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Museumsschiff “Seefalke” mit eingerüsteten Masten

So einen Anblick bie­tet das Muse­ums­schiff “See­fal­ke” wohl nicht sehr häu­fig – ein­ge­rüs­tet bis zu den Mast­top­pen. Mas­ten, Schorn­stein und Brü­cken­front­schott wer­den ent­ros­tet und kon­ser­viert. Mitt­ler­wei­le wur­de das Gerüst wie­der entfernt.

Museumsschiff "Seefalke"

Die Kon­ser­vie­rungs­ar­bei­ten wer­den durch Spen­den von der Bugsier‑, Ree­de­rei- und Ber­gungs­ge­sell­schaft mbH & Co. KG sowie von den Fir­men Kaib Gerüst­bau und Impa­rat Farb­werk Iver­sen & Mähl GmbH & Co. KG ermög­licht. Der Hoch­see­ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” war einst das Flagg­schiff unse­rer Ree­de­rei. “Es ist mir ein Bedürf­nis, das Schiff wie­der auf Vor­der­mann zu brin­gen“, sagt Hajo Schuch­mann von der Bug­sier-Ree­de­rei und Initia­tor der Spen­de. Par­al­lel zu den Kon­ser­vie­rungs­ar­bei­ten wird auch eine neue Hei­zungs­an­la­ge auf der “See­fal­ke” ein­ge­baut, gespen­det vom DSM-Förderverein.

"Seefalke"

Erst im ver­gan­ge­nen Jahr konn­te die im Jah­re 1924 für den Geest­e­mün­der Ree­der Wil­helm Schuch­mann auf der Teck­len­borg-Werft gebau­te “See­fal­ke” ihren 90. Geburts­tag fei­ern. Seit 1970 gehört das Schiff dem Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um, und seit­her hat das Muse­ums­schiff sei­nen Lie­ge­platz im Alten Hafen. Und hier knab­bert der Zahn der Zeit unauf­hör­lich an dem alten Schiff und hat es zu einem Dau­er­pfle­ge­fall gemacht.

Allein aus dem begrenz­ten Etat des Schif­fahrts­mu­se­um  kön­nen die auf­wen­di­gen Sanie­rungs­ar­bei­ten nicht finan­ziert wer­den. So wird uner­müd­lich nach Mög­lich­kei­ten gesucht, das Spen­den­auf­kom­men zu vergrößern.

Funkstation auf der "Seefalke"

Das ist auch für den Deut­schen Ama­teur-Radio-Club von gro­ßer Bedeu­tung. Die nut­zen seit 1976 den noch ori­gi­nal erhal­te­nen Funk­raum des ehe­ma­li­gen Hoch­see­schlep­pers als Club­sta­ti­on und ver­sen­den von hier zu beson­de­ren Anläs­sen ihre Grü­ße  in alle Welt. Lei­der ist der Funk­raum seit eini­gen Jah­ren nicht mehr besetzt – ein­ge­drun­ge­nes Regen­was­ser hat ihn unbrauch­bar gemacht. Seit die “See­fal­ke” saniert wird, befin­det sich die Sta­ti­on der Ama­teur­fun­ker auf der Schiffs­brü­cke im Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um.
Quel­len:
Jür­gen Rab­bel: “See­fal­ke” fei­ert 90. Geburts­tag, Nord­see-Zei­tung vom 1.11.2014
DIE GUTE TATAKTIV FÜR ANDERE, Nord­see-Zei­tung vom 6.6.2015
Deut­sches Schif­fahrts­mu­se­um | Pres­se­mel­dung vom 28.05.2015
Deut­scher Ama­teur-Radio-Club e. V.

Erinnerungen eines Matrosen an seine Bordzeit auf “Seefalke”

Für mei­ne Leser, die weit­ab von der Nord­see­küs­te woh­nen, habe ich in mei­nem Bei­trag “Muse­ums­schiff ‘See­fal­ke’ wird saniert” die Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen gepos­tet, der 20 Mona­te lang zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” fuhr. Der “See­fal­ke” liegt heu­te vor dem Deut­schen Schiffahrtsmuseum. 

Den zwei­ten Teil könnt Ihr hier lesen. Heu­te gibt es den letz­ten Teil :

"Santa Paula

Hei­ni sorgt für ban­ge Minu­ten an Bord

Auf Schlep­prei­sen ging es nicht so geruh­sam zu. Ich kann mich noch gut dar­an erin­nern, dass auf die­sen Rei­sen min­des­tens drei­mal die Schlepp­ver­bin­dung brach und der Anhang bei sehr schlech­tem Wet­ter wie­der ein­ge­fan­gen wer­den musste. 

Die “See­fal­ke” hat­te noch ein altes, kon­ven­tio­nel­les Schlepp­sys­tem im Gegen­satz zu dem heu­ti­gen, wo 1000 Meter Schlepp­draht auf einer Trom­mel auf­ge­spult sind und per Knopf­druck je nach Bedarf ver­kürzt oder ver­län­gert wer­den kön­nen. Das Ein­ho­len war rei­ne Kno­chen­ar­beit. Es muss­ten die ein­zel­nen 220 Meter Draht­län­gen über den Spill­kopf ein­ge­holt, abge­stoppt, abge­schä­kelt, wie­der Bucht für Bucht fein säu­ber­lich auf der hin­te­ren Schlepp­grä­ting auf­ge­schos­sen und gelascht wer­den, damit der Schlepp­draht beim Aus­fah­ren nicht auf ein­mal aus­rau­schen konnte. 

Die­ses Sze­na­rio wie­der­hol­te sich noch min­des­tens drei­mal auf jeder Rei­se, und zwar beim Errei­chen der 200-See­mei­len-Gren­ze im Eng­li­schen Kanal, kurz vor Dover wegen des dor­ti­gen star­ken Ver­kehrs und schließ­lich auf der Elbe. Bei letz­te­rer Auf­kür­zung wur­de dann der Anhang auf “kur­ze Lei­ne” genom­men. Das waren dann nur noch 90 Meter. Sonst konn­te der Schlepp­zug nicht die Elbe hoch nach Ham­burg fahren. 

Nach sol­chen Rei­sen ver­hol­te dann der Schlep­per nach Bre­mer­ha­ven zum Schuch­mann-Platz und wur­de dort für die nächs­te Schlep­prei­se ver­pro­vi­an­tiert und aus­ge­rüs­tet. Anfal­len­de Maschi­nen­re­pa­ra­tu­ren wur­den dann zur glei­chen Zeit erle­digt. Dann trat der Chef in Akti­on. Er wir­bel­te durch das Schiff, inspi­zier­te zuerst das Schlepp­ge­schirr und dann den Maschi­nen­raum. Dies waren immer ban­ge Minu­ten für die Schiffs­füh­rung, denn er war für sei­ne mar­ki­gen Sprü­che und auch für sei­ne Wut­aus­brü­che bekannt. 

Ich erin­ne­re mich noch an eine Sze­ne, als mein Kum­pel — ein hage­rer, bedäch­ti­ger Ham­bur­ger — ihn um ein Radio für unser Mann­schafts­lo­gis bat. Sogleich kam die Reak­ti­on: “Ich stel­le nächs­tens noch den Her­ren Matro­sen ein Schwimm­bad an Deck, damit sie ihre Eier schau­keln kön­nen.” Die ruhi­ge Ant­wort mei­nes Kum­pels: “Nee, brau­chen wir nicht, wir haben genug Was­ser an Deck. Wir brau­chen ein Radio.” Am nächs­ten Tag kam “Hei­ni”, wie er heim­lich genannt wur­de, mit einem Radio unterm Arm und über­gab es uns, dies­mal etwas freundlicher.

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 31. August 2012

Erinnerungen eines Matrosen an seine Bordzeit auf “Seefalke”

Für mei­ne Leser, die weit­ab von der Nord­see­küs­te woh­nen, habe ich in mei­nem Bei­trag “Muse­ums­schiff ‘See­fal­ke’ wird saniert” die Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen gepos­tet, der 20 Mona­te lang zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” fuhr. Der “See­fal­ke” liegt heu­te vor dem Deut­schen Schiffahrtsmuseum. 

Heu­te geht es mit dem zwei­ten Teil der Erin­ne­run­gen weiter:

Geschirr und Wäsche wan­dern in die Pütz

Bei Schlecht­wet­ter war der Weg vom hin­te­ren Mann­schafts­lo­gis bis hin zur Brü­cke recht Sturm auf dem Atlantikaben­teu­er­lich. Über Deck konn­te man dann nicht mehr zu den vor­de­ren Wohn­räu­men gelan­gen. Man muss­te in der Ber­gungs­last durch ein Mann­loch in den Wel­len­tun­nel krie­chen, sich zwi­schen den bei­den dre­hen­den Pro­pel­ler­wel­len durch­han­geln, durch den Maschi­nen­raum gehen und kam bei der Kom­bü­se raus. Danach kam man in die Mann­schafts­mes­se, wo am Ende zur Kom­bü­se eine Decken­klap­pe geöff­net und eine Lei­ter ange­stellt wur­de. Man kam schließ­lich vor dem Funk­raum auf dem Kapi­täns­deck raus.

Dann war­te­te man einen pas­sen­den Moment ab, wenn das Vor­schiff aus­tauch­te, saus­te um die Ecke und erklomm die Lei­ter hoch zum Brü­cken­deck. Dann war man in Sicher­heit. Die­se Decken­klap­pe ist noch heu­te unver­än­dert, jedoch die stei­le Lei­ter zum Brü­cken­deck ist heu­te durch eine Trep­pe ersetzt.

Für die gesam­te Mann­schaft gab es einen Wasch­raum und eine Toi­let­te. Wasch­ma­schi­ne und Trock­ner waren Fremd­wör­ter. Die Wäsche wur­de in der Pütz gewa­schen. Auf See wur­de gemein­sam in einer Mes­se geges­sen. Es gab ja nur eine.

Backschaft auf dem AchterdeckIch kann mich noch gut an einen Vor­fall erin­nern, der nicht gera­de zur Erhei­te­rung bei­trug. Der Koch, der ältes­te von uns, hat­te ein­mal Gulasch auf sei­nem Spei­se­plan. Das Gulasch war schon fer­tig. So stell­te er die­sen Topf an die Sei­te des Ofens und war­te­te dar­auf, dass die Kar­tof­feln gar wur­den. Unglück­li­cher­wei­se leck­te der dar­über hän­gen­de Gas­öl­tank  für den Ofen, so dass ein ste­ter Trop­fen in den Gulasch­topf fiel.

Nun ist Gulasch mit Die­sel­ge­schmack nicht jeder­manns Sache. So ent­lud sich der gan­ze auf­ge­stau­te Frust über den armen Koch. Die­se Ört­lich­keit ist heu­te noch zu besich­ti­gen. Die­ser Tank hängt noch heu­te an glei­cher Stel­le über der Ofenseite.

Es herrsch­te zu die­ser Zeit eine fes­te Bord­hier­ar­chie, wie sie damals bei der See­fahrt noch üblich war. Alle Offi­zie­re tru­gen meis­tens Uni­form oder wenigs­tens ein Teil davon, was heu­te nicht mehr üblich ist. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on in La Coru­ña lag, muss­ten wir Matro­sen in unse­rem Mann­schafts­lo­gis essen. Man woll­te dann nicht mit uns an einem Tisch sit­zen. Die Back­schaft und das Her­an­brin­gen des Essens oblag mir als Jüngstem.

Trotz der stren­gen Hier­ar­chie war das Betriebs­kli­ma gut. Wenn es dar­auf ankam, stand jeder für jeden ein. Man kann­te es ja auch nicht anders. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on lag, hat­te man genü­gend Frei­zeit, um abends mal an Land zu gehen. Jedoch muss­te die Hälf­te der Besat­zung immer an Bord blei­ben und man durf­te sich nie wei­ter vom Schiff ent­fer­nen, als das Typhon noch zu hören war. Die­ses war sehr kräf­tig aus­ge­legt. Wenn man das Signal – ein­mal lang, drei­mal kurz – hör­te (das Mor­se­si­gnal B stand für Bug­sier), saus­te man so schnell man konn­te zurück an Bord. Oft gab es jedoch Fehlalarm.

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 24. August 2012

Museumsschiff “Seefalke” wird saniert

Ver­rot­te­te Decks­plan­ken, auf­ge­platz­te Näh­te und Rost­lö­cher in der Stahl­haut. An dem knapp 90 Jah­re alten Hoch­see­schlep­per des Deut­schen Schif­fahrt­mu­se­ums in Bre­mer­ha­ven nagt der Zahn der Zeit und der Umwelteinflüsse.

Unter Deck fehlt bis­her nur Far­be. Aber wenn es wei­ter so durch die Decke reg­net, wird irgend­wann auch das schö­ne Maha­go­ni­holz in der Kapi­täns­ka­jü­te Scha­den nehmen.

Lei­der kom­men die Arbei­ter der Muse­ums­werk­statt nur schlep­pend vor­an. Ein Boots­bau­er, ein Schlos­ser, ein Tak­ler, ein Zim­mer­mann, zwei Maler, das ist die gan­ze Mann­schafft, die die Werk­statt auf­bie­ten kann, und zwar für das gesam­te Muse­um ein­schließ­lich der dazu­ge­hö­ri­gen sechs Schiffe.

Ober­deck und Peil­deck sind schon mit neu­en Stahl­plat­ten saniert wor­den. Jetzt wird das Holz­deck auf­ge­legt, aus Ore­gon Pine und Kam­ba­la. Noch gut 18 Mona­te, dann soll der “See­fal­ke” wie­der was­ser­dicht sein.

Der "Seefalke" im Alten Hafen in Bremerhaven | Foto: Hermann SchwiebertDer knapp 56 Meter lan­ge und 10 Meter brei­te Hoch­see­schlep­per „See­fal­ke“ lief 1924 auf der Teck­len­borg Werft an der Gees­te vom Sta­pel. Im Zwei­ten Welt­krieg stand die „See­fal­ke“ in Diens­ten der Kriegs­ma­ri­ne und sank bei einem Bom­ben­an­griff im Kie­ler Hafen. Mit­ar­bei­ter der Ree­de­rei ver­steck­ten das Schiff vor den  Alli­ier­ten. Nach Kriegs­en­de hoben sie es und ver­senk­ten es erneut an einer gehei­men Stel­le in der Kie­ler För­de. Eini­ge Jah­re spä­ter wur­de die “See­fal­ke” erneut vom Mee­res­grund geholt, repa­riert und umge­baut. Noch bis Ende der sech­zi­ger Jah­re tat sie mit 19 Mann Besat­zung und ihrer 3.300 PS-Maschi­ne ihren Dienst als Ber­gungs- und Schiffs­über­füh­rungs­schlep­per. Seit 1970 steht sie im Eigen­tum des Deut­schen Schifffahrtsmuseums.

Seefalke2Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen
20 Mona­te lang fuhr ich zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke”. Aus heu­ti­ger Sicht ver­ste­he ich nicht mehr, dass ich es auf die­sem Schiff so lan­ge aus­ge­hal­ten habe.Vielleicht war es das “Aben­teu­er pur” und der Reiz des Neu­en. In die­ser Zeit habe ich jeden­falls das nöti­ge Rüst­zeug für gute See­mann­schaft erlangt, die mich für mei­ne wei­te­re see­män­ni­sche Lauf­bahn sehr nütz­lich war.

Das Zusam­men­le­ben mit so vie­len Leu­ten auf engs­tem Raum war nicht immer ein­fach. Zu der nor­ma­len 19-köp­fi­gen Besat­zung kamen bei anste­hen­den Schlep­prei­sen noch 5 Mann Über­füh­rungs­per­so­nal hin­zu, die bei der Über­fahrt über den Atlan­tik zum Schlep­p­ob­jekt irgend­wie unter­ge­bracht wer­den muss­ten. Zur dama­li­gen Zeit waren noch kei­ne Flug­rei­sen üblich. Die­se Leu­te waren meis­tens von den dama­li­gen Heu­er­stel­len rekru­tiert, und eini­ge von Ihnen wür­de man heu­te als “schwer ver­mit­tel­ba­re” Arbeits­kräf­te” bezeich­nen. Sie stie­gen dann im Ziel­ha­fen auf den zu schlep­pen­den Anhang über.

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