwei­te Mode­haus Mei­row­sky in der Hos­pi­tal­stra­ße 36. Das führende Schuhhaus Rauch überraschte die Kunden mit zahlreichen Dienstleistungen. Es gab eigene Abteilungen für Kinderschuhe und Strümpfe, eine Reparaturwerkstatt und einen Röntgenapparat zur Fußuntersuchung. | Fotografie Lünig um 1932
Schlech­ter sieht es in der Stein­stra­ße aus, frü­her Stand­ort meh­re­rer jüdi­scher Geschäf­te. Das ehe­ma­li­ge Beklei­dungs­haus Tot­schek in der Stein­stra­ße 2 — 5 ist ein beson­ders reprä­sen­ta­ti­ves Han­dels­haus des spä­ten 19. Jahr­hun­derts, an dem man etli­che Spu­ren frü­he­ren Glan­zes fin­det. Denk­mal­pfle­ge­risch saniert und nicht­mo­der­nis­tisch ver­schan­delt, könn­te es ein Schmuck­stück einer Ein­kaufs­mei­le werden.
Villa Kaufmann in der Bergstraße 1 (links) und Textilfabrik an der Uferstraße um 1920Betrüb­lich ist auch der Zustand der frü­he­ren Fabri­kan­ten­vil­la Berg­stra­ße 1; sie gehör­te Rosa Kauf­mann, Mit­in­ha­be­rin der Webe­rei und Fär­be­rei Mül­ler und Kauf­mann an der Ufer­stra­ße. Das außen und innen gedie­ge­ne Gebäu­de im Stil des frü­hen 20. Jahr­hun­derts ist lei­der nach 1990 zuneh­mend ver­wahr­lost, nach­dem sich der Plan zer­schla­gen hat­te, ein Senio­ren­heim für geho­be­ne Ansprü­che dar­aus zu machen.
Villa Ephraim, Goethestraße 17, 1907Die berühm­te Vil­la Ephra­im in der Goe­the­stra­ße 17, ein Werk des Ruh­mes­hal­len-Archi­tek­ten Hugo Behr, war bis Anfang der 1920 Jah­re Wohn­sitz des Eisen­wa­ren­händ­lers, Stadt­ver­ord­ne­ten und Muse­umför­de­rers Mar­tin Ephra­im und bis vor kur­zem [Ende 2010] eine Jugend­her­ber­ge. Ihr kost­ba­rer archi­tek­to­ni­scher Grund­be­stand konn­te durch die Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft weit­ge­hend erhal­ten wer­den, braucht aber drin­gend eine stil­ge­rech­te Sanie­rung und ange­mes­se­ne Nut­zung, es ist ein Juwel der dama­li­gen ört­li­chen Bau­kul­tur und zugleich Erin­ne­rungs­ort für eine her­aus­ra­gen­de Per­sön­lich­keit (Ephra­im starb 1944 als 84jähriger im KZ The­re­si­en­stadt) [Nach­dem 2010 die Jugend­her­ber­ge hier aus­zog, hat die Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft die Vil­la sanie­ren las­sen. Heu­te ist hier das Gäs­te­haus Alte Her­ber­ge untergebracht].
Wohnhaus Ephraim, Jakobstraße 5, um 1900Verwaltungsgebäude Ephraim, Zittauer Straße 56, 1927Auch das frü­he­re Wohn­haus Epha­rim (Jakobstra­ße 5, spä­ter Franz Gru­n­ert) hat inzwi­schen gelit­ten. Das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Fir­ma Ephra­im Eisen­han­del in der Zit­ter­stra­ße 56 (vor dem Schüt­zen­haus) errich­te­te 1927 der in Gör­litz durch zahl­rei­che Groß­bau­ten ver­tre­te­ne Archi­tekt Alfred Hent­schel; es steht leer und verfällt.
Steinbank vor Fabrik Raupach, um 1910Die Sitz­bank mit Brun­nen, Aus­stel­lungs­stück der Gewer­be- und- Industrieausstellung1905 in Gör­litz für die Gra­nit­fir­ma Theo­dor Alex­an­der Katz, erwarb der Fabri­kant Richard Rau­pach und stell­te sie an der Zit­tau­er Stra­ße vor sei­nem Werk­ge­län­de auf;dort ver­fällt sie heu­te nach und nach, wür­de aber gut in das Umfeld der Stadt­hal­le passen.
Modehaus Frankenstein/Markus in der Berliner Strasse 10, um 1925Ein Opfer der ober­fläch­li­chen Schnell­sa­nie­run­gen Anfang der 1990er Jah­re wur­de das frü­he­re Tex­til­haus Frankenstein/Markus in der Ber­li­ner Stra­ße 10. Die ehe­ma­li­ge Fas­sa­de ist nur noch in der Grund­auf­tei­lung erkenn­bar, das Inne­re eine gesichts­lo­se Hal­le mit lan­gen Rega­len zum raschen Aus­tausch der Gewer­be­mie­ter, archi­tek­to­nisch tot.
Die Vil­la Alex­an­der Katz neben dem Stän­de­haus (frü­her Pro­me­na­de 14) wur­de noch 1945 durch Bom­ben zer­stört und ist heu­te Müll­hal­de und Urwald, eine Schan­de in Grenz­nä­he. Die Tex­til­fa­brik Mül­ler und Kauf­mann an der Ufer­stra­ße ist Rui­ne und Die Kofferfabrik von Julius Arnade in Moys (Ujazd) ist stillgelegtteils abge­tra­gen, die Kof­fer­fa­brik in Moys (Ujazd) ist stillgelegt.
Die Auf­stel­lung lie­ße sich fort­set­zen. Es ist nicht zu über­se­hen: Die­se Erbe ist weit­ge­hend vergessen.Im öffent­li­chen Bewusst­sein und in der denk­mal­pfle­ge­ri­schen Dring­lich­keits­lis­te kommt es kaum vor. Irgend­wann wer­den ver­mut­lich nur noch Der Eingang zum Lager Biesnitzer GrundSyn­ago­ge und KZ Bies­nit­zer Grund (die­ses auch über­baut) mit der Geschich­te der Gör­lit­zer Juden in Zusam­men­hang gebracht wer­den, nicht mehr ihre Wohn- und Wir­kungs­stät­ten vor 1933, also aus den Jahr­zehn­ten ihrer Viel­fäl­ti­gen Tätig­keit für das Wohl der Stadt.
Paul MühsamNicht ein­mal beschei­de­ne Täfel­chen erin­nern an den Dich­ter Paul Müh­sam (Bis­marck­stra­ße 4) oder an den Kom­mer­zi­en­rat und Stif­ter Les­ser Ephra­im (Jakobstra­ße 5). Es wäre an der Zeit, Grund­stücks­käu­fer und Inves­to­ren auf die­ses ver­pflich­ten­de Erbe auf­merk­sam zu machen und für des­sen Erhal­tung zu wer­ben. Anfän­ge sind gemacht. Auf die Dau­er kann sich die Stadt nicht vor der mora­li­schen Last der Geschich­te davon­steh­len. Dies nur als Fuß­no­te zum gelun­ge­nen Synagogenjubiläum.
Von Dr. Ernst Kret­sch­mar, Görlitz
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz
Die in ecki­gen Klam­mern kur­siv ein­ge­füg­ten Hin­wei­se stam­men nicht vom Autor. 

Wei­te­re Informationen:
Zei­ten­sprün­ge-Pro­jekt
Syn­ago­ge. Juden in Görlitz
Die Syn­ago­ge in Görlitz