Ein Relikt aus der Kaiserzeit

In Bre­mer­ha­ven steht am Alten Vor­ha­fen direkt an der Kaje ein klei­nes Häus­chen aus Stahl, das dort in Ver­ges­sen­heit zu gera­ten scheint. Die stark ver­ros­te­ten Sei­ten­wän­de wer­den mit Nie­ten zusam­men­ge­hal­ten. Im obe­ren Drit­tel des Häus­chens befin­det sich eine klei­ne abschließ­ba­re Tür. Das Inne­re wird durch ein Pyra­mi­den­dach geschützt.

Pegelhäuschen am Alten Vorhafen

Bei dem Häus­chen han­delt es sich um ein Pegel­haus aus dem Jah­re 1912, das bis etwa 1925 in Betrieb war. In dem Häus­chen befin­det sich ein Schreib­pe­gel, der die Was­ser­stän­de der Weser pro­to­kol­lier­te und Signa­le elek­trisch an das Betriebs­häus­chen des 1903 erbau­ten Was­ser­stands­an­zei­ger am Weser­deich sen­de­te. Heu­te beher­bergt das Betriebs­häus­chen das Strand­ca­fé “See­lust”. Schließ­lich kur­bel­te ein Elek­tro­mo­tor ent­spre­chen­de Bäl­le und Kegel den Was­ser­stands­an­zei­ger hin­auf oder herunter.

Schaut man durch die klei­ne Tür in das Häus­chen hin­ein, sieht man einen gemau­er­ten Schacht, in dem frü­her der Schwim­mer hing. Heu­te wür­de hier kein Schwim­mer mehr funk­tio­nie­ren: Längst wur­de vor die alte Kaje eine neue gesetzt und die Ver­bin­dung zum Was­ser damit unterbrochen.

Wer das Bild betrach­tet wird sich viel­leicht fra­gen, war­um das Häus­chen mit einem Zaun und merk­wür­di­gen Stan­gen umge­ben ist. Es han­delt sich dabei um soge­nann­te “Lei­nen­ab­wei­ser”. Die soll­ten ver­hin­dern, dass sich die Lei­nen der Segel­schif­fe nicht an dem Häus­chen ver­hed­dern und die­ses beschä­di­gen. Frü­her hat­ten die Segel­schif­fe ja kei­nen Motor­an­trieb und muss­ten mit Lei­nen in die Schleu­sen­kam­mer zum Alten Hafen gezo­gen werden.

Bremerhaven Wasserstandsanzeiger mit Strandcafé "Seelust"

Seit dem Jah­re 1925 wer­den die Was­ser­stän­de an der Dop­pel­schleu­se im Fische­rei­ha­fen gemes­sen. Das Pegel­häus­chen wird seit­her nicht mehr benö­tigt. Und irgend­wie scheint es in Ver­ges­sen­heit gera­ten zu sein, blieb es doch all die Jah­re auf sei­nem Platz ste­hen und trotz­te den Wir­ren des 2. Welt­krie­ges eben­so wie der Nach­kriegs­zeit. Schon als im Jah­re 1928 die Kaje gebaut wur­de stör­te sich nie­mand an das Häus­chen – es blieb ste­hen wo es steht.

Die Schif­fahrts­ge­schicht­li­che Gesell­schaft Bre­mer­ha­ven möch­te das Pegel­haus sanie­ren und unter Denk­mal­schutz stel­len las­sen. 5.000 Euro feh­len noch, um das Häus­chen abzu­bau­en, damit es sand­ge­strahlt und lackiert wer­den kann. Wenn es dann restau­riert und kon­ser­viert ist, hat Bre­mer­ha­ven zusam­men mit dem bereits unter Denk­mal­schutz ste­hen­den und frisch reno­vier­ten fast 32 Meter hohen Was­ser­stands­an­zei­ger ein an der Deut­schen Bucht ein­ma­li­ges his­to­ri­sches Ensemble.

Spen­den­kon­to der Schif­fahrts­ge­schicht­li­chen Gesell­schaft Bre­mer­ha­ven: Spar­kas­se Bre­mer­ha­ven, Kon­to 4012666, BLZ 29250000.
Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 18.10.2014, Sei­te 14
bremerhaven.de, Kurio­ses von der Küste

2 Antworten

  1. Helga Howard sagt:

    ganz wun­der­bar, die Arti­kel und die Bil­der , dan­ke schoen

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