Der Wohnwasserturm von Wulsdorf
Der Wohnwasserturm von Wulsdorf
In meiner Reihe “Wassertürme“ möchte ich Euch heute den Wohnwasserturm von Wulsdorf vorstellen. An dieser Stelle bedanke ich mich für die freundliche Unterstützung von Herrn Dr. Jens U. Schmidt. Solltet Ihr Lust auf mehr Informationen zu den Wassertürmen bekommen haben, schaut Euch doch mal die Homepage Archiv deutscher Wassertürme an. Wenn man auf der Weserstraße fährt, sieht man ihn schon von Weitem – den im Jahre 1927 erbauten Wohnwasserturm von Wulsdorf, erbaut nach den Plänen des Wesermünder Stadtbaurates Dr. Wilhelm Kunz.Es gibt in Deutschland nicht viele Wohnwassertürme. Doch als in den 1920er Jahren der Fischereihafen erheblich ausgebaut wurde, stieg einerseits der Wasserbedarf rapide an, andererseits war zu jener Zeit die Wohnungsnot in Wesermünde groß. Den Wasserturm mit neuem Wohnraum zu verbinden lag da nahe. Die Überlegungen, im Erdgeschoss eine Turnhalle einzubauen, wurden aber nicht weiter verfolgt.Der Magistrat der Stadt Wesermünde ließ den 33 Meter hohen Turm in Stahlbeton-Skelettbauweise von der Baufirma Paul Kossel & Cie., Beton- und Eisenbetonbau, Wesermünde errichten. Das rechteckige Gebäude wurde mit einem Ziegelmauerwerk verkleidet. Die Bauarbeiten dauerten vom 16. August 1926 bis zum 29. Oktober 1927, die Baukosten betrugen 420 000 Reichsmark.
Der Wohnwasserturm ist 25,25 Meter lang, 13,50 Meter breit und 32,74 Meter hoch. Dem Gebäude sind zwei 2,42 Meter tiefe Treppenhäuser vorgelagert. Das Kellergeschoss hat eine Höhe von 2,70 Meter.Das Erdgeschoss und das erste, zweite und dritte Obergeschoss sind jeweils 3 Meter hoch. Es folgt ein viertes Obergeschoss mit einer Höhe von 2,95 Meter und ein fünftes mit einer Höhe von 2,60 Meter. Das sechste Obergeschoss mit einer Höhe von 3,36 Meter bildet den Tropfboden. Das 10,35 Meter hohe Behältergeschoss bildet den Abschluss. Über allem ragt eine schmuckvoll gemauerte 1,85 Meter hohe Brüstung.Zwei Treppenhäuser teilen den Turm in eine rechte und eine linke Hälfte. Zwischen den Treppenhäusern befindet sich ein rechteckiger Installationsschacht, in dem sich die Zu- und Ableitungen befinden. Die rechte und die linke Geschosshälften bieten Platz für jeweils eine Drei- und eine Zweizimmerwohnung mit Küche, Diele, Bad, Vorraum und Speisekammer. Insgesamt stehen in den fünf Wohngeschossen also 20 Wohnungen zur Verfügung. Das sechste Geschoss dient als Trockenboden und Waschküche.
Steigt man die Wendeltreppe ins Behältergeschoss hinauf, seht man vor den zwei 8 Meter hohen zylindrischen Wasserbehältern aus Eisenbeton, deren Durchmesser 11,55 beträgt. Zusammen haben sie ein Fassungsvermögen von 1 500 Kubikmeter Wasser.
Der Wulsdorfer Wohnwasserturm, das erste Hochhaus an der Unterweser, galt mit seinem expressionistischen Stil in den 1920er Jahren geradezu als avantgardistisch und ist mit seiner ausdrucksstarken Architektur Vorbild für den Preetzer Wasserturm gewesen. Seit 1978 steht er unter Denkmalschutz. 1996 verlor er dann seine Aufgabe als Wasserturm, die Wohnungen aber sind nach wie vor bewohnt.
Quelle:
Jens U. Schmidt Wassertürme in Bremen und Hamburg
240 Seiten (Paperback Fadenheftung)
Regia-Verlag | 19,80 Euro
ISBN 978–3‑86929–190‑1