Verschlagwortet: Schiene

Görlitz baute den “Fliegenden Hamburger”

Ihren ers­ten Strom­li­ni­en­zug bestell­te die Deut­schen Reichs­bahn  im Febru­ar 1932 bei der Wag­gon- und Maschi­nen­bau AG Gör­litz  (dem heu­ti­gen Bom­bar­dier-Wag­gon­bau­werk). Bereits Ende 1932 wur­de der Die­sel­schnell­trieb­wa­gen aus­ge­lie­fert. Mit sei­nen zwei zusam­men­ge­kup­pel­ten Wagen ver­kehr­te der Trieb­zug ab 1933 zwi­schen Ber­lin und Ham­burg als damals welt­weit schnells­te Zugverbindung.

Fliegender Hamburger

Die damals neu­ar­ti­ge Kopf­form mit her­un­ter­ge­zo­ge­ner Dach­par­tie, den drei klei­nen Fens­tern im Füh­rer­stand und der umlau­fen­den Blech­schür­ze im Unter­ge­stell­be­reich ent­stand im Wind­ka­nal. In jedem Wagen­teil befand sich ein Maschi­nen­raum, ein Füh­rer­stand und ein Fahr­gast­raum. Ein Wagen­teil wies zudem einen Erfri­schungs­raum mit vier Sitz­plät­zen auf, der ande­re Wagen­teil beher­berg­te einen Gepäck­raum und zwei Toi­let­ten. Zur Ver­fü­gung in bei­den Tei­len stan­den ins­ge­samt 98 Sitzplätze. 

Vie­le Gör­lit­zer konn­ten den von zwei 410 PS May­bach-Die­sel­mo­to­ren ange­trie­be­nen Zug schon 1932 bestau­nen; es gab vie­le Pro­be­fahr­ten. Die Lokal­pres­se berich­te­te über den Zug als das “Wun­der von Gör­litz”. Mehr als 3.000 Men­schen besuch­ten eine öffent­li­che Ver­an­stal­tung, um den Zug zu sehen, der wegen sei­ner Höchst­ge­schwin­dig­keit von 160 Stun­den­ki­lo­me­ter auf den Namen “Flie­gen­der Ham­bur­ger” getauft wurde.

Für die 286 km lan­ge Stre­cke zwi­schen Ber­lin Lehr­ter Bahn­hof und Ham­burg Haupt­bahn­hof benö­tig­te der Zug 138 Minu­ten, eine Zeit, die erst 64 Jah­re spä­ter, im Mai 1997, von einem ICE-Zug der Deut­schen Bahn AG wie­der erreicht wurde. 

Bis zu sei­ner Aus­mus­te­rung im Jah­re 1957 hat er 1,55 Mil­lio­nen Kilo­me­ter zurückgelegt.

Quel­len:
de.wikipedia.org
sz-online.de vom 01.09.2012

Träumen die Bremerhavener von der Rückkehr der Straßenbahn?

Wünschen Sie sich die Stra­ßen­bahn zurück?“ Zu die­ser kürz­lich von der Nord­see-Zei­tung gestell­ten Fra­ge gaben 493 Leser ihr Votum ab: 77 Pro­zent stimm­ten dafür, nur 23 Pro­zent waren dagegen.

Straßenbahn Bremerhaven

Die Bau­kos­ten für die Wiedereinführung der Stra­ßen­bahn sol­len wohl bei etwa 10 Mil­lio­nen Euro pro Kilo­me­ter  lie­gen. Natür­lich gehen die Mei­nun­gen der Finan­zier­bar­keit aus­ein­an­der, je nach Votum. Die Befür­wor­ter sehen in einer neu­en Stra­ßen­bahn ein Bei­trag zum Kli­ma­schutz. Ande­re glau­ben nicht an eine finan­zi­el­le Machbarkeit.

Straßenbahn Bremerhaven

Am 28.04.2012 titel­te die Nord­see-Zei­tung “Kei­ne Zukunft für eine Stra­ßen­bahn” und unter­stri­chen, dass es “eine Renais­sance für eine Stra­ßen­bahn in der Stadt nicht geben wird”.

Das Ster­ben der Bre­mer­ha­ve­ner Stra­ßen­bahn sei ein über 20 Jah­re wäh­ren­der Pro­zess gewe­sen. Schließ­lich sei die Stre­cke und das Mate­ri­al so ver­schlis­sen gewe­sen, dass aus wirt­schaft­li­cher Sicht eine Wei­ter­füh­rung der Stra­ßen­bahn nicht zu ver­tre­ten war. Und der Chef von Bre­mer­ha­ven Bus hob her­vor: “Aus heu­ti­ger Sicht ist damals kein Feh­ler gemacht wor­den“. An die­sem Ergeb­nis habe sich bis heu­te auch nichts geän­dert, da in einer Stadt mit etwas mehr als 100 000 Ein­woh­nern das Fahr­gast­auf­kom­men nicht aus­rei­che, um eine Stra­ßen­bahn wirt­schaft­lich zu betreiben.

Wer aber träumt dann von einer Rück­kehr der Stra­ßen­bahn nach Bre­mer­ha­ven? Am Don­ners­tag, 29.08.2013, haben das Nord-Süd-Forum Bre­mer­ha­ven und der Ver­kehrs­club Bre­mer­ha­ven (CD) im Kli­ma­haus die Bro­schü­re “Die Stra­ßen­bahn. Für die Zukunft Bre­mer­ha­vens” vor­ge­stellt. Man ist der Mei­nung, dass man die Stra­ßen­bahn nur wirk­lich haben wol­le, dann wür­de sich auch eine Mög­lich­keit fin­den, den Wusch zu rea­li­sie­ren. Ein Ver­zicht auf die Stra­ßen­bahn hal­ten die Befür­wor­ter jeden­falls für einen gro­ßen ver­kehrs­po­li­ti­schen Feh­ler. Eine Stra­ßen­bahn brau­che pro Fahr­gast und 100 Kilo­me­ter Stre­cke nur das Äqui­va­lent zu 1,56 Liter Treib­stoff, ein Gelenk­bus mit 3,12 Liter dop­pelt soviel und ein Auto mehr als fünf­mal so viel.

Eine Stra­ßen­bahn­li­nie von Leher­hei­de nach Wuls­dorf mit einer Abzwei­gung nach Grün­hö­fe wür­de im Ein­zugs­be­reich von 80 000 Men­schen lie­gen. Dadurch wür­de der öffent­li­che Per­so­nen­ver­kehr auch für Auto­fah­rer wie­der attrak­tiv wer­den. Das Gros der Bevöl­ke­rung kön­ne mit etwa 20 Stra­ßen­bah­nen von den Wohn­ge­bie­ten in die wich­ti­gen Ziel­ge­bie­te trans­por­tiert wer­den. Bre­mer­ha­vens CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de soll der Mei­nung sein, dass die Abschaf­fung der Stra­ßen­bahn im Jah­re 1982 ein Feh­ler war. Es wäre aber ein erneu­ter Feh­ler, soll­te man sie heu­te wie­der einführen.

Abschlie­ßend möch­te ich die Fra­ge zur Dis­kus­si­on stel­len, ob in Anbe­tracht der stei­gen­den Strom­prei­se eine Stra­ßen­bahn wirk­lich so wirt­schaft­lich fährt, wie von den Befür­wor­tern dar­ge­stellt wird. Außer­dem wäre die Fra­ge nach der Umwelt­freund­lich­keit  zu dis­ku­tie­ren. In sei­ner aktu­el­len Aus­ga­be Nr. 36 vom 02.09.2013 beschreibt der SPIEGEL in dem Auf­satz “Das Strom-Phan­tom”, wie der plan­lo­se Aus­bau von Solar­an­la­gen und Wind­rä­dern die Ener­gie­wen­de gefähr­den soll und indi­rekt zu Kli­ma­kil­lern wer­den. Bei Wind­stil­le und bewölk­tem Him­mel müs­sen stin­ken­de Koh­le­kraft­wer­ke die Unter­pro­duk­ti­on auffangen.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 28.04.2012, 28.08.2013 und 30.08.2013