Erinnerungen eines Matrosen an seine Bordzeit auf “Seefalke”

Für mei­ne Leser, die weit­ab von der Nord­see­küs­te woh­nen, habe ich in mei­nem Bei­trag “Muse­ums­schiff ‘See­fal­ke’ wird saniert” die Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen gepos­tet, der 20 Mona­te lang zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” fuhr. Der “See­fal­ke” liegt heu­te vor dem Deut­schen Schiffahrtsmuseum. 

Heu­te geht es mit dem zwei­ten Teil der Erin­ne­run­gen weiter:

Geschirr und Wäsche wan­dern in die Pütz

Bei Schlecht­wet­ter war der Weg vom hin­te­ren Mann­schafts­lo­gis bis hin zur Brü­cke recht Sturm auf dem Atlantikaben­teu­er­lich. Über Deck konn­te man dann nicht mehr zu den vor­de­ren Wohn­räu­men gelan­gen. Man muss­te in der Ber­gungs­last durch ein Mann­loch in den Wel­len­tun­nel krie­chen, sich zwi­schen den bei­den dre­hen­den Pro­pel­ler­wel­len durch­han­geln, durch den Maschi­nen­raum gehen und kam bei der Kom­bü­se raus. Danach kam man in die Mann­schafts­mes­se, wo am Ende zur Kom­bü­se eine Decken­klap­pe geöff­net und eine Lei­ter ange­stellt wur­de. Man kam schließ­lich vor dem Funk­raum auf dem Kapi­täns­deck raus.

Dann war­te­te man einen pas­sen­den Moment ab, wenn das Vor­schiff aus­tauch­te, saus­te um die Ecke und erklomm die Lei­ter hoch zum Brü­cken­deck. Dann war man in Sicher­heit. Die­se Decken­klap­pe ist noch heu­te unver­än­dert, jedoch die stei­le Lei­ter zum Brü­cken­deck ist heu­te durch eine Trep­pe ersetzt.

Für die gesam­te Mann­schaft gab es einen Wasch­raum und eine Toi­let­te. Wasch­ma­schi­ne und Trock­ner waren Fremd­wör­ter. Die Wäsche wur­de in der Pütz gewa­schen. Auf See wur­de gemein­sam in einer Mes­se geges­sen. Es gab ja nur eine.

Backschaft auf dem AchterdeckIch kann mich noch gut an einen Vor­fall erin­nern, der nicht gera­de zur Erhei­te­rung bei­trug. Der Koch, der ältes­te von uns, hat­te ein­mal Gulasch auf sei­nem Spei­se­plan. Das Gulasch war schon fer­tig. So stell­te er die­sen Topf an die Sei­te des Ofens und war­te­te dar­auf, dass die Kar­tof­feln gar wur­den. Unglück­li­cher­wei­se leck­te der dar­über hän­gen­de Gas­öl­tank  für den Ofen, so dass ein ste­ter Trop­fen in den Gulasch­topf fiel.

Nun ist Gulasch mit Die­sel­ge­schmack nicht jeder­manns Sache. So ent­lud sich der gan­ze auf­ge­stau­te Frust über den armen Koch. Die­se Ört­lich­keit ist heu­te noch zu besich­ti­gen. Die­ser Tank hängt noch heu­te an glei­cher Stel­le über der Ofenseite.

Es herrsch­te zu die­ser Zeit eine fes­te Bord­hier­ar­chie, wie sie damals bei der See­fahrt noch üblich war. Alle Offi­zie­re tru­gen meis­tens Uni­form oder wenigs­tens ein Teil davon, was heu­te nicht mehr üblich ist. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on in La Coru­ña lag, muss­ten wir Matro­sen in unse­rem Mann­schafts­lo­gis essen. Man woll­te dann nicht mit uns an einem Tisch sit­zen. Die Back­schaft und das Her­an­brin­gen des Essens oblag mir als Jüngstem.

Trotz der stren­gen Hier­ar­chie war das Betriebs­kli­ma gut. Wenn es dar­auf ankam, stand jeder für jeden ein. Man kann­te es ja auch nicht anders. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on lag, hat­te man genü­gend Frei­zeit, um abends mal an Land zu gehen. Jedoch muss­te die Hälf­te der Besat­zung immer an Bord blei­ben und man durf­te sich nie wei­ter vom Schiff ent­fer­nen, als das Typhon noch zu hören war. Die­ses war sehr kräf­tig aus­ge­legt. Wenn man das Signal – ein­mal lang, drei­mal kurz – hör­te (das Mor­se­si­gnal B stand für Bug­sier), saus­te man so schnell man konn­te zurück an Bord. Oft gab es jedoch Fehlalarm.

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 24. August 2012

Flussbadeanstalten an Ilmenau und Neiße

Jetzt, wo der Som­mer bald dem Herbst wei­chen wird, den­ke ich zurück an mei­ne Kind­heit. Erin­ne­run­gen an hei­ße August­ta­ge in der zwei­ten Hälf­te der 50er Jah­re tau­chen auf, Tag­träu­me an Bege­ben­hei­ten, die ich längst in schwar­zen Löchern der Zeit ver­schüt­tet wähnte:

Wie oft war ich mit mei­nem Bru­der in die­sen Jah­ren in der Bade­an­stalt. Ja, damals hieß es noch “Bade­an­stalt”. Es gab kei­ne Hal­len­bä­der und auch kei­ne Frei­bä­der mit Schwimm­be­cken. Nein, man bade­te in der Ilmen­au, so wie es schon unse­re Eltern und Groß­el­tern taten. Im Nach­lass mei­nes Groß­va­ters fand ich vor vie­len Jah­ren ein paar schö­ne alte Fotos.

Hier sieht man die Flussbadeanstalt Halvensleben für Damen und HerrenAn der Ilmen­au gab es die Fluss­ba­de­an­stal­ten Hal­vens­le­ben und – wei­ter fluss­auf­wärts –Koop. Auf dem Bild sieht man die “Hal­vens­le­ben­s­che Fluss­ba­de­an­stalt für Damen und Her­ren”. Die Gebäu­de auf dem Bild waren in den 1950er Jah­ren aller­dings nicht mehr vor­han­den. Aber es gab noch eine Boots­ver­mie­tung und Falt­boot­fah­rer – Was­ser­wan­de­rer – fan­den hier eine Mög­lich­keit zu über­nach­ten. Mit dem Motorboot "Ilmenau" fuhr man zum Kaffeetrinken zum Petersberg oder zu Roten SchleuseIm Som­mer leg­te hier täg­lich das moto­ri­sier­te Aus­flugs­boot “Ilmen­au” an und nahm sei­ne Pas­sa­gie­re auf. Man fuhr zu den an der Ilmen­au lie­gen­den Ausflugslokalen. 

längst vergessenene Damenbadeanstalt in Lüneburg an der IlmenauSo zogen wir also wäh­rend der Feri­en­zeit mit­tags los. Bar­fuß natür­lich, damit die Schu­he geschont wer­den. Wie oft stie­ßen wir unse­re Zehen an den schie­fen Plat­ten der Bür­ger­stei­ge blu­tig. Oder ein ros­ti­ger Nagel ver­irr­te sich in unse­ren Fuß. 

Wer einen alten auf­ge­bla­se­nen Auto­rei­fen besaß, der konn­te sich glück­lich schät­zen. Der wur­de sich über die Schul­ter gehängt, die Tasche mit den Badeu­ten­si­li­en (man­gels Bade­ho­se nahm ich die Turn­ho­se) in die Hand und zehn Pfen­ni­ge Ein­tritts­geld gut ver­wahrt in der Hosen­ta­sche. Nach einer hal­ben Stun­de Fuß­weg erreich­ten wir die Bade­an­stalt Hal­vens­le­ben an der Ilmen­au in Lüne­burg. Auf einer Wie­se berei­te­ten wir unse­re Woll­de­cke aus, und dann ging es gleich ab zum Was­ser. Die Ilmen­au war hier aller­dings so tief, dass nur schwimm­tüch­ti­ge Was­ser­rat­ten hin­ein durf­ten. Natür­lich sprang auch ich – obwohl des Schwim­mens nicht mäch­tig — in die Ilmen­auf­lu­ten, den ret­ten­den Auto­rei­fen dabei fest umklammert. 

Wer schwim­men konn­te, spar­te sich das Ein­tritts­geld. Er schlich sich ein­fach auf der ande­ren Fluss­sei­te an das Ufer und durch­quer­te schwim­mend den Fluss. Die­sen ver­ließ er am Steg der Badeanstalt. 

Bereits Anfang der 1960er Jah­re nahm die Ver­schmut­zung der schnell flie­ßen­den Ilmen­au durch Indus­trie­ab­wäs­ser der­art zu, dass nach und nach alle Fluss­ba­de­an­stal­ten schlie­ßen mussten.

 

Die­se Fluss­ba­de­an­stal­ten gab es damals über­all in Deutsch­land, so auch in Gör­litz an der Nei­ße. In der Stadt­BILD Aus­ga­be vom August 2011 fin­det man die abge­druck­ten Jugend­er­in­ne­run­gen des Herrn A. Bischof, der sei­ne Jugend­jah­re in Gör­litz verbrachte:

Viadukt und Fußgängerstege um 1910Für uns Gör­lit­zer begann die Nei­ße oft schon ein gan­zes Stück fluss­ab­wärts, denn es war ein belieb­ter Sonn­tags­aus­flug, eine Wan­de­rung durch das roman­ti­sche Nei­ße­tal zu unter­neh­men. Man fuhr mit der Eisen­bahn zum Bei­spiel bis zur Hal­te­stel­le Roh­nau oder bis Rosen­thal und wan­der­te dann an der Nei­ße fluss­ab­wärts bis zum Klos­ter Mari­en­thal. Dort konn­te man in der Gast­stät­te gut spei­sen. Nach Hau­se ging es wie­der mit der Bahn.

Wanderweg an der Neiße um 1910Zu den belieb­ten Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen in den 20er und 30er Jah­ren gehör­ten also Spa­zier­gän­ge am Nei­ßeu­fer, meist von der Ober­müh­le bis zum Wein­berg­haus, Kahn­fahr­ten und — an war­men Tagen — natür­lich das Baden. Käh­ne ver­schie­de­ner Grö­ße konn­te man aus­lei­hen am lKahnstation amViadukt um 1920inken Ufer ober­halb des Weh­res an der Ober­müh­le. Wer sich das Rudern spa­ren woll­te, konn­te sich auch sta­ken las­sen.

Badeanstalt an der Weinlache um 1920Es gab zwei Bade­an­stal­ten, ein­mal die grö­ße­re Anla­ge an der Wein­la­che unter­halb des Wein­ber­ges und dann das Städ­ti­sche Frei­bad am rech­ten Ufer zwi­schen dem Via­dukt und der Rei­chen­ber­ger Brü­cke. Das Wein­la­chen­bad war grö­ßer, idyl­li­scher und hat­te eine schö­ne Lie­ge­wie­se. Das Frei­bad war ein­fa­cher, besaß zwei Steg­an­la­gen, eine für zivi­le Nut­zung und eine für das Mili­tär. Dort wur­de den Sol­da­ten Kahnstation an der Obermühle um 1910das Schwim­men bei­gebracht, wobei wir Jungs gern zusa­hen, denn man­che Sol­da­ten waren was­ser­scheu und stell­ten sich ziem­lich blöd an. Natür­lich woll­ten wir mög­lichst bald Schwim­men ler­nen, um die Bade­freu­den unein­ge­schränkt genie­ßen zu kön­nen. Also war es unser Ziel, früh­zei­tig das Frei­schwim­mer-Zeug­nis zu erhal­ten. Der Bade­meis­ter Ull­rich im Frei­bad war ein guter Schwimmlehre.

Auf der Neiße herrschte reger Bootsverkehr um 1910Als ich als Sex­ta­ner an das Reform-Real­gym­na­si­um kam, wur­den wir Was­ser­be­geis­ter­ten für den Schü­ler-Ruder­klub “Aska­nia” gewor­ben. Die­ser ver­füg­te über ein Dut­zend Pad­del­boo­te, Einer und Zwei­er, die zunächst in einem Schup­pen bei der Fuß­gän­ger­brü­cke unter­ge­bracht waren. Spä­ter konn­ten wir unse­re Boo­te im Tur­bi­nen­haus an der Alt­stadt­brü­cke lagern. Das hat uns nicht so gut gefal­len, denn der schö­ne­re Teil der Nei­ße begann eigent­lich ober­halb des Weh­res der Ober­müh­le, obgleich die Fahrt vor­bei an den alten Ger­ber­häu­sern auch roman­tisch war.

Kahnstation mit Mühle und Wehr, 1930Reiz­vol­ler für uns war die Nei­ße ober­halb der Ober­müh­le und an den Leschwit­zer Wie­sen, wo unser Ruder­klub ein Stück Land gepach­tet hat­te. Dort konn­te man pri­ma baden. Manch­mal pad­del­ten wir bis zum Leschwit­zer Wehr, an dem Baden beson­de­ren Spaß machte. 

Auch im Win­ter konn­te ein Spa­zier­gang am Nei­ßeu­fer reiz­voll sein. Wenn man bis zum Wein­berg­haus ging, gab es dort einen Glüh­wein zum Auf­wär­men. Im Som­mer bot die tra­di­ti­ons­rei­che Aus­flugs­gast­stät­te “Nei­ße-Insel” ange­neh­men Auf­ent­halt im Frei­en unter einem herr­li­chen Baum­be­stand. Am Abend wur­de getanzt, bei Live-Musik und Illu­mi­na­ti­on. Die Besu­cher kamen mit dem Boot oder über die eiser­ne Fuß­gän­ger­brü­cke, die bei­de Nei­ßeu­fer ver­band. Ich erin­ne­re mich, dass zu den Wein­la­che-Fes­ten die gan­ze Neiß­epar­tie fest­lich beleuch­tet war. 

Noch eine Gast­stät­te an der Nei­ße muss erwähnt wer­den, die “Eis­kel­ler-Bau­de”, idyl­lisch und bei­na­he etwas ver­steckt direkt unter­halb der Akti­en­braue­rei gele­gen. Für uns Jun­gen war aber das unmit­tel­bar dane­ben lie­gen­de Boots­haus inter­es­san­ter, das damals dem Was­ser­sport­ver­ein “Wed­di­gen” gehör­te, mit einem gro­ßen Boots­kel­ler unter der Gast­stät­te und einem brei­ten Steg. Ganz in der Nähe lei­te­te die Akti­en­braue­rei Abwas­ser in die Nei­ße ein. Es war warm und roch ange­nehm nach Malz und war ein Tum­mel­platz für Fische und Angler.

Der Weg der Nei­ße durch Gör­litz. Am obe­ren Bild­rand die­ser alten Luft­auf­nah­me aus den 20er Jah­ren ist die Ruh­mes­hal­le zu erken­nen. Der Via­dukt und die eiser­ne Fuß­gän­ger­brü­cke sind nicht zu sehen. Dar­un­ter die Rei­chen­ber­ger Brü­cke. Dann die Fuß­gän­ger­brü­cke Lin­den­weg-Pra­ger Stra­ße, die Alt­stadt­brü­cke und die Fuß­gän­ger­brü­cke zwi­schen dem Niko­lai-Gra­ben und der Stra­ße “Auf den Blei­chen”. So vie­le Mög­lich­kei­ten gab es damals, die Nei­ße tro­cke­nen Fußes zu überqueren. 

Soweit der Bericht von Herrn A. Bischof.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg war auch die Nei­ße­ba­de­an­stalt nicht mehr nutz­bar. Unter­halb des Wein­ber­ges ver­sam­mel­ten sich damals scha­ren­wei­se die Bür­ger und bau­ten sich in zahl­lo­sen frei­wil­li­gen Ein­sät­zen mit Spa­ten, Hacke, Schau­fel und Lore ihr neu­es Volks­bad. Schon 1950 zog das Bad so vie­le Bade­lus­ti­ge an, dass es schon bald um eine Kahn­sta­ti­on erwei­tert wur­de. Natür­lich kam auch ein Imbiss hin­zu und Spiel­ge­rä­te und Strand­kör­be, wie es sie an den Ost­see­strän­den gibt. Lei­der wur­de in den 1980er Jah­ren die Was­ser­qua­li­tät so schlecht, dass auch hier der Bade­be­trieb schließ­lich ein­ge­stellt wer­den muss­te. Aber die älte­ren Gör­lit­zer erin­nern sich noch heu­te gern an jene Zeit zurück.

Heute vor 40 Jahren

Paläs­ti­nen­si­sche Ter­ro­ris­ten über­fal­len das israe­li­sche Mann­schafts­quar­tier im Olym­pi­schen Dorf in München

 Die Gedenktafel an der Connollystraße 31 im Olympischen Dorf in München im Juni 2012.Um 4:40 Uhr am Mor­gen des 5. Sep­tem­ber 1972 über­stei­gen acht Mit­glie­der der paläs­ti­nen­si­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on Schwar­zer Sep­tem­ber  den Siche­rungs­zaun des olym­pi­schen Dor­fes und beset­zen das Quar­tier der israe­li­schen Oly­mi­amann­schaft.  Hier­bei wer­den sie von Mon­teu­re der Post beob­ach­tet, aber für heim­keh­ren­de Sport­ler gehalten.

Mühe­los über­wäl­ti­gen die mit Sturm­ge­weh­ren bewaff­ne­ten Gei­sel­neh­mer die israe­li­schen Sport­ler und neh­men elf Gei­seln. Der Sport­ler Wein­berg ver­sucht zu flie­hen und wird durch eine Tür hin­durch erschos­sen. Auch der ange­schos­se­ne Roma­no stirbt an sei­nen Ver­let­zun­gen, da er nicht behan­delt wer­den darf. Die Ter­ro­ris­ten ver­lan­gen die Frei­las­sung von 232 in Isra­el inhaf­tier­ten Paläs­ti­nen­ser, der deut­schen Ter­ro­ris­ten Andre­as Baa­der und Ulri­ke Mein­hof sowie des japa­ni­schen Ter­ro­ris­ten Kozo Okamoto.

Der israe­li­sche Bot­schaf­ter erklärt, dass die Regie­rung von Gol­da Meir nicht von ihrem Grund­a­stz abwei­chen wer­de, kei­ne Gefan­ge­nen frei­pres­sen zu las­sen. Meh­re­re Ulti­ma­ten ver­strei­chen und wer­den ver­län­gert. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Gen­scher bie­tet sich ver­geb­lich als Ersatz­gei­sel an. Aus Radio und Fern­se­hen kön­nen sich die Ter­ro­ris­ten über den Auf­marsch der Poli­zei infor­mie­ren, eine Befrei­ungs­ak­ti­on schei­tert deshalb.

Schließ­lich ver­lan­gen die Ter­ro­ris­ten ein Flug­zeug nach Kai­ro und wol­len mit ihren neun Gei­seln zum Mili­tär­flug­ha­fen in Fürs­ten­feld­bruck gebracht wer­den. Mit zwei Hub­schrau­bern des Bun­des­grenz­schut­zes wer­den die Ter­ro­ris­ten und ihre Gei­seln nach Fürs­ten­feld­bruck geflo­gen. Hier war­tet eine Boe­ing 727 mit lau­fen­den Trieb­wer­ken, aber fast lee­rem Tank. Unzu­rei­chend aus­ge­bil­de­te Poli­zis­ten leh­nen einen Angriff auf die Gei­sel­neh­mer wegen des hohen Risi­kos über­ra­schend ab. Die Ter­ro­ris­ten erken­nen die Fal­le, und es beginnt ein schreck­li­che Schuss­wech­sel. Einen Ter­ro­ris­ten gelingt es, eine Hand­gra­na­te in einen Hub­schrau­ber zu wer­fen. Alle Gei­seln im Hub­schrau­ber sterben.

Die Akti­on endet in einem Fias­ko: Fünf Ter­ro­ris­ten sind, drei fest­ge­nom­men. Von den neun Gei­seln über­lebt niemand.

Quel­len:
wikipedia.org
NORDSEE-ZEITUNG vom 5. Sep­tem­ber 2012

Restaurant Lehrke löscht das Herdfeuer

Restau­rant Lehr­ke löscht das Herdfeuer

Es ist mal gera­de drei Wochen her, da habe ich einen Jubi­lä­ums­gruß über das Tra­di­ti­ons­re­stau­rant Lehr­ke in Bre­mer­ha­ven gepos­tet: Vom Hotel zur Schif­fer­klau­se. Und nun berich­tet die Nord­see-Zei­tung ver­gan­ge­nen Sams­tag, Restau­rant Lehr­ke löscht das Herd­feu­er am 30. Sep­tem­ber 2012.

Manch­mal über­schla­gen sich die Ereig­nis­se, und nichts ist so alt, wie eine Nach­richt von ges­tern. Ein Leser der Nord­see-Zei­tung frag­te sich, ob das tra­di­ti­ons­rei­che Restau­rant viel­leicht einer moder­nen Wohn­be­bau­ung mit Blick zum Was­ser geop­fert wer­den soll. Wer weiß!

Frü­her steu­er­te Show­mas­ter Hans-Joa­chim Kuh­len­kampff gele­gent­lich die Schif­fer­klau­se Lehr­ke an und ging an der Gees­te 19 mit sei­nem Drei­mas­ter längs­seits. Dann sol­len Gäs­te, die drau­ßen vor dem Lokal saßen, von der Wir­tin hin­weg kom­pli­men­tiert wor­den sein: “Sie sit­zen lei­der am Tisch von Herrn Kulen­kampff, und der ist jetzt da.”

Kuh­len­kampff kommt schon lan­ge nicht mehr — er ist 1998 ver­stor­ben. Und wenn die Kun­den aus­blei­ben, hat auch das schöns­te Restau­rant kei­ne Chan­ce. Von ein paar ein­hei­mi­schen Gele­gen­heits­gäs­ten und von Tou­ris­ten, die sich zufäl­lig zum Restau­rant ver­ir­ren, kann in der Gas­tro­no­mie kein Betrieb über­le­ben. Und Segel­boo­te machen hier auch nicht mehr fest. Die legen schon lan­ge in der Mari­na am Neu­en Hafen an.

Nun will der Eigen­tü­mer das Gebäu­de einer ande­ren Nut­zung zufüh­ren: Ver­wal­tungs­räu­me und eini­ge Woh­nun­gen im Dach­ge­schoss sol­len ent­ste­hen. Die his­to­ri­sche Fas­sa­de soll auf jeden Fall erhal­ten bleiben. 

Aber erst ein­mal wird vom 31. August bis zum 2. Sep­tem­ber das “Wochen­en­de an der Gees­te” gefei­ert. Frü­her war das “Wochen­en­de an der Gees­te” ein Volks­fest für Ein­hei­mi­sche. In die­sem Jahr soll das Fest dem 150-jäh­ri­gen Bestehen von “Lehr­kes Fisch­re­stau­rant” und der Neu­eröff­nung der Vil­la See­beck gewid­met wer­den. Die Gäs­te wer­den mit Klein­kunst, Akro­ba­tik und Zau­be­rei unterhalten.

Nach­trag 24.06.2019
Für ein paar Mona­te wer­den eini­ge Bewoh­ner der Buss­e­stra­ße einen tol­len Blick auf die Gees­te und auf den Ton­nen­hof haben. Die Gebäu­de An der Gees­te 19 und 20 wer­den abge­ris­sen. Natür­lich wird auch die his­to­ri­sche Fas­sa­de, die doch erhal­ten wer­den soll­te, Opfer des Abriss­bag­gers.Restaurant Lehrke löscht das HerdfeuerDas Haus An der Gees­te 19 beher­berg­te die Ende August 2012 auf­ge­ge­be­ne Schif­fer­klau­se Lehr­ke. Im Nach­bar­haus 20 befand sich frü­her die ehe­ma­li­ge Krab­ben­hand­lung Ehler­ding. Seit Früh­jahr 2016 lud die “Taver­ne 202″ hier ihre Gäs­te ein.

Nach­trag vom 13.01.2020
Seit gerau­mer Zeit ist den Bewoh­nern der Buss­e­stra­ße die “Durch­sicht” zur Gees­te wie­der ver­sperrt. An der Gees­te wer­den für rund 5 Mil­lio­nen Euro zwei wei­te­re Spei­cher­häu­ser mit 18 Woh­nun­gen mit einer Grö­ße zwi­schen 55 und 110 Qua­drat­me­tern gebaut.Restaurant Lehrke löscht das HerdfeuerHier­zu wur­den 57 Grün­dungs­pfäh­le bis zu 25 Meter tief in den Unter­grund gebohrt. Das Erd­ge­schoss ist für Gara­gen vor­ge­se­hen. „Archi­tek­to­nisch haben wir uns an den vor­han­de­nen Häu­sern ori­en­tiert“, soll Inves­tor Die­ter Petram betont haben
Quel­len:
J. Rab­bel: Neue Spei­cher­häu­ser in bes­ter Lage, Nord24.de vom 10.7.2019

Seenotretter retten 75 Menschen am Wochenende

Tochterboot "Margarete" des Seenotkreuzers

See­not­ret­ter im Wochenend-Einsatz

75 Men­schen auf Nord- und Ostsee
in Schwie­rig­kei­ten

Bei fri­schen bis zeit­wei­se star­ken Win­den aus süd­west­li­chen Rich­tun­gen sind die See­not­ret­ter am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de (25./26. August 2012) rund 75 Men­schen auf Nord- und Ost­see zu Hil­fe gekom­men. Die Besat­zun­gen der Deut­schen Gesell­schaft zur Ret­tung Schiff­brü­chi­ger (DGzRS) waren für zahl­rei­che Seg­ler und Motor­boot­fah­rer im Ein­satz. Navi­ga­ti­ons­pro­ble­me, Motor- und Ruder­schä­den waren die häu­figs­ten Ursa­chen für den Ruf nach den See­not­ret­tern, die in vie­len Fäl­len manö­vrier­un­fä­hi­ge Hava­ris­ten auf den Haken nah­men und in den nächs­ten Hafen schleppten.

Einen erschöpf­ten Schlauch­boot­fah­rer brach­ten die See­not­ret­ter der Sta­ti­on List am Sonn­tag­abend sicher an Land. Der etwa 50-jäh­ri­ge Padd­ler trieb nahe der Blid­sel­bucht an der Syl­ter Ost­küs­te ab. Gegen den ablan­di­gen Wind um fünf Beau­fort (ca. 38 km/h Wind­ge­schwin­dig­keit) kam er mit sei­nem Boot nicht an. Win­kend mach­te er sich bei Spa­zier­gän­gern am Ufer bemerk­bar, die die Ret­tungs­kräf­te alar­mier­ten. Mit dem Toch­ter­boot MARGARETE des See­not­kreu­zers MINDEN nah­men die See­not­ret­ter den Mann an Bord und über­ga­ben ihn in List in die Obhut des Landrettungsdienstes.

Quel­le:
www.seenotretter.de

Die “Krusenstern“ hat Verspätung

Die alte Bekannte hat Verspätung: Die russische Viermastbark „Krusenstern“ wird erst am Sonnabend, 1. September, in der Seestadt ankommen. Ursprünglich war der Großsegler bereits für den heutigen Donnerstag an der Seebäderkaje erwartet worden.

Der Auf­ent­halt in Bre­mer­ha­ven ist für die „Kru­sen­s­tern“ ledig­lich ein Zwi­schen­stopp. Bereits am Mon­tag, 3. Sep­tem­ber, wird der 117 Meter lan­ge Seg­ler sei­ne Rei­se gegen 18 Uhr in Rich­tung Vigo (Spa­ni­en) fortsetzen.

Nach der Ankunft zwi­schen 10 und 11 Uhr am Sonn­abend kön­nen Besu­cher das Schiff von 12 bis 18 Uhr besich­ti­gen. „Open Ship“ heißt es auch am Sonn­tag von 10 bis 18 Uhr und am Mon­tag von 10 bis 15 Uhr.

Ein ande­rer Groß­seg­ler hat sei­nen Besuch in Bre­mer­ha­ven dage­gen ganz abge­sagt. Das rus­si­sche Voll­schiff „Mir“, das am 7. Sep­tem­ber erwar­tet wur­de, wird erst im kom­men­den Jahr wie­der die See­stadt ansteu­ern. Ein Grund für die Absa­ge wur­de zunächst nicht genannt. (mas)

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 29. August 2012

Als die Griechen nach Görlitz kamen

Als die Grie­chen nach Gör­litz kamen

Im Som­mer 1916 erreicht der Ers­te Welt­krieg die nord-grie­chi­sche Gren­ze. König Kon­stan­tin I. ist ver­schwä­gert mit dem deut­schen Kai­ser Wil­helm II. und ver­hält sich bis dahin strikt neutral.

Als die Griechen nach Görlitz kamenAls die Griechen nach Görlitz kamenKom­pli­zier­te  poli­ti­sche  Ver­wick­lun­gen im Ers­ten Welt­krieg hat­ten damals dazu  geführt,  dass  ein  gan­zes  Armee­korps  aus  Grie­chen­land  auf preu­ßi­schem   Boden   „inter­niert“
wer­den  soll­te  –  aus­ge­rech­net  in Gör­litz. Lager­plä­ne und Unter­la­gen aus dem Rats­ar­chiv Gör­litz doku­men­tie­ren den Son­der-Sta­tus, den das Lager hat­te. Unter den 170 Gefan­ge­nen­la­gern des Deut­schen Rei­ches bleibt es ein­zig­ar­tig. Es ver­fügt über einen exter­ri­to­ria­len Sta­tus, eige­ne Poli­zei­strei­fen patrouil­lie­ren und die Sol­da­ten bewe­gen sich frei. Eine grie­chisch­spra­chi­ge Zei­tung wird mit Hil­fe eines Gör­lit­zer Ver­lag­hau­ses gedruckt. Foto­gra­fi­sches Mate­ri­al und die Fei­er­lich­kei­ten bei der Ankunft der ers­ten Kon­tin­gen­te im Sep­tem­ber 1916 zei­gen, mit wel­cher Anteil­nah­me die Bevöl­ke­rung die Als die Griechen nach Görlitz kamenGäs­te aufnimmt.

Als die Griechen nach Görlitz kamenDie „Grie­chen kom­men“ hieß es also 1916 in Gör­litz, als die 6400 Sol­da­ten und Offi­zie­re der grie­chi­schen Armee an jenem Som­mer­tag auf dem Bahn­hof anka­men, um sich frei­wil­lig inter­nie­ren zu las­sen. Sie wur­den von tau­sen­den  Gör­lit­zern  jubelnd begrüßt. Bis 1919 berei­cher­ten  die  Grie­chen  das  Stadt­le­ben, schenk­ten den Gör­lit­zern süd­li­ches Flair und Lebens­art. Sie leb­ten und lieb­ten hier, eröff­ne­ten grie­chi­sche Restau­rants und Geschäfte.

Als die Griechen nach Görlitz kamenEs gibt sie noch, die Häu­ser, in  denen  die  Grie­chen  drei  Jah­re Gör­lit­zer Geschich­te mit­schrie­ben. Auf dem städ­ti­schen Fried­hof ste­hen noch die Grab­ma­le des grie­chi­schen Kom­man­dan­ten Johann Chatz­o­pu­los und wei­te­rer sechs Offi­zie­re. Die Ste­len wur­den 2003 mit Mit­teln der grie­chi­schen Bot­schaft saniert. Auf einem Grä­ber­feld dane­ben wur­den zwi­schen 1916 und 1919 126 grie­chi­sche Sol­da­ten bestat­tet. Alle Namen sind in den Lis­ten der Fried­hofs­ver­wal­tung bis heu­te ver­zeich­net, und die Grä­ber wer­den bis heu­te gepflegt.

Quel­len:
Säch­si­sche Zei­tung vom 5. Mai 2011 

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