Bremen Classic Motorshow lässt die deutsche Geschichte leben

Die Bre­men Clas­sic Motor­show wird im Jahr 2014 von Frei­tag, 31. Janu­ar bis Sonn­tag, 2. Febru­ar das The­ma Wirt­schafts­wun­der­zeit in Deutsch­land dar­stel­len: Fahr­rä­der, Nutz­fahr­zeu­ge, Klein­wa­gen, Sport­wa­gen und Mopeds aus den spä­ten Vier­zi­gern bis in die frü­hen sech­zi­ger Jah­re – das ist das gro­ße The­ma der Bre­men Clas­sic Motor­show 2014 in der Mes­se Bremen. 

Messerschmidt

Eine span­nen­de Zeit: Vol­ler Ent­beh­run­gen, Erfin­dungs­reich­tum, Impro­vi­sa­ti­on und Auf­bruchs­stim­mung. Das spie­gelt sich auch in den Expo­na­ten der Son­der­schau­en wie­der, wel­che die Macher der Mes­se gemein­sam mit den Leih­ge­bern vom PS.Speicher aus­ge­sucht haben: Holz, Blech oder Kunst­le­der als Werk­stoff, klein, nütz­lich oder ganz prak­tisch, aber natür­lich auch schick und glän­zend. Uni­ka­te sind dabei, Fahr­zeu­ge, von denen es nur noch zwei oder drei welt­weit gibt: ech­te Hin­gu­cker für Old­ti­mer-Fans und Geschichtsinteressierte. 

Da gibt es zum Bei­spiel den Klein­schnitt­ger Spe­zi­al. Paul Klein­schnitt­ger dräng­te von 1940 bis Ende der 1950er auf den Markt – mit dem Spe­zi­al woll­te er unter Beweis stel­len, dass er auch optisch anspre­chen­de Autos her­stel­len konn­te. Die­ses Fahr­zeug wur­de in mühe­vol­ler Hand­ar­beit gebaut – es ist ein Uni­kat und wur­de als Fami­li­en­au­to genutzt. Der Zwei­zy­lin­der-Zwei­tak­ter hat­te 15 PS unter der Hau­be und bril­lier­te mit einer Zweifarben-Lackierung. 

Ähn­lich der Cham­pi­on Ch‑2. Er wur­de 1949 bei Her­mann-Hol­bein-Fahr­zeug­bau gebaut – war­tet mit 6,5 PS, 248 ccm und einer Höchst­ge­schwin­dig­keit von 60 Stun­den­ki­lo­me­tern auf. Nur elf die­ser Fahr­zeu­ge wur­den gebaut „und heu­te gibt es ver­mut­lich nur noch zwei Exem­pla­re des Ch‑2 mit stär­ke­rem Motor“, weiß Sascha Fil­lies vom PS.Speicher, der eben­falls ein klei­nes Schman­kerl zu dem Expo­nat erzäh­len kann: „Das Expo­nat, das bei der Bre­men Clas­sic Motor­show gezeigt wird, weck­te 1950 das Inter­es­se einer Bau­ers­frau, die aller­dings ohne Füh­rer­schein eine Pro­be­fahrt absol­vier­te. Das Resul­tat war eine Schuss­fahrt in einen Mist­hau­fen – wovon man heu­te aber weder etwas sieht noch riecht.“ 

Einen Mes­ser­schmitt Kabi­nen­rol­ler KR 175 hat wohl jeder schon ein­mal gese­hen – aber wie man kor­rekt ein­steigt, erfährt man nur, wenn man auf­merk­sam die Bedie­nungs­an­lei­tung liest: „Sitz hoch­schwen­ken, Len­kung leicht nach rechts ein­schla­gen, rech­ten Fuß in Fahr­zeug­mit­te set­zen, Platz neh­men, lin­ken Fuß hin­ein­set­zen, bei­de Füße nach vorn set­zen, jetzt erst mit bei­den Hän­den an den schrä­gen seit­li­chen Rah­men­roh­ren abstüt­zen und Sitz nach vor­ne schwen­ken las­sen.“ Saß man erst mal drin, konn­te es mit 9 PS und einer Höchst­ge­schwin­dig­keit von 80 Stun­den­ki­lo­me­tern auf die Stra­ße gehen. Der gezeig­te KR 175 hat­te drei Besit­zer, ist im Ori­gi­nal­zu­stand und wur­de 1962 stillgelegt. 

Sperr­holz­plat­ten, gebo­ge­ne Blech­tei­le, beplank­te Holz­ge­rip­pe und Kunst­le­der – das waren die Zuta­ten, aus denen der Lloyd LS 300 Kom­bi zusam­men­ge­baut wur­de. Die Ähn­lich­keit des Kunst­le­ders mit einem Heft­pflas­ter führ­te zum neu­en Spitz­na­men: „Leu­ko­plast­bom­ber“ hieß das Auto im Volks­mund. Apro­pos Leu­ko­plast: Der AWZ P70 Cou­pé kam zwar im sport­li­chen Design daher, gilt aber als Vor­läu­fer des Tra­bants. Die Fahr­ge­stel­le kamen aus dem VEB Auto­mo­bil­werk Zwi­ckau, die End­mon­ta­ge fand im Karos­se­rie­werk Dres­den statt, rund 1.500 Stück wur­den pro­du­ziert. Kur­bel­fens­ter, Echt­le­der­aus­schlag, wind­schnit­ti­ge Form und ein unge­wöhn­li­ches Küh­ler­maul sorg­ten auch inter­na­tio­nal für Beachtung. 

Das Gog­go­mo­bil TL 250 ist in der Son­der­schau „Klein­trans­por­ter“ in der Hal­le 4 zu sehen. Welt­weit gibt es nur noch rund ein­hun­dert Trans­por­ter, pro­du­ziert wur­den von 1957 bis 1965 rund 3.600 Stück. Rund 2.000 davon kauf­te die Deut­sche Bun­des­post. Der Gog­go kommt mit 13,6 PS daher, schafft 65 Stun­den­ki­lo­me­ter und kos­te­te sei­ner­zeit 3.715 Deut­sche Mark. 

Noch ein wenig frü­her und aus Not ent­stan­den ist das Wend­ax-Lie­fer­drei­rad. In der stark zer­stör­ten Stadt Ham­burg brauch­te man für den Trans­port von Bau­ma­te­ri­al Fahr­zeu­ge: Die Fir­ma Drai­si­nen­bau Dr. Alpers bau­te 20 drin­gend benö­tig­te Vor­der­la­der-Lie­fer­drei­rä­der mit einem Tri­umph-Dop­pel­kol­ben-Motor­rad­mo­tor. Die pri­mi­ti­ve und kos­ten­güns­ti­ge Kon­struk­ti­on dien­te zur Schutt­be­sei­ti­gung. Das half in schlech­ten Zei­ten: Die meis­ten Nutz­fahr­zeu­ge waren ent­we­der durch den Krieg zer­stört oder von den Alli­ier­ten beschlag­nahmt. Das Wend­ax-Lie­fer­fahr­zeug ist ver­mut­lich eines der letz­ten noch exis­tie­ren­den Model­le und damit qua­si „Geschich­te zum Anfassen.“ 

Dies sind nur eini­ge der Expo­na­te – allein auf der Son­der­schau­flä­che in der Hal­le 5 befin­den sich zehn Autos aus der Wirt­schafts­wun­der­zeit, wei­te­re sel­te­ne Fahr­zeu­ge gibt es in Hal­le 4. Mopeds sind in der ÖVB-Are­na zu sehen und die Fahr­rä­der ste­hen im Foy­er der ÖVB-Arena. 

Die Bre­men Clas­sic Motor­show öff­net vom Frei­tag, 31. Janu­ar bis Sonn­tag, 2. Febru­ar in allen Hal­len der Mes­se Bre­men von 9 bis 18 Uhr. Die Tages­kar­te kos­tet 15 Euro. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
classicmotorshow.de.

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