Das war meine Werft – Folge 8

Die Mit­glie­der der Bre­mer Depu­ta­ti­on hat­ten eine ganz kon­kre­te Vor­stel­lung, was den Zweck des neu­en Hafen­or­tes anging: Bre­mer­ha­ven soll­te dem See­han­del die­nen, und sei­ne Ein­woh­ner hat­ten die­se Auf­ga­be zu unterstützen.

Wencke-Dock

Nach­dem Bür­ger­meis­ter Johann Smidt für die Stadt Bre­men mit dem Staats­ver­trag vom 11. Janu­ar 1827 für 73.658 Taler vom König­reich Han­no­ver ein Stück Land an der Geest­e­mün­dung erwor­ben hat­te, genoss der Schiff­bau im neu­en Bre­mer­ha­ven eine Schlüs­sel­po­si­ti­on. So war es nur ver­ständ­lich, dass die knap­pe Grund­stücks­flä­che am Gees­teu­fer in mög­lichst vie­le Par­zel­len auf­ge­teilt wur­de. Dadurch soll­ten sich zahl­rei­che Werf­ten ansie­deln kön­nen und der Wett­be­werb geför­dert werden.

Flussdampfer

Die Ansied­lung von neu­en Bür­gern wur­de eben­falls regle­men­tiert. Nur Bür­ger, die einen Nach­weis der frei­en Ver­füg­bar­keit über die eige­ne Per­son vor­le­gen konn­ten, beka­men ihren “Ein­wan­de­rungs­an­trag” bewil­ligt. Außer­dem muss­te der Bewer­ber einen Nach­weis vor­le­gen kön­nen, dass er bis­her einen sitt­li­chen Lebens­wan­del geführt hat. Und er muss­te sich zu einer christ­li­chen Reli­gi­on beken­nen. Bür­ger­meis­ter Smidt soll die Auf­fas­sung ver­tre­ten haben, dass Juden in einem christ­li­chen Staats­we­sen  “Fremd­kör­per” sei­en und in Bre­mer­ha­ven nicht gedul­det wer­den sollen.

1914 Fischdampfer Roon im Bau, zweiter von rechts.

Um sicher­zu­stel­len, dass der Neu­bür­ger der Gemein­de Bre­mer­ha­ven nicht zur Last fällt, muss­te die­ser einen Bür­ger benen­nen. Außer­dem hat­te er ent­we­der aus­rei­chen­des Ver­mö­gen vor­zu­wei­sen oder die Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten zum Betrei­ben eines “nahr­haf­ten” Gewer­bes. Arbei­ter soll­ten über einen ent­spre­chen­den Gesund­heits­zu­stand verfügen.

Sagitta

Bild: His­to­ri­sches Muse­um Bre­mer­ha­ven, Klei­ne Schrif­ten 8, Bre­mer­ha­ven 2008. Quel­le: http://de.wikipedia.org/wiki/Sagitta_%28Schiff,_1885%29

Von der Depu­ta­ti­on wer­den die Bre­mer zusätz­lich auf den Man­gel an “tüch­ti­gen Hand­wer­kern” und auf die gute Ver­dienst­mög­lich­kei­ten in Bre­mer­ha­ven auf­merk­sam gemacht. Gleich­zei­tig soll aber eine gewis­se Risi­ko­be­reit­schaft einer der ent­schei­den­den Fak­to­ren für die Nie­der­las­sung in Bre­mer­ha­ven in den Grün­dungs­jah­ren gewe­sen sein. In einem Bre­mer­ha­ve­ner Geschichts­buch heißt es dazu: “(…) der jun­ge Hafen­ort hat­te zu die­ser Zeit das Sta­di­um eines Expe­ri­ments noch nicht durch­lau­fen. Gera­de in den ers­ten Jah­ren nach Eröff­nung des Hafens bestand ange­sichts der mas­si­ven Kri­tik an der neu­en Anla­ge kei­ne zwin­gen­de Not­wen­dig­keit, die Zukunft des Ortes opti­mis­tisch zu beurteilen.”

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 24.08.2012

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