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Troßschiff “Lüneburg” — vor 50 Jahren in Dienst gestellt

Was ist eigent­lich aus der “Lüne­burg” gewor­den. Das Troß­schiff mit der Hall­num­mer A 1411 wur­de am 31. Janu­ar 1966 als ers­ter von ins­ge­samt acht “Klei­nen Ver­sor­gern” in den Dienst der Mari­ne gestellt. Das ehe­ma­li­ge Besat­zungs­mit­glied Nor­bert Schrö­der hat das Geheim­nis gelüf­tet:Troßschiff "Lüneburg"Die Ver­sor­ger der „Lüneburg“-Klasse dien­ten der ope­ra­ti­ven Ein­satz­ver­sor­gung der Ein­hei­ten auf See. Im Juni 1994, also 28 Jah­re spä­ter, war die Dienst­zeit der Lüne­burg vor­erst been­det. Doch schon zwei Jah­re spä­ter begann für die Ex-Lüne­burg eine zwei­te Nutzungsphase.

Unter neu­em Namen ARC „Car­ta­ge­na de Indi­as (BM 161)“ erfüllt das Schiff auch heu­te noch, 50 Jah­re nach Indienst­stel­lung, sei­ne Auf­ga­ben für die „Arma­da Nacio­nal de Colom­bia“. 1996 gin­gen gleich zwei Schif­fe der Ver­sor­ger-Klas­se an Kolum­bi­en – die Lüne­burg A1411 und die Nien­burg A1413. Bei­de Schif­fe wur­den von der kolum­bia­ni­schen Mari­ne moder­ni­siert. Anla­gen­tei­le, Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Radar­sys­te­me wur­den erneu­ert. Ein Flug­deck, auf dem Heli­ko­pter des Typs Bell 212 lan­den kön­nen, gehört zur neu­en Aus­stat­tung. Bei­de Schif­fe lau­fen heu­te unter neu­en Namen — die „Lüne­burg“ unter ARC „Car­ta­ge­na de Indi­as (BM 161)“ und die „Nien­burg“ unter ARC „Buen­a­ven­tura (BM 162)“. In ihren Mari­ne­ein­hei­ten „Fuer­za Naval del Cari­be“ bzw. „Fue­za Naval del Paci­fi­ca“ wer­den sie als Mehr­zweck­schif­fe genutzt.Troßschiff "Lüneburg"Zu den Auf­ga­ben gehört der Trans­port von Per­so­nen und Las­ten, Patrouil­len auf See sowie die Ver­wen­dung als Schul- und Trai­nings­schif­fe für die kolum­bia­ni­sche Mari­ne. Die Ex-Lüne­burg hat jetzt schon über 350.000 See­mei­len unter neu­er Flag­ge zurück­ge­legt. Dabei wur­den bei ver­schie­de­nen inter­na­tio­na­len Ope­ra­tio­nen Häfen in den USA, Hai­ti, Hon­du­ras, Jamai­ka, Mexi­ko, Peru, Puer­to Rica und der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik angelaufen.

Ein beson­de­rer Ein­satz war die Teil­nah­me an der huma­ni­tä­ren Hil­fe Kolum­bi­ens im Jahr 2010 zur Unter­stüt­zung der Bevöl­ke­rung nach dem schwe­ren Erd­be­ben in Hai­ti. Hier wur­de die Ex-Lüne­burg als Hos­pi­tal­schiff genutzt. Auch im Kampf gegen den Dro­gen­han­del wird das Schiff ein­ge­setzt. Der­zeit besteht die Auf­ga­be des Schif­fes in der Durch­füh­rung von Ope­ra­tio­nen zur Unter­stüt­zung der Mari­ne­ein­hei­ten und Streit­kräf­te an Land in Frie­dens- und Kriegs­zei­ten. Die Ein­heit wird wei­ter­hin als Mehr­zweck­schiff genutzt, ange­mes­sen gewar­tet und von hoch qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal genutzt. Hei­mat­ha­fen ist Car­ta­ge­na des Indi­as.
Text:
Nor­bert Schrö­der | http://a1411treffen.jimdo.com

Ausbildung auf der “Gorch Fock” vor 50 Jahren

Aus­bil­dung auf der “Gorch Fock” vor 50 Jahren

Gera­de hat Anfang März ein atlan­ti­sches Tau­wet­ter der sibi­ri­schen Käl­te des Jahr­hun­dert­win­ters 1962/63 ein Ende berei­tet, da  ver­sam­mel­ten sich am 1. April 1963 cir­ca 80 Unter­of­fi­ziers­an­wär­ter und etwa die glei­che Anzahl Offi­ziers­an­wär­ter der noch jun­gen Bun­des­ma­ri­ne in Kiel auf der Blü­cher­brü­cke. Sie woll­ten auf dem Knüp­pel­kreu­zer “Gorch Fock” ihre see­män­ni­sche Aus­bil­dung absol­vie­ren.Ausbildung auf der "Gorch Fock" vor 50 JahrenAm Anfang einer jeden Aus­bil­dung steht immer die Theo­rie: Was bedeu­ten die Bord­kom­man­dos, wer hat wel­che Manö­ver­sta­ti­on, was ist ein Fock­mast, was ein Groß­mast, was ist das “lau­fen­de Gut” und was sind Tam­pen? Der See­mann bedient sich einer beson­de­ren Spra­che, die gelernt wer­den muss.

Der Ober­st­abs­boots­mann d. R. Hans J. Ryszew­ski war 1963 als 22-jäh­ri­ger Unter­of­fi­ziers­an­wär­ter bei der 12. Aus­lands­aus­bil­dungs­rei­se des Segel­schul­schif­fes “Gorch Fock” dabei. Die Nord­see-Zei­tung hat­te Gele­gen­heit, Tei­le sei­ner Erin­ne­run­gen abzudrucken:

Die Sol­da­ten schlie­fen natür­lich in einem 80-Mann-Deck in Hän­ge­mat­ten, jeder hat­te für sein per­sön­li­ches Hab und Gut einen Spind zur Ver­fü­gung, der eine Grö­ße von 80 mal 50 Zen­ti­me­ter hat­te. gewa­schen und rasiert wur­de sich bei jedem Wet­ter an Oberdeck.

Bei der Hän­ge­mat­ten­mus­te­rung, die fünf Minu­ten nach dem Wecken auf dem Ober­deck statt­fand, über­prüf­ten die Unter­of­fi­zie­re, ob die  Hän­ge­mat­ten ordent­lich gezurrt und ver­packt waren. Das Ober­deck wur­de täg­lich mit dem “Gebet­buch” geschruppt.

Am 16. April war die Hafen­aus­bil­dung abge­schlos­sen, es ging zur prak­ti­schen Segel­aus­bil­dung in die Ost­see. Drei tage lang wur­den alle Segel­ma­nö­ver eines Rah­seg­lers geübt, bis die Schiffs­füh­rung mit dem Ergeb­nis zufrie­den war. Nun konn­te die 12. Aus­bil­dungs­rei­se beginnen.

Am Mon­tag, 22. April, ging es los. Die “Gorch Fock” wur­de vom Mari­ne-Musik­korps Ost­see ver­ab­schie­det und erwi­der­te die­sen Gruß mit drei Hur­ras auf die Stadt Kiel. Dann nahm sie Kurs auf den Nord- Ost­see-Kanal. Wäh­rend der Kanal­fahrt wies der Kom­man­dant, Fre­gat­ten­ka­pi­tän Hans Engel, in einer Rede die Besat­zung ein­dring­li­chen auf die Sicher­heits­maß­nah­men im Rigg hin: “Eine Hand für Dich – eine Hand fürs Schiff.”

Am 23. April um 9.30 Uhr lag die “Gorch Fock” in Bruns­büt­tel zum Auf­rig­gen der Sten­ge und Rahen an den Dal­ben. Nur das Stamm­per­so­nal durf­te die­se kom­pli­zier­te Arbeit  in 30 – 45 Meter Höhe durchführen.

Bis hier­her ein Teil des Berich­tes der Nord­see-Zei­tung vom 29.6.2013.

Mehr als 50 Jah­re sind seit die­sem Ereig­nis ver­gan­gen. Seit­her hat­te der Rah­seg­ler vie­le Höhen und Tie­fen erlebt und vie­le Kom­man­dan­ten gese­hen. In sei­ner neu­es­ten Aus­ga­be vom 9.12.2013 berich­tet der Spie­gel über den Nach­wuchs­man­gel bei der Mari­ne: “Im Jahr 2013 feh­len rund 1000 bis 1500 Sol­da­ten”. Beson­ders groß soll der Man­gel bei den Fach­un­ter­of­fi­zie­ren sein, spe­zi­ell in den tech­nisch ori­en­tier­ten Ver­wen­dun­gen. In die­sem Jahr sei eine “Per­so­nal­of­fen­si­ve Mari­ne” gestartet.