Verschlagwortet: Lehe

Der Kalkofen in Lehe

Der Kalk­ofen in Lehe

Wäh­rend der ers­te Kalk­ofen in Lehe schon für das 18. Jahr­hun­dert nach­ge­wie­sen ist, waren hier nach 1840 bis zu vier Brenn­öfen in Betrieb. Der eine stand am Bahn­über­gang und war im Besit­ze der Fami­lie Will­ms. Der Stand­ort des Tim­mer­mann­schen Ofens wird in der Nähe der alten Grau­pen­müh­le und der Fran­zo­sen­brü­cke ver­mu­tet, und zwar in der Nach­bar­schaft des Leher Hafens. Ein drit­ter Ofen hat­te sei­nen Platz auf dem Kötz­feld, west­lich von dem Markt­platz, auf dem einst die “Ger­ma­nia” stand. Der statt­lichs­te und moderns­te Kalk­ofen in Lehe war aber ohne Zwei­fel der, den im Jah­re 1850 der Groß­va­ter  von Buern­hu­us­vad­der Jan Bohls gemein­sam mit den Leher Bür­gern Krü­ger und Wöhl­ken  im Leher Büt­tel nahe der obe­ren Hafen­stra­ße errich­tet hat.Der Kalkofen in LeheLehe hat­te nicht ohne Grund vier Kalk­hüt­ten: Der Fle­cken hat­te in der Zeit von 1734 bis 1808 durch fünf schwe­re Brand­ka­ta­stro­phen 396 Wohn­häu­ser ver­lo­ren. Davon leg­te der Brand von 1796 gan­ze 160 Bau­ten in Schutt und Asche und im Jah­re 1808 wei­te­re 147. Es setz­te eine Bau­tä­tig­keit ein, wie sie Lehe vor­her noch nie erlebt hat­te. Auch das im Jah­re 1827 gegrün­de­te Bre­mer­ha­ven ver­lang­te auf­grund der ein­set­zen­den regen Bau­tä­tig­keit nach Kalk­mör­tel und Bau­stei­nen. Zement gab es damals noch nicht, folg­lich ver­wen­de­te man Muschel­kalk als Bin­de­mit­tel zwi­schen den Stei­nen. Die Fol­ge war eine außer­ge­wöhn­lich star­ke Nach­fra­ge nach Kalk. 

Das Roh­ma­te­ri­al fand man in den Mün­dungs­ge­bie­ten von Elbe und Weser, näm­lich Muscheln und Schne­cken­ge­häu­se. Im Som­mer lie­ßen die Fischer ihre fla­chen Boo­te bei Ebbe tro­cken fal­len und gru­ben kör­be­wei­se Muscheln und Schne­cken müh­sam aus dem Sand aus. Die Fischer brauch­ten bis zu drei Tage, bis ein Kahn voll war. Die „Muschel­scha­len-Fische­rei“, nann­te man in Platt „Schil­len“ (Schill = Scha­le) nann­te. Mit Pfer­de­ge­span­nen wur­den die Muschel­scha­len und Schne­cken­ge­häu­se von den Schill­fi­schern zu den Kal­kö­fen trans­por­tiert und in einem beson­de­ren Ver­fah­ren zu Kalk­mehl verbrannt.

Der Ofen im Leher Büt­tel ist 11,60 Meter hoch und hat einen Durch­mes­ser von 6 Metern. Die Mau­er ist 0,47 Meter dick. Über dem Erd­bo­den befin­den sich drei Rei­hen Zug­lö­cher. An der Nord­sei­te befin­den sich drei gro­ße Öff­nun­gen zum Ein­schüt­ten der Füllmasse. 

Zuerst stell­te der Brand­meis­ter im Ofen eine dop­pel­te Torf­schicht so auf, dass die Torf­so­den in auf­rech­ter Stel­lung schräg gegen­ein­an­der stan­den. Auf die­se Schicht schüt­te­te er dann eine 10 cm dicke Lage Muscheln. Wei­te­re Torf- und Muschel­schich­ten folg­ten, die zunächst durch die Sei­ten­öff­nun­gen und zum Schluss durch den Schorn­stein ein­ge­bracht wur­den. Auf Lei­tern wuch­te­ten die Arbei­ter die mit dem Torf und mit den Muschel­scha­len gefüll­ten Kör­be zu den Luken hinauf.

In die Mit­te des Füll­gu­tes wur­de ein Eisen­rohr gestellt, um einen Schacht – den “Schorn­stein” – zu bil­den. War der Kalk­ofen gefüllt, wur­de das Eisen­rohr ent­fernt. Schließ­lich wur­den die Öff­nun­gen mit Mau­er­stei­ne ver­schlos­sen. Dann füll­te man glü­hen­de Holz­koh­le in den “Schorn­stein”. Die Brenn­hit­ze erreich­te tau­send Grad. Damit der Ofen nicht aus­ein­an­der­plat­zen wür­de, sicher­ten acht Eisen­bin­der und eine Ket­te das einen hal­ben Meter dicke Mau­er­werk.Der Kalkofen in LeheDrei Tage zogen dicke Rauch­schwa­den durch den Fle­cken, dann lag auf dem Boden des Ofens das mit der Tor­fa­sche ver­misch­te hei­ße Kalk­mehl. Man zog es aus der unte­ren Luke und trans­por­tier­te es zum unmit­tel­bar dane­ben­lie­gen­den “Kalk­haus”. Dort gos­sen die “Löscher” bis zu zwan­zig Eimer Was­ser auf den hei­ßen Kalk und ver­rühr­ten ihn in Holz­trö­gen zu einem fei­nen Brei. Mit Eisen­schlä­geln, die an einem Holz­stiel befes­tigt waren, wur­de nun die Mas­se unter stän­di­gem Rüh­ren hin und her, um auch die nicht ver­brann­ten Muschel­stü­cke zu zerkleinern.

Eine mit Muschel­kalk gefüll­te Ton­ne kos­te­te damals etwa vier Reichs­mark. Der hoch­wer­ti­ge Muschel­kalk wur­de bis nach Thü­rin­gen und in die Mag­de­bur­ger Bör­de verkauft.

In Bre­mer­ha­ven-Lehe gibt es noch einen Zeu­gen der Muschel­kalk-Her­stel­lung. Wie eine selt­sam geform­te Stein­gut­fla­sche erhebt sich der Kalk­ofen an der Weich­sel­stra­ße im Leher Büt­tel. Die­ses im Jah­re 1850 erbau­te Indus­trie­denk­mal ist der ein­zi­ge noch erhal­te­ne Brenn­ofen an der Unter­we­ser und der ein­zi­ge Über­le­ben­de von den ursprüng­lich vier Leher Öfen.

Seit dem Jah­re 1870 ist der Büt­te­ler Ofen erkal­tet. Die Zeit des Muschel­kalks war vor­bei. Man benutz­te ihn nur noch zum Wei­ßen der Innen­räu­me, solan­ge es in den Alt­bau­ten noch kei­ne Tape­ten gab. An die Stel­le des Muschel­kal­kes trat nun der mit der Bahn oder auf Schif­fen her­an­ge­hol­te Stein­kalk. Und dann trat der Port­land-Zement sei­nen Sie­ges­zug an.

Aber 25 Jah­re spä­ter zog in den Kalk­ofen in Lehe neu­es Leben ein. Im Jah­re 1895 hat ein Stor­chen­paar auf dem erlo­sche­nen Schorn­stein sein Nest gebaut, und jeden Früh­ling war­te­te ganz Lehe auf die Rück­kehr der Stör­che.Der Kalkofen in LeheIm Jah­re 1976 wur­de der Kalk­ofen im Leher Büt­tel unter Denk­mal­schutz gestellt. Er gilt als tech­ni­sches Denk­mal mit gro­ßem Sel­ten­heits­wert in der Kul­tur­land­schaft Nord­deutsch­lands und wur­de 2012 für 20.000 Euro mit Hil­fe der Stif­tung Wohn­li­che Stadt saniert. Bereits 1939 wür­dig­te das Inven­tar der Kunst­denk­ma­le der Pro­vinz Han­no­ver den Kalk­ofen im Leher Büt­tel als Denk­mal einer vor­in­dus­tri­el­len Epo­che mit einer Abbildung.
Quel­len:
H. Schrö­der: Geschich­ten der Stadt Lehe, Sei­te 222
C. C. Cor­des: Der alte Kalk­ofen im Leher Büt­tel, Nie­der­deut­sches Hei­mat­blatt Nr. 217 vom Janu­ar 1968
H. Cars­tens: Zement ver­dräng­te Muschel­kalk, Nie­der­deut­sches Hei­mat­blatt Nr. 722 vom Febru­ar 2010
B. Sche­per: Bre­mer­ha­ven so wie es war, Sei­te 25
H. Gab­cke: Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1827 – 1918, Sei­te 63
Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge: Kalk­ofen

Das Gründerzeithaus an der Hafenstraße 199

Das Grün­der­zeit­haus an der Hafen­stra­ße 199

Seit etwa 20 Jah­ren steht das Grün­der­zeit­haus an Bre­mer­ha­vens Hafen­stra­ße 199 leer. Manch­mal wur­den im Erd­ge­schoß Schu­he ver­kauft. Aber seit der letz­te Schuh­la­den bereits vor vier Jah­ren geschlos­sen hat, pas­siert in dem ver­wahr­los­ten, stark sanie­rungs­be­dürf­ti­gem Haus nichts mehr.

Gründerzeithaus Hafenstrasse 199

Je nach Zustand einer ver­wahr­los­ten Schrott­im­mo­b­lie erlei­den die benach­bar­ten intak­ten Häu­ser teil­wei­se gro­ße Wert­ver­lus­te. Mit der Arbeits­grup­pe “Ver­wahr­los­te Immo­bi­li­en” bekämpft die Stadt Bre­mer­ha­ven den schlei­chen­den Ver­fall gan­zer Stra­ßen­zü­ge. Mit dem Vor­kaufs­orts­ge­setz hat die Stadt Bre­mer­ha­ven bei einem Grund­stücks­ver­kauf das ers­te Zugriffs­recht auf das Grund­stück. Das Haus an der Hafen­stra­ße 199 steht seit 2017 auf der Lis­te der Stadt für Vor­kaufs­rech­te. Nun hat ein rus­si­scher Inves­tor das Objekt gekauft.

Seit 1976 unter Denkmalschutz

Im Jah­re 1909 hat der Leher Archi­tek­ten K. Cap­pel­mann das Wohn- und Geschäfts­haus im neo­ba­ro­cken Stil für den Kauf­mann C. Cle­mens gebaut. 1976 wur­de es vom Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge unter Denk­mal­schutz gestellt. Den­noch wur­de das Haus zu einem Spe­ku­la­ti­ons­ob­jekt mit immer wie­der wech­seln­den Eigen­tü­mern. Als sich ein nie­der­län­di­scher Spe­ku­lant für das Grund­stück zu inter­es­sie­ren begann, woll­te die Stadt Bre­mer­ha­ven ihr Vor­kaufs­recht aus­üben. Doch ein rus­si­scher Geschäfts­mann war schneller.

Gruenderzeithaus Hafenstrasse 199Die­ses Bild steht unter Lizenz

Vor dem Haus an der Hafen­stra­ße steht ein gro­ßer Müll­con­tai­ner. Seit fast drei Wochen sind Arbei­ter dabei, die zehn Woh­nun­gen des Hau­ses zu ent­rüm­peln. Dann soll eine Kern­sa­nie­rung erfol­gen. Der neue Eigen­tü­mer arbei­tet eng mit der Stadt und mit der Denk­mal­be­hör­de zusam­men. Das Wohn­haus soll sei­nen his­to­ri­schen Cha­rak­ter zurück­er­hal­ten. Nach der Sanie­rung sol­len die 680 Qua­drat­me­ter ver­mie­tet werden.

In einem Jahr kann vermietet werden

Laut Nord­see-Zei­tung bekom­men die Woh­nun­gen “von 80 bis 100 Qua­drat­me­ter Grö­ße… moder­ne bar­rie­re­freie Bäder, kom­plett neue Ver­sor­gungs­lei­tun­gen, neue Gas­ther­men, die Holz­bö­den wer­den eben­so wie der Decken­stuck ori­gi­nal­ge­treu instand gesetzt, auch wer­de von innen gedämmt und das Dach saniert”.

In einem Jahr sol­len die Arbei­ten abge­schlos­sen sein, Dann sol­len die Woh­nun­gen für etwa fünf Euro Kalt­mie­te pro Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che ver­mie­tet wer­den. Auch das Laden­lo­kal soll wie­der ver­mie­tet wer­den — mög­li­cher­wei­se ein Café oder eine Pra­xis. Wenn das Haus wie­der bewohn­bar ist, soll es eine Ein­wei­hungs­fei­er geben.

Die Bau­auf­sicht hat die Ber­li­ner “Bar­rus Invest GmbH” über­nom­men. Der neue Eigen­tü­mer, ein in Paris leben­der rus­si­scher Geschäfts­mann, will anonym blei­ben. Ihm gehö­ren auch die Grund­stü­cke Hafen­stra­ße 177 und 179. Für das nun erwor­be­ne Haus Hafen­stra­ße 199 will er viel Geld in die Hand neh­men. Kauf­preis und Sanie­rungs­kos­ten sol­len etwa eine Mil­li­on Euro kosten.

Seit Frühjahr 2019 herrscht Stillstand

Viel kann der rus­si­sche Inves­tor in das Grün­der­zeit­haus an der Hafen­stra­ße 199 noch nicht inves­tiert haben. Nach­dem die Hand­wer­ker mit der Ent­rüm­pe­lung der zehn Woh­nun­gen ihre Arbeit erle­digt hat­ten, herrscht auf der Bau­stel­le Ruhe. Nur das Klö­tern des brö­ckeln­den Mau­er­wer­kes unter­bricht seit zwei Jah­ren die Stil­le. Und der Betrach­ter sieht kei­ne sanier­ten Fas­sa­den son­dern zer­bors­te­ne Fens­ter­schei­ben und her­ab­fal­len­de Orna­ment- und Putz­tei­le. Von einem wie­der­her­ge­stell­ten his­to­ri­schen Cha­rak­ter des Hau­ses ist der unbe­kann­te rus­si­sche Inves­tor weit entfernt.

Kürz­lich kamen Gerüst­bau­er und haben einen Teil der Fas­sa­de ver­hüllt. Aber nicht etwa der Eigen­tü­mer hat mit den Sanie­rungs­maß­nah­men begon­nen. Das Bre­mer­ha­ve­ner Bau­ord­nungs­amt hat zum Schut­ze der Pas­san­ten ein Tun­nel­ge­rüst anbrin­gen las­sen. Das bleibt nun so ste­hen, bis der Eigen­tü­mer das Dach instand gesetzt hat. Die Stadt Bre­mer­ha­ven über­nimmt weder die Fas­sa­den- noch die Dach­sa­nie­rung. Sie kon­trol­liert nur regel­mä­ßig, ob von der Schrott­im­mo­bi­lie kei­ne Gefah­ren ausgehen.

Die Ber­li­ner Immo­bi­li­en­ver­wal­tung “Bar­rus  Invest GmbH” soll ver­lau­tet las­sen haben, dass Coro­na alles ver­zö­gert hät­te. Die Hand­wer­ker hät­ten wegen den Impf- und Test­re­geln nicht ein­rei­sen dürfen.
Quel­le:
Susan­ne Schwan: “Juwel des spä­ten Jugend­stils, Nord­see-Zei­tung vom 20.03.2019
Susan­ne Schwan: “Jugend­stil-Juwe­len ver­fal­len”, Nord­see-Zei­tung vom 14.04.2020
Susan­ne Schwan: “Brö­ckel­mau­ern statt Topp-Sanie­rung”, Nord­see-Zei­tung vom 17.08.2021

Bürgerhaus Lehe

Bür­ger­haus Lehe

Der im Jah­re 1862 opu­lent gestal­te­te Saal des Bür­ger­haus Lehe wur­de im Jah­re 1896 mit einer Büh­ne aus­ge­stat­tet. in die­sen Jah­ren hat der Saal vie­le fest­li­che Zei­ten erlebt. Er war Ball­saal und Treff­punkt der Leher Hono­ra­tio­nen. Und seit etwa 1922 für vie­le Jah­re auch Ver­samm­lungs­ort des Schüt­zen­ver­ein Lehe von 1848 e. V. Bürgerhaus LeheNach dem Zwei­ten Welt­krieg war das an der Fried­hof­stra­ße gele­ge­ne Bür­ger­haus Lehe für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ein Ort, an dem sie die Müh­sal die­ser Zeit für ein paar Stun­den ver­ges­sen konn­ten. So führ­te das Stadt­thea­ter hier im Okto­ber 1945 Zuck­may­ers Volks­stück “Katha­ri­na Knie” auf. Und noch in den spä­ten 1950er Jah­ren beka­men die jun­gen Leu­te hier ihren Tanz­un­ter­richt. Beim Abtanz­ball wur­de das Erlern­te vor­ge­führt. Und sonn­tags lud das Bür­ger­haus zum Tanz­tee ein. Wäh­rend die einen das Tanz­bein schwan­gen, erfreu­ten sich neben­an die ande­ren am Kegeln.

Doch der eins­ti­ge Glanz des Saa­les im Bür­ger­haus Lehe an der Eisen­bahn­stra­ße war ver­blasst. Mehr als 50 Jah­re wur­de der rund 400 Qua­drat­me­ter gro­ße Saal nicht mehr genutzt. Dann aber mach­te sich eine Leher Fir­ma dar­an, den Saal in dem his­to­ri­schen Grün­der­zeit­ge­bäu­de zu ent­ker­nen. Dabei wur­de auch die gut erhal­te­ne alte Decke freigelegt.
Quel­le: Mar­ti­na Löw­ner, “Der Glanz längst ver­gan­ge­ner Tage”, Sonn­tags­jour­nal vom 27.05.2012

Bürgerhaus Lehe
Nach­trag vom 10.02.2019
Die Umbau- und Sanie­rungs­ar­bei­ten in der Leher Fried­hofs­stra­ße 15 för­der­ten vie­le Über­ra­schun­gen zuta­ge. So muß­te der zunächst für den 1. Sep­tem­ber 2018 geplan­te Eröff­nungs­ter­min ver­scho­ben wer­den. Auch der Okto­ber­ter­min war nicht zu rea­li­sie­ren. Aber alle Schwie­rig­kei­ten konn­ten gemeis­tert wer­den, und seit 16. Novem­ber 2018 ist das Bür­ger­haus Lehe wie­der in Betrieb. Der Inha­ber Niko­laj Grom­berg bie­tet auf sei­ner Inter­net­sei­te einen “hel­len und groß­zü­gig gestal­te­ten Tanz­saal” als “Raum für fest­li­che Anläs­se, Ver­an­stal­tun­gen und sons­ti­ge Fei­ern” an. Und auch die Sport­keg­ler sind wie­der da. Die  22 moder­nen Kegel­bah­nen wer­den vom Keg­ler­ver­ein Bre­mer­ha­ven e. V. genutzt, ste­hen aber auch für pri­va­te Ver­an­stal­tun­gen zur Verfügung.

Leher Rathaus erstrahlt in neuem Glanz

Dort, wo der nörd­lichs­te Teil der Hafen­stra­ße auf die Brook­stra­ße trifft, begrüßt den Lieb­ha­ber schö­ner Gebäu­de das im neo­go­ti­schen Stil erstell­te Leher Rat­haus. Schön sieht es nun wie­der aus, nach­dem die Sanie­rungs­ar­bei­ten an der so wun­der­bar ver­zier­ten Süd­fas­sa­de abge­schlos­sen sind.

01_Leher_Rathaus

Bereits am 30. Juni 1855 hat sich der Gemein­de­aus­schuss des Fle­cken Lehe mit dem Neu­bau eines Rat­hau­ses befasst. Von die­sem Ansin­nen nahm man jedoch wie­der Abstand. Der Bau eines Armen­hau­ses für die­je­ni­gen Ein­woh­ner, “wel­che Unter­stüt­zung aus den Armen-Mit­teln des Fle­ckens in Anspruch neh­men und wel­chen das Armen-Col­le­gi­um nicht auf ande­re Wei­se Unter­stüt­zung oder Unter­halt gewährt”, schien den Ver­ant­wort­li­chen dring­li­cher zu sein.

So wur­de für die Armen des Fle­ckens am alten Leher Markt­platz im Jah­re 1865 ein ursprüng­lich schlich­tes Gebäu­de errich­tet. Einen Teil der Bau­kos­ten wur­de über einen schon Jah­re zuvor ange­leg­ten Armen­haus­fonds bestrit­ten. Der Rest wur­de durch Dar­le­hens­mit­tel der Leher Fle­ckens­par­kas­se finanziert.

Aller­dings dien­te das Gebäu­de nur weni­ge Jah­re als Armen­haus. Nach­dem der Fle­cken Lehe in der Wurs­ter Stra­ße ein neu­es Armen­haus gebaut hat, wur­de das Gebäu­de am alten Leher Markt­platz an den Mili­tär­fis­kus ver­mie­tet und seit 1872 als Kaser­ne für die Sol­da­ten des 9. Schles­wig­schen Fuß-Artil­le­rie-Regi­ments benutzt. Die Sol­da­ten exer­zier­ten auf dem Markt­platz und blie­ben bis 1887.

Ursprüng­lich hat­te der Fle­cken Lehe kein eige­nes Rat­haus. Bis zum Jah­re 1879 wur­den die Geschi­cke der Gemein­de ehren­amt­lich gelei­tet. Von 1868 bis 1879 befan­den sich die Räu­me der Ver­wal­tung im Hau­se der Fle­cken­vor­ste­her Johann Bohls und D. A. Jans­sen, danach im Hau­se des Fle­cken­vor­ste­hers G. H. Bösch. Ab 1. Janu­ar 1880 gab es einen haupt­amt­li­chen Bür­ger­meis­ter, Gus­tav Richard Fels. Der neu ein­ge­setz­te Magis­trat und das Bür­ger­vor­ste­her-Kol­le­gi­um soll­ten ihre Tätig­kei­ten nun in neu­tra­len Räu­men ver­rich­ten. Der Magis­trat Lehe arbei­te­te unter der Lei­tung von Bür­ger­meis­ter Fels zunächst in den ange­mie­te­ten Räu­men des Hotels Helmerking. 

Am 1. Okto­ber 1881 stell­te Bür­ger­meis­ter Fels den Antrag, im Früh­jahr 1982 für die Gemein­de Lehe ein Rat­haus bau­en zu las­sen. Nach lan­ger Debat­te wur­de der Vor­schlag abge­lehnt. Schließ­lich wur­de das vom Bäcker­meis­ter Edu­ard Wicht an der Ecke Bat­te­rie- und Johan­nes­stra­ße (1925 in Hafen­stra­ße umbe­nannt) erbau­te Haus mit fol­gen­den Räum­lich­kei­ten ange­mie­tet: ein Büro zur Erle­di­gung der schrift­li­chen Arbei­ten, ein Zim­mer für die Kas­sen­stel­le, ein Stan­des­amts­zim­mer, einen Sit­zungs­saal, ein Arbeits­zim­mer für den Bür­ger­meis­ter und ein Zim­mer für die Spar­kas­se mit einem feu­er­si­che­ren Raum und einem Vor­zim­mer. Als “Rats­kel­ler” wur­de im Kel­ler­ge­schoss  eine Schenk­stu­be eingerichtet.

Als das Wicht’sche Haus zu klein wur­de, über­nahm die Ver­wal­tung das “Armen­haus” (das dar­in unter­ge­brach­te Mili­tär war 1. April 1887 nach Köln ver­legt wor­den) und ließ es durch den Leher Archi­tek­ten Carl Pog­ge zu einem Rat­haus umbau­en. Für die Ver­wal­tung und für die Leher Spar­kas­se war das Erd­ge­schoss vor­ge­se­hen. Im Ober­ge­schoss wur­de eine Dienst­woh­nung für den Bür­ger­meis­ter her­ge­rich­tet, und auch der Haus­meis­ter wur­de dort untergebracht.

Für den Außen­be­reich ent­warf Carl Pog­ge eine  reich geglie­der­te prunk­vol­le Putz­fas­sa­de im Sti­le der Gotik: Der Ein­gangs­be­reich wird durch einen zag­haft her­vor­sprin­gen­den Mit­tel­ri­sa­li­ten mit einem spitz­bo­gi­gen Por­tal gebil­det. Säu­len, die bis zum Gie­bel hin­auf­rei­chen und in Fia­len enden, begren­zen auf bei­den Sei­ten den Risa­li­ten. Das Gie­bel­feld ist mit einem drei­glied­ri­gen Fens­ter und einer dar­über ange­ord­ne­ten gro­ßen Uhr gestal­tet. Über der Brüs­tung fängt das Leher Wap­pen mit den gekreuz­ten Sen­sen­blät­tern den Blick des Betrach­ters ein.

02_Leher_Rathaus

Am 3. August 1888 hielt Bür­ger­meis­ter Aug­spurg die Wei­he­re­de. Nun hat­te die Gemein­de end­lich ein eige­nes Rat­haus, von dem der Bür­ger­meis­ter glaub­te, “es dürf­te wohl nicht zwei­fel­haft sein, dass die Räum­lich­kei­ten des Gemein­de­hau­ses für lan­ge Zei­ten, ja wohl für immer, den dienst­li­chen Zwe­cken genü­gen­de sind”. Doch er soll­te sich irren. Lehe ent­wi­ckel­te sich, und die Auf­ga­ben der Ver­wal­tung nah­men ste­tig zu.

03_Leher_Rathaus

Noch zu Bür­ger­meis­ter Aug­spurgs Amts­zeit began­nen im Jah­re 1905 die Vor­be­rei­tun­gen für einen  Anbau. Im Jah­re 1907 wur­de das Leher Rat­haus dann nach den Plä­nen des Stadt­bau­meis­ters Hein­rich Lagers­hau­sen auf der noch ver­füg­ba­ren Grund­stücks­flä­che erheb­lich ver­grö­ßert. Bei der rück­sei­ti­gen Rat­haus­er­wei­te­rung wur­de auf die Archi­tek­tur des Alten Rat­hau­ses Rück­sicht genom­men. Der mit einem Turm ver­se­he­ne drei­ge­schos­si­ge Erwei­te­rungs­bau mit sei­nem gro­ßen Sit­zungs­saal ist mit Blick von der Markt­sei­te kaum zu erkennen.

04_Leher_Rathaus

Lehe wuchs in die­ser Zeit so schnell, dass bald auch das erwei­ter­te Rat­haus zu klein wur­de. Auch für die Leher Spar­kas­se wur­den die Räum­lich­kei­ten für einen geord­ne­ten Geschäfts­be­trieb zu eng. Die Gemein­de Lehe ent­schied sich zum Bau eines Spar­kas­sen­ge­bäu­des an der Hafen­stra­ße. Als es im Som­mer 1917 bezugs­fer­tig war, zog in den Dop­pel­bau nicht nur die Spar­kas­se ein. Das Post­amt, das Staat­li­che Kul­tur­bau­amt, das Stadt­bau­amt und das Stan­des­amt fan­den hier eben­falls eine Bleibe.

Am 11. Novem­ber 1924 fand die letz­te Sit­zung der Kör­per­schaf­ten der Stadt Lehe statt. Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Schö­ne­wald hielt eine Abschieds­re­de. Aus den Unter­we­ser­städ­ten Lehe und Geest­e­mün­de wur­de Kraft preu­ßi­schem Gesetz die Stadt Weser­mün­de. Damit ende­te die Geschich­te der Stadt Lehe.

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Nach dem Zwei­ten Welt­krieg zog die Bau­ver­wal­tung in das Gebäu­de, das 1984 unter Denk­mal­schutz gestellt wur­de, ein. Als die Bau­ver­wal­tung im Jah­re 2004 in das Tech­ni­sche  Rat­haus umzog, über­nahm das neue Jus­tiz­zen­trum das Alte Rat­haus. Arbeits­ge­richt und Nach­lass­ge­richt zogen ein. Auch das ört­li­che Jugend­amt und den Betreu­ungs­ver­ein Bre­mer­ha­ven fin­det man hier.

Im Lau­fe der Jah­re nag­te der Zahn der Zeit kräf­tig an der Gebäu­de­au­ßen­hül­le. Abplat­zun­gen und Ris­se, die bis in die Innen­räu­me reich­ten, wur­den bei einer Begut­ach­tung im Jah­re 2013 fest­ge­stellt. Auch defek­te Dach­ab­schlüs­se, undich­te Fens­ter, defek­te Mau­er­ab­de­ckun­gen und durch ein­ge­drun­ge­ne Feuch­tig­keit ent­stan­de­ne Schä­den stell­ten die Gut­ach­ter fest.

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Umfang­rei­che Sanie­rungs­maß­nah­men für rund eine Mil­lio­nen Euro wur­den in den Jah­ren 2013 und 2014 an der West- und Nord­fas­sa­de und an Tei­len der Ost­fas­sa­de vor­ge­nom­men. Dann wur­den die Arbei­ten ein­ge­stellt. Die Finan­zie­rungs­mit­tel waren aus­ge­schöpft. Aus Sicher­heits­grün­den muss­te der gesam­te Bereich um die Süd­fas­sa­de abge­sperrt wer­den. Es bestand die Gefahr, dass Mau­er- oder ande­re Gebäu­de­tei­le her­ab­fal­len würden.

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Im Mai 2017 konn­te end­lich mit den Sanie­rungs­maß­nah­men an der Süd­fas­sa­de begon­nen wer­den. Die Stadt Bre­mer­ha­ven stell­te 250.000 Euro zur Ver­fü­gung, wei­te­re nicht zurück zu zah­len­de 100.000 Euro erhielt Bre­mer­ha­ven aus dem Denk­mal­schutz-Son­der­pro­gramm des Bun­des zur Erhal­tung von Kul­tur­denk­mä­lern. Im Herbst 2017 waren die Arbei­ten abge­schlos­sen. Die Fas­sa­de bekam ihren his­to­ri­schen creme­far­be­nen Anstrich zurück, ein dezen­ter Rot­ton hebt die Ver­zie­run­gen her­vor. Die Fens­ter wur­den aus­ge­wech­selt, die Ein­gangs­tür aufgearbeitet.

Die Kos­ten für die noch erfor­der­li­chen Sanie­rungs­ar­bei­ten an der Ost­sei­te haben die Archi­tek­ten des stadt­ei­ge­nen Betrie­bes See­stadt Immo­bi­li­en auf eine hal­be Mil­lio­nen Euro geschätzt.

Quel­len:
A. Mey­er: Armen­haus wur­de Rat­haus,
Nie­derd. Hei­mat­blatt Nr. 271 v. Juli 1972
A. Mey­er:Kein Platz für die Ver­wal­tung, Nie­derd. Hei­matbl. Nr. 273 v. Sep 1972
Har­ry Gab­cke: Bre­mer­ha­ven frü­her – ges­tern — heu­te, Sei­ten 60 und 61
Har­ry Gab­cke: Bre­mer­ha­ven in alten Ansich­ten, Sei­te 137
Her­mann Schrö­der: Geschich­te der Stadt Lehe, Sei­ten 229 – 231
R. Dons­bach: Sieht gut aus, ist aber morsch, Nord­see-Zei­tung vom 20.08.2014
S. Schwan: Leher Wahr­zei­chen in Gefahr, Nord­see-Zei­tung vom 19.10.2015
R. Dons­bach: Jetzt ist Geld dafür da, Nord­see-Zei­tung vom 25.10.2016
U. Kikker: Schmuck­stück ist fer­tig, Nord­see-Zei­tung vom 5.12.2017
See­stadt Immo­bi­li­en: Sanie­rung der Ein­gangs­fas­sa­de des … Rat­hau­ses Lehe
Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge Bre­men: Denk­mal­da­ten­bank

Bekleidungshaus Ketelsen

Wenn man heu­te vor dem Wasch­sa­lon in der Leher Hafen­stra­ße 76 steht, erin­nert nichts dar­an, dass die­ses Gebäu­de einst das bekann­te “Beklei­dungs­haus Ket­el­sen” beher­berg­te. Auch in dem Gebäu­de Hafen­stra­ße 78 und 80 wer­den schon vie­le Jah­re kei­ne Anzü­ge mehr verkauft.

Bremerhaven, Hafenstraße

Man schreibt das Jahr 1911. Im Janu­ar fei­ert das Deut­sche Reich den 40. Jah­res­tag sei­nes Bestehens. Die Indus­tria­li­sie­rungs­pha­se ist prak­tisch abge­schlos­sen, im deut­schen Kai­ser­reich herrscht Hoch­kon­junk­tur. Die wöchent­li­che Arbeits­zeit beträgt in der Regel 60 Stunden.

Das Jahr 1911 ist kein fried­li­ches Jahr, die Groß­mäch­te rüs­ten auf.  Zwi­schen Deutsch­land und Groß­bri­tan­ni­en fin­det seit dem Jah­re 1906 ein Flot­ten-Wett­rüs­ten statt, den die Bri­ten am Ende für sich ent­schei­den werden.

Doch noch spürt man in der Bevöl­ke­rung nicht, dass der Ers­te Welt­krieg längst vor der Tür steht. Im Janu­ar 1911 fin­det in Bre­mer­ha­ven ein Nord­west­deut­sches Musik­fest statt, im Febru­ar wird die Bau­ge­nos­sen­schaft “Ein­tracht” gegrün­det und in Geest­e­mün­de eröff­net im August die Weser­ge­sell­schaft den Fähr­ver­kehr mit Blexen.

Ketelsen

Vor die­sem Hin­ter­grund grün­det  im Febru­ar des Jah­res 1911 der aus Flens­burg stam­men­de Armin Ket­el­sen in der Leher Hafen­stra­ße 76 Ecke Auf den Sül­ten ein Laden­ge­schäft für Her­ren­kon­fek­ti­on. Armin Ket­el­sen hat­te sich gera­de von sei­nem Geschäfts­part­ner Win­ter, mit dem er im Jah­re 1906 auf der gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te das gro­ße Spe­zi­al­haus “Ket­el­sen & Win­ter” in der Hafen­stra­ße Ecke Kist­ner­stra­ße gegrün­det hat, getrennt.

Das Beklei­dungs­haus Armin Ket­el­sen wur­de schnell beliebt. Schon bald nach dem Ende des Ers­ten Welt­krie­ges waren es nicht mehr nur die Her­ren des noch dörf­li­chen Lehe, die sich hier ein­klei­den lie­ßen. Auch in Bre­mer­ha­ven, Geest­e­mün­de und wei­ten Tei­len des Land­krei­ses mach­ten sich die Kun­den auf nach Lehe in die Hafenstraße.

Der Zuspruch war so groß, dass Armin Ket­el­sen sei­nen Betrieb schon bald ver­grö­ßern muss­te. Im Jah­re 1921 wur­de das Eck­haus also durch einen  rück­wär­ti­gen  drei­ge­schos­si­gen  Anbau, der sich  weit  in  die  Sei­ten­stra­ße  Auf  den  Sül­ten  hin­ein­zog, erwei­tert. Der anfangs noch als rei­nes Kon­fek­ti­ons­haus geführ­te Betrieb ver­füg­te nun im Dach­ge­schoss über eine gro­ße Schnei­der­werk­statt, die vie­len Gesel­len einen Arbeits­platz bot.

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Im Jah­re 1924 wur­de aus Lehe und Geest­e­mün­de die neue Stadt Weser­mün­de gebil­det. Und in der Hafen­stra­ße 76 wur­den die Räum­lich­kei­ten aber­mals zu eng. Armin Ket­el­sen such­te nach einer Lösung und kauf­te im Jah­re 1926 das gegen­über­lie­gen­de Gebäu­de Hafen­stra­ße 78/80. Er bau­te groß an und ließ 1931 die Fas­sa­den modern gestal­ten. Und das Man­sar­den­dach des Eck­hau­ses Hafen­stra­ße 76 wur­de im Jah­re 1930 zu einem voll­wer­ti­gen  2. Ober­schoss  ausgebaut.

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In die­sen Jah­ren – in Bre­mer­ha­ven regier­te mitt­ler­wei­le die Haken­kreuz­frak­ti­on — rich­te­te Armin Ket­el­sen auch eine neue Abtei­lung für Damen-Ober­be­klei­dung ein.

Im Febru­ar 1932 eröff­ne­te Armin Ket­el­sen in Cux­ha­ven ein moder­nes Zweig­ge­schäft, das schon bald in erheb­li­chem Maße zum Geschäfts­um­satz beitrug.

Im Okto­ber 1935 wur­de Bre­mer­ha­ven wie­der Gar­ni­sons­stadt. In die neu gebau­ten Kaser­nen, in die ehe­ma­li­ge kai­ser­li­che Artil­le­rie­ka­ser­ne und in die Poli­zei­ka­ser­ne am Roten Sand zogen Mari­ne­sol­da­ten ein. Und Adolf Hit­ler stat­tet Bre­mer­ha­ven einen Besuch ab, um an der Pro­be­fahrt des Lloyd­schnell­damp­fers “Scharn­horst” teilzunehmen.

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In einer Gar­ni­sons­stadt gibt es natür­lich vie­le Sol­da­ten. Und Sol­da­ten tra­gen Uni­for­men. Und Armin Ket­el­sen erkann­te die Gunst der Stun­de, und sein Beklei­dungs­haus spe­zia­li­sier­te sich auf das Schnei­dern von Uni­for­men. Schon bald hat­te sich das Beklei­dungs­ge­schäft weit über die Stadt­gren­zen hin­aus einen guten Namen als Her­stel­ler für Uni­for­men gemacht. Offi­zie­re und Unter­of­fi­zie­re der Mari­ne lie­ßen sich ihre Uni­for­men von Ket­el­sen maß­an­fer­ti­gen. Auch Orden und Ehren­zei­chen wur­den angenäht.

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Das Beklei­dungs­haus Ket­el­sen arbei­te­te eng mit den Offi­ziers-Klei­der­kas­sen, den Schiff­fahrts­ge­sell­schaf­ten und mit den Zoll­dienst­stel­len zusam­men. Aus den ursprüng­li­chen Anfän­gen ent­wi­ckel­te sich nach und nach ein selb­stän­di­ger Geschäfts­zweig für die Her­stel­lung von Uni­for­men. In der Maß­schnei­de­rei waren in die­sen Jah­ren über 60 Schnei­der beschäftigt.

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1939 wur­de das Her­ren- und Kna­ben­be­klei­dungs­un­ter­neh­men Ket­el­sen von der Deut­schen Arbeits­front als “Natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Mus­ter­be­trieb” aus­ge­zeich­net. In dem 1939 erschie­ne­nen Buch “Die NS-Mus­ter­be­trie­be 1939, Band 3” ist das Beklei­dungs­haus “Armin Ket­el­sen, Fach­ge­schäft für Her­ren- und Kna­ben­be­klei­dung, Weser­mün­de” auf­ge­führt. Um die Bedeu­tung des eige­nen Betrie­bes her­vor­zu­he­ben, konn­te Ket­el­sen das Buch mit Foto­gra­fien sei­nes Betrie­bes illus­trie­ren lassen.

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Die Bezeich­nung “NS-Mus­ter­be­trieb” war ein Ehren­ti­tel für Gewer­be­be­trie­be mit vor­bild­li­cher natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Hal­tung und Betriebs­ge­stal­tung. Der­ar­ti­ge Betrie­be wur­den bei der Ver­ga­be von Staats­auf­trä­gen bevor­zugt und waren berech­tigt, die Flag­ge der Deut­schen Arbeits­front mit gol­de­nem Rade und gol­de­nen Fran­sen zu führen.

In den Buch wur­de Armin Ket­el­sen als ein Chef geprie­sen, der sei­ne Mit­ar­bei­ter vor­bild­lich behan­delt. Ket­el­sen rich­te­te für sei­ne Arbei­ter und Lehr­lin­ge ein Erho­lungs­heim in Bruns­hau­sen bei Stub­be ein, in dem die­se ihre Feri­en­zeit ver­brin­gen konn­ten. Es war auch nicht sel­ten, das sich der Chef vor Dienst­be­ginn mit sei­nen Mit­ar­bei­tern auf dem Zollin­lands­platz zu einem Fuß­ball­spiel traf. Zum 25-jäh­ri­gen Betriebs­ju­bi­lä­um bedank­te sich Armin Ket­el­sen bei sei­nen lang­jäh­ri­gen Mit­ar­bei­tern mit einem hand­ge­schrie­be­nen Brief, dem er ein Por­trait­fo­to von sich beifügte.

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Der Zwei­te Welt­krieg ver­schon­te auch das Beklei­dungs­haus Ket­el­sen nicht. Im Jah­re 1944 wur­de das Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 78 bei einem Bom­ben­an­griff kom­plett zer­stört. Das Haus Hafen­stra­ße 76 jedoch trug kei­ne nen­nens­wer­ten Schä­den davon. Ledig­lich das 2. Ober­ge­schoss war zer­stört wor­den. Der rück­wär­ti­ge Gebäu­de­teil blieb von Schä­den ver­schont. Die ver­än­der­te heu­ti­ge Fas­sa­de ist meh­re­ren Umbau­maß­nah­men geschuldet.

010-Ketelsen

Als die US-Army nach dem Krieg als Besat­zungs­macht in Bre­mer­ha­ven ein­zog, beschlag­nahm­te sie neben vie­len ande­ren Häu­sern in der Hafen­stra­ße auch das Beklei­dungs­haus Ket­el­sen (Hafen­stra­ße 76) und rich­te­te im Erd­ge­schoß ein ame­ri­ka­ni­sches Kauf­haus ein (PX-Laden). Armin Ket­el­sen wur­de auf­grund sei­ner Nähe zum Natio­nal­so­zia­lis­mus von den Ame­ri­ka­nern bis zu sei­ner Ent­na­zi­fi­zie­rung aus der Geschäfts­füh­rung ent­las­sen. Die Her­ren Hens und Fech­ner wur­den als Treu­hän­der ein­ge­setzt und führ­ten bis zum Jah­re 1948 die Geschäfte.

Viel deut­sche und ame­ri­ka­ni­sche Pro­mi­nenz war zur offi­zi­el­len Eröff­nung anwe­send, als am 25. Mai 1949 das hier in der Leher Hafen­stra­ße 76 eben­falls ein­ge­zo­ge­ne Ame­ri­ka-Haus eröff­net wur­de. Man hat das Erd­ge­schoss für die Bedürf­nis­se des Ame­ri­ka­hau­ses umge­stal­tet: Leich­te Trenn­wän­de wur­den ein­ge­zo­gen und der Schau­fens­ter­be­reich wur­de leicht verändert.

Ein Trep­pen­haus im Neben­ein­gang an der Sei­ten­stra­ße dien­te fort­an als Haupt­ein­gang zum Beklei­dungs­haus. In den obe­ren Geschos­sen wur­den wie­der Uni­for­men geschnei­dert – jetzt nur noch für die ame­ri­ka­ni­schen Soldaten.

Im Juli 1951 ver­ließ das Ame­ri­ka­haus die Hafen­stra­ße bereits wie­der, um ihr neu­es Domi­zil in der Elbe-Stra­ße zu bezie­hen. Nun konn­te Armin Ket­el­sen wie­der allei­ne über sein Haus Hafen­stra­ße 76 ver­fü­gen. Er ließ das Haupt­trep­pen­haus in den Ver­kaufs­räu­men wie­der her­rich­ten. Außer­dem wur­de das Eck­haus mit dem Dach­ge­schoss­aus­bau wie­der her­ge­stellt. Die expres­sio­nis­ti­schen  Fas­sa­den­ele­men­te wur­den entfernt.

Am 11. April 1951 wur­de Armin Ket­el­sen 70 Jah­re alt. Zu sei­nem Geburts­tag hat die Nord­see-Zei­tung sein Lebens­werk in einem Auf­satz aus­führ­lich gewür­digt. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wur­de sei­ne fünf­zig­jäh­ri­ge akti­ve Sän­ger­tä­tig­keit. Davon war er drei­ßig Jah­re Lie­der­va­ter der Leher “Ger­ma­nia”.

011-Ketelsen

Unter der Über­schrift “In and Around Ger­ma­ny” berich­tet das ame­ri­ka­ni­sche “Infor­ma­ti­ons bul­le­tin” in der Aus­ga­be Janu­ar 1952 über eine Uni­form­spen­de an die Bre­mer­ha­ve­ner Pfad­fin­der. Dem US Resi­dent Offi­cer (Ver­bin­dungs­of­fi­zier) Edward Mero­ne fiel auf, dass vie­le Bre­mer­ha­ve­ner Pfad­fin­der kei­ne Uni­form tru­gen. Er bat ver­schie­de­ne Bre­mer­ha­ve­ner Fir­men um Hil­fe. Die Fir­ma Ket­el­sen spen­de­te das Mate­ri­al für die T‑Shirts, und Fir­ma Rame­low spen­de­te den Hosen­stoff. Für die Näh­kos­ten kam Edward Mero­ne auf. In einer fei­er­li­chen Zere­mo­nie über­reich­te Armin Ket­el­sen dem Pfad­fin­der Deblitz 55 Pfad­fin­der­uni­for­men mit den Wor­ten: “Wir prä­sen­tie­ren Ihnen die­se Uni­for­men in der Hoff­nung, dass man sie im wah­ren Pfad­fin­der­geist tra­gen wird.” “All­zeit bereit”, ver­sprach Deblitz.

Der Fir­men­grün­der, der bis­her allei­ni­ger Inha­ber des Beklei­dungs­hau­ses war, wan­del­te die­ses ein Jahr nach sei­nem 70. Geburts­tag in eine Kom­man­dit­ge­sell­schaft um. Als der Fir­men­grün­der am 4. Sep­tem­ber 1954 ver­starb, wur­de sein Nef­fe Fritz Lan­ge Geschäftsführer.

012-Ketelsen

In die­ser Zeit stan­den bei Ket­el­sen 123 kauf­män­ni­sche Ange­stell­te und Schnei­der auf der Lohn­lis­te,  davon waren 18 Mit­ar­bei­ter in der Cux­ha­ve­ner Filia­le tätig. Außer­dem arbei­te­ten, wie es in der Beklei­dungs­in­dus­trie damals üblich war, wei­te­re Mit­ar­bei­ter als “Heim­ar­bei­ter” für Ket­el­sen. Sie ver­näh­ten Fäden, besäum­ten Knopf­lö­cher und näh­ten Knöp­fe an.

In der Ände­rungs­schnei­de­rei waren Anfang der 1950er Jah­re etwa sechs Schnei­de­rin­nen und eine Meis­te­rin (Direc­tri­ce-Lei­te­rin) beschäf­tigt, die aus­schließ­lich für die Damen­be­klei­dung zustän­dig waren. Wenn auch Ände­rungs­ar­bei­ten wie Kür­zen, Wei­ten, Enger­ma­chen und Abste­cken zu den Haupt­auf­ga­ben der Ände­rungs­schnei­de­rei gehör­ten, so wur­den hier aber auch neue Abend­klei­der geschnei­dert und Moden­schau­en ausgerichtet.

Lehr­jah­re sind kei­ne Her­ren­jah­re”, das war damals ein geflü­gel­tes Wort. Heu­ti­ge Aus­zu­bil­den­de wür­den sicher ent­setzt drein­schau­en, wür­de man ihnen der­art aus­bil­dungs­fer­ne Tätig­kei­ten zumu­ten, wie sie die dama­li­gen Lehr­lin­ge zu ver­rich­ten hat­te. So gehör­te bei der Fir­ma Ket­el­sen zu den Lehr­lings­auf­ga­ben jener Jah­re der Heiz­dienst an den Wochen­en­den. Die Ame­ri­ka­ner stell­ten die Koh­le bereit, mit denen der Heiz­dienst die von den Ame­ri­ka­nern genutz­ten Räu­me zu hei­zen hat­ten. Manch ein Heiz­dienst hat die Gele­gen­heit wahr­ge­nom­men und ein paar Koh­len für daheim mitgenommen.

013-Ketelsen

Der Dienst am Kun­den war für das Beklei­dungs­haus Ket­el­sen genau­so Selbst­ver­ständ­lich wie das freund­li­che und hilfs­be­rei­te Mit­ein­an­der unter den Mit­ar­bei­tern. Von der Geschäfts­lei­tung über den Mit­ar­bei­tern bis hin­un­ter zum jüngs­ten Lehr­ling war man stolz dar­auf, zu einer gro­ßen Fami­lie zu gehö­ren. Ein gro­ßer Anteil der Ange­stell­ten blieb der Fir­ma Ket­el­sen jahr­zehn­te­lang treu. Und die Fir­men­treue wur­de belohnt mit sozia­len Leis­tun­gen, die für die dama­li­ge Zeit nicht selbst­ver­ständ­lich waren. So gab es zum Bei­spiel schon in den 1950er Jah­ren für die Mit­ar­bei­ter eine betrieb­li­che Alters­ver­sor­gung. Auch gehör­ten grö­ße­re Spen­den an cari­ta­ti­ve Ver­bän­de zur Tra­di­ti­on des Beklei­dungs­hau­ses Ketelsen.

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Im Jah­re 1958 wur­de die Uni­form­schnei­de­rei ein­ge­stellt. Deut­sche Uni­for­men wur­den ab 1945 ja nicht mehr gebraucht, und auf­grund der Beschrän­kun­gen, die die Alli­ier­ten im Jah­re 1945 für die deut­sche Han­dels­schiff­fahrt ein­führ­ten, wur­den auch von den Ree­de­rei­en immer weni­ger Uni­for­men nach­ge­fragt. Der Betrieb wur­de umge­stellt auf die Pro­duk­ti­on von “vor­neh­me Herren‑, Jüng­lings- und Kna­ben­be­klei­dung”. Bestimmt wer­den sich noch vie­le älte­re Leher an ihren Kon­fir­ma­ti­ons­an­zug aus dem Hau­se Ket­el­sen erinnern.

Nach­dem Aus­zug des Ame­ri­ka­hau­ses blieb das Beklei­dungs­ge­schäft Ket­el­sen noch zehn Jah­re in Lehe. Im Jah­re 1961 gab das Unter­neh­men die Geschäf­te in der Hafen­stra­ße auf und eröff­ne­te in der attrak­ti­ve­ren Bür­ger­meis­ter-Smith-Stra­ße 42 Ecke Kir­chen­stra­ße das “Spe­zi­al­haus für Her­ren- und Damenbekleidung”.

Nun, nach­dem die Ame­ri­ka­ner aus­ge­zo­gen waren und auch die Fir­ma Ket­el­sen das Haus Hafen­stra­ße 76 ver­las­sen hat, kauf­te die Stadt Bre­mer­ha­ven das Gebäu­de. Das Hoch­bau­amt zog jetzt hier ein und auch eine Zweig­stel­le der Stadt­bi­blio­thek. 1986 ver­kauf­te die Stadt das Haus an einen Möbelhändler.

Fritz Lan­ge, der Nef­fe des Fir­men­grün­ders Armin Ket­el­sen, war seit 1954 Geschäfts­füh­rer des Beklei­dungs­hau­ses. Im Jah­re 1978 zog sich Fritz Lan­ge aus der Geschäfts­füh­rung zurück und über­gab sei­nem Sohn Uwe Lan­ge das Ruder. Lei­der muss­te die­ser den Betrieb im Jah­re 1991 man­gels aus­rei­chen­der Ren­ta­bi­li­tät schlie­ßen. Wie Wer­ner Mahler, der bei Ket­el­sen 25 Jah­re als Wer­be­lei­ter beschäf­tigt war, muss­ten sich auch vie­le ande­re Mit­ar­bei­ter eine neue Anstel­lung suchen. Eine 80-jäh­ri­ge Fir­men­ge­schich­te ging zu Ende.
Quel­len:
H. Hil­de­brand: “Das Beklei­dungs­haus von Armin Ket­el­sen”, Geschich­ten aus Lehe, Band 1
Dr. Hart­mut Bickel­mann: “Wunsch­vor­stel­lung und Wirk­lich­keit”, Nie­der­deut­sches Hei­mat­blatt Nr. 733 vom Janu­ar 2011
Dr. Georg Bes­sell: “Hei­mat­chro­nik der Stadt Bre­mer­ha­ven”, Sei­ten 286 ff.
“Armin Ket­el­sen 70 Jah­re alt”, Nord­see-Zei­tung vom 11.04.1951
“Fach­leu­te in Sachen Wer­bung”, Nord­see-Zei­tung vom 16.04.2013
“Boy Scouts Get Help”, US Infor­ma­ti­ons Bul­le­tin “In and AROUND Ger­ma­ny” aus  Janu­ar 1952
stereoskopie.com
Kata­log Day 1 vom 17. – 18. März 2016, Sei­te 82, Alex­an­der His­to­ri­cal Auctions

Bremerhaven hat keinen Ford-Händler mehr

Nach gut 30 Jah­ren Prä­senz in der Rick­mers­stra­ße schließt das tra­di­ti­ons­rei­che Auto­haus Schlie­ben zum 31. Juli 2016 – danach gibt es in Bre­mer­ha­ven kei­nen Ford-Händ­ler mehr. Vier Jah­re Mühe gehen damit für die Mit­ar­bei­ter zu Ende.

keinen Ford-Händler mehr

Bereits am 26. Sep­tem­ber 2012 hat das Auto­haus Schlie­ben Insol­venz anmel­den müs­sen. Ver­bind­lich­kei­ten in Höhe von etwa einer Mil­lio­nen Euro haben die Auto­haus Schlie­ben GmbH zum Insol­venz­an­trag gezwun­gen. Ein ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter soll über einen Zeit­raum von fast zehn Jah­ren rund 250.000 Euro unter­schla­gen haben.

Das Amts­ge­richt Bre­mer­ha­ven hat das Insol­venz­ver­fah­ren am 1. Dezem­ber 2012 eröff­net und Rechts­an­walt Dr. Ger­rit Hölz­le zum Insol­venz­ver­wal­ter bestimmt, der gemein­sam mit dem Geschäfts­füh­rer Jochen Schlie­ben den Betrieb umstruk­tu­rie­ren sollte.

Zunächst hat der Insol­ven­ver­wal­ter einen auf Auto­häu­ser spe­zia­li­sier­ten Wirt­schafts­prü­fer zu Rate gezo­gen. Die­ser mach­te sich zunächst dar­an, den unge­wöhn­lich hohen Per­so­nal­kos­ten, vor­nehm­lich in der Ver­wal­tung, zu Lei­be zu rücken. Gleich­wohl war man sich bewusst, daß die hohen Per­so­nal­kos­ten nicht allein für die ange­häuf­ten Ver­bind­lich­kei­ten aus­schlag­ge­bend waren. Das Neu­wa­gen­ge­schäft lief zu schlep­pend, das Repa­ra­tur­ge­schäft war eben­falls rück­läu­fig. Lag es an den vie­len Neu­wa­gen, die zu Zei­ten der Abwrack­prä­mie ver­kauft wur­den? Oder war der Ser­vice nicht kun­den­ori­en­tiert? Auf jeden Fall glaub­te die Geschäfts­füh­rung, gute Chan­cen zu haben, daß Unter­neh­men zu sanie­ren und zu erhal­ten. Man war zuver­sicht­lich, die Ein­nah­men aus dem Repa­ra­tur­ge­schäft stei­gern zu können.

Auch an einen Ver­kauf des Auto­hau­ses hat der Insol­venz­ver­wal­ter gedacht. Aber es ist ihm in den ver­gan­ge­nen vier Jah­ren nicht gelun­gen, einen poten­ti­el­len Käu­fer für die Immo­bi­lie zu inter­es­sie­ren. Mög­li­cher­wei­se sind die Umsatz­stei­ge­run­gen im Neu­wa­gen­ge­schäft genau­so hin­ter den Erwar­tun­gen zurück­ge­blie­ben wie die aus dem Repa­ra­tur­ge­schäft. Viel­leicht lag es ja auch dar­an, daß die Gebäu­de nicht mehr zeit­ge­mäß sind. Ein Inves­tor hät­te wohl neu bau­en müssen.

Bis zuletzt ver­folg­ten die Ange­stell­ten den Gedan­ken, eine Mit­ar­bei­ter­ge­sell­schaft zu grün­den und das Unter­neh­men in eige­ner Regie wei­ter­zu­füh­ren. Aller­dings hät­te aus den erwirt­schaf­te­ten Erträ­gen die bis­he­ri­ge Mie­te nicht gezahlt wer­den kön­nen. Die Mit­ar­bei­ter boten Frau Schlie­ben an, eine um etwa 50 % redu­zier­te Mie­te zu zah­len. Doch dazu war sie wohl nicht bereit. Ist der Grund für die Ver­wei­ge­rungs­hal­tung dar­in zu suchen, daß der Insol­venz­ver­wal­ter den ehe­ma­li­gen Geschäfts­füh­rer Jochen Schlie­ben von sei­nen Auf­ga­ben ent­bun­den hat? Oder hät­te Frau Schlie­ben aus den um die Hälf­te redu­zier­ten Miet­ein­nah­men ihre lau­fen­den Grund­stücks­kos­ten nicht decken kön­nen? Jeden­falls schrieb die Nord­see-Zei­tung, der Insol­venz­ver­wal­ter “bedaue­re, dass die Schlie­bens der Ver­ant­wor­tung gegen­über ihren Mit­ar­bei­tern nicht nachkämen”.

Auf jeden Fall wird das Auto­haus zum 31. Juli 2016 geschlos­sen wer­den. Bre­mer­ha­ven hat nach der Schlie­ßung kei­ne Ford-Ver­tre­tung mehr – und 20 Mit­ar­bei­ter müs­sen sich eine ander­wei­ti­ge Beschäf­ti­gung suchen. Aber viel­leicht gibt es ja Hoff­nung: Der Ford-Kon­zern will für Bre­mer­ha­ven schnell einen neu­en Ver­trags­händ­ler suchen. Vor­erst müs­sen Ford­fah­rer in den Land­kreis aus­wei­chen: nach Ihli­en­worth, Cux­ha­ven, Hagen, Bad Beder­ke­sa oder Mulsum.
Quel­len:
Auto­haus mel­det Insol­venz an, D. Rahe, Nord­see-Zei­tung vom 28.09.2012
Gute Chan­cen für Ret­tung von Schlie­ben”, Nord­see-Zei­tung vom 13.11.2012
Auto­haus Schlie­ben schließt”, D. Schmidt, Nord­see-Zei­tung vom 30.06.2016
Ford kün­digt Rück­kehr an”, Nord­see-Zei­tung vom 02.207.2016
Schlie­ben bleibt bis Ende Juli”, Nord­see-Zei­tung vom 04.07.2016

Das Aue-Viertel — ein verschwiegener Winkel in Lehe

Als ich an einem Som­mer­mor­gen früh mor­gens um sechs Uhr das Aue-Vier­tel betrat, schien mir, ich sei in eine Welt gekom­men, in der die Zeit ste­hen­ge­blie­ben ist. Fast wie auf Zehen­spit­zen schlich ich durch die stil­le Oase der Ruhe. Kei­nes­falls woll­te ich den Bewoh­nern die­ser so stil­len Gas­sen den Schlaf steh­len.  Nur die Anwe­sen­heit einer alten Dame, die mit ihrem Dackel gedan­ken­ver­lo­ren mit­ten auf der Stra­ße stand, bürg­te dafür, dass das Aue-Vier­tel noch bewohnt ist.

Das Aue-Viertel

Öst­lich der lau­ten Bre­mer­ha­ve­ner Hafen­stra­ße fin­det der Suchen­de die stil­le Oase — das Aue-Vier­tel. Das aus vie­len klei­nen Gas­sen bestehen­de alte Wohn­ge­biet wird im Osten von der bis an den Geest­e­bo­gen her­an rei­chen­den Werft­stra­ße begrenzt. Im Nor­den bil­det die Aue­stra­ße den Abschluss des Vier­tels, wäh­rend der süd­li­che Teil des Aue-Vier­tels eben­falls auf die dort in die Hafen­stra­ße ein­mün­den­de Werft­stra­ße trifft.

Auestrasse

Hier waren die Werft­ar­bei­ter Zuhau­se, die auf den anlie­gen­den ers­ten Geest­e­werf­ten ihr Geld ver­dien­ten. Die­se Arbei­ter­häu­ser sind nicht so pom­pös wie die mehr­stö­cki­gen Grün­der­zeit­häu­ser, die an der Hafen­stra­ße oder in der Goe­the­stra­ße ste­hen. Nein, es sind klei­ne spitz­gie­b­li­ge Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häu­ser, von denen die ers­ten wohl schon um 1850 gebaut wor­den sein mögen.

Gorch-Fock-Strasse

Vor­bei an den Häu­sern zie­hen sich die alten Gas­sen. Da ist zum Bei­spiel die Gorch-Fock-Stra­ße, die von der Hafen­stra­ße kom­mend heu­te kurz vor der Werft­stra­ße endet und wahr­schein­lich schon um 1880 ange­legt wur­de. Aber damals hieß sie noch Geest­stra­ße und behei­ma­te­te im Jah­re 1893 schon 20 Häu­ser. Erst im Jah­re 1925 bekam die Stra­ße ihren heu­ti­gen Namen.

Am Schafdeich

Die Werft­stra­ße ist aus einem alten Geest­edeich, dem soge­nann­ten Schaf­deich, her­vor­ge­gan­gen. Namens­ge­ber der Werft­stra­ße war die ehe­ma­li­ge Schiff­bau­ge­sell­schaft Unter­we­ser AG. An der Süd­sei­te der Werft­stra­ße fin­det man das Fir­men­ge­län­de der unter­ge­gan­ge­nen Bau­ge­sell­schaft H. F. Kis­te­ner.

Auf den Sülten

Zwi­schen Werft- und Gorch-Fock-Stra­ße ver­läuft par­al­lel die eben­falls sehr alte Stra­ße:  Auf den Sül­ten ist wohl eher als Gas­se zu bezeich­nen, die um 1860 ange­legt wur­de. Eben­falls um 1960 wur­de eine Stra­ße ange­legt, die im Jah­re 1875 den Namen Gra­ben­stra­ße bekam. Seit 1925 heißt die Stra­ße Was­ser­weg, sie ver­bin­det die Gorch-Fock-Stra­ße mit Auf den Sülten.

Thorner Strasse

Zwi­schen all die­sen Stra­ßen gibt es noch vie­le wei­te­re klei­ne Gas­sen: Aue­stra­ße, Thor­ner Stra­ße, Am Siel und die Lui­sen­stra­ße, die der Eisen­bahn­be­am­te Carl Cor­des mit den ers­ten Häu­sern bebau­te. So mach­te er den Vor­schlag, der Stra­ße den Vor­na­men sei­ner Nach­bars­toch­ter Loui­se Roentsch zu geben.

Gaststaette Ihlemann

Es scheint, als haben wohl auch die Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­vä­ter das Aue-Vier­tel neu ent­deckt. Jeden­falls berich­te­te die Nord­see-Zei­tung, das die­ses “Netz aus klei­nen Sei­ten­gas­sen auf his­to­ri­schem Boden” auf­ge­wer­tet wer­den soll. Dabei ist dem Stadt­pla­nungs­amt die seit 15 Jah­ren dahingam­meln­de Knei­pe an der Ecke Was­ser­weg zur Gorch-Fock-Stra­ße ein Dorn im Auge. Das Gebäu­de soll – wenn es nicht zu sanie­ren ist – abge­ris­sen wer­den. Ein Abriss wäre schade.

Gaststaette Ihlemann

Über vie­le Jahr­zehn­te war die­se Tra­di­ti­ons-Gast­wirt­schaft eine der Stamm­knei­pen der Werft­ar­bei­ter. Der Bre­mer­ha­ve­ner G. Leh­mann erzähl­te mir am Tele­fon von den vie­len Knei­pen und klei­nen Geschäf­ten, die es in den 1950er Jah­ren im Aue-Vier­tel gege­ben hat. Und er schwärm­te von der Zeit, als er regel­mä­ßig in “sei­ne Stamm­knei­pe” Gast­stät­te Ihle­mann ging. Natür­lich war die Gast­stät­te Ihle­mann nicht iden­tisch mit dem Lokal “Del­phin”, das sich ja in der Stra­ße Auf den Sül­ten befand.

Auf den Sülten

Die Werf­ten haben ihre Tore schon vor lan­ger Zeit für immer geschlos­sen, und vie­le Häu­ser haben ihr ursprüng­li­ches Ant­litz längst ver­lo­ren. Aber das, was noch an alten Bau­ten vor­han­den ist, hält der Lan­des­denk­mal­pfle­ger für erhal­tens­wert. In Zusam­men­ar­beit mit der Eigen­tü­mer-Stand­ort­ge­mein­schaft ESG Lehe soll nun das Aue-Vier­tel im Rah­men des Stadt­um­bau­pro­gramms Lehe kar­tiert und geprüft wer­den. Was nicht mehr erhal­tens­wert ist, soll abge­ris­sen wer­den. Die Stadt­pla­ner hof­fen, dass von der Bele­bung des Kist­ner-Gelän­des auch das Aue-Vier­tel pro­fi­tie­ren wird.

Sei­nen Namen hat das Aue-Vier­tel von dem klei­nen Flüss­chen Aue, das sich vom Nor­den kom­mend durch das Vier­tel schlän­gel­te, um sich an sei­nem Ende bei Ebbe in die Gees­te zu ergie­ßen. Bei Flut wur­de die Mün­dung der Aue durch Siel­to­re ver­schlos­sen. In den 1960er Jah­ren wur­de das Flüss­chen sei­nes Bet­tes beraubt und durch Roh­re gelei­tet. 1971 wur­de die Aue zugeschüttet.
Quel­len:
Susan­ne Schwan, “Auf­trieb fürs alte Aue-Vier­tel”, Nord­see-Zei­tung vom 21.05.2016
Her­bert Kört­ge, “Die Stra­ßen­na­men der  See­stadt Bremerhaven”

Hat das Goethequartier einen Liebhaber gefunden?

Wer durch das Leher Goe­the­quar­tier spa­ziert, erkennt die Pro­ble­me sofort. Zuge­na­gel­te Fens­ter, zer­brö­ckeln­de Gie­bel, vom Absturz bedroh­te Bal­ko­ne und ver­dreck­te Vor­gär­ten ver­schan­deln seit Jah­ren die Goe­the­stra­ße und umzu. Wun­der­schö­ne Grün­der­zeit­ge­bäu­de ver­wan­del­ten sich mit den Jah­ren zu unbe­wohn­ba­ren her­un­ter­ge­kom­me­nen Häu­sern. Mie­ter wan­der­ten ab, die Zeit der Spe­ku­lan­ten brach an.

Goethequartier

Wer an einem Som­mer­tag früh­mor­gens durch die noch schla­fen­de Goe­the­stra­ße schlen­dert, erlebt eine ver­träum­te Stra­ße im Dorn­rös­chen­schlaf. Er kommt an behut­sam restau­rier­te Häu­ser vor­bei, die ihren 100. Geburts­tag schon lan­ge hin­ter sich haben. Der Spa­zier­gän­ger sieht aber auch Häu­ser, die eine Schan­de für die Leher Alt­stadt sind: Schrott­im­mo­bi­li­en, deren Eigen­tü­mer Spe­ku­lan­ten sind, die in ihre Häu­ser nichts mehr inves­tie­ren wol­len und sie ver­fal­len las­sen. Die ver­wahr­los­ten Immo­bi­li­en stel­len einer­seits eine der­ar­ti­ge Gefahr für die Ver­kehrs­si­cher­heit dar, dass die Stadt oft­mals auf eige­nen Kos­ten Siche­rungs­maß­nah­men in Auf­trag geben muss. Ande­rer­seits haben die Eigen­tü­mer benach­bar­ter Häu­ser einen enor­men Wert­ver­lust zu beklagen.

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Schon vie­le Jah­re kämpft die Stadt Bre­mer­ha­ven ver­bis­sen und zäh gegen die Spe­ku­lan­ten. Sie ver­han­delt oft jah­re­lang mit den Eigen­tü­mern, um unrett­ba­re und damit wert­lo­se Immo­bi­li­en in ihren Besitz zu brin­gen. Eine gro­ße Hil­fe ist das von der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung im Juni 2009 auf Basis der §§ 24ff Bau­ge­setz­buch beschlos­se­ne “Vor­kaufs­orts­ge­setz”, das der Stadt bei bestimm­ten Grund­stü­cken ein Vor­kaufs­recht ein­räumt. Auf­grund des Vor­kaufs­rech­tes hat die Stadt einen Rechts­an­spruch, im Fal­le des Ver­kaufs eines Grund­stü­ckes an einen Drit­ten, in den Kauf­ver­trag ein­zu­stei­gen, wenn das aus bau­ord­nungs­recht­li­cher und städ­te­bau­li­cher Sicht ange­zeigt ist.

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Die Gebäu­de wer­den dann mit Mit­teln aus dem Pro­gramm Stadt­um­bau-West abge­ris­sen. Oder in Zusam­men­ar­beit mit Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten oder seriö­sen Pri­vat­in­ves­to­ren saniert – soweit eine Sanie­rung sinn­voll ist. und sind die Schrott­im­mo­bi­li­en erst ein­mal ver­schwun­den, ver­bes­sert sich auch der Wohn­wert in der Nach­bar­schaft nach­hal­tig. Und das wie­der­um wirkt sich posi­tiv auf den Wert eines Gebäu­des aus.

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Jetzt keimt neue Hoff­nung auf. Der Ber­li­ner Inves­tor Rolf Thör­ner, Vor­stand der META AG,  soll die Häu­ser Goe­the­stra­ße 50a und Uhland­stra­ße 16 bereits erwor­be­nen haben um sie zu sanie­ren. Und auch die bereits für einen Abriss vor­ge­se­he­nen Häu­ser Luther­stra­ße 24 und Rick­mers­stra­ße 51 will der Inves­tor wohl über­neh­men und wie­der auf Vor­der­mann brin­gen. Das wird bestimmt vie­le älte­re Bre­mer­ha­ve­ner sehr freu­en, war doch das über 100 Jah­re alte Eck­haus Rick­mer­stra­ße 51/Körnerstraße die ers­te Adres­se für Jazz und Soul­mu­sik. In die­ses Haus zog am 1. April 1958 “Chico’s Place“ein, und der Jazz-Club blieb 30 Jah­re der *“Garant für hei­ßen Jazz und die neu­es­te Soul-Musik”.

Ins­ge­samt soll der Inves­tor zwei Mil­lio­nen Euro ein­ge­plant haben, mehr als die Hälf­te sol­len in das Haus Luther­stra­ße 24 inves­tiert wer­den. Auf der Home­page der META AG ver­weist Rolf Thör­ner auf 30-jäh­ri­ge Berufs­er­fah­rung und stellt eine Rei­he sanier­ter Ber­li­ner Alt­bau­ten vor. Er freut sich schon dar­auf, spä­ter in das Haus Luther­stra­ße 24 ein­zu­zie­hen um dar­in zu leben und zu arbei­ten. Rolf Thör­ner ist davon über­zeugt, dass durch sei­ne Inves­ti­tio­nen die Nach­barn ermun­tert wer­den, eben­falls etwas für den Wert­erhalt ihrer Gebäu­de zu tun.

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Rolf Thör­ner soll sich schon dar­auf freu­en, bei der Quar­tiers­ent­wick­lung in Bre­mer­ha­ven dabei sein zu kön­nen. Er wol­le ver­su­chen, die Erd­ge­schos­se an Gewer­be­trei­ben­de zu ver­mie­ten. Viel­leicht zieht ja in die Goe­the­stra­ße 50a irgend­wann ein­mal ein Back­shop ein. Auf jeden Fall soll Rolf Thör­ner dazu bei­tra­gen wol­len, dass das Goe­the­quar­tier eine bes­se­re Infra­struk­tur bekommt.

Stadt­pla­ner Fried­rich soll sich laut Nord­see-Zei­tung posi­tiv über­rascht gezeigt haben, dass die Gebäu­de Luther­stra­ße 24 und Rick­mers­stra­ße 51 nun wohl doch erhal­ten wer­den kön­nen: “Wenn die Gebäu­de nicht abge­ris­sen wer­den, son­dern die Iden­ti­tät des Stadt­teils erhal­ten bleibt, ist das natür­lich toll.” Mög­li­cher­wei­se kann der Inves­tor zumin­dest für die­se Gebäu­de För­der­mit­tel aus dem Städ­te­bau-För­de­rungs­pro­gramm West bekommen.

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Wie ich bereits berich­tet habe, soll auch die Städ­ti­sche Woh­nungs­ge­sell­schaft Bre­mer­ha­ven (Stä­wog) wei­te­re Sanie­rungs­maß­nah­men in der Goe­the­stra­ße pla­nen. Und die Nord­see-Zei­tung zitiert den Bre­mer­ha­ve­ner Ober­bür­ger­meis­ter Granz: “Außer­dem wer­den wir beim Kist­ner­ge­län­de angrei­fen, was eben­falls eine Aus­strah­lung auf das Goe­the­quar­tier haben wird. Ich bin guter Din­ge, dass ein rich­ti­ger Ent­wick­lungs­schub ent­steht und hof­fe,  dass der Stadt­teil das Tal der Trä­nen durch­schrit­ten hat.”
Quel­len:
*deichklang.de, Chico’s Place — exqui­sit in Jazz ’n’ Soul
Ch. Hes­ke, Ver­rückt nach Alt­bau­ten, Sonn­tags­jour­nal vom 15.05.2016