Verschlagwortet: Theodor-Heuss-Platz

W. und F. Ziegfeld

W. und F. Ziegfeld

Heu­te erin­nert in Bre­mer­ha­ven kaum noch etwas an das ehe­ma­li­ge Waren­haus W. und F. Zieg­feld. In der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße prangt noch der Schrift­zug “Zieg­feld” an einer Fas­sa­de. Aber vie­le Bre­mer­ha­ve­ner wis­sen nicht, an was das Schild erin­nert. Der Bre­mer­ha­ve­ner Rechts­an­walt Dr. Man­fred Ernst hat in sei­nem 1988 im Dit­zen-Ver­lag erschie­ne­nen Buch “Der Markt­platz. Stadt­ge­schich­te im Zen­trum Bre­mer­ha­vens seit 1827” einen Auf­satz über die Fir­ma Zieg­feld veröffentlicht.

W. und F. Ziegfeld um 1910

W. und F. Ziegfeld ehemalige Marktplatz heute

Ereignisse der Jahre 1948/1949

Im März 1848 brach im Deut­schen Bund die Revo­lu­ti­on 1848/49 aus. Im Mai 1848 tag­te in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che das ers­te gesamt­deut­sche Par­la­ment, um über eine frei­heit­li­che Ver­fas­sung und die Bil­dung eines deut­schen Natio­nal­staats zu bera­ten. Die Groß­mäch­te Preu­ßen und Öster­reich lehn­ten die im Jah­re 1949 ver­ab­schie­de­te  Ver­fas­sung ab, im Som­mer 1949 war die Revo­lu­ti­on end­gül­tig gescheitert.

Im Jah­re 1849 ließ der Aus­wan­de­rungs­mak­ler  Johann Georg Clau­sen in Bre­mer­ha­ven das Aus­wan­der­er­haus errich­ten. Das war eine gro­ße Her­ber­ge, in der die Aus­wan­de­rer, die auf das Aus­lau­fen ihrer Schif­fe war­te­ten, ver­sorgt wur­den. Bre­mer­ha­ven hat zu die­ser Zeit etwa 4000 Einwohner.

W. und F. Ziegfeld

Und im Jahr 1849 ver­kauf­te J. C. Teck­len­borg sein Grund­stück am Markt 12 an den aus Emden stam­men­den Kauf­mann Wil­helm Andre­as Zieg­feld. Dort, wo heu­te an der Ecke Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße zur Lin­zer Stra­ße ein gro­ßes Wohn- und Geschäfts­haus (ehe­ma­li­ge Geschäfts­räu­me Fir­ma War­rings) steht, befand sich bis zum 18. Sep­tem­ber 1944 das Haus Am Markt 12. Es war ein älte­res mehr­stö­cki­ges Haus, das in der ers­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts im schlich­ten klas­si­zis­ti­schen Stil errich­tet wurde.

 

Wilhelm Andreas Ziegfeld zieht um

W. und F. Ziegfeld um 1864

Wil­helm Andre­as Zieg­feld betrieb mit einem Teil­ha­ber Anfang 1840er Jah­ren in der Mit­tel­stra­ße ein Eisenwaren‑, Kolo­ni­al­wa­ren- und Aus­rüs­tungs­ge­schäft. Im Jah­re 1851 ver­ließ der Teil­ha­ber die Fir­ma, und Wil­helm Andre­as Zieg­feld sie­del­te mit sei­nem Geschäft in das Haus Am Markt 12 um. Im Jah­re 1864 grün­de­ten Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger eine pri­va­te Spar­kas­se. In der “Pro­vin­zi­al-Zei­tung” vom 6. Janu­ar 1866 gab die “Pri­vat-Spar­kas­se” bekannt, daß sie im Geschäft der Fir­ma W. A. Zieg­feld eine Annah­me­stel­le ein­ge­rich­tet hat. 

Im Jah­re 1877 starb der Fir­men­grün­der Wil­helm Andre­as Ziegfeld.

Die Söhne übernehmen das Geschäft

wilhelm ziegfeld (1849 - 1914)

Am 2. Mai 1877 über­nah­men die Söh­ne Wil­helm (gebo­ren 1849) und Flo­renz (gebo­ren 1851) das Geschäft. Sie trenn­ten sich von dem Aus­rüs­tungs­ge­schäft und auch von dem Kolo­ni­al­wa­ren­la­den. Nur den Eisen­han­del führ­ten sie wei­ter. Frau Bet­ty Zieg­feld (Ehe­frau von Flo­renz) und Frau Ade­le Zieg­feld (Ehe­frau von Wil­helm) küm­mer­ten sich um den Haushalt. 

florenz ziegfeld (1851-1933) und seine ehefrau betty ziegfeld (1856-1938)

Im Jah­re 1885 erwei­ter­ten die Brü­der Zieg­feld den Betrieb um ein Küchen- und Haus­hal­tungs­ge­schäft. Bald konn­te man in der Eisen­wa­ren­hand­lung Zieg­feld auch Wäsche­man­geln kau­fen. Im His­to­ri­schen Muse­um Bre­mer­ha­ven steht eine Wäsche­man­gel von 1900 aus der Eisen­wa­ren­hand­lung Ziegfeld. 

w. und f. ziegfeld wäschemangel um 1900

Die Geschäf­te lie­fen so gut, daß die Geschäfts­in­ha­ber drei Jah­re spä­ter auf dem rück­wär­ti­gen Gelän­de ein gro­ßes Pack­haus bauten.

Vertretung für Fahrräder

w. und f. ziegfeld um 1910

Man konn­te bei W. und F. Zieg­feld schon in den 1890er Jah­ren auch Velo­zi­peds kau­fen. Die Eisen­wa­ren­hand­lung hat­te die Werks­ver­tre­tung der Adler-Fahr­rad­wer­ke über­nom­men. Fahr­rä­der waren damals sehr teu­er, sie kos­te­ten etwa 350 Gold­mark. Das waren für einen Hand­wer­ker oder Indus­trie­ar­bei­ter meh­re­re Monatslöhne.

w. und f. ziegfeld werbeplakat

Fahr­rä­der blie­ben den Men­schen der Ober­schicht vor­be­hal­ten, die sie zu ihrem Ver­gnü­gen oder für den Renn­sport kauf­ten. Erst gegen Ende des Jahr­hun­derts san­ken die Prei­se, da die Räder nun indus­tri­ell her­ge­stellt wer­den konn­ten. Außer­dem stie­gen die Löh­ne, so daß die Käu­fer­schicht ste­tig grö­ßer wurde. 

w. und f. ziegfeld radler fahr adler

Natür­lich mach­te auch die Fir­ma W. und F. Zieg­feld auf ihre Fahr­rad­ver­tre­tung auf­merk­sam. Sie bau­ten zwi­schen dem Alten Hafen und dem Weser­deich eine “Fahr­rad­lehr­bahn”. Dort brach­ten sie inter­es­sier­ten Leu­ten das Rad­fah­ren bei. Am Zaun der “Fahr­rad­lehr­bahn” wie­sen Pla­ka­te auf Fahr­rä­der von Zieg­feld hin: “Rad­ler fahr Adler” hieß der Slogan.

Ernst Hanke Bruns wird Teilhaber

w. und f. ziegfeld teilhaber bruns

Am 1. April 1900 begann der 1885 gebo­re­ne Ernst Han­ke Bruns sei­ne Leh­re bei W. und F. Zieg­feld, Am Markt 12. Ernst Han­ke Bruns bekam freie Kost und Logie. Für sein mit­ge­brach­tes Bett und sei­ne Kom­mo­de stand ihm eine klei­ne Kam­mer im Dach­ge­schoß zur Ver­fü­gung. Ernst Han­ke Bruns hat­te die Auf­ga­be, mor­gens pünkt­lich um 7 Uhr die Laden­tür zu öff­nen. Erst abends um 9 Uhr war Geschäfts­schluß. Der Unter­richt in der kauf­män­ni­schen Berufs­schu­le war frei­wil­lig, er fand abends von 9 bis 11 Uhr statt. 

w. und f. ziegfeld und löhr*s hotel

Im Jah­re 1902 konn­te die Fir­ma W. und F. Zieg­feld ihr 25-jäh­ri­ges Betriebs­ju­bi­lä­um bege­hen. Die Fei­er fand im gegen­über­lie­gen­den “Löhr’s Hotel” statt. Der Lehr­ling durf­te mit­fei­ern, er war jetzt 17 Jah­re alt. Nach Been­di­gung sei­ner Lehr­zeit muß­te Ernst Han­ke Bruns sei­nen Mili­tär­dienst ableis­ten. Im Deut­schen Kai­ser­reich bestand mit Voll­endung des 17. Lebens­jah­res für alle Män­ner Wehrpflicht.

Im Jah­re 1914 starb Wil­helm Ziegfeld.

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Als Flo­renz Zieg­feld im Jah­re 1919 erblin­de­te, bot er sei­nem ehe­ma­li­gen Lehr­ling Ernst Han­ke Bruns im Novem­ber 1919 die Teil­ha­ber­schaft an. Schon zwei Tage, nach­dem ihn das schrift­li­che Ange­bot erreich­te, stand Ernst Han­ke Bruns wie­der in sei­nem eins­ti­gen Lehr­be­trieb. 15 Jah­re waren seit dem Ende sei­ner Aus­bil­dungs­zeit vergangen. 

Im Jah­re 1933 starb Flo­renz Zieg­feld im Alter von 82  Jahren.

w. und f. ziegfeld

Kriegsjahre, Zerstörung und Wiederaufbau

In den Kriegs­jah­ren 1940 bis 1943 fan­den meh­re­re unge­ziel­te Bom­ben­ab­wür­fe auf Bre­mer­ha­ven statt. Es gab es Tote und Ver­letz­te und zer­stör­te Gebäu­de, aber nicht in einem der­ar­ti­gen Aus­maß, wie es ande­re deut­sche Städ­te getrof­fen hat. Doch ab Febru­ar 1944 wur­de es fürch­ter­lich, und ganz schlimm war der ver­hee­ren­de Luft­an­griff am 18. Sep­tem­ber 1944. Inner­halb von 20 Minu­ten hat die 5. Bom­ber­flot­te der Roy­al Air­force die heu­ti­gen Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­tei­le Mit­te und Geest­e­mün­de fast kom­plett zerstört.

w. und f. ziegfeld 1944

Auch das Geschäfts­haus W. und F. Zieg­feld wur­de 1944 durch Bom­ben zer­stört. Ernst Han­ke Bruns orga­ni­sier­te inner­halb von zwei Tagen Behelfs­räu­me. Das Geschäft zog in eine Gara­ge der Bäcker-Ein­kaufs-Genos­sen­schaft. Spä­ter dien­te der rech­te Sei­ten­flü­gel des Stadt­thea­ters als Verkaufsraum. 

w. und f. ziegfeld im stadttheater

Das Dach wur­de not­dürf­tig abge­dich­tet, dann wur­den in der alten Kakao­s­tu­be und in den Räu­men des Kunst­ver­eins wie­der Waren ver­kauft. So konn­te die Fir­ma Zieg­ler an die aus­ge­bomb­te Bevöl­ke­rung Behelfs­heim­her­de für 73,50 Reichs­mark abge­ben. Der Herd dien­te gleich­zei­tig zum Kochen und zum Heizen.

behelfsheimherd

Umzug in die “Bürger”

Im Jah­re 1950 begann der Wie­der­auf­bau des Stadt­thea­ters. Bruns hat­te bereits in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße das Grund­stück vom Deli­ka­tes­sen­ge­schäft Hein­rich Mer­tens gekauft. Auf die­sem Grund­stück bau­te Bruns das neue Ziegfeld-Geschäft.

ziegfeld

Spiel­sa­chen bot Zieg­feld im alten Stamm­haus nur in der Vor­weih­nachts­zeit an. Im neu­en Haus wur­de nun eine stän­di­ge Spiel­wa­ren­ab­tei­lung ein­ge­rich­tet. Und wie­der kamen in der Vor­weih­nachts­zeit die Kin­der und drück­ten sich an den Schau­fens­tern die Nase platt.

ziegfeld

In der Zeit zwi­schen den Welt­krie­gen waren es Dampf­ma­schi­nen, Pup­pen, Zinn­sol­da­ten, Rit­ter­bur­gen und Pup­pen­wa­gen, die in den Schau­fens­tern von W. und F. Zieg­feld Kin­der­wün­sche weck­ten. Nun in den 1950er Jah­ren fuh­ren elek­tri­sche Loko­mo­ti­ven durch lie­be­voll gestal­te­te Win­ter­land­schaf­ten, sie fuh­ren durch Tun­nel über Gebir­ge. Und an den geschlos­se­nen Schran­ken war­te­ten die Autos der Mar­ke Wiking und bis­wei­len auch der Mar­ke Siku.

Geschäftsaufgabe

Im Jah­re 1990 schloss die Eisen­wa­ren­hand­lung W. A. Zieg­ler für immer ihre Laden­tür. Geblie­ben ist der Schrift­zug an der Haus­fas­sa­de. Und die Erin­ne­run­gen vie­ler Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger. Sie streif­ten als Kin­der nach Schul­schluss durch die Spiel­wa­ren­ab­tei­lung. Oder sie setz­ten sich an die extra für Kin­der ein­ge­rich­te­ten Bas­tel­ti­sche, kleb­ten Flug­zeu­ge aus Modell­bau­sät­zen zusam­men und bemal­ten sie. Anschlie­ßend durf­ten sie die Flug­zeu­ge mit nach Hau­se nehmen. 

w. und f. ziegfeld

Ande­re Kin­der kauf­ten sich bei Zieg­feld ihre ers­te elek­tri­sche Eisen­bahn. Als Star­ter­set konn­te man für 99,00 DM ein Star­ter­set erwer­ben, bestehend aus einem Gleis­oval mit Abstell­gleis und einer klei­nen Loko­mo­ti­ve mit drei Wag­gons. 99,00 Deut­sche Mark muß­ten dafür den Besit­zer wechseln.

Aber auch Pis­to­len, Geweh­re, Rit­ter- und India­ner­fi­gu­ren brach­ten Kin­der­au­gen zum Leuch­ten. Ande­re freu­ten sich über Lego­stei­ne oder Fischer-Technik.

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Erwach­se­ne deck­ten sich bei Zieg­feld mit Schrau­ben, Nägel usw. ein, die gab es noch stück­wei­se zu kau­fen. Oft­mals gab es kos­ten­los einen Zoll­stock dazu. Wer einen Haus­stand grün­den woll­te, fand bei Zieg­feld mit Sicher­heit die pas­sen­den Koch­töp­fe. Und was nicht vor­rä­tig war, das besorg­te Zieg­ler. Hier gab es wohl den ers­ten Raclette-Grill in Bre­mer­ha­ven. Zieg­feld hat es mög­lich gemacht.

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Erinnerungen

Die ehe­ma­li­ge Beleg­schaft hat sich regel­mä­ßig zum Grün­kohl­es­sen getrof­fen. 2018 hat das 25. Tref­fen statt­ge­fun­den, 27 ehe­ma­li­ge Kol­le­gen waren gekom­men. Natür­lich wur­den Erin­ne­run­gen aus­ge­tauscht. Zum Bei­spiel wie Ernst Han­ke Bruns einem Aus­zu­bil­den­den den Füh­rer­schein bezahlt hat. Als Aner­ken­nung für sei­ne guten Leis­tun­gen. Oder wie er von einem Ver­käu­fer ver­lang­te zu hei­ra­ten, damit er die Woh­nung über dem Geschäft in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 16 — 18 mie­ten kann. 

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Die Nord­see-Zei­tung hat in einem Arti­kel vom 12. Febru­ar 2018 dar­über berich­tet: “Rechts Pöt­te und Pfan­nen, gegen­über die Gar­de­ro­ben, nach hin­ten durch die Eisen­wa­ren. Wer Spiel­wa­ren such­te, ging die Trep­pe hoch. In der „Bür­ger“ erin­nert heu­te nur noch der Schrift­zug „Zieg­feld“ an einer Fas­sa­de an das tra­di­ti­ons­rei­che Unter­neh­men. Aber die Beleg­schaft von einst hält die Erin­ne­run­gen lebendig”.

Die letz­te Che­fin der Fir­ma W. und F. Zieg­feld, Bruns Toch­ter Nan­na Sem­ken, starb Anfang 2018. 

Quel­len:
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1827 – 1918”, Sei­te 86
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1919 –1947”, Sei­ten 129 — 133
Man­fred Ernst: “Der Markt­platz”, Sei­ten 118 — 125
Man­fred Ernst: “Als die Stadt brann­te”, Der 18. Sep­tem­ber 1944 in Bremerhaven-Wesermünde
Erich Stur­ck: “Erin­ne­run­gen an den 18. Sep­tem­ber 1944 in Bre­mer­ha­ven”, in Deich­SPIE­GEL
Hen­ning Bie­le­feld: “Neu­er Auf­schwung nach der Depres­si­on”, nwzonline.de vom 01.07.2005
“Bei Zieg­feld waren die Kol­le­gen groß­ar­tig”, Nord­see-Zei­tung vom 12.02.2018

Abschied vom Modehaus Jelden

Abschied vom Mode­haus Jelden

Zum Jah­res­en­de muss Bre­mer­ha­ven Abschied vom Mode­haus Jel­den neh­men. Am Theo­dor-Heuss-Platz hat der Räu­mungs­ver­kauf bereits begon­nen. Nach 73 Jah­ren schließt das Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men für exklu­si­ve Damen- und Her­ren­mo­de. Damit geht wie­der ein Stück Bre­mer­ha­ve­ner Geschich­te zu Ende.

Abschied vom Modehaus Jelden

Im Mai des Jah­res 1945 endet der Zwei­te Welt­krieg, und die Nach­kriegs­zeit beginnt. In Nord­deutsch­land über­nimmt 1945 die bri­ti­sche Mili­tär­re­gie­rung die Regie­rungs­ge­walt. Die Mili­tär­gou­ver­neu­re dür­fen kei­ne Schrit­te unter­neh­men, die zum wirt­schaft­li­chen Wie­der­auf­bau Deutsch­lands füh­ren könn­ten oder geeig­net sind, die deut­sche Wirt­schaft zu erhal­ten oder zu stär­ken. Die Unsi­cher­heit über die Zukunft der deut­schen Wirt­schaft lähmt. Hand­wer­ker und klei­ne Fabri­ken scheu­en sich, ihre Vor­rä­te an Roh­ma­te­ri­al zu ver­ar­bei­ten. Sie wis­sen nicht, ob sie Nach­schub kau­fen können.

Abschied vom Modehaus Jelden

Das Jahr 1945 ist aber auch das Jahr, in dem in Cux­ha­ven Ger­da und Her­mann Jel­den in der Alten­wal­der Chaus­see 69 im väter­li­chen Eltern­haus ein Laden­ge­schäft eröff­nen. Vor den Wid­rig­kei­ten, die das Kriegs­en­de mit sich bringt, schre­cken sie nicht zurück.

Ab dem 19. Okto­ber 1945 kau­fen die Kun­den bei Jel­den Sicher­heits- und Steck­na­deln, Perl­mutt­knöp­fe, Stof­fe und Wol­le. Auch Schu­he und Pup­pen hat das Laden­ge­schäft im Sor­ti­ment, das Ger­da Jel­den auf­grund ihrer guten Kon­tak­te nach Ham­burg immer wie­der auf­fül­len kann. Ange­stell­te Schnei­de­rin­nen und Stri­cke­rin­nen fer­ti­gen Tex­ti­li­en aller Art.  Die Kun­den bezah­len mit Reichs­mark, an die Wäh­rungs­re­form denkt noch nie­mand. Die Geschäf­te lau­fen anschei­nend gut, denn schon im Fol­ge­jahr erfolgt der Umzug in Cux­ha­vens Hols­ten­stra­ße 4.

Abschied vom Modehaus Jelden

Vie­le Bau­lü­cken zeu­gen davon, dass der Wie­der­auf­bau Bre­mer­ha­vens noch nicht abge­schlos­sen ist. Und doch beweist Ger­da Jel­den im Jah­re 1952 aber­mals Mut und Weit­sicht: Sie eröff­net in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 77 als Filia­le des Cux­ha­ve­ner Stamm­hau­ses  ein Modegeschäft.

Abschied vom Modehaus Jelden

Am 1. August 1968 über­gibt Ger­da Jel­den das Bre­mer­ha­ve­ner Mode­haus an ihre Toch­ter Hei­de­ma­rie. Sie hat gute Kon­tak­te zu Pari­ser Lie­fe­ran­ten, und schnell wächst die Zahl der bekann­ten Mode­mar­ken, die das Ange­bot von Hei­de­ma­rie Jel­den berei­chern. Selbst aus der Mode­stadt Ham­burg kom­men die Kun­den nach Bre­mer­ha­ven, um sich bei Hei­de­ma­rie Jel­den  einzukleiden.

Unter­des­sen zieht sich die Fir­men­grün­de­rin zurück. 1980 über­nimmt die gelern­te Schnei­de­rin Frau­ke Calo­gi­rou gemein­sam mit ihrem Ehe­mann das von ihrer Mut­ter Ger­da Jel­den gegrün­de­te Cux­ha­ve­ner Mode­haus an der Hols­ten­stra­ße. Für ihre anspruchs­vol­le Kund­schaft kauf­te Ehe­paar Calo­gi­rou auf inter­na­tio­na­len Mes­sen qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge indi­vi­du­el­le Mode von Bogner, Jobis und Jil San­der ein.

Abschied vom Modehaus Jelden

Auch Schwes­ter Hei­de­ma­rie Jel­den agiert über­aus erfolg­reich. So erfolg­reich, dass die Räum­lich­kei­ten in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 77 zu eng wer­den. Das Geschäft zieht im Jah­re 1987 in die Fähr­stra­ße 1 — 3 um. Gleich­zei­tig wird das Sor­ti­ment durch die Auf­nah­me von geho­be­ner Her­ren­ober­be­klei­dung erweitert.

Mit einem wei­te­ren Umzug im Jah­re 1999 in das Eck­haus Theo­dor-Heuss-Platz 3 geht eine aber­ma­li­ge Ver­grö­ße­rung der Geschäfts­flä­che einher.

Im Jah­re 2005, nach ihrem 65. Geburts­tag, schließt Frau­ke Calo­gi­rou das Stamm­haus an der Hols­ten­stra­ße in Cux­ha­ven. Die geplan­te Geschäfts­über­ga­be an eine inter­es­sier­te Nach­fol­ge­rin schei­tert, und so endet in Cux­ha­ven eine 60-jäh­ri­ge Einzelhandelsgeschichte.

Abschied vom Modehaus Jelden

In Bre­mer­ha­ven wer­den die Zei­ten schwie­ri­ger. Hei­de­ma­rie Jel­den ent­schließt sich im Jah­re 2008, ihr Laden­lo­kal “Fähr­haus No. 1” mit ihrem Mode­haus Jel­den zu ver­ei­nen und in eine GmbH umzu­wan­deln. Die neu gegrün­de­te Jel­den GmbH bezieht die Räu­me am Theo­dor-Heuss-Platz 1. Das tra­di­ti­ons­rei­che Mode­haus Jel­den hat nun sei­ne end­gül­ti­ge Hei­mat gefunden.

Vor weni­gen Wochen konn­te Hei­de­ma­rie Jel­den fei­ern. Von den 73 Jah­ren, die das Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men in Bre­mer­ha­ven Mode anbie­tet, hat sie das Unter­neh­mens­schiff 50 Jah­re erfolg­reich gesteu­ert und man­che Klip­pe umschifft. Nun möch­te Hei­de­ma­rie Jel­den sich zur Ruhe set­zen. Die Suche nach einem Nach­fol­ger ver­lief erfolg­los. Schwe­ren Her­zens und mit größ­tem Bedau­ern wird sie das Mode­haus Jel­den am Theo­dor-Heuss-Platz 1 zum  Ende des Jah­res 2018 schlie­ßen. Dann muss Bre­mer­ha­ven Abschied vom Mode­haus Jel­den nehmen.
Quel­len:
Wo Indi­vi­dua­li­tät ganz im Vor­der­grund steht, Cux­ha­ve­ner Nach­rich­ten vom 12.4.2005
Fir­men­chro­nik  des Mode­hau­ses Jel­den auf der Internetseite

Mode­haus Jel­den in Bre­mer­ha­ven schließt, NORD24

Eine BrotBar am Theoder-Heuss-Platz

Seit der Sail 2015 lädt am Bre­mer­ha­ve­ner Theo­dor-Heuss-Platz eine neue Brot­Bar zum Früh­stück ein. Immer auf der Suche nach einer neu­en Mög­lich­keit, mei­nen Gau­men ver­wöh­nen zu las­sen, bin ich ein­ge­kehrt und habe an einem Fens­ter Platz genommen.

BrotBar am Theodor-Heuss_Platz

Die Brot­bar, das ist eine Sym­bio­se aus Café, Bis­tro, Restau­rant und Ver­kauf von Back­wa­ren aller Art. Man fin­det sie im west­li­chen Gebäu­de­trakt des kürz­lich neu eröff­ne­ten Nordsee-Hotels.

Ich trat ein, nahm Platz und ver­tief­te mich zunächst in die umfang­rei­che Spei­se- und Geträn­ke­kar­te, die hier “Brot­Bar-Depe­sche” genannt wird. Da ich früh­stü­cken woll­te, inter­es­sier­te mich in ers­ter Linie die Rubrik “Brot­Bar – Das Früh­stück”. Von der süßen Num­mer für 5,50 € über ein Her­ren­ge­deck für 5,00 € und  einer Damen­run­de für 5,00 € bis zum vol­len Paket für 6,50 € hat die Brot­Bar eine gute Aus­wahl vorrätig.

BrotBar-Depesche

Ich ent­schied mich für das vol­le Paket und run­de­te das Gan­ze ab mit Rühr­ei und Bacon zu 1,85 €. Zur Ein­stim­mung geneh­mig­te ich mir ein klei­nes Gläs­chen Pro­sec­co, das mir mit 3,90 € in Rech­nung gestellt wur­de. Die Tas­se Kaf­fee für das Her­ren­ge­deck muss mit 1,70 € extra bezahlt wer­den. Dafür ist der Kaf­fee aber auch sehr lecker. Und ich möch­te beto­nen, dass die Bröt­chen “echt” sind, kei­ne Auf­back­wa­re aus Chi­na oder was weiß ich woher. Alles wur­de ser­viert von einer freund­li­chen und sehr auf­merk­sa­men Bedienung.

BrotBar

Ich order­te noch eine zwei­te Tas­se Kaf­fee und ließ mir die Rech­nung präsentieren: 
Vol­les Paket            6,50 €
Rühr­ei mit Bacon   1,85 €
1 Glas Pro­sec­co      3,90 €
2 Tas­sen Kaf­fee       3,40 €
Gesamt                   15,65 €
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Innenraum der BrotBar

Gut, das Früh­stück war nicht bil­lig, aber für das tol­le Ambi­en­te in die­ser Top-Lage durch­aus ange­mes­sen. Und natür­lich bekommt man hier nicht nur sein Früh­stück. Wer möch­te bleibt halt noch zum Mit­tag­essen. Da wird dann Baguette ser­viert oder man nimmt Zwie­bel­ku­chen oder ent­schei­det sich für Pan­ca­kes. Dazu kann man sich einen wei­ßen Bur­gun­der ser­vie­ren las­sen. Auch Riva­ner und Würt­tem­ber­ger Lem­ber­ger wird für 4,50 € je Glas ausgeschenkt.

Naja, die Brot­Bar wird sicher nicht zu mei­nen Stamm­re­stau­rants zäh­len. Aber ich habe den Besuch auch nicht bereut.

Auf­grund vie­ler Rück­fra­gen füge ich hier einen Nach­trag ein:

Nein, zum “Vol­len Paket” gibt es kei­nen Kaf­fee. Ich habe bei der Brot­Bar extra noch ein­mal nach­ge­fragt. Als Begrün­dung wur­de mir das 0,1 l Glas Oran­gen­saft genannt, dass zum Früh­stück ser­viert wird. Wer also Kaf­fee möch­te, der muss die­sen extra zahlen.

Nein, ich konn­te nir­gends auf  der “Brot­Bar-Depe­sche” eine Tele­fon­num­mer oder ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten fin­den, um mit der Brot­Bar Kon­takt auf­neh­men zu kön­nen. So habe ich beim Haven­bä­cker nach­ge­fragt. Dort wur­de mir als Tele­fon­an­schluss für die Brot­Bar fol­gen­de Num­mer genannt: 0471/30946675.

 

Die Geschichte des Nordsee-Hotel in Bremerhaven

Wer etwas über die Anfän­ge des “Nord­see-Hotel” in Bre­mer­ha­ven wis­sen möch­te, muss im Geschichts­buch des Hotels weit zurück­blät­tern. Der Hotel­um­bau hat mich dazu bewo­gen, die in Bre­mer­ha­ven zur Ver­fü­gung ste­hen­de Lite­ra­tur zu durch­fors­ten.1864 Beermanns-Hotel, heute Nordsee-HotelDer Mau­rer und Bau­meis­ter Johann Hin­rich Eits war der sieb­te Ansied­ler, der der “obrig­keit­li­che Bekannt­ma­chung” des Bre­mer Senats vom 7. Juni 1830 gefolgt ist. Er kauf­te den Bau­platz Nr. 76, der sich an der Nord­sei­te des Markt­plat­zes an der Ecke der Leher Chaus­see befand. Hier ließ er sich 1831 ein zwei­stö­cki­ges Haus mit einem Gast­haus bau­en. Auf­grund sei­ner zahl­rei­chen poli­ti­schen und ehren­amt­li­chen Ver­pflich­tun­gen über­gab er den Gast­hof  schließ­lich an sei­ne Ehe­frau Meta, die ihn sehr erfolg­reich bewirt­schaf­te­te. Rei­sen­de aus Bre­men stie­gen hier ab um sich nach der etwa neun­stün­di­gen stra­pa­ziö­sen Fahrt mit der Schnell­drosch­ke zu erfri­schen und zu erholen.

Meta Eits starb 1847, und Johann Hin­rich Eits ver­pach­te­te sei­nen Gast­hof für die nächs­ten Jah­re. 1858 wur­de der Gast­hof umbe­nannt in “Twiet­mey­ers Hotel”. Albrecht Hein Twiet­mey­er kauf­te das Grund­stück dann auch im Jah­re 1864 sei­nem Ver­päch­ter Eits ab. Es soll­te aber nicht lan­ge sein Eigen­tum blei­ben, denn schon ein paar Jah­re spä­ter hieß das Haus “Beer­manns Hotel”.

1900_Beermanns-Hotel

Die Che­fin Johan­na Auro­ra Beer­mann mach­te den ehe­ma­li­gen Gast­hof zum ers­ten Hotel am Plat­ze. Hier logier­ten Ange­hö­ri­ge der sozia­len Ober­schicht. Sogar Gene­rä­le und Admi­rä­le quar­tier­ten sich in “Beer­manns Hotel” ein.

Im ers­ten Stock befand sich ein Ball­saal, in dem manch gro­ße Fes­te gefei­ert wur­den. Dar­un­ter natür­lich auch jeweils am 27. Janu­ar unter reger Betei­li­gung der Bre­mer­ha­ve­ner Reser­ve­of­fi­zie­re des Kai­sers Geburts­ta­ge. Die Spei­sen nahm man im maha­goni­ge­tä­fel­ten Spei­se­saal im Erd­ge­schoss zu sich, und zwar unter den Augen von Bür­ger­meis­ter Smidt. Der schau­te von einem Por­trät auf die Gäs­te hinab.

"Beermanns-Hotel" unter Leitung Blumenberger

Im Jah­re 1907 fand wie­der ein­mal ein Eigen­tü­mer­wech­sel statt. Die Ehe­leu­te Paul und Eli­sa­beth Blum­ber­ger über­nah­men das Haus für einen Kauf­preis von 300.000 Reichs­mark. Den Namen “Beer­manns Hotel” änder­ten sie nicht. Und die Rei­chen und Schö­nen kamen wei­ter­hin. Sta­pel­läu­fe wur­den hier gefei­ert und Schiffstau­fen, und ab 1911 kamen natür­lich auch die Künst­ler des neu­en Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­thea­ters. Und die Thea­ter­lieb­ha­ber führ­ten nach der Vor­stel­lung ihre Beglei­te­rin­nen in das Restau­rant von “Beer­manns Hotel”.

"Beermanns-Hotel" unter Leitung Blumenberger

Ab 1912 mie­te­te “Zigar­ren Nie­mey­er” die an der Ecke zur “Bür­ger” gele­ge­nen Räu­me an und betrieb dar­in sein Tabak­wa­ren­ge­schäft. An der ande­ren Ende des Hau­ses gab es eine Schank­stu­be, in der sich fast nur Män­ner aufhielten.

Die nächs­te “Über­nah­me” gab es am 1. Sep­tem­ber 1942. Der erst 25 Jah­re alte Wer­ner Naber kauf­te das Hotel für 225.000 Reichs­mark. 1944 hei­ra­te­te er sei­ne Frau Ursu­la, und gemein­sam wur­den die Gäs­te bekös­tigt. Aller­dings konn­te – bedingt durch die Kriegs­zeit — nur noch ein­fa­che Kost ser­viert wer­den. Und am 18. Sep­tem­ber 1944 soll­te im Hotel das letz­te Mit­tags­es­sen ser­viert werden.

Beermanns Hotel

Als es Nacht wur­de, kamen die bri­ti­schen Bom­ber und war­fen 420.000 Brand­bom­ben auf die Stadt. Alles wur­de in Schutt und Asche gelegt. “Beer­manns Hotel” wur­de eben­so wenig von den Bom­ben ver­schont, wie die ande­ren gro­ßen Hotels im Zen­trum der Stadt: “Her­manns Hotel” am Markt­platz, “Goss­lers Hotel” in der Bür­ger, “Hotel Excel­si­or” an der Ecke Lloydstraße/Bürger und “Lehr­kes Hotel” am Geest­e­mün­der Altmarkt.

Hotel Naber

Wer­ner Naber ließ sich nicht ent­mu­ti­gen. Nach der Zer­stö­rung von “Beer­manns Hotel” zog er zunächst in ein Not­ho­tel in der Bis­marck­stra­ße um und bau­te dann ein gut geführ­tes Haus mit Restau­rant am Wal­ter-Rathen­au-Platz (frü­her Sedan­platz) auf.

Hotel Naber

Die­ses wur­de nach Kriegs­en­de aber von der Besat­zungs­macht beschlag­nahmt. Die Hotel­si­tua­ti­on in Bre­mer­ha­ven war kata­stro­phal. Es gab für Rei­sen­de kaum noch Übernachtungsmöglichkeiten.

Hotelschiff Naber

Doch Wer­ner Naber hat­te eine Idee. Er kauf­te einen ehe­ma­li­gen schwe­di­schen Küs­ten­fah­rer und ließ ihn umbau­en. Wo es frü­her Lade­räu­me gab, fand man nun Gäs­te­ka­bi­nen und ein Restau­rant vor. Das Hotel­schiff war­te­te am Geest­e­mün­der Haupt­ka­nal auf Gäs­te. Zwei wei­te­re Hotel­schif­fe lagen im Alten Hafen. Das eine trug den Namen “Alter Hafen” und lag im süd­li­chen Teil und das ande­re hieß “Hein Mück” und lag im nörd­li­chen Teil des Alten Hafen.

Das waren aber alles nur Not­lö­sun­gen. Die Stadt Bre­mer­ha­ven woll­te ihren Gäs­ten wie­der ein nobles Hotel bie­ten kön­nen. Auch die US-Besat­zer dräng­ten auf ein inter­na­tio­na­les Hotel. Als Stand­ort ent­schied man sich für den Theo­dor-Heuss-Platz (frü­her Thea­ter­platz), gut gele­gen gegen­über dem Stadt­thea­ter und direkt an der Hauptgeschäftsstraße.

Auf­grund sei­ner Erfah­run­gen bat man Wer­ner Naber, die Füh­rung für das neue Hotel zu über­neh­men. Am 6. März 1957 fand die fei­er­li­che Eröff­nung des “Nord­see-Hotel” statt. Der Zweck­bau mit dem Charme der 1950er Jah­re erstreckt sich über die gesam­te Nord­sei­te des Plat­zes. Die Gäs­te wur­den in einer impo­san­ten Lob­by an einer teak­holz­ver­tä­fel­ten Rezep­ti­on empfangen.

1960_Nordsee-Hotel

Die Gäs­te­lis­te für das neue “Nord­see-Hotel” kann sich sehen las­sen. Poli­ti­ker, Star und Künst­ler stie­gen hier ab: Der spa­ni­sche König Juan Car­los, Bun­des­prä­si­dent Richard von Weiz­sä­cker, der  bay­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Franz Josef Strauß, Show­mas­ter Tho­mas Gott­schalk oder Film­stars wie Mari­ka Röck – sie alle lie­ßen sich im “Nord­see-Hotel” ver­wöh­nen. Auch Her­bert Weh­ner und Hel­mut Schmidt wur­den hier gese­hen, und Howard Car­penda­le, der im wei­ßen Bade­man­tel die Hotel­bar betrat um einen Absa­cker zu trin­ken. Und – natür­lich – der wohl­be­leib­te König von Ton­ga schau­te auch vor­bei, sei­ne Entou­ra­ge im Schlepptau.

"Nordsee-Hotel" Bremerhaven

Fast 60 lan­ge Jah­re war das Nord­see-Hotel, das die Bre­mer­ha­ve­ner immer nur das “Naber” nann­ten, das ers­te Haus am Plat­ze. Schon von wei­tem erkann­te man es an den Leucht­re­kla­men der Nach­kriegs­jah­re: Asbach Uralt und 4711. Wohl jeder Ver­ein und jeder Gesell­schafts­club fei­er­te hier sei­nen Ball und ließ sich in dem fei­nen Restau­rant mit Sil­ber­hau­ben ver­hüll­te Spei­sen servieren.

Aber die Zei­ten waren irgend­wann vor­bei. Um eine Insol­venz des Tra­di­ti­ons­ho­tels zu ver­hin­dern, kauf­te die Stadt Bre­mer­ha­ven im Jah­re 2003 der Betrei­ber­fa­mi­lie Naber das Hotel für 3,6 Mil­lio­nen Euro ab.  Sie woll­te den Betrieb bis zur Eröff­nung des Atlan­tik Hotel Sail City wei­ter­füh­ren. Und dann lief das Sail City dem “Nord­see-Hotel” den Rang ab, und das Tra­di­ti­ons­ho­tel ver­sank in einen Dorn­rös­chen­schlaf. Seit 2007 ist die Rezep­ti­on verwaist.

2010 tauch­ten neue Ideen für den gro­ßen Gebäu­de­kom­plex auf. Die Dieckell Ver­wal­tungs GmbH woll­te das “Nord­see-Hotel” für 780.000 Euro erwer­ben, es abrei­ßen und Platz für einen Neu­bau schaf­fen. Im Erd­ge­schoss soll­ten Läden und Restau­rants ent­ste­hen, dar­über drei Eta­gen Büros und zwei Geschos­se mit Miet­woh­nun­gen. Aus ver­schie­de­nen Grün­den wur­den die­se Plä­ne aber nicht realisiert.

2012 "Nordsee-Hotel"

Aber ein­mal noch soll­te das alt­ehr­wür­di­ge Haus im alten Glanz erstrah­len, ein­mal noch soll­ten sich hier Film­stars und Stern­chen ver­sam­meln. Im Spät­som­mer 2013 dreh­te hier der Regis­seur Ingo Haeb einen Kino­film mit dem Arbeits­ti­tel “Das Zim­mer­mäd­chen”, und das alte Gebäu­de erleb­te einen Hauch von Hol­ly­wood. Eini­ge Wochen spä­ter wur­de das Gebäu­de mit einem Bau­zaun abgesperrt.

2015 "Nordsee-Hotel"

Der Bre­mer­ha­ve­ner Bau­un­ter­neh­mer Horst Wüb­ben hat der Stadt Bre­mer­ha­ven das Grund­stück für 650.000 Euro abge­kauft – die Stadt hat­te es für 3,6 Mil­lio­nen Euro erwor­ben. Nun wird das Haus, das bis zu sei­ner Schlie­ßung 95 Zim­mer offe­rier­te, seit einem Jahr für rund 10 Mil­lio­nen Euro umge­baut, saniert und zu einem 3‑S­ter­ne-Hotel hergerichtet.

Nordsee-Hotel

Die Außen­fas­sa­de aus den 1950er Jah­ren wur­de nicht ver­än­dert. Aller­dings wur­de statt des ehe­mals gel­ben Farb­tons nun ein grau­er gewählt. Von innen wur­de das Gebäu­de kom­plett ent­kernt und moder­ni­siert. Die ehe­ma­li­gen Ball­sä­le und der Küchen­trakt an der Rück­sei­te des Hau­ses wur­den abge­ris­sen, um Platz für Hotel­park­plät­ze zu schaf­fen. Da das Hotel zukünf­tig ein Gar­ni-Hotel sein wird, ist die Groß­kü­che über­flüs­sig geworden.

Der Zeit­plan, pünkt­lich zur Sail 2015 neu zu eröff­nen, konn­te nicht ein­ge­hal­ten wer­den. Aber auf der Home­page des neu­en Nord­see-Hotels sind ab sofort Reser­vie­run­gen für die 102 Zim­mer mit Wir­kung vom 1. Sep­tem­ber 2015 möglich.
Quel­len:
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1827–1918”, Sei­te 20
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1948–1991”, Sei­te 56
Har­ry Gab­cke: “150 Jah­re Bre­mer­ha­ven, 1827–1977”, Sei­te 89
Man­fred Ernst: “Der Markt­platz”, Sei­ten 53–59
Rai­ner Dons­bach: “Visi­on für den Heuss­platz”, Nord­see-Zei­tung v. 27.11.2010
Rai­ner Dons­bach: “Es soll ein Hotel blei­ben”, NZ vom 12.07.2012
Rai­ner Dons­bach: “Kalbs­steak Sin­ga­pur u der König …”, NZ v 11.6.2013
Gert-Die­ter Mei­er: “Hauch von Hol­ly­wood im Naber”, NZ v. 20.8.2013
Rai­ner Dons­bach: “So kehrt hier das Leben zurück”, NZ v. 15.02.2014
Auf Kera­mik­fas­sa­de beim Umbau ver­zich­tet”, NZ v. 13.12.2014
Wolf­gang Naber: “Nabers Gäs­te­buch – His­to­ri­sches aus der Hotel­le­rie der Fami­lie Naber”, Vor­trag im His­to­ri­schen Muse­um am 6.3.2007