Verschlagwortet: Scharnhorststraße

Bremerhavener Scharnhorstquartier weckt viele Erinnerungen

Kurz nach­dem hier im Deich­SPIE­GEL der Arti­kel über das Bre­mer­ha­ve­ner Erhal­tungs­ge­biet rund um das Scharn­horst­quar­tier erschien, hob in der Face­book­grup­pe “Du kommst aus Bre­mer­ha­ven wenn…” eine leb­haf­te Dis­kus­si­on über frü­he­re Zei­ten an.

Gneisenaustraße Nr. 2 im Bremerhavener Scharnhorstquartier

Björn erin­ner­te sich, auf dem gro­ßen Bal­kon in der Gnei­sen­au­stra­ße Nr. 2 Fuß­ball gespielt zu haben, wenn er als Kind dort sei­ne Groß­el­tern besucht hat. Er weiß auch noch, dass er den Bal­kon oft­mals über den geklin­ker­ten Pfei­ler am Ein­gang erklom­men hat­te. Dafür gab es dann von Mut­ter oder Oma “eine ganz schö­ne Jacht­rei­se”.

Irm­traud erzähl­te, dass man die Groß­el­tern um die­sen tol­len Bal­kon benei­det hat. Und auch Björns Klet­ter­par­tien sei­en nicht unbe­ob­ach­tet geblie­ben. In der Har­den­berg­stra­ße wohn­te damals eine Eta­ge unter Oma der Bür­ger­meis­ter von Bre­mer­ha­ven. Eine Limou­si­ne hol­te ihn mor­gens immer ab. Tags­über sind die Kin­der über den Zaun geklet­tert und haben in dem etwas ver­wil­der­ten Gar­ten des Bür­ger­meis­ters gespielt.

Irm­traud berich­tet in der Face­book­grup­pe auch über die damals übli­chen Wohn­ver­hält­nis­se. In der Har­den­berg­stra­ße 11 haben Groß­el­tern und Eltern eine Woh­nung gemein­sam bewohnt. Erst als die Irm­traud und ihre Schwes­ter zur Welt kamen, zogen die Groß­el­tern in ihr neu­es Haus. Irm­trauds Eltern aber leb­ten bis zu deren Tod in der Woh­nung Har­den­berg­stra­ße 11.

Irm­traud wohnt schon lan­ge nicht mehr in Bre­mer­ha­ven. Aber wenn sie zu Besuch in der Stadt ist, zieht es sie unwei­ger­lich zu eine Stipp­vi­si­te in die Hardenbergstraße…

Habt Ihr auch Erin­ne­run­gen an Eure Zeit im Scharn­horst­quar­tier? Schreibt sie hier doch ein­fach auf!

Im Bremerhavener Scharnhorstgebiet nahmen viele Reformen ihren Anfang

Frü­her war alles bes­ser als heu­te”, wird die “Die Gute Alte Zeit” oft­mals glo­ri­fi­ziert. Doch wie war es frü­her wirk­lich? Damals, als tech­ni­scher und wirt­schaft­li­cher Fort­schritt gera­de erst anfin­gen, die Lebens­be­din­gun­gen zu verbessern.

Zeichnung von Heinrich Zille

Hein­rich Zil­le gibt uns dar­über Aus­kunft, wie die armen Leu­te um die Jahr­hun­dert­wen­de gelebt haben. Als sei­ne Eltern mit dem neun­jäh­ri­gen Hein­rich 1867 nach Ber­lin zie­hen — wie Hun­dert­tau­sen­de ande­re Arbeits­su­chen­de auch — haus­ten sie bis zu sei­nem 14. Lebens­jahr unter ärm­li­chen Bedin­gun­gen in einer Kel­ler­woh­nung. In den Hin­ter­hö­fen herrscht Armut und Kri­mi­na­li­tät, Schmutz und Elend. Von den Häu­sern blät­tert der Putz ab, in den dunk­len Hin­ter­hö­fen quel­len die Müll­ei­mer über. Zu den Trep­pen­auf­gän­gen mit den aus­ge­tre­te­nen Stu­fen gelangt nur spär­lich das Tageslicht.

Woh­nun­gen sind knapp in Ber­lin, damals schon. Die Nach­fra­ge über­steigt stän­dig das Ange­bot. Und eine skru­pel­lo­se Grund- und Bau­spe­ku­la­ti­on sorgt dafür, dass es auch so bleibt. Wer kein Geld hat, der stran­det in den Miets­ka­ser­nen­vier­teln der armen Leu­te – in den feuch­ten Gas­sen, dort, wo das “Lum­pen­pro­le­ta­ri­at” lebt. Vier bis sechs Stock­wer­ke sind die her­un­ter­ge­kom­me­nen Häu­ser hoch, qua­dra­tisch um einen düs­te­ren und sti­cki­gen Hin­ter­hof ange­legt, der erfüllt ist vom Lärm der klei­nen Handwerksbetriebe.

Das Klop­fen, Häm­mern und Sägen aus den Werk­stät­ten über­tönt das Kin­der­ge­schrei und das Rufen und Schwat­zen der Müt­ter. Hier auf den Hin­ter­hö­fen ste­hen die Müll­ei­mer und manch­mal auch der Abort gleich daneben.

trostlose Wohnverhältnisse

Vie­le Woh­nun­gen haben nur ein beheiz­ba­res Zim­mer, das in der Regel gleich­zei­tig als Küche, Wohn- und Schlaf­stu­be dient. Die Gemein­schafts­toi­let­te auf dem Trep­pen­po­dest oder eben im Hof neben den Müll­ei­mern wird manch­mal von mehr als 40 Per­so­nen benutzt. Fens­ter haben die Woh­nun­gen nicht, Licht und Luft kom­men spär­lich über Licht­schäch­te – wenn die Woh­nung nicht gleich im licht­lo­sen Kel­ler liegt. Drang­vol­le Enge herrscht über­all. Kin­der, Kran­ke und zwi­schen­drin viel zu schnell geal­ter­te Frau­en, die für sie­ben Pfen­nig die Stun­de bis zur Erschöp­fung auf ihrer auf Raten gekauf­ten Näh­ma­schi­ne tre­ten, um für einen Zwi­schen­händ­ler Kin­der­män­tel oder Maler­kit­tel zu fabrizieren.

Um ihre Mie­te bezah­len zu kön­nen, sind vie­le gezwun­gen, in den ohne­hin schon über­füll­ten Woh­nun­gen “Schlaf­bur­schen” auf­zu­neh­men. Dann müs­sen die Kin­der ihr Bett frei machen und auf dem Fuß­bo­den schlafen.

Am 1. April und am 1. Okto­ber ist “Zieh­tag”, dann herrscht reger Umzugs­ver­kehr. Bela­den mit ihren weni­gen Hab­se­lig­kei­ten zie­hen die Mie­ter von einer trost­lo­sen Woh­nung in eine noch trost­lo­se­re – womög­lich in einen Kel­ler oder in einen soeben fer­tig gestell­ten, noch feuch­ten Neubau.

Trockenwohner

Tro­cken­woh­nen” nennt man jene Mie­ter, die eine frisch ver­putz­te Woh­nung gera­de so lan­ge bewoh­nen dür­fen, bis sie genü­gend aus­ge­trock­net ist und zah­lungs­kräf­ti­ge­ren Mie­tern ange­bo­ten wer­den kann.

Bre­mer­ha­ven ist nicht Ber­lin, hier ström­ten die Men­schen nicht zu Tau­sen­den in die Stadt. Aber die Wohn­ver­hält­nis­se wer­den hier nicht bes­ser gewe­sen sein. Doch hier in Bre­mer­ha­ven soll­te das ändern, hier gab es Men­schen in der Ver­wal­tung, die Ver­ant­wor­tung über­nah­men und alles taten, um die Woh­nungs­not in Bre­mer­ha­ven zu lindern.

Von 1905 bis 1933 war der  ehe­ma­li­ge Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­bau­meis­ter Johann Hein­rich Juli­us Hage­dorn auch für den Woh­nungs­bau ver­ant­wort­lich und setz­te sich in den 1920ger Jah­ren maß­geb­lich für den sozia­len Woh­nungs­bau in Bre­mer­ha­ven ein. Unter sei­ner Regie ent­stand auf dem zwi­schen Gnei­sen­au­stra­ße, Kai­ser­stra­ße, Kant­stra­ße und Wal­de­mar-Becké-Platz gele­ge­nem Are­al ein neu­es Wohn­quar­tier mit rund 520 neu­en Wohnungen.

Lageplan Scharnhorstviertel Bremerhaven

Das in der Wei­ma­rer Repu­blik neue, ver­fas­sungs­recht­lich abge­si­cher­te Grund­recht auf gesun­den Wohn­raum setz­te die Stadt Bre­mer­ha­ven in die­sem Neu­bau­ge­biet auf vor­bild­li­cher Wei­se um. Viel frü­her als ande­re deut­sche Städ­te schuf Bre­mer­ha­ven zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts die gesetz­li­chen Maß­ga­ben für die Errich­tung gesun­den Wohnraums.

Man­gel, Huma­nis­mus und sozi­al­po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung stan­den am Beginn einer Ent­wick­lung, die in einer vor­bild­li­chen Bau­ord­nung von 1908 und einem refor­mier­ten Stra­ßen­plan von 1913 mün­de­te. Auf Grund­la­ge die­ser neu­en Geset­ze konn­te der Kampf gegen Feuch­te und Schim­mel­bil­dung, Typhus und Krank­hei­ten im tra­di­tio­nel­len Miet­woh­nungs­bau auf­ge­nom­men werden.

Wohnblock im Erhaltungsgebiet Bremerhaven

Damit auch die unte­ren Woh­nun­gen vom Tages­licht erreicht wer­den konn­ten und eine Quer­lüf­tung mög­lich war, sahen die neu­en Vor­schrif­ten ein­zu­hal­ten­de Bau­hö­hen in Abhän­gig­keit zur Stra­ßen­brei­te vor. Auch wur­den Toi­let­ten und ein Was­ser­an­schluss zur Auf­la­ge gemacht. Leicht geschwun­ge­ne Stra­ßen und ver­setz­te Ein­mün­dun­gen soll­ten die Mono­to­nie einer Block­rand­be­bau­ung entgegenwirken.

Klinkerbau mit Mezzaningeschoss an der Bürgermeister-Smidt-Strasse

Unter­stüt­zung bei die­sem gro­ßen Neu­bau­vor­ha­ben rings um die Scharn­horst­stra­ße fand der Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­bau­meis­ter beim Ber­li­ner Stadt­pla­ner Prof. Theo­dor Göcke. Gemein­sam woll­ten sie ein neu­es Wohn­quar­tier für sozi­al Schwa­che bau­en, in dem Arbei­ter­fa­mi­li­en groß­zü­gi­ge und gesund­heit­lich unbe­denk­li­che Wohn­ver­hält­nis­se vorfinden.

Wohnungsbesichtigung

Sie haben dar­auf geach­tet, dass die in Block­rand­be­bau­ung gestal­te­ten Wohn­häu­ser mit Fens­tern aus­ge­stat­tet wer­den, durch die aus­rei­chend Tages­licht und fri­sche Luft in die für dama­li­ge Ver­hält­nis­se gro­ßen Wohn­räu­me gelan­gen kann. Außer­dem soll­ten Bal­ko­ne oder Log­gi­as den Mie­tern einen Ort der Erho­lung an der fri­schen Luft bie­ten. In den Bau­ten drü­cken sich die Idea­le einer huma­nis­ti­schen Reform­be­we­gung aus.

Musterwohnung im Bremerhavener Scharnhorstviertel

Aber nicht nur die Qua­li­tät der Woh­nun­gen waren den Pla­nern wich­tig. Auch auf die Ästhe­tik der Gebäu­de leg­te man gro­ßen Wert. Auf­wen­dig gestal­te­te Klin­ker- aber auch struk­tu­rier­te Putz­fas­sa­den, plas­tisch gemau­er­te Haus­ein­gän­ge, Stu­cka­tu­ren und Werk­stein­skulp­tu­ren sind so cha­rak­te­ris­tisch für die­se sti­lis­tisch am Expres­sio­nis­mus ori­en­tier­ten Bau­ten, dass eini­ge Fas­sa­den in der “alten Bür­ger” unter Denk­mal­schutz gestellt wurden.

Erhaltungsgebiet Bremerhaven Gneisenaustrasse

Die Genos­sen­schaft der Staats­be­diens­te­ten reich­ten 1913 den ers­ten Bau­an­trag für die Häu­ser an der Ecke Har­den­berg- und Gnei­sen­au­stra­ße ein. Und die­ser Antrag brach­te sie erst­mals alle zusam­men: Wal­de­mar Becké, den spä­te­ren Stadt­di­rek­tor und Ober­bür­ger­meis­ter, Juli­us Hage­dorn, den Stadt­bau­di­rek­tor, der ja bereits feder­füh­rend bei der neu­en Bau­ord­nung und dem Stra­ßen­plan mit­ge­wirkt hat­te, und der Ober­leh­rer Fried­rich Burk, Vor­sit­zen­der des Bre­mer­ha­ve­ner Mie­ter­ver­eins, 1927 Mit­be­grün­der der heu­ti­gen GWF und zu die­ser Zeit als kon­ser­va­ti­ver Stadt­ver­ord­ne­ter Wort­füh­rer für den sozia­len Woh­nungs­bau. Gemein­sam lern­ten sie die Woh­nun­gen ohne Tages­licht und Toi­let­ten ken­nen — Woh­nun­gen ohne flie­ßend Was­ser und fin­ger­di­ckem Schim­mel auf Wän­de und Mobi­li­ar. Sie beka­men ein Bild von den Wohn­ver­hält­nis­sen der unte­ren Ein­kom­mens­schich­ten und leg­ten den Grund­stein für eine städ­ti­sche Wohnungsfürsorge.

Putzbauten im Bremerhavener Erhaltungsgebiet

Und plötz­lich mach­te sich der Wohn­raum­man­gel spür­bar bemerk­bar. Der 1. Welt­krieg war vor­bei, und die Sol­da­ten kehr­ten heim, hei­ra­te­ten und grün­de­ten Fami­li­en. Zähl­te Bre­mer­ha­ven im Jah­re 1917 noch knapp 18.000 Ein­woh­ner, so waren es nur zwei Jah­re spä­ter fast 22.000.

Die Zahl der Woh­nungs­su­chen­den explo­dier­te. 1921 waren es mehr als 1.000 Men­schen, vor­wie­gend Fami­li­en mit gerin­gem Ein­kom­men, aber auch Erwerbs­lo­se. Und ihr  Anspruch auf gesun­den Wohn­raum war ja nun in der Wei­ma­rer Ver­fas­sung fest­ge­schrie­ben – eine sozi­al-libe­ra­le Errun­gen­schaft der neu­en Demo­kra­tie nach dem Zusam­men­bruch der Monarchie.

Haus in Bremerhavens Scharnhorstquartier

Aber wie soll­te Bre­mer­ha­ven die­sem ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Anspruch gerecht wer­den? Der pri­va­te Woh­nungs­bau lag am Boden, weil Bau­stoff­man­gel und Miet­preis­bin­dung nie­man­dem eine Aus­sicht auf eine ange­mes­se­ne Ren­di­te bot. Und auch alle Bemü­hun­gen, eine Bau­ge­nos­sen­schaft zu grün­den, ver­lie­fen im Sande.

Es half nichts, die Stadt Bre­mer­ha­ven muss­te selbst tätig wer­den — und sie wur­de es. Auf Antrag Hage­dorns beschloss die damals nur 22.300 Ein­woh­ner zäh­len­de Stadt Bre­mer­ha­ven im Jah­re 1921 ein städ­ti­sches Woh­nungs­bau­pro­gramm – einer­seits ein sozi­al­po­li­ti­scher Beschluss, ande­rer­seits aber auch ein öffent­li­ches Kon­junk­tur­pro­gramm für die Bauwirtschaft.

Klinkerbau Bremerhaven Waldemar-Becke-Platz 2 - 6

Schon 1925/1926 ent­stan­den in der Har­den­berg­stra­ße die ers­ten Putz­bau­ten; zwar mit klas­si­schem Grund­riss, aber doch mit attrak­tiv gro­ßen Woh­nun­gen mit eige­nen Toi­let­ten und Bade­zim­mer, mit Bal­kon oder Log­gia. Schnell kamen wei­te­re Bau­ten an der Gnei­sen­au­stra­ße hin­zu. Hier errich­te­te in den Jah­ren 1926/1927 der Bre­mi­sche Staat ein Gebäu­de­kom­plex mit Woh­nun­gen für die Poli­zis­ten der benach­bar­ten Kaser­ne. Ab 1927 betei­lig­te sich die gemein­nüt­zi­ge Woh­nungs­für­sor­ge GmbH des Reichs­bun­des deut­scher Mie­ter, die heu­ti­ge  GWF Woh­nungs- und Immo­bi­li­en GmbH, mit fünf Bau­grup­pen am städ­ti­schen Wohnungsbauprogramm.

Klinkerbau Bürgermeister-Smidt-Straße in Bremerhaven

Die bei­den ers­ten bis 1929 fer­tig­ge­stell­ten Bau­grup­pen an der Har­den­berg- und Scharn­horst­stra­ße wur­den detail­ver­liebt aus­ge­führt und erhiel­ten eine expres­si­ve Fas­sad­en­glie­de­rung.  Auch die Bre­mer­ha­ve­ner Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft mbH nahm hier ab 1930 ihre Bau­tä­tig­keit auf. Sie alle hat­ten das gemein­sa­me Ziel, die Woh­nungs­not in Bre­mer­ha­ven zu lin­dern. Sie stell­ten der Bevöl­ke­rung inner­halb von sie­ben Jah­ren rund 500 neue Woh­nun­gen zur Verfügung.

Hauseingang Bürgermeister-Smidt-Strasse 177

Mit der Fer­tig­stel­lung der Bau­blocks zwi­schen der Stein- und Kant­stra­ße und den Häu­sern der Bre­mer­ha­ve­ner Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft an der Fich­te­stra­ße ende­ten 1931 die Bau­tä­tig­kei­ten im Erhal­tungs­ge­biet. Mit der Schlie­ßung der Teck­len­borg-Werft 1928 nahm die Ver­schlech­te­rung der wirt­schaft­li­chen Lage in Bre­mer­ha­ven ihren Anfang. Und ab dem Jah­res­wech­sel 1929/1930 mach­te sich auch die ein­set­zen­de Welt­wirt­schafts­kri­se dra­ma­tisch bemerk­bar. Für wei­te­re Bau­vor­ha­ben fehl­te der Stadt das Geld.

Hauseingang Scharnhorststr. 9

Das Wohn­quar­tier rund um die Scharn­horst­stra­ße kann man aber wohl zu den größ­ten kom­mu­nal­po­li­ti­schen Leis­tun­gen Bre­mer­ha­vens zäh­len kann. Hier im Erhal­tungs­ge­biet lässt sich noch heu­te der in der Wei­ma­rer Repu­blik statt­ge­fun­de­ne Wan­del in Städ­te­bau und Archi­tek­tur gut erkennen.

Hauseingänge im Erhaltungsgebiet

Natür­lich nagt auch an die­sen Gebäu­den der Zahn der Zeit so gewal­tig, dass umfang­rei­che Sanie­rungs­maß­nah­men erfor­der­lich gewor­den sind. Die Stadt, die GWF Woh­nungs- und Immo­bi­li­en GmbH und die Städ­ti­sche Woh­nungs­ge­sell­schaft Stä­wog wol­len in die­sem und in den nächs­ten bei­den Jah­ren in Gebäu­de, Stra­ßen und in das Wohn­um­feld vier Mil­lio­nen Euro investieren.

Für eine denk­mal­ge­rech­te Sanie­rung hat die Stadt Bre­mer­ha­ven ins­ge­samt 2,2 Mil­lio­nen Euro ein­ge­plant. Dar­in sind die För­der­mit­tel für die Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten ent­hal­ten – ein Drit­tel stammt aus dem Bun­des­pro­gramm “Städ­te­bau­li­cher Denkmalschutz”.

Für die Sanie­rung der Scharn­horst- und der Har­den­berg­stra­ße hat die Stadt Bre­mer­ha­ven 1,1 Mil­lio­nen Euro ver­an­schlagt. Dafür sol­len die Stra­ßen nach his­to­ri­schem Vor­bild erneu­ert wer­den. Die Haus­zu­gän­ge sol­len mit Mosa­ik­pflas­ter und ein­ge­rahm­ten Beton­plat­ten wie­der eine Gestal­tung wie in den 1920er Jah­ren anneh­men. Die irgend­wann ver­schwun­de­nen Ligus­ter­he­cken, die ein­mal die Vor­gär­ten vom Stra­ßen­raum abgrenz­ten, sol­len wie­der ange­pflanzt werden.

Schließ­lich hat die zustän­di­ge Bre­mer­ha­ve­ner Bau­be­hör­de den neu­en Bebau­ungs­plan Nr. 436 “Erhal­tungs­ge­biet Scharn­horst­stra­ße” auf­ge­stellt, der den Bebau­ungs­plan “Stein­stra­ße” aus dem Jah­re 1978 inso­weit ersetzt, als die­ser das Erhal­tungs­ge­biet tangiert.

Klinkerbau Bürgermeister-Smidt-Straße 171 - 185 in Bremerhaven

Die Gebäu­de an der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße bis in Höhe der Scharn­horst­stra­ße sind nun als Bau­denk­ma­le (Ensem­ble) in die Denk­mal­lis­te des Lan­des Bre­men ein­ge­tra­gen. Zudem soll ent­spre­chend sei­ner bau­ge­schicht­li­chen Bedeu­tung das gesam­te Plan­ge­biet als Erhal­tungs­ge­biet fest­ge­setzt wer­den, was eine grund­sätz­li­che Geneh­mi­gungs­pflicht bau­li­cher Anla­gen und ihrer Nut­zung zur Fol­ge hat.

Wer sich inten­si­ver über die Erhal­tung der das Stadt­bild prä­gen­den Gestal­tungs­merk­ma­le infor­mie­ren möch­te, kann sich die sehr infor­ma­ti­ve Bro­schü­re “Städ­te­bau­li­cher Denk­mal­schutz – Erhal­tungs­ge­biet Scharn­horst­stra­ße” bei der GWF Woh­nungs- und Immo­bi­li­en GmbH als pdf-Datei herunterladen.

Quel­len:
GEO-Epo­che Nr. 12: Deutsch­land um 1900, Sei­ten 154 bis 161
gfw-bremerhaven.de, Bro­schü­re “Städ­te­bau­lich­er­Denk­mal­schutz…”
sonntagsjournal.de, vom 31.08.2014, Sei­te 6
staewog.de, Mie­ter­zei­tung vom März 2014, Sei­te 8