Der Wasserturm an der Langener Landstraße in Bremerhaven

In mei­ner Rei­he “Was­ser­tür­me“ möch­te ich Euch heu­te den Was­ser­turm von Lehe-Nord vor­stel­len. An die­ser Stel­le bedan­ke ich mich für die freund­li­che Unter­stüt­zung von Herrn Dr. Jens U. Schmidt. Soll­tet Ihr Lust auf mehr Infor­ma­tio­nen zu den Was­ser­tür­men bekom­men haben, schaut Euch doch mal die Home­page Archiv deut­scher Was­ser­tür­me an. Dort gibt es auch das wirk­lich sehr infor­ma­ti­ve Buch Was­ser­tür­me in Bre­men und Ham­burg zu bestellen.

WasserturmWas­ser­tür­me ent­stan­den in Deutsch­land ver­mehrt seit der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts. Der stei­gen­de Bedarf nach einer kon­stan­ten, sau­be­ren Trink­was­ser­ver­sor­gung in den rasch wach­sen­den Städ­ten führ­te zu einer Umstel­lung der Ver­sor­gung von Haus­brun­nen auf Rohr­lei­tun­gen. Damit der Was­ser­druck auch in den obers­ten Woh­nun­gen aus­rei­chend war, muss­te das Was­ser höher als die zu ver­sor­gen­den Eta­ge gespei­chert wer­den. Hier­zu wur­den Hoch­be­häl­ter auf klei­nen Ber­gen oder Tür­men ange­legt, die von einer leis­tungs­star­ken Pum­pe gespeist wur­den. Die Spei­che­rung gro­ßer Men­gen Was­ser erwies sich als eine inge­nieur­tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung. Die Fas­sungs­ver­mö­gen der ers­ten Tür­me waren dem­entspre­chend noch sehr gering. Spä­ter wur­den wirt­schaft­li­che­re Behäl­ter­for­men ent­wi­ckelt. Die Was­ser­wer­ke tru­gen in Ver­bin­dung mit Abwas­ser­lei­tun­gen wesent­lich dazu bei, Epi­de­mien in den dicht besie­del­ten Wohn­ge­bie­ten vor­zu­beu­gen und die Lebens­qua­li­tät nach­hal­tig zu verbessern.

Vier Was­ser­tür­me prä­gen das Stadt­bild Bre­mer­ha­vens noch heu­te. Der ältes­te ist der Schwoon­sche Was­ser­turm an der Hafen­stra­ße, gebaut 1852; der zweit­jüngs­te ist der 1891 in Betrieb genom­me­ne Was­ser­turm am Geest­e­mün­der Neu­markt und das jüngs­te Bau­werk die­ser Art ist der 1927 errich­te­te Wohn­was­ser­turm in Wuls­dorf. Er unter­schei­det sich durch sei­ne vier­ecki­ge Form und anders­ar­ti­ge Tech­nik von den run­den Wassertürmen.

Einen ganz beson­de­ren Lebens­lauf hat der 1886 an derWasserturm Lan­ge­ner Land­stra­ße erbau­te Was­ser­turm vor­zu­wei­sen. Der 38 Meter hohe Back­stein­bau über­ragt den Schwoon­schen Was­ser­turm um eini­ges. Das beson­de­re Merk­mal des Leher Was­ser­turms ist der kräf­tig aus­ra­gen­de Turm­kopf mit fla­chem Kegel­dach. In ihm befin­det sich der eiser­ne Hoch­be­häl­ter mit ein­ge­wölb­tem Kugel­bo­den nach der Int­ze-Bau­wei­se – erkenn­bar am nach unten gewölb­ten Mit­tel­teil des Behäl­ters — mit einem Fas­sungs­ver­mö­gen von 500 Kubik­me­ter Was­ser. Der Was­ser­turm setzt sich aus den drei Tei­len Sockel, Stän­der und Behäl­ter zusammen.

In den 120 Jah­ren sei­ner Exis­tenz hat der mar­kan­te Turm viel erlebt: die rasan­te Ent­wick­lung von der Pfer­de­kut­sche bis hin zum Auto­mo­bil, zwei Krie­ge und natür­lich auch die Grün­dung der Stadt Bre­mer­ha­ven. Die bei­den Sockel­ge­schos­se dien­ten als Woh­nung, zuletzt als Not­woh­nung nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Danach ver­zich­te­ten die Stadt­wer­ke auf die Ver­mie­tung wegen der begrenz­ten Räum­lich­kei­ten und der unzu­rei­chen­den sani­tä­ren Anlagen.

Das Wap­pen­schild über dem Ein­gang trägt die Inschrift “Was­ser­werk der Stadt Bre­mer­ha­ven 1885”. Der Stän­der­teil bestand ursprüng­lich aus zwei durch ein Gesims unter­teil­te Geschos­se. An den Innen­wän­den zieht sich eine Trep­pe empor. 

1908 schlos­sen sich die Was­ser­wer­ke von Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de zusam­men und ver­ban­den ihre Net­ze. Da der BauplanBre­mer­ha­ve­ner Was­ser­turm nied­ri­ger lag als der Geest­e­mün­der, muss­te der Behäl­ter um 7,04 m erhöht werden. 

Der Turm tat sei­nen Dienst bis 1996, dann wur­de er außer Betrieb genom­men.  Neue tech­ni­sche Errun­gen­schaf­ten über­nah­men nun die Wasserversorgung.

Wegen der hohen Instand­hal­tungs­kos­ten soll­te der Turm abge­ris­sen wer­den, heu­te steht er auf der “Lis­te der erhal­tens­wer­te Gebäu­de Bre­mer­ha­ven”. 2005 kauf­te ein Lieb­ha­ber den Turm, und schon im Früh­jahr 2006 begann er mit den ers­ten Sanierungsmaßnahmen.
Quel­len zum Text und Fotos:
Archiv deut­scher Was­ser­tür­me: www.wassertürme.com

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