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W. und F. Ziegfeld

W. und F. Ziegfeld

Heu­te erin­nert in Bre­mer­ha­ven kaum noch etwas an das ehe­ma­li­ge Waren­haus W. und F. Zieg­feld. In der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße prangt noch der Schrift­zug “Zieg­feld” an einer Fas­sa­de. Aber vie­le Bre­mer­ha­ve­ner wis­sen nicht, an was das Schild erin­nert. Der Bre­mer­ha­ve­ner Rechts­an­walt Dr. Man­fred Ernst hat in sei­nem 1988 im Dit­zen-Ver­lag erschie­ne­nen Buch “Der Markt­platz. Stadt­ge­schich­te im Zen­trum Bre­mer­ha­vens seit 1827” einen Auf­satz über die Fir­ma Zieg­feld veröffentlicht.

W. und F. Ziegfeld um 1910

W. und F. Ziegfeld ehemalige Marktplatz heute

Ereignisse der Jahre 1948/1949

Im März 1848 brach im Deut­schen Bund die Revo­lu­ti­on 1848/49 aus. Im Mai 1848 tag­te in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che das ers­te gesamt­deut­sche Par­la­ment, um über eine frei­heit­li­che Ver­fas­sung und die Bil­dung eines deut­schen Natio­nal­staats zu bera­ten. Die Groß­mäch­te Preu­ßen und Öster­reich lehn­ten die im Jah­re 1949 ver­ab­schie­de­te  Ver­fas­sung ab, im Som­mer 1949 war die Revo­lu­ti­on end­gül­tig gescheitert.

Im Jah­re 1849 ließ der Aus­wan­de­rungs­mak­ler  Johann Georg Clau­sen in Bre­mer­ha­ven das Aus­wan­der­er­haus errich­ten. Das war eine gro­ße Her­ber­ge, in der die Aus­wan­de­rer, die auf das Aus­lau­fen ihrer Schif­fe war­te­ten, ver­sorgt wur­den. Bre­mer­ha­ven hat zu die­ser Zeit etwa 4000 Einwohner.

W. und F. Ziegfeld

Und im Jahr 1849 ver­kauf­te J. C. Teck­len­borg sein Grund­stück am Markt 12 an den aus Emden stam­men­den Kauf­mann Wil­helm Andre­as Zieg­feld. Dort, wo heu­te an der Ecke Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße zur Lin­zer Stra­ße ein gro­ßes Wohn- und Geschäfts­haus (ehe­ma­li­ge Geschäfts­räu­me Fir­ma War­rings) steht, befand sich bis zum 18. Sep­tem­ber 1944 das Haus Am Markt 12. Es war ein älte­res mehr­stö­cki­ges Haus, das in der ers­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts im schlich­ten klas­si­zis­ti­schen Stil errich­tet wurde.

 

Wilhelm Andreas Ziegfeld zieht um

W. und F. Ziegfeld um 1864

Wil­helm Andre­as Zieg­feld betrieb mit einem Teil­ha­ber Anfang 1840er Jah­ren in der Mit­tel­stra­ße ein Eisenwaren‑, Kolo­ni­al­wa­ren- und Aus­rüs­tungs­ge­schäft. Im Jah­re 1851 ver­ließ der Teil­ha­ber die Fir­ma, und Wil­helm Andre­as Zieg­feld sie­del­te mit sei­nem Geschäft in das Haus Am Markt 12 um. Im Jah­re 1864 grün­de­ten Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger eine pri­va­te Spar­kas­se. In der “Pro­vin­zi­al-Zei­tung” vom 6. Janu­ar 1866 gab die “Pri­vat-Spar­kas­se” bekannt, daß sie im Geschäft der Fir­ma W. A. Zieg­feld eine Annah­me­stel­le ein­ge­rich­tet hat. 

Im Jah­re 1877 starb der Fir­men­grün­der Wil­helm Andre­as Ziegfeld.

Die Söhne übernehmen das Geschäft

wilhelm ziegfeld (1849 - 1914)

Am 2. Mai 1877 über­nah­men die Söh­ne Wil­helm (gebo­ren 1849) und Flo­renz (gebo­ren 1851) das Geschäft. Sie trenn­ten sich von dem Aus­rüs­tungs­ge­schäft und auch von dem Kolo­ni­al­wa­ren­la­den. Nur den Eisen­han­del führ­ten sie wei­ter. Frau Bet­ty Zieg­feld (Ehe­frau von Flo­renz) und Frau Ade­le Zieg­feld (Ehe­frau von Wil­helm) küm­mer­ten sich um den Haushalt. 

florenz ziegfeld (1851-1933) und seine ehefrau betty ziegfeld (1856-1938)

Im Jah­re 1885 erwei­ter­ten die Brü­der Zieg­feld den Betrieb um ein Küchen- und Haus­hal­tungs­ge­schäft. Bald konn­te man in der Eisen­wa­ren­hand­lung Zieg­feld auch Wäsche­man­geln kau­fen. Im His­to­ri­schen Muse­um Bre­mer­ha­ven steht eine Wäsche­man­gel von 1900 aus der Eisen­wa­ren­hand­lung Ziegfeld. 

w. und f. ziegfeld wäschemangel um 1900

Die Geschäf­te lie­fen so gut, daß die Geschäfts­in­ha­ber drei Jah­re spä­ter auf dem rück­wär­ti­gen Gelän­de ein gro­ßes Pack­haus bauten.

Vertretung für Fahrräder

w. und f. ziegfeld um 1910

Man konn­te bei W. und F. Zieg­feld schon in den 1890er Jah­ren auch Velo­zi­peds kau­fen. Die Eisen­wa­ren­hand­lung hat­te die Werks­ver­tre­tung der Adler-Fahr­rad­wer­ke über­nom­men. Fahr­rä­der waren damals sehr teu­er, sie kos­te­ten etwa 350 Gold­mark. Das waren für einen Hand­wer­ker oder Indus­trie­ar­bei­ter meh­re­re Monatslöhne.

w. und f. ziegfeld werbeplakat

Fahr­rä­der blie­ben den Men­schen der Ober­schicht vor­be­hal­ten, die sie zu ihrem Ver­gnü­gen oder für den Renn­sport kauf­ten. Erst gegen Ende des Jahr­hun­derts san­ken die Prei­se, da die Räder nun indus­tri­ell her­ge­stellt wer­den konn­ten. Außer­dem stie­gen die Löh­ne, so daß die Käu­fer­schicht ste­tig grö­ßer wurde. 

w. und f. ziegfeld radler fahr adler

Natür­lich mach­te auch die Fir­ma W. und F. Zieg­feld auf ihre Fahr­rad­ver­tre­tung auf­merk­sam. Sie bau­ten zwi­schen dem Alten Hafen und dem Weser­deich eine “Fahr­rad­lehr­bahn”. Dort brach­ten sie inter­es­sier­ten Leu­ten das Rad­fah­ren bei. Am Zaun der “Fahr­rad­lehr­bahn” wie­sen Pla­ka­te auf Fahr­rä­der von Zieg­feld hin: “Rad­ler fahr Adler” hieß der Slogan.

Ernst Hanke Bruns wird Teilhaber

w. und f. ziegfeld teilhaber bruns

Am 1. April 1900 begann der 1885 gebo­re­ne Ernst Han­ke Bruns sei­ne Leh­re bei W. und F. Zieg­feld, Am Markt 12. Ernst Han­ke Bruns bekam freie Kost und Logie. Für sein mit­ge­brach­tes Bett und sei­ne Kom­mo­de stand ihm eine klei­ne Kam­mer im Dach­ge­schoß zur Ver­fü­gung. Ernst Han­ke Bruns hat­te die Auf­ga­be, mor­gens pünkt­lich um 7 Uhr die Laden­tür zu öff­nen. Erst abends um 9 Uhr war Geschäfts­schluß. Der Unter­richt in der kauf­män­ni­schen Berufs­schu­le war frei­wil­lig, er fand abends von 9 bis 11 Uhr statt. 

w. und f. ziegfeld und löhr*s hotel

Im Jah­re 1902 konn­te die Fir­ma W. und F. Zieg­feld ihr 25-jäh­ri­ges Betriebs­ju­bi­lä­um bege­hen. Die Fei­er fand im gegen­über­lie­gen­den “Löhr’s Hotel” statt. Der Lehr­ling durf­te mit­fei­ern, er war jetzt 17 Jah­re alt. Nach Been­di­gung sei­ner Lehr­zeit muß­te Ernst Han­ke Bruns sei­nen Mili­tär­dienst ableis­ten. Im Deut­schen Kai­ser­reich bestand mit Voll­endung des 17. Lebens­jah­res für alle Män­ner Wehrpflicht.

Im Jah­re 1914 starb Wil­helm Ziegfeld.

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Als Flo­renz Zieg­feld im Jah­re 1919 erblin­de­te, bot er sei­nem ehe­ma­li­gen Lehr­ling Ernst Han­ke Bruns im Novem­ber 1919 die Teil­ha­ber­schaft an. Schon zwei Tage, nach­dem ihn das schrift­li­che Ange­bot erreich­te, stand Ernst Han­ke Bruns wie­der in sei­nem eins­ti­gen Lehr­be­trieb. 15 Jah­re waren seit dem Ende sei­ner Aus­bil­dungs­zeit vergangen. 

Im Jah­re 1933 starb Flo­renz Zieg­feld im Alter von 82  Jahren.

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Kriegsjahre, Zerstörung und Wiederaufbau

In den Kriegs­jah­ren 1940 bis 1943 fan­den meh­re­re unge­ziel­te Bom­ben­ab­wür­fe auf Bre­mer­ha­ven statt. Es gab es Tote und Ver­letz­te und zer­stör­te Gebäu­de, aber nicht in einem der­ar­ti­gen Aus­maß, wie es ande­re deut­sche Städ­te getrof­fen hat. Doch ab Febru­ar 1944 wur­de es fürch­ter­lich, und ganz schlimm war der ver­hee­ren­de Luft­an­griff am 18. Sep­tem­ber 1944. Inner­halb von 20 Minu­ten hat die 5. Bom­ber­flot­te der Roy­al Air­force die heu­ti­gen Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­tei­le Mit­te und Geest­e­mün­de fast kom­plett zerstört.

w. und f. ziegfeld 1944

Auch das Geschäfts­haus W. und F. Zieg­feld wur­de 1944 durch Bom­ben zer­stört. Ernst Han­ke Bruns orga­ni­sier­te inner­halb von zwei Tagen Behelfs­räu­me. Das Geschäft zog in eine Gara­ge der Bäcker-Ein­kaufs-Genos­sen­schaft. Spä­ter dien­te der rech­te Sei­ten­flü­gel des Stadt­thea­ters als Verkaufsraum. 

w. und f. ziegfeld im stadttheater

Das Dach wur­de not­dürf­tig abge­dich­tet, dann wur­den in der alten Kakao­s­tu­be und in den Räu­men des Kunst­ver­eins wie­der Waren ver­kauft. So konn­te die Fir­ma Zieg­ler an die aus­ge­bomb­te Bevöl­ke­rung Behelfs­heim­her­de für 73,50 Reichs­mark abge­ben. Der Herd dien­te gleich­zei­tig zum Kochen und zum Heizen.

behelfsheimherd

Umzug in die “Bürger”

Im Jah­re 1950 begann der Wie­der­auf­bau des Stadt­thea­ters. Bruns hat­te bereits in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße das Grund­stück vom Deli­ka­tes­sen­ge­schäft Hein­rich Mer­tens gekauft. Auf die­sem Grund­stück bau­te Bruns das neue Ziegfeld-Geschäft.

ziegfeld

Spiel­sa­chen bot Zieg­feld im alten Stamm­haus nur in der Vor­weih­nachts­zeit an. Im neu­en Haus wur­de nun eine stän­di­ge Spiel­wa­ren­ab­tei­lung ein­ge­rich­tet. Und wie­der kamen in der Vor­weih­nachts­zeit die Kin­der und drück­ten sich an den Schau­fens­tern die Nase platt.

ziegfeld

In der Zeit zwi­schen den Welt­krie­gen waren es Dampf­ma­schi­nen, Pup­pen, Zinn­sol­da­ten, Rit­ter­bur­gen und Pup­pen­wa­gen, die in den Schau­fens­tern von W. und F. Zieg­feld Kin­der­wün­sche weck­ten. Nun in den 1950er Jah­ren fuh­ren elek­tri­sche Loko­mo­ti­ven durch lie­be­voll gestal­te­te Win­ter­land­schaf­ten, sie fuh­ren durch Tun­nel über Gebir­ge. Und an den geschlos­se­nen Schran­ken war­te­ten die Autos der Mar­ke Wiking und bis­wei­len auch der Mar­ke Siku.

Geschäftsaufgabe

Im Jah­re 1990 schloss die Eisen­wa­ren­hand­lung W. A. Zieg­ler für immer ihre Laden­tür. Geblie­ben ist der Schrift­zug an der Haus­fas­sa­de. Und die Erin­ne­run­gen vie­ler Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger. Sie streif­ten als Kin­der nach Schul­schluss durch die Spiel­wa­ren­ab­tei­lung. Oder sie setz­ten sich an die extra für Kin­der ein­ge­rich­te­ten Bas­tel­ti­sche, kleb­ten Flug­zeu­ge aus Modell­bau­sät­zen zusam­men und bemal­ten sie. Anschlie­ßend durf­ten sie die Flug­zeu­ge mit nach Hau­se nehmen. 

w. und f. ziegfeld

Ande­re Kin­der kauf­ten sich bei Zieg­feld ihre ers­te elek­tri­sche Eisen­bahn. Als Star­ter­set konn­te man für 99,00 DM ein Star­ter­set erwer­ben, bestehend aus einem Gleis­oval mit Abstell­gleis und einer klei­nen Loko­mo­ti­ve mit drei Wag­gons. 99,00 Deut­sche Mark muß­ten dafür den Besit­zer wechseln.

Aber auch Pis­to­len, Geweh­re, Rit­ter- und India­ner­fi­gu­ren brach­ten Kin­der­au­gen zum Leuch­ten. Ande­re freu­ten sich über Lego­stei­ne oder Fischer-Technik.

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Erwach­se­ne deck­ten sich bei Zieg­feld mit Schrau­ben, Nägel usw. ein, die gab es noch stück­wei­se zu kau­fen. Oft­mals gab es kos­ten­los einen Zoll­stock dazu. Wer einen Haus­stand grün­den woll­te, fand bei Zieg­feld mit Sicher­heit die pas­sen­den Koch­töp­fe. Und was nicht vor­rä­tig war, das besorg­te Zieg­ler. Hier gab es wohl den ers­ten Raclette-Grill in Bre­mer­ha­ven. Zieg­feld hat es mög­lich gemacht.

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Erinnerungen

Die ehe­ma­li­ge Beleg­schaft hat sich regel­mä­ßig zum Grün­kohl­es­sen getrof­fen. 2018 hat das 25. Tref­fen statt­ge­fun­den, 27 ehe­ma­li­ge Kol­le­gen waren gekom­men. Natür­lich wur­den Erin­ne­run­gen aus­ge­tauscht. Zum Bei­spiel wie Ernst Han­ke Bruns einem Aus­zu­bil­den­den den Füh­rer­schein bezahlt hat. Als Aner­ken­nung für sei­ne guten Leis­tun­gen. Oder wie er von einem Ver­käu­fer ver­lang­te zu hei­ra­ten, damit er die Woh­nung über dem Geschäft in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 16 — 18 mie­ten kann. 

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Die Nord­see-Zei­tung hat in einem Arti­kel vom 12. Febru­ar 2018 dar­über berich­tet: “Rechts Pöt­te und Pfan­nen, gegen­über die Gar­de­ro­ben, nach hin­ten durch die Eisen­wa­ren. Wer Spiel­wa­ren such­te, ging die Trep­pe hoch. In der „Bür­ger“ erin­nert heu­te nur noch der Schrift­zug „Zieg­feld“ an einer Fas­sa­de an das tra­di­ti­ons­rei­che Unter­neh­men. Aber die Beleg­schaft von einst hält die Erin­ne­run­gen lebendig”.

Die letz­te Che­fin der Fir­ma W. und F. Zieg­feld, Bruns Toch­ter Nan­na Sem­ken, starb Anfang 2018. 

Quel­len:
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1827 – 1918”, Sei­te 86
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1919 –1947”, Sei­ten 129 — 133
Man­fred Ernst: “Der Markt­platz”, Sei­ten 118 — 125
Man­fred Ernst: “Als die Stadt brann­te”, Der 18. Sep­tem­ber 1944 in Bremerhaven-Wesermünde
Erich Stur­ck: “Erin­ne­run­gen an den 18. Sep­tem­ber 1944 in Bre­mer­ha­ven”, in Deich­SPIE­GEL
Hen­ning Bie­le­feld: “Neu­er Auf­schwung nach der Depres­si­on”, nwzonline.de vom 01.07.2005
“Bei Zieg­feld waren die Kol­le­gen groß­ar­tig”, Nord­see-Zei­tung vom 12.02.2018

Abelmann Fischfeinkost verlässt Bremerhavens Innenstadt

Abel­mann Fisch­fein­kost ver­lässt Bre­mer­ha­vens Innenstadt

Johan­nes Abel­mann grün­de­te mit sei­nem Bru­der Hein­rich 1953 das Unter­neh­men, das heu­te unter Hein­rich Abel­mann GmbH fir­miert. Die Fir­men­grün­der began­nen mit fünf Mit­ar­bei­tern in Pack­hal­le 9 im Fische­rei­ha­fen. Seit­her zau­bert die Hein­rich Abel­mann GmbH aus Fisch, Gar­ne­len, Muscheln und ande­ren Mee­res­früch­ten im Fische­rei­ha­fen von Bre­mer­ha­ven köst­li­che Fein­kost­sa­la­te. Fisch­lieb­ha­ber  wis­sen den feins­ten Mat­jes und die saf­ti­gen Fisch­bröt­chen eben­so zu schät­zen wie die fei­nen Sup­pen und Herings­hap­pen in Minze-Limettencreme.
Abelmann Fischfeinkost verlässt Bremerhavens Innenstadt
Schon mehr als 15 Jah­re lang bie­tet Abel­mann Fisch­fein­kost sei­ne Pro­duk­te auch in Bre­mer­ha­vens Innen­stadt an. In dem glä­ser­nen Pavil­lon unweit vom Han­se-Car­ré  in der Fuß­gän­ger­zo­ne wer­den kom­plet­te Gerich­te zube­rei­tet. Was drin­nen geges­sen wird, das kön­nen Neu­gie­ri­ge von drau­ßen beobachten.

Aber das ist nun bald vor­bei. In Bre­mer­ha­vens Innen­stadt schlie­ßen immer mehr Geschäf­te. Nun will sich auch Abel­mann Fisch­fein­kost aus der süd­li­chen Fuß­gän­ger­zo­ne zurück­zie­hen. Das ist wohl dem all­ge­mei­nen Kun­den­rück­gang in der Innen­stadt geschuldet.

Der Miet­ver­trag mit der Städ­ti­schen Grund­stücks­ge­sell­schaft Stäg­rund soll wohl zum Ende des Jah­res 2020 aus­lau­fen. Ob es für den Glas­pa­vil­lon einen Nach­fol­ger gibt scheint noch nicht geklärt. Die Fir­men­schil­der sind vom Pavil­lon jeden­falls bereits ent­fernt. Fisch­bröt­chen kann man aber noch kaufen. 

In Sta­de hat Abel­mann Fisch­fein­kost sei­ne Filia­le bereits im Jah­re 2015 geschlos­sen. Ver­mut­lich eben­falls wegen rück­läu­fi­ger Umsätze.
Quel­len:
appe­ti­zer  — Das Fische­rei­ha­fen Maga­zin: “Fisch vom Feins­ten”, Aus­ga­be 2015, Sei­te 19
Stadt­ma­ga­zin Bre­men: “Deli­ka­tes­sen aus der Fisch­ma­nu­fak­tur Abel­mann”, Aus­ga­be Juni/2020, Sei­te 38
Hei­ner Otto: “Fisch­wür­fel aus Glas bald leer”, nwzonline.de vom 30.5.2020
L. Bohl­mann-Dram­meh: “Abel­mann Fisch­fein­kost ver­lässt die Bre­mer­ha­ve­ner Innen­stadt”, nord24.de vom 31.5.2020
S. Hell­wig: “Hering auf jede Art und Wei­se”, Weser-Kurier vom 17.9.2016
L. Strü­ning: “Abel­mann-Filia­le in Sta­de geschlos­sen”, Tageblatt.de vom 8.4.2015

Abschied vom Modehaus Jelden

Abschied vom Mode­haus Jelden

Zum Jah­res­en­de muss Bre­mer­ha­ven Abschied vom Mode­haus Jel­den neh­men. Am Theo­dor-Heuss-Platz hat der Räu­mungs­ver­kauf bereits begon­nen. Nach 73 Jah­ren schließt das Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men für exklu­si­ve Damen- und Her­ren­mo­de. Damit geht wie­der ein Stück Bre­mer­ha­ve­ner Geschich­te zu Ende.

Abschied vom Modehaus Jelden

Im Mai des Jah­res 1945 endet der Zwei­te Welt­krieg, und die Nach­kriegs­zeit beginnt. In Nord­deutsch­land über­nimmt 1945 die bri­ti­sche Mili­tär­re­gie­rung die Regie­rungs­ge­walt. Die Mili­tär­gou­ver­neu­re dür­fen kei­ne Schrit­te unter­neh­men, die zum wirt­schaft­li­chen Wie­der­auf­bau Deutsch­lands füh­ren könn­ten oder geeig­net sind, die deut­sche Wirt­schaft zu erhal­ten oder zu stär­ken. Die Unsi­cher­heit über die Zukunft der deut­schen Wirt­schaft lähmt. Hand­wer­ker und klei­ne Fabri­ken scheu­en sich, ihre Vor­rä­te an Roh­ma­te­ri­al zu ver­ar­bei­ten. Sie wis­sen nicht, ob sie Nach­schub kau­fen können.

Abschied vom Modehaus Jelden

Das Jahr 1945 ist aber auch das Jahr, in dem in Cux­ha­ven Ger­da und Her­mann Jel­den in der Alten­wal­der Chaus­see 69 im väter­li­chen Eltern­haus ein Laden­ge­schäft eröff­nen. Vor den Wid­rig­kei­ten, die das Kriegs­en­de mit sich bringt, schre­cken sie nicht zurück.

Ab dem 19. Okto­ber 1945 kau­fen die Kun­den bei Jel­den Sicher­heits- und Steck­na­deln, Perl­mutt­knöp­fe, Stof­fe und Wol­le. Auch Schu­he und Pup­pen hat das Laden­ge­schäft im Sor­ti­ment, das Ger­da Jel­den auf­grund ihrer guten Kon­tak­te nach Ham­burg immer wie­der auf­fül­len kann. Ange­stell­te Schnei­de­rin­nen und Stri­cke­rin­nen fer­ti­gen Tex­ti­li­en aller Art.  Die Kun­den bezah­len mit Reichs­mark, an die Wäh­rungs­re­form denkt noch nie­mand. Die Geschäf­te lau­fen anschei­nend gut, denn schon im Fol­ge­jahr erfolgt der Umzug in Cux­ha­vens Hols­ten­stra­ße 4.

Abschied vom Modehaus Jelden

Vie­le Bau­lü­cken zeu­gen davon, dass der Wie­der­auf­bau Bre­mer­ha­vens noch nicht abge­schlos­sen ist. Und doch beweist Ger­da Jel­den im Jah­re 1952 aber­mals Mut und Weit­sicht: Sie eröff­net in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 77 als Filia­le des Cux­ha­ve­ner Stamm­hau­ses  ein Modegeschäft.

Abschied vom Modehaus Jelden

Am 1. August 1968 über­gibt Ger­da Jel­den das Bre­mer­ha­ve­ner Mode­haus an ihre Toch­ter Hei­de­ma­rie. Sie hat gute Kon­tak­te zu Pari­ser Lie­fe­ran­ten, und schnell wächst die Zahl der bekann­ten Mode­mar­ken, die das Ange­bot von Hei­de­ma­rie Jel­den berei­chern. Selbst aus der Mode­stadt Ham­burg kom­men die Kun­den nach Bre­mer­ha­ven, um sich bei Hei­de­ma­rie Jel­den  einzukleiden.

Unter­des­sen zieht sich die Fir­men­grün­de­rin zurück. 1980 über­nimmt die gelern­te Schnei­de­rin Frau­ke Calo­gi­rou gemein­sam mit ihrem Ehe­mann das von ihrer Mut­ter Ger­da Jel­den gegrün­de­te Cux­ha­ve­ner Mode­haus an der Hols­ten­stra­ße. Für ihre anspruchs­vol­le Kund­schaft kauf­te Ehe­paar Calo­gi­rou auf inter­na­tio­na­len Mes­sen qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge indi­vi­du­el­le Mode von Bogner, Jobis und Jil San­der ein.

Abschied vom Modehaus Jelden

Auch Schwes­ter Hei­de­ma­rie Jel­den agiert über­aus erfolg­reich. So erfolg­reich, dass die Räum­lich­kei­ten in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 77 zu eng wer­den. Das Geschäft zieht im Jah­re 1987 in die Fähr­stra­ße 1 — 3 um. Gleich­zei­tig wird das Sor­ti­ment durch die Auf­nah­me von geho­be­ner Her­ren­ober­be­klei­dung erweitert.

Mit einem wei­te­ren Umzug im Jah­re 1999 in das Eck­haus Theo­dor-Heuss-Platz 3 geht eine aber­ma­li­ge Ver­grö­ße­rung der Geschäfts­flä­che einher.

Im Jah­re 2005, nach ihrem 65. Geburts­tag, schließt Frau­ke Calo­gi­rou das Stamm­haus an der Hols­ten­stra­ße in Cux­ha­ven. Die geplan­te Geschäfts­über­ga­be an eine inter­es­sier­te Nach­fol­ge­rin schei­tert, und so endet in Cux­ha­ven eine 60-jäh­ri­ge Einzelhandelsgeschichte.

Abschied vom Modehaus Jelden

In Bre­mer­ha­ven wer­den die Zei­ten schwie­ri­ger. Hei­de­ma­rie Jel­den ent­schließt sich im Jah­re 2008, ihr Laden­lo­kal “Fähr­haus No. 1” mit ihrem Mode­haus Jel­den zu ver­ei­nen und in eine GmbH umzu­wan­deln. Die neu gegrün­de­te Jel­den GmbH bezieht die Räu­me am Theo­dor-Heuss-Platz 1. Das tra­di­ti­ons­rei­che Mode­haus Jel­den hat nun sei­ne end­gül­ti­ge Hei­mat gefunden.

Vor weni­gen Wochen konn­te Hei­de­ma­rie Jel­den fei­ern. Von den 73 Jah­ren, die das Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­men in Bre­mer­ha­ven Mode anbie­tet, hat sie das Unter­neh­mens­schiff 50 Jah­re erfolg­reich gesteu­ert und man­che Klip­pe umschifft. Nun möch­te Hei­de­ma­rie Jel­den sich zur Ruhe set­zen. Die Suche nach einem Nach­fol­ger ver­lief erfolg­los. Schwe­ren Her­zens und mit größ­tem Bedau­ern wird sie das Mode­haus Jel­den am Theo­dor-Heuss-Platz 1 zum  Ende des Jah­res 2018 schlie­ßen. Dann muss Bre­mer­ha­ven Abschied vom Mode­haus Jel­den nehmen.
Quel­len:
Wo Indi­vi­dua­li­tät ganz im Vor­der­grund steht, Cux­ha­ve­ner Nach­rich­ten vom 12.4.2005
Fir­men­chro­nik  des Mode­hau­ses Jel­den auf der Internetseite

Mode­haus Jel­den in Bre­mer­ha­ven schließt, NORD24

Schlachtermeister Dobschinski mag nicht mehr

Nun mag auch Schlach­ter­meis­ter Bern­hard Dobsch­in­ski nicht mehr. Wenn sich in die­sem Jahr kein Nach­fol­ger fin­det, will er den Flei­scher­la­den im Colum­bus-Cen­ter schlie­ßen. Lang­sam aber sicher ster­ben in der See­stadt die Flei­scher­fach­ge­schäf­te aus.

Schlachtermeister Dobschinski

Rund 70 Flei­scher­lä­den gab es in den 1960er Jah­ren in Bre­mer­ha­ven. Jetzt ist es kei­ne Hand­voll mehr: Flei­sche­rei Fischer in der Bucht­stra­ße, Flei­sche­rei Stel­ter in der Georg­stra­ße und Flei­sche­rei Stehr mit dem Stamm­haus am Ber­li­ner Platz und den Filia­len in der Bahn­hofs­pas­sa­ge und in der Lan­ge­ner Land­stra­ße – nicht viel für eine Großstadt!

Schon lan­ge bie­ten die Super­märk­te – und neu­er­dings auch die Dis­coun­ter – Fleisch an. Und die Kun­den ori­en­tie­ren sich eben weni­ger an der Qua­li­tät und mehr am Preis. Kein Flei­scher­meis­ter kann mit den Nied­rig­prei­sen kon­kur­rie­ren. Und so ver­schwin­det ein Flei­scher­la­den nach dem ande­ren aus dem Stadtbild.

Der frü­he­re Innungs­meis­ter steht seit mehr als 50 Jah­ren hin­ter dem Tre­sen. Und sei­ne Ehe­frau ist auch schon seit 1980 dabei. Als Bern­hard und Ruth Dobsch­in­ski Bre­men-Nord ver­lie­ßen und nach Bre­mer­ha­ven kamen, eröff­ne­ten sie zunächst einen Flei­scher­la­den in der Hafen­stra­ße. Zwar wur­de nicht mehr selbst geschlach­tet, aber Fleisch und Wurst wur­de noch selbst hergestellt.

Im Mai 1990 gab es dann einen Umbruch: Der Betrieb muss­te das Gebäu­de ver­las­sen, weil der Ver­päch­ter ande­re Plä­ne hat­te und den Pacht­ver­trag nicht ver­län­gern woll­te. Als dem Flei­sche­r­ehe­paar ein Laden­ge­schäft im Colum­bus Cen­ter ange­bo­ten wur­de, grif­fen sie zu. Ein Jahr spä­ter muss­te auch die Pro­duk­ti­on die Räu­me in der Hafen­stra­ße ver­las­sen. Also zog man in die leer ste­hen­den Räu­me einer ehe­ma­li­gen Flei­sche­rei in der Alten Bür­ger und stell­te dort die Fleisch- und Wurst­wa­ren her. Das ging so bis zum Jah­re 2005. Dann lief der Pacht­ver­trag eben­falls aus, und das Fili­al­ge­schäft wur­de samt Pro­duk­ti­ons­be­trieb geschlossen.

Obwohl der Laden im Colum­bus Cen­ter einen regen Zulauf hat, wol­len Bern­hard und Ruth Dobsch­in­ski nun aus Alters­grün­den auf­hö­ren. Doch das ist gar nicht so ein­fach, es gibt kei­nen Nach­fol­ger, der Betrieb über­neh­men möch­te. Anzei­gen in regio­na­len Zei­tun­gen blie­ben eben­so ohne Reso­nanz wie Nach­fra­gen bei der Hand­wer­ker­schaft. Wenn sich im Lau­fe des Jah­res kein Nach­fol­ger fin­det, wird das Geschäft geschlos­sen – und die Stamm­kun­den müs­sen sich umori­en­tie­ren. Vie­le Mög­lich­kei­ten haben sie nicht.
Quel­len:
G.-D. Mei­er, “Flei­sche­rei­en wer­den Man­gel­wa­re”, Nord­see-Zei­tung vom 16.01.2013
Chris­toph Bohn, “Stei­ni­ger Weg in den Ruhe­stand…”, Sonn­tags­jour­nal vom 19.06.2016