Und wieder nimmt ein Traditionsschiff Abschied — “Seelotse” verlässt Bremerhaven für immer

Aber­mals hat die See­stadt Bre­mer­ha­ven ein Tou­ris­ten­ma­gnet weni­ger. Das Tra­di­ti­ons­schiff “See­lot­se” hat Bre­mer­ha­ven das Heck gezeigt und Kurs Rich­tung Ham­burg-Har­burg genommen.

ehemalige Lotsenversetzboot "Seelotse"

Gebaut wur­de das 420.000 DM teu­re Schiff auf der Fr. Schweers Schiffs- und Boots­werft in Ber­ne-Bar­den­fleth, die Juli 2001 von der Lürs­sen­werft über­nom­men wur­de. Bei einem Tief­gang von 2 Meter treibt ein 628 PS star­ker Die­sel­mo­tor die schö­ne “See­lot­se” mit einer Höchst­ge­schwin­dig­keit von etwa 12 Kno­ten vor­wärts. Bis 1998 ver­sah die “See­lot­se” ihren akti­ven Dienst auf der Innen- und Außenweser.

Als das Schiff 1998 außer Dienst gestellt wur­de, ret­te­te der För­der­ver­ein Mari­ti­mer Denk­mal­schutz e.V. aus Bre­mer­ha­ven es vor der Ver­schrot­tung. Nach­dem ein Betriebs­in­ge­nieur und ehren­amt­li­che Hel­fer das Lot­sen­ver­setz­schiff restau­riert hat­ten, wur­de es als Tra­di­ti­ons­schiff für Gäs­te- und Rund­fahr­ten ein­ge­setzt. Doch die Ein­nah­men reich­ten für die Unter­hal­tung des Schif­fes nicht aus, und 2009 muss­te der Ver­ein es zum Ver­kauf anbieten.

MS "Seelotse"

Schließ­lich kauf­te Ende 2010 die Team Ship Manage­ment die “See­lot­se”. Im Dezem­ber des glei­chen Jah­res wur­de der Freun­des­kreis Tra­di­ti­ons­schiff MS “See­lot­se” gegrün­det, der sich fort­an um den Betrieb des Schif­fes küm­mer­te. Man unter­nahm wei­ter­hin Mit­glie­der- und Gäs­te­fahr­ten im küs­ten­na­hen Bereich von Nord- und Ost­see. Auf der Unter­we­ser ging es nach Bra­ke, Har­rier­sand und Bre­men, auf der Nord­see nach Hel­go­land und Wan­ger­oo­ge. Auch die Kie­ler Woche wur­de besucht oder Gäs­te zum Leucht­turm Roter Sand gebracht.

Den­noch, die Fahr­ten spül­ten nicht genü­gend Geld in die Ver­eins­kas­se, um die hohen Instand­hal­tungs­kos­ten zu finan­zie­ren. So bil­de­te sich ein Inves­ti­ti­ons­stau, der schließ­lich zum Ver­kauf des Schif­fes zwang. Der Betrei­ber eines in Ham­burg-Har­burg ansäs­si­gen Schiffs­mo­to­ren-Repa­ra­tur­diens­tes hat die “See­lot­se” gekauft.  Nun liegt sie in einer Werft und wird gene­ral­über­holt. Das Unter­was­ser­schiff wird saniert, eine Scheu­er­leis­te erneu­ert und die Pol­ler ersetzt. Das Vor­schiff soll einen Sani­tär­be­reich erhal­ten, die zwei ach­ter­li­chen Kabi­nen moder­ni­siert werden.

MS "Seelotse"

Wenn die Arbei­ten been­det sind, will der Unter­neh­mer die “See­lot­se” als Büro und Bespre­chungs­raum nut­zen. Even­tu­ell wird er mit dem Schiff sogar zur Sail 2014 zu Besuch nach Bre­mer­ha­ven kom­men. In Har­burg wird es aber erst­mal ein Ren­dez­vous mit der klei­ne­ren “Brem­er­lot­se” geben, die vom neu­en Eig­ner bewohnt wird.

Es bleibt zu hof­fen, dass kei­ne wei­te­ren Tra­di­ti­ons­schif­fe Bre­mer­ha­ven ade sagen. Vie­le Skip­per sind nicht mehr bereit, die immer stren­ge­ren Anfor­de­run­gen zu erfül­len. Auch die kräf­tig gestie­gen Lie­ge­platz­ge­büh­ren im Fische­rei­ha­fen tru­gen dazu bei, dass sich meh­re­re Eig­ner von der See­stadt ver­ab­schie­det haben. Es ist vor die­sem Hin­ter­grund zu ver­mu­ten, dass die ehe­ma­li­gen Kriegs­fisch­kut­ter “Thor” und “See­lust” infol­ge nicht durch­ge­führ­ter Repa­ra­tu­ren gesun­ken sind.
Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 14.07.2014

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