Verschlagwortet: Deutsches Schiffahrtsmuseum

Die Schicksalsfahrt des Geestemünder Heringsdampfers “Friedrich Albert”

Die Schick­sals­fahrt des Geest­e­mün­der Herings­damp­fers “Fried­rich Albert”

Am 10. Febru­ar 1903 mel­de­te die Nord­west­deut­sche Zeitung:
Geest­e­mün­de: Herings­damp­fers “Fried­rich Albert”, der hie­si­gen Herings- und Hoch­see­fi­sche­rei-Akt-Ges. gehö­rig, ist in der Nacht vom 13. zum 14. Janu­ar zum Frisch­fisch­fang nach Island in See gegan­gen und ist bis heu­te weder zurück­ge­kehrt, noch von irgend­ei­nem ande­ren Damp­fer oder Fahr­zeug wäh­rend die­ser Zeit gese­hen wor­den. Es muß daher mit ziem­li­cher Bestimmt­heit ange­nom­men wer­den, daß der “Fried­rich Albert” gleich dem “St. Johann” dem vom 13. bis 17. Janu­ar im größ­ten Tei­le der Nord­see vor­herr­schend gewe­se­nen Süd­west­sturm zum Opfer gefal­len ist. Der Damp­fer hat­te 12 Mann Besat­zung, dar­un­ter in Kapi­tän Büschen einen tüch­ti­gen erfah­re­nen Führer…

Heringsdampfers "Friedrich Albert"

Am 19. Febru­ar 1903 mel­de­te die Thor­ner Pres­se:
Der ver­miß­te Herings­damp­fer “Fried­rich Albert” ist nach einem Tele­gramm aus Leith an der Süd­küs­te Islands gestran­det und total wrack gewor­den. Der Steu­er­mann, der ers­te Maschi­nist und ein Mann der Besat­zung, des­sen Name noch nicht fest­ge­stellt ist, sind ums Leben gekom­men. Die übri­gen neun Mann der Besat­zung wur­den gerettet.

Heringsdampfers "Friedrich Albert"

Am 15. April 1903 mel­de­te die Tages­zei­tung India­na Tri­bü­ne:
Geest­e­mün­de: An der Süd­küs­te von Island ist der hie­si­ge Herings­damp­fer “Fried­rich Albert” gestran­det und total wrack gewor­den. Der Steu­er­mann, der ers­te Maschi­nist und ein Matro­se unbe­kann­ten Namens sind um’s Leben gekom­men. Die ande­ren neun Per­so­nen der Besat­zung wur­den geret­tet. Die Namen des ertrun­ke­nen Steu­er­manns bzw. des Maschi­nis­ten sind Rudolph Bojahr und Her­mann Stick­ler, bei­de von hier.

Heringsdampfers "Friedrich Albert"

Auch die in Glei­witz her­aus­ge­brach­te Zei­tung Der ober­schle­si­sche Wan­de­rer berich­te­te über einen im glei­chen Win­ter ver­miß­ten Herings­damp­fer. Die “Georg Adolf” ist eben­falls von einer Fan­g­rei­se nicht zurück­ge­kehrt und wahr­schein­lich untergegangen.

Heringsdampfers "Friedrich Albert"

Das Seeamt Bremerhaven

Was war gesche­hen? Das hat das See­amt Bre­mer­ha­ven in einer Unter­su­chung am 3. Okto­ber 1903 fest­ge­stellt. Die Unter­su­chung war ein­fach, kom­pli­zier­te Tat­be­stän­de gab es nicht. An die­sem Tag wur­den sechs See­amts­sprü­che gefällt, es gab kei­ne Schuld­sprü­che, kei­ne Paten­te wur­den entzogen.

Auf den Zuhö­rer­bän­ken saßen die Müt­ter und Frau­en der Besat­zungs­mit­glie­der von sechs Fisch­damp­fern. Die See­amts­sprü­che ste­hen in den Akten des See­am­tes von Bre­mer­ha­ven. Die Urtei­le wei­chen kaum von­ein­an­der ab. Das Schick­sal von 65 See­leu­ten wur­de an die­sem Tage geklärt. Ihre Schif­fe sind in Orka­nen gesun­ken, die in den Win­ter­mo­na­ten des Jah­res 1903 in gna­den­lo­ser Hef­tig­keit den Atlan­tik aufpeitschten.

Es war der Fisch­damp­fer “St. Johann”, der am 3. Janu­ar den Fische­rei­ha­fen von Geest­e­mün­de ver­las­sen hat, um vor Island zu fischen. Am 13. Janu­ar 1903 hat­te der deut­sche Fisch­damp­fer “Sophie” vor Island Sicht­kon­takt mit der “St. Johann”. Dann ver­lor sich jede Spur, das Schiff galt als ver­schol­len. Aber auch die Fisch­damp­fer “Balt­rum” (auf Fan­g­rei­se nach Island), die “Georg Adolf” (zuletzt unter Island gesich­tet), die “Neck” (Fan­g­rei­se in der Nord­see), die “Kom­man­dant” (zuletzt nörd­lich von Horn­riff gesich­tet), die Ura­nus (Fan­g­rei­se in der Nord­see) gin­gen ver­lo­ren, blie­ben verschollen.

Der islän­di­sche Fil­me­ma­cher Magnús Magnús­son möch­te in einem Spiel­film die Geschich­te der Män­ner des Herings­damp­fers “Fried­rich Albert” erzäh­len. Seit Jah­ren ist er in Archi­ven unter­wegs, damit die Geschich­te mög­lichst authen­tisch wird. Nach mehr als 117 Jah­ren hat er noch Nach­fah­ren der See­leu­te auf­spü­ren kön­nen, die 1903 mit dem Herings­damp­fer “Fried­rich Albert” vor Island gestran­det sind.

Das Schiff und seine Besatzung:

Heringsdampfer "Friedrich Albert"

Fried­rich Albert PG 58“ (PG steht für Preu­ßen Geest­e­mün­de) Bau­jahr 1898
Ree­de­rei Geest­e­mün­der Herings- und Hoch­see­fi­sche­rei AG
Unter­schei­dungs­si­gnal KRHV
192,88 Regis­ter­ton­nen, Län­ge 39,18 m, Brei­te 6,45 m, Tie­fe 3,28 m.
3fach Expan­si­ons­dampf­ma­schi­ne, 320 PS
Kapi­tän Georg Büschen
Steu­er­mann Rud. Bojahr (Best­mann ohne Patent)
1. Maschi­nist H. Stickler
2. Maschi­nist Carl Merker
Assis­tent Emil Lange
Hei­zer Fritz Wutzow
Netz­ma­cher F. Nahrwold
Matro­se Richard Richter
Matro­se F. Hage­mei­er, War­ber (ver­mut­lich Vater von Ernst Hagemeier)
Matro­se August Pitt­ke, Rusbend
Matro­se W. Wesemann, Haselhorn
Koch Wilh. Wilke

Die Abreise

Heringsdampfer "Friedrich Albert" aus Geestemünde

Am 13. Janu­ar 1903 liegt der Fisch­damp­fer “Fried­rich Albert” an der Kaje in der Gees­te. Auf dem erst fünf Jah­re alten Hering­s­traw­ler wer­den die letz­ten Vor­be­rei­tun­gen für die anste­hen­de Fan­g­rei­se vor Island getrof­fen. Es ist früh­mor­gens um 3 Uhr, als der knapp 40 Meter lan­ge Fisch­damp­fer am 14. Janu­ar 1903 ablegt und den Hafen von Geest­e­mün­de hin­ter sich läßt. An Bord sind der 34 Jah­re alte Kapi­tän Georg Buschen, der Steu­er­mann Rud. Bojahr und zehn wei­te­re See­leu­te. Eine Drei­fach-Expan­si­ons­dampf­ma­schi­ne treibt das Schiff mit 320 PS auf die See hinaus.

Die Strandung

Der Segen des Meeres wird geborgen

Am 18. Janu­ar stand der Damp­fer vor der Süd­west­spit­ze von Island vor Kap Port­land (heu­te Dyr­hólaey) und begann um 11.30 Uhr mit dem Schlepp­netz­fi­schen. Die Aus­beu­te war nur gering. Die “Fried­rich Albert”  der “Geest­e­mün­der Herings- und Hoch­see­fi­sche­rei AG” woll­te am nächs­ten Abend einen ande­ren Fang­platz aufsuchen.

Für das See­gei­et bei Port­land gab es weder ver­läß­li­chen See­kar­ten noch hat­te man Anga­ben über die ört­lich vor­herr­schen­den stark auf­lan­di­gen Strö­mungs­ver­hält­nis­se. Die Was­ser­tie­fe wur­de mit einem Hand­lot gemes­sen. Bedingt durch die Win­ter­zeit gab es nur weni­ge Stun­den Tageslicht.

Steu­er­mann Bojahr hat­te an die­sem Abend Wache. Der zunächst mäßi­ge Wind ent­wi­ckel­te sich spä­ter zu einem Sturm aus süd­li­cher Rich­tung und brach­te Schnee, Hagel und Lava­sand mit. Gleich­ze­iti­ig ver­setz­te eine star­ke Strö­mung das Schiff. Irgend­wann nach 21 Uhr bemerk­te der Steu­er­mann, daß der Damp­fer in einen Sog gera­ten ist, der ihn immer stär­ker Rich­tung Küs­te zieht. Für Gegen­maß­nah­men ist es längst zu spät. Gegen 21.45 Uhr kam die “Fried­rich Albert” fest und wur­de von der anrol­len­den See quer auf den Strand geworfen.

Unab­läs­sig krach­te die gewal­ti­ge Bran­dung auf den Herings­damp­fer und zer­schlug das Ret­tungs­boot. Schutz­su­chend kau­er­ten sich die Män­ner hin­ter dem Brü­cken­haus an Deck. Doch als der Maschi­nen­raum über­flu­tet wur­de, muß­te das Schiff auf­ge­ge­ben wer­den. Die Besat­zung ret­te­te sich auf den Strand.

Teil­wei­se nur mit Unter­wä­sche beklei­det, ver­such­ten die Män­ner zwei Tage lang, fes­tes Land zu errei­chen. Doch Sumpf, Lava­sand und stark strö­men­des Glet­scher­was­ser konn­ten sie nicht über­win­den. Sie bra­chen das Unter­neh­men ab. Am 23. Janu­ar such­ten die Män­ner noch ein­mal das Wrack auf. Unter gro­ßen Mühen konn­ten sie zwei Ton­nen Hart­brot und etwas Schmalz vom Hava­ris­ten ber­gen. Anschlie­ßend unter­nah­men sie einen wei­te­ren Ver­such, bei jetzt stür­mi­schen Wet­ter das Fest­land zu erreichen.

Kampf gegen die Kälte

Gegen 9.30 Uhr erreich­ten die Män­ner ein gro­ßes Gewäs­ser, und sie kamen nicht wei­ter. So über­nach­te­ten sie auf dem ver­eis­ten Schnee­feld, auf dem sie sich gera­de befan­den. Jeder Mann bekam mor­gens und abends eine Hand­voll von dem mit­ge­nom­me­nen Hart­brot. In der schreck­lich kal­ten Nacht ließ der Kapi­tän sei­ne Leu­te zunächst dicht zusam­men­rü­cken, damit sie sich gegen­sei­tig wär­men konn­ten. Aber an Schlaf war nicht zu den­ken. Alle 20 Minu­ten ließ der Kapi­tän sei­ne Män­ner Lauf­schritt machen, damit die Durch­blu­tung intakt blieb und ein Erfrie­ren im Schlaf ver­hü­tet wur­de. Am 25. Janu­ar mor­gens um 6 Uhr aber starb der Maschi­nist H. Stick­ler, nach­dem er bereits wäh­rend der Nacht das Bewußt­sein verlor. 

Die Besat­zung hat­te sich in die­sen Tagen in zwei Grup­pen geteilt. Eine Grup­pe woll­te zurück zum Schiffs­wrack. Im kal­ten Was­ser ste­hend starb der Matro­se H. Wesemann aus Hasel­horn. Am Mor­gen des 26. Janu­ar setz­te die Grup­pe den Fuß­marsch zum Wrack der “Fried­rich Albert” fort. Längst war der Pro­vi­ant auf­ge­braucht. Eini­ge Grup­pen­mit­glie­der konn­ten kei­ne Schu­he mehr tra­gen. Nur ein paar Lap­pen schütz­ten ihre erfro­re­nen Füße. Trotz die­ser unsag­ba­ren Stra­pa­zen erreich­ten die Über­le­ben­den abends um 6 Uhr wie­der die Stran­dungs­stel­le. Der Best­mann Rud. Bojahr ging auf das Wrack und starb dort. 

Die ande­ren Leu­te bau­ten aus den Wrack­tei­len ein Boot, um damit die rei­ßen­den eis­kal­ten Glet­scher­strö­me zu über­que­ren. Am Nach­mit­tag des 29. Janu­ar begann man mit der Über­fahrt und setz­te die Wan­de­rung nach Nor­den fort. Am nächs­ten Tag, es war der elf­te Tag nach der Stran­dung der “Fried­rich Albert”, hat­ten alle erfro­re­ne Hän­de und Füße. Trotz­dem gin­gen sie unter quä­len­den Schmer­zen wei­ter, bis sie am 30. Janu­ar mit letz­ter Kraft das Gehöft Orm­sta­dur erreich­ten, das 50 Kilo­me­ter vom Wrack ent­fernt liegt.

Die Rettung

Es waren sehr arme Leu­te, die den Schiff­brü­chi­gen nun ein Dach über den Kopf boten und ihnen Essen und Trin­ken reich­ten. Der Bau­er und sei­ne Frau ver­sorg­ten die erfro­re­nen Glie­der der Schiff­brü­chi­gen. Zwei Tage spä­ter kam ein Arzt, der die Schiff­brü­chi­gen medi­zi­nisch ver­sorg­te. Tags dar­auf wur­den sie zur wei­te­ren Behand­lung in den klei­nen Ort Brei­da­böls­stad gebracht. Die Matro­sen Hage­mei­er und Pitt­ke müs­sen wegen Erfrie­run­gen ärzt­lich behan­delt und dem Hei­zer Wut­zo bei­de erfro­re­nen Bei­ne abge­nom­men werden.

Am 1. Febru­ar erreich­ten alle den Ort Skap­terf­jeld. Von hier tra­ten die ers­ten vier Leu­te auf Island­pfer­den die acht­tä­gi­ge Rei­se nach Reykja­vik an. Über Sta­van­ger und Ham­burg erreich­ten sie am 1. März 1903 wie­der Geestemünde.

Ein Gedenkstein in Vik auf Island

Blick auf die Trawlerflotte im Fischereihafen

Die deut­sche Hoch­see­fi­sche­rei ist mit Island untrenn­bar ver­bun­den. Zwi­schen 1898 und 1952 gin­gen vor Island 83 deut­sche Fisch­damp­fer ver­lo­ren, und über 1.200 See­leu­te haben ihr Leben ver­lo­ren. Die einen erlit­ten töd­li­che Unfäl­le auf ihren Schif­fen, ande­re gin­gen bei schwe­ren Stür­men über Bord, kamen bei Stran­dun­gen und Schiffs­un­ter­gän­gen ums Leben oder sind mit ihren Schif­fen verschollen. 

Bei Stran­dun­gen an der Süd­küs­te Islands gelang es den See­leu­ten häu­fig, das Land zu errei­chen. Damit waren sie aber nicht geret­tet. Die Strän­de aus Lava­ge­röll erstre­cken sich über eine Län­ge von etwa 200 Kilo­me­ter, und die islän­di­schen Gehöf­te lagen bis zu 20 Kilo­me­ter von der Küs­te ent­fernt. Glet­scher­strö­me stel­len ein zusätz­li­ches Hin­der­nis dar. Die Kata­stro­phe der “Fried­rich Albert” führ­te 1905 zum Bau von Schutz­hüt­ten, die Nah­rungs­mit­tel und Brenn­ma­te­ri­al sowie Aus­rüs­tung zur medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung enthielten. 

In Vik an der Süd­spit­ze Islands erin­nert eine Gedenk­stät­te an die Ver­un­glück­ten und an die bei­spiel­lo­se Hilfs­be­reit­schaft der Isländer.

Filmprojekt

Der islän­di­sche Fil­me­ma­cher Einar Magnús Magnús­son ist der Geschich­te der Män­ner des Herings­damp­fers “Fried­rich Albert” seit sechs Jah­ren auf der Spur. In einer acht­tei­li­gen Fern­seh­se­rie soll die Geschich­te des 1903 vor Island gestran­de­ten Geest­e­mün­der Herings­damp­fers erzählt wer­den. Der Fil­me­ma­cher will am 22. Janu­ar 2021 eine Expe­di­ti­on zu dem Ort machen, an dem die “Fried­rich Albert” am 19. Janu­ar 1903 auf Grund lief. Er möch­te die schwe­ren Bedin­gun­gen ken­nen­ler­nen, mit denen die Schiff­brü­chi­gen vor mehr als 100 Jah­ren zu kämp­fen hat­ten. Vom Wrack des Herings­damp­fers “Fried­rich Albert” soll heu­te aller­dings nichts mehr zu sehen sein.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen zum Film sind auf der Inter­net­sei­te www.schwarzersand.com zu sehen.
Quel­len:
H. Wöl­bing und J. Röse­mann Die Island­fi­sche­rei in den Jah­ren 1885 bis 1995 See­funk­ka­me­rad­schaft e. V. Bremen
H, Gab­cke: Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1827–1918, Sei­te 170
J. Rab­bel: Neun Mann ent­kom­men dem Tod Nord­see-Zei­tung vom 11.08.2018
J. Rab­bel: Eine Geschich­te, die bewegt Nord­see-Zei­tung vom 29.08.2018
J. Rab­bel: In eisi­ger Käl­te ums Über­le­ben gekämpft Nord­see-Zei­tung vom 4.1.2021
J. Rab­bel: See­leu­te 1903 geret­tet: Fil­me­ma­cher sucht Nach­fah­ren in Bre­mer­ha­ven nord24.de vom 11.08.2018
Erik Hoops Ein Gedenk­stein in Vik auf Island Deut­sches Schif­fahrts­mu­se­um Info Nr. 05/02 vom 13.03.2002

Ein mit Dampf betriebener Rangierkran

Ein mit Dampf betrie­be­ner Rangierkran

Die­ser sel­te­ne Dampf-Ran­gier-Kran steht auf einem Gleis­stück im Außen­be­reich des Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um in Bremerhaven.

Ein mit Dampf betriebener Rangierkran

Der Kran sah im Jah­re 2012 noch sehr gepflegt aus

Der All­rad­an­trieb ermög­lich­te es, zwei bis drei Güter­wa­gen auf ebe­ner Stre­cke zu zie­hen. Dank eines Kegel­rad-Wen­de­ge­trie­bes konn­te der Kran Schwen­kun­gen um 360 Grad durch­füh­ren. Die gesam­te Maschi­nen­an­la­ge ist im Kran­füh­rer­haus unter­ge­bracht. Das Hub­werk besteht aus einer Seil­trom­mel, dem Stirn­rad mit Hand­brem­se und einem Rit­zel. Die Hub- und Senk­ge­schwin­dig­keit und das siche­re Fest­hal­ten der Las­ten wer­den mit einer kräf­ti­gen Fuß­brem­se reguliert.

Ein mit Dampf betriebener Rangierkran

Mitt­ler­wei­le gam­melt er vor sich hin.

Der durch eine Zwil­lings­dampf­ma­schi­ne ange­trie­be­ne Kran wur­de 1933 von der Fir­ma Oren­stein & Kop­pel in Lübeck gebaut und war bis 1972 auf der Jacht­werft Kurt Bartels in Els­fleth im Ein­satz. Nach­dem die Werft sich von dem Kran getrennt hat, restau­rier­te sie ihn und schenk­te ihn dem Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um in Bremerhaven.

Ein mit Dampf betriebener Rangierkran

Nie­mand scheint sich um den his­to­ri­schen Kran zu kümmern.

Mitt­ler­wei­le rot­tet der Dampf-Ran­gier-Kran lang­sam vor sich hin. Seit Wochen reg­net es durch drei zer­stör­te Fens­ter in das Inne­re des Kranführerhauses.

Der Korbmacher — Entwicklung eines Handwerks

Am Mitt­woch, 06.04.2016 um 19 Uhr, hält Herr Dr. Eck­hard Fischer in Koope­ra­ti­on mit dem Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um und dem “Hei­mat­bund der Män­ner vom Mor­gen­stern” einen Vor­trag über die Ent­wick­lung des Hand­werks der Korb­ma­cher in Bre­mer­ha­ven und Wulsdorf.

Der Korbmacher – Entwicklung eines Handwerks

Das Korb­flech­ten gehört zu den ältes­ten Hand­wer­ken auf die­ser Welt. Aus ver­schie­de­nen Pflan­zen wur­den Mat­ten gefloch­ten, aus Ästen wur­den Zäu­ne errich­tet und die Wän­de von Häu­sern mit Stroh verflochten.

Aus dem frü­hen Mit­tel­al­ter sind auf Grund der Ver­gäng­lich­keit nur weni­ge Expo­na­te vor­han­den. Da nur weni­ge Werk­zeu­ge für die Her­stel­lung von Korb­wa­ren benö­tigt wer­den, kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass ein gro­ßer Teil der Men­schen ihre Kör­be für den Eigen­be­darf sel­ber her­ge­stellt haben.

In den Hafen­städ­ten Ham­burg, Bre­men und natür­lich Bre­mer­ha­ven war die Korb­ma­che­rei ein gut gehen­des Gewer­be. Die sich ent­wi­ckeln­de Fisch­in­dus­trie benö­tig­te Kör­be in immer grö­ßer wer­den­der Zahl. Mit dem Auf­kom­men der Fabrik­schif­fe sank die Bedeu­tung des Bre­mer­ha­ve­ner Fische­rei­ha­fen deut­lich, da die Schif­fe ihre Fracht zum Bei­spiel in Cux­ha­ven anlan­de­ten. Um 1965 her­um ver­schwand die Korb­ma­che­rei fast voll­stän­dig aus dem Hand­werks­bild der Stadt.
Vor­trags­ort:
www.dsm.museum
Deut­sches Schif­fahrts­mu­se­um
Vor­trags­saal
Hans-Scharoun-Platz 1
27568 Bre­mer­ha­ven

Die Hanse im Nordatlantik

Am Don­ners­tag, 17.03.2016 um 19.30 Uhr, berich­ten Dr. Mike Bela­sus und Bart Hol­ter­mann über ihre For­schun­gen zur Han­se im Nordatlantik.

Die Hanse im Nordatlantik

Zwi­schen dem 15. und 17. Jahr­hun­dert blüh­te der Han­del zwi­schen Han­se­städ­ten wie Bre­men oder Ham­burg und den Inseln im Nord­at­lan­tik. Vor allem Waren wie Stock­fisch, Bern­stein oder Bier fan­den regen Absatz auf Island, Färö­er oder den Shet­lands, wäh­rend im Gegen­zug Tran oder Wade­mal die umge­kehr­te Rich­tung nah­men. Die nicht aus­blei­ben­de kul­tu­rel­le Wech­sel­wir­kung die­ser Han­dels­be­zie­hung ist ein Aspekt des inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­pro­jek­tes “Zwi­schen Nord­see und Nord­meer” des DSM.

Der Vor­trag fin­det im Mol­ly Mal­o­ne in der Som­mer­stra­ße 1 in Bre­mer­ha­ven statt. Die Mode­ra­ti­on über­nimmt Elke Kreow­ski vom Deut­schen Schiffahrtsmuseum.
Ver­an­stal­ter:
Pier der Wissenschaften
Deut­sches Schiffahrtsmuseum
Tele­fon: 0471/482 0761
Der Ein­tritt ist frei

Fischerkahn und Freizeitsegler: das motorisierte Zeesenboot

Am Sonn­tag, 21.02.2016 um 15 Uhr, prä­sen­tiert Frau Prof. Ruth Schil­ling im Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um ihr Lieb­lings­expo­nat, das “Zeesen­boot”. Ein Zeesen­boot (auf platt­deutsch auch Zees­boot genannt) ist ein breit­rump­fi­ges Arbeits­boot, mit dem bereits Ende des 15. Jahr­hun­derts in den fla­chen Küs­ten­ge­wäs­ser der Ost­see Fisch­fang betrie­ben wurde.

Zeesenboot

Etwa ab der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts ver­än­der­te sich das Boot von einem ein­masti­gen Rah­seg­ler zu einem zwei­masti­gen Lug­ger­seg­ler. Das Fang­ge­schirr, mit dem die Fischer auf Fisch­fang gin­gen, gab dem Zeesen­boot sei­nen Namen. Es wur­de mit einem Netz­sack gefischt, der “Zeese”. Die Boden­plan­ke sorg­te für eine seit­li­che Abdrift, wenn die Fischer das Boot quer zum Wind leg­ten. Zum Segeln vor dem Wind wur­den die Sei­ten­schwer­ter abge­senkt.
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
www.dsm.museum
Deut­sches Schif­fahrts­mu­se­um
Hans-Scharoun-Platz 1
27568 Bre­mer­ha­ven