Die ehemalige Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten – Teil 2
Eine Serie widmet der DeichSPIEGEL der “ehemaligen Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten”. Dank vieler Freunde in Facebook, die mich mit alten Bildern und Anekdoten unterstützen, kann ich Euch heute ein paar Motive aus der Kaiserstraße/Ecke Am Gitter zeigen.
Grund und Boden waren naturgemäß knapp in Bremerhaven, der Wohnraum war noch knapper. Also errichteten die Bauherren auf nur 500 qm großen Grundstücken fünfgeschossige Häuser mit möglichst vielen Wohnungen. Das Erdgeschoss blieb meistens einem Ladengeschäft oder einer Gaststätte vorbehalten. Die enggestaffelten Häuser erinnerten an Mietskasernen, wie sie seit den Gründerjahren in Berlin oder Hamburg üblich waren. An der Unterweser jedoch kannte man solche Wohnverhältnisse bisher nicht.
Zur Straße hin glänzten die Fassaden meist mit üppigem Stuck. Zwischen den Häusern befanden sich aus feuerschutzgründen Lichtschächte. Und hinter den Fassaden sah es richtig trostlos aus. Düster Treppenhäuser und kalte Hinterhöfe bildeten die Tristesse für die Mieter.
In dieser wilhelminischen Zeit entstanden nicht nur die Häuser in der Straße Am Gitter. Auch die folgende Postkarte mit einem Motiv der Kaiserstraße im Hintergrund stammt aus der Kaiserzeit. Der Spruch darauf verdeutlicht die Einnahmequelle der meisten Geschäftsanlieger.
Wie es in einer Hafenstadt üblich ist, besuchten vor allem Seeleute die vielen Kneipen, Cafés und Restaurants. In einem Café gab es sogar schon einen Billardtisch. Doch auch Bremerhaven konnte der “schweren Zeit” nicht entfliehen: 1928 war die Zahl der Gastwirtschaften auf zehn zusammengeschrumpft.
Aber trotz allem, die Bremerhavener wohnten gerne in “ihrer” Kaiserstraße. Auch wenn sie nach 1945 umgetauft wurde. Irgendjemand wollte nicht mehr, dass der Kaiser in Bremerhaven eine eigene Straße hat. Schließlich hatte “Wilhelm Zwo” seinen Krieg verloren und war auch schon seit 1941 tot. Also weg mit allem, was preußisch war. Nur einen Ersatznamen hatte auch niemand parat. So nannte man sie eben Bürgermeister-Smith-Straße – als Verlängerung der schon bestehenden Bürgermeister-Smith-Straße.
Für einen Zugereisten kaum zu verstehen! Aber vielleicht bekommt die Straße ja irgendwann wieder einen anderen Namen, schließlich mochte der Bürgermeister von Bremen die Juden nicht und wollte sie auf keinen Fall in seiner neuen Stadt Bremerhavens dulden. Bestimmt kommt demnächst irgendein Politiker auf die Idee, den Namen Smidt auszuradieren.
Den Bewohnern der Kaiserstraße, wie viele Anwohner der “alten Bürger” ihre Straße heute noch nennen, also den Leuten in der Kaiserstraße ist das alles eigentlich schietegal. Sie fühlen sich wohl in diesem Quartier wie eh und je.
Auch nachdem die Deutschen wieder einmal einen Krieg verloren haben, blieb man in der Kaiserstraße wohnen. Man rückte etwas zusammen und nahm die ausgebombten Bürger aus Geestemünde bei sich auf. Und das Leben ging weiter.
Wer hier lebte, wer hier aufwuchs, der hatte alles “um die Ecke” was man zum täglichen Leben so benötigt. Ein Leser des “DeichSPIEGEL” zählte mir auf, was es hier in der Kaiserstraße in der Nähe Am Gitter alles gab. Hier gab es Lebensmittelgeschäfte, Spielzeugwaren, Ärzte und Apotheken, einen Friseur und eben Kneipen. Man musste sein Viertel eigentlich nicht verlassen, und man kannte sich. Es gab noch eine Nachbarschaft.
Quellen:
diealtebuerger.de
Moin Hermann
Ich bin begeistert…werde das sofort meinen neuen ‘Spielgefährten’ aus der ehemaligen Kaiserstrasse von dieser Webseite berichten.
Du bist sozusagen der Erstbeschallte; Wir haben einen Förderverein ‘Alte Bürger’ gegründet.
Kaum das man Zeit hat, das Geld kommt nun vom Rentenamt, da muss man schnell was Neues finden mit dem man sich beschäftigt. Und was ist schöner als Kunst und Kultur in der ehemaligen Kaiserstrasse zu fördern.
Unser Motto: Von der Kneipenmeile zur Szenenmeile
Unter Kultur wird die ‘Geschichtsgruppe’ sich treffen und auch von sich hören lassen.
Es tut sich was — kiek mol wedder rin…
liebe Grüße
Evelyn Sjovall