Verschlagwortet: Neuelandstraße

Eckkneipe “Bei Heidi” im Leher Klushof lebt

Wie in vie­len ande­ren Leher Orts­tei­len gab es auch im Klus­hof zahl­rei­che Eck­knei­pen, in denen frü­her das Leben pul­sier­te. Hier tra­fen sich die Bewoh­ner der umlie­gen­den Häu­ser, um die Tris­tesse in ihren damals viel zu klei­nen Woh­nung für ein paar Stun­den hin­ter sich zu las­sen. Und auch nur vor­über­ge­hend zur Unter­mie­te woh­nen­de Aus­wan­de­rer, Zeit­ar­bei­ter und Arbeits­mi­gran­ten such­ten abends ihre Eck­knei­pe auf.

Eckkneipe "Bei Heidi"

Vor lan­ger Zeit gab es in Lehe eine Klau­se (Klus­hof), die dem Orts­teil Klus­hof ihren Namen gab. Eine Knei­pe oder Klau­se war eine Schank­wirt­schaft, in der sich die “ein­fa­chen Leu­te” tra­fen. Inge­nieu­re, Kapi­tä­ne und Beam­te waren dage­gen in Gast­stät­ten unter sich. Heu­te kön­nen die Eck­knei­pen kei­nen Wirt mehr ernäh­ren. Vie­le Tra­di­ti­ons­knei­pen sind einer Shi­sha-Bar gewi­chen oder einem Wett­bü­ro oder sie ste­hen ganz ein­fach schon lan­ge leer.

Aber an der Ecke August- und Neu­e­land­stra­ße fin­det man noch eine alte Eck­knei­pe – “Bei Hei­di”. Es ist ein uri­ges Lokal aus der Kai­ser­zeit. Bereits im Jah­re 1906 stand der Vater der heu­ti­gen Eigen­tü­me­rin in der Knei­pe im Erd­ge­schoss am Tre­sen und hat Bier ausgeschenkt.

Kürz­lich wur­de das Haus reno­viert, es ist wie­der ein Schmuck­stück in die­sem alten Wohn­vier­tel. Die pri­va­ten Haus- und Woh­nungs­ei­gen­tü­mer, die im Jah­re 2014 die “Eigen­tü­mer­stand­ort­ge­mein­schaft Klus­hof” gegrün­det haben, wol­len aus dem Vier­tel wie­der eine attrak­ti­ve Wohn­ge­gend machen. Sicher­lich kei­ne ganz leich­te Auf­ga­be, da hier vie­le Natio­na­li­tä­ten und Kul­tu­ren aufeinandertreffen.

Viel­leicht trifft man sich zur Ver­stän­di­gung ja wie­der in der klei­nen Eck­knei­pe in der August­stra­ße 35. Auch wenn über der frisch reno­vier­ten Knei­pe noch das Tra­di­ti­ons­schild “Bei Hei­di” prangt, das Lokal heißt jetzt “Lütt un Lütt”. Aber vie­le Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de aus “Bei Hei­di” sind erhal­ten geblie­ben. So wer­den sich die bis­he­ri­gen Stamm­gäs­te sicher wie­der wie zuhau­se fühlen.

Neu­eröff­nung war am 8. August. Sonn­tags mon­tags, mitt­wochs und don­ners­tags ist von 9.30 Uhr bis 2 Uhr geöff­net, frei­tags und sams­tags ist open end.
Quel­len:
Susan­ne Schwan, Klus­hof-Kli­ma auf der Kip­pe, Nord­see-Zei­tung v. 21.8.2015

Die längst vergessenen Häuser 20 und 22 in der Neuelandstraße in Lehe

Der schreck­li­che Luft­an­griff am 18.09.1944 auf Bre­mer­ha­ven war nicht der ers­te Bom­ben­an­griff, den die Alli­ier­ten auf Bre­mer­ha­ven flo­gen. Bereits im Juni des glei­chen Jah­res ver­lo­ren Leher Bür­ger durch einen Bom­ben­an­griff ihr Hab und Gut.

Heu­te erin­nern in der Neu­e­land­stra­ße in Lehe nur noch Bau­lü­cken an Gebäu­de, die längst abge­ris­sen wur­den. Eini­ge Häu­ser aus der Grün­der­zeit waren bau­fäl­lig, ande­re wur­den Opfer des Luft­an­grif­fes. Auch die heu­te längst ver­ges­se­nen Häu­ser Num­mer 20 und 22 wur­den durch Bom­ben zerstört.

Die Grün­dung Bre­mer­ha­vens im 19. Jahr­hun­dert nahm der Bedarf an Wohn­raum stän­dig zu. In Bre­mer­ha­ven war der Bau­grund natur­ge­mäß sehr begrenzt, und so wich man in die Nach­bar­ge­mein­den aus. In der Gemein­de Lehe ent­stan­den damals beson­ders vie­le neue Stra­ßen­zü­ge. Im Jah­re 1850 wur­de auf dem Flur­stück “Neue Land” die Neu­e­land­stra­ße gebaut.

In die­ser Stra­ße wur­den gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts die Häu­ser mit den Num­mern 19, 20, 22, 34 und 36 erstellt.

Neuelandstrasse, Blick vom Süden - heute

Das Haus Num­mer 20 hat­te einen stra­ßen­sei­ti­gen Spitz­gie­bel und im ers­ten Stock einen Erker. Der Blend­gie­bel des Hau­ses Num­mer 22 wies eben­falls zur Stra­ße hin. Die Orna­men­te an den Fas­sa­den erin­ner­ten an die Gründerzeit.

Neuelandstraße 24

In den Häu­sern befan­den sich klei­ne Woh­nun­gen mit Küche, Kam­mer, Stu­be und Kor­ri­dor. Die Gemein­schafts­toi­let­ten befan­den sich außer­halb der Woh­nun­gen. Im Hofe waren Wasch­kü­chen und Hüh­ner­stäl­le untergebracht.

Neuelandstraße Garagenhof

Die Was­ser­ver­sor­gung für bei­de Häu­ser erfolg­te durch eine Zis­ter­ne, die wäh­rend des 2. Welt­krie­ges zum Luft­schutz­raum umfunk­tio­niert wur­de. Ab 1933 waren bei­de Häu­ser an das elek­tri­schen Strom­netz angeschlossen.

Gewöhn­lich flo­gen die Bom­ber über Weser­mün­de nur hin­weg. Aber am 18. Juni 1944 war es anders. Die Bom­ben fie­len auf Bre­mer­ha­ven Mit­te und auf Lehe. Es gab vie­le Todes­op­fer und ver­letz­te 290 Men­schen, zum Teil sehr schwer. 257 Woh­nun­gen wur­den kom­plett zer­stört und 241 schwer beschädigt.

Auch die Häu­ser Neu­e­land­stra­ße Num­mer 18 bis Num­mer 22 wur­den zer­stört. Heu­te befin­det sich auf dem Grund­stück ein Garagenhof.

Quel­le:
Peter Raap: Nie­der­deut­sches Hei­mat­blatt Nr. 774 vom Juni 2014, Sei­ten 1 + 2