Konfirmation im Wandel der Zeit

Die­se Wochen sind geprägt vom Jubel über die Auf­er­ste­hung Jesu von den Toten. Die Bibel erzählt, dass Jesus sei­nen Jün­gern da beson­ders nahe war, bis er sich zu Him­mel­fahrt von ihnen ver­ab­schie­de­te. Nach alter Tra­di­ti­on wer­den in die­sen Wochen auch die Kon­fir­man­den eingesegnet. 

In die­sem Früh­jahr sind seit mei­ner (rechts im Bild) Kon­fir­ma­ti­on mitt­ler­wei­le fünf­zig Jah­re ver­gan­gen. Wie doch die Zeit ver­geht! Und wie sich die Kon­fir­ma­ti­ons­mo­de geän­dert hat!Konfirmation Mei­ne Eltern haben mei­nen Anzug “etwas grö­ßer gekauft, damit ich ihn noch lan­ge tra­gen kann.” Ja, so war das damals Anfang der sech­zi­ger Jah­re. Ein Anzug kos­te­te viel Geld, etwa 150 DM muss­ten mei­ne Eltern dafür hin­blät­tern. Das erscheint heu­te nicht viel, aber 1963 war das mehr als ein Wochen­lohn. Damals wie wohl auch heu­te war die Kon­fir­ma­ti­on ein gro­ßes Fami­li­en­fest. Onkel, Tan­ten, Groß­el­tern und Freun­de wur­den ein­ge­la­den. Von über­all tru­del­ten Glück­wunsch­kar­ten ein. Jetzt gehör­ten wir zur Welt der Erwach­se­nen. Und konn­ten es gar nicht ver­ste­hen, wenn wir doch wei­ter­hin “bevor­mun­det” wurden. 

Aber nicht nur die Klei­der­mo­de ist dem Wan­del der Zeit unter­wor­fen. Auch die Kon­fir­ma­ti­ons­ri­tua­le haben sich immer wie­der mal ver­än­dert – wenn auch nicht mit der glei­chen Geschwin­dig­keit wie die Mode. Pfar­rer Lud­wig Ammer vom Ver­ein der Freun­de und För­de­rer des Gym­na­si­ums Augus­tum Gör­litz erzählt in der Aus­ga­be Nr. 83 der Monats­zeit­schrift Stadt­BILD vom Mai 2010, wie der Kon­fir­ma­ti­ons­un­ter­richt vor 250 Jah­ren in Gör­litz statt­ge­fun­den hat: 

Die Anfän­ge der Geschich­te der Kon­fir­ma­ti­on in Gör­litz lie­gen noch weit­hin im Dun­keln. Kon­fir­man­den­re­gis­ter wer­den für Gör­litz erst seit dem Jahr 1833 geführt, jedoch sind die ältes­ten Jahr­gän­ge lei­der ver­lo­ren gegan­gen. Inter­es­san­ter­wei­se aber fin­den sich sowohl in den Lebens­auf­zeich­nun­gen des Gym­na­si­al- Ober­leh­rers Johann August Rös­ler (1778–1862) als auch in den “Mate­ria­li­en zu einer Geschich­te des Gör­lit­zer Gym­na­si­ums im 19ten Jahr­hun­der­te“ des lang­jäh­ri­gen Rek­tors Karl Gott­lieb Anton (1778–1861) auf­schluss­rei­che Infor­ma­tio­nen zu die­sem The­ma. Danach haben in Gör­litz erst seit 1764 die von den Pfar­rern vor­be­rei­te­ten Katechu­me­nen öffent­lich die Kon­fir­ma­ti­on erhalten. 

Für die Schü­ler des Gym­na­si­um Augus­tum aber blieb es bei der alten Rege­lung, dass die Schul­leh­rer den Vor­be­rei­tungs­un­ter­richt erteil­ten. Nach Been­di­gung der letz­ten Stun­de in der Woche vor Ostern rich­te­ten sie eine kur­ze Ermah­nung an ihre Schü­ler, erklär­ten für reif zum Abend­mahl­s­emp­fang und seg­ne­ten sie mit guten Wün­schen in den Schul­räu­men ohne Anwe­sen­heit der Eltern ein. AugustumAls Ober­leh­rer Rös­ler, Sohn einer herrn­hu­t­i­schen Fami­lie in Gör­litz – “ein Schul­meis­ter vom Schei­tel bis zur Zehe”, wie es heißt — 1809 an das Gör­lit­zer Gym­na­si­um kam und Klas­sen­lei­ter der Quar­ta wur­de, gab er schon im nächs­ten Jahr der Kon­fir­ma­ti­on einen fei­er­li­che­ren Cha­rak­ter. Von nun an wur­den die ver­ant­wort­li­chen Ver­tre­ter der Stadt, Kol­le­gen, aber auch die Väter und Müt­ter der Kon­fir­man­den, spä­ter alle, die es wünsch­ten, am Palm­sonn­tag zur Kon­fir­ma­ti­ons­fei­er in den gro­ßen Schul­saal ein­ge­la­den. Nach­dem Rös­ler 1811 eine klei­ne Orgel ange­schafft hat­te, zogen, von ihrem Leh­rer ange­führt, die Kon­fir­man­den unter Orgel­mu­sik in den über­füll­ten Saal ein, der für die­se Fei­er beson­ders fest­lich aus­ge­stal­tet wor­den war. Rös­ler berich­tet, dass der berühm­te Orga­nist Schnei­der und der Musik­di­rek­tor Blü­her mehr­mals die Wech­sel­ge­sän­ge mit ihrem schö­nen Orgel­spiel begleiteten. 

Beson­ders ein­drück­lich, oft für ein gan­zes Leben, waren nach der Rede die für jeden Kon­fir­man­den sorg­fäl­tig aus­ge­wähl­ten Bibel­sprü­che, denen der Leh­rer jeweils noch ein paar per­sön­lich gehal­te­ne Wor­te hin­zu­füg­te. Als Klas­sen­leh­rer, der in sei­ner Klas­se mehr als die Hälf­te der Stun­den, auch die Reli­gi­ons­stun­den zu Beginn des Tages, selbst unter­rich­te­te, kann­te er ja die häus­li­chen Ver­hält­nis­se eines jeden Schü­lers und sei­ne bis­he­ri­ge Füh­rung beson­ders gut. Mit Recht schreibt Ober­leh­rer Rös­ler: “Sol­che Kon­fir­ma­ti­ons­ak­te kön­nen auch nur von Leh­rern ein­drück­lich gehal­ten wer­den, die jah­re­lang täg­lich die zu kon­fir­mie­ren­den jun­gen See­len väter­lich behüten”.

Hat­te anfangs der Pfar­rer, wenn er anwe­send war, die Fei­er nur mit Ermah­nung und Gebet beschlos­sen, kommt es ab 1821 zuDr. Johann Rösler einer regie­rungs­amt­lich befoh­le­nen Neu­re­ge­lung: Wohl soll­te der Vor­be­rei­tungs­un­ter­richt wei­ter­hin von den Gym­na­si­al­leh­rern gehal­ten wer­den, die Kon­fir­ma­ti­on selbst aber sei am Palm­sonn­tag nach­mit­tags öffent­lich in der Drei­fal­tig­keits­kir­che nach vor­her­ge­gan­ge­ner Prü­fung von einem Geist­li­chen zu voll­zie­hen. Wie bis­her gin­gen die in der Regel 14jährigen Kon­fir­mier­ten am fol­gen­den Diens­tag in der Drei­fal­tig­keits­kir­che zur Beicht­an­dacht und am Mitt­woch der Kar­wo­che das ers­te Mal zum Abend­mahl. Die vom staat­li­chen Kir­chen­re­gi­ment ange­ord­ne­te Neu­re­ge­lung aber hat die Kon­fir­ma­ti­on damit aus dem Lebens­zu­sam­men­hang der Schü­ler in der Schu­le her­aus­ge­löst und zu einer Amts­hand­lung der Kir­che gemacht.

Allen dies­jäh­ri­gen Kon­fir­man­den wün­sche ich Got­tes Segen:
Chris­tus spricht: Ich bin der gute Hir­te. Mei­ne Scha­fe hören mei­ne Stim­me, und ich ken­ne sie, und sie fol­gen mir, und ich gebe ihnen das ewi­ge Leben. (aus Johan­nes 10).

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