Ein Weserstrandbad ohne Badeerlaubnis

Die Dis­kus­si­on um das Weser­strand­bad ohne Bade­er­laub­nis ist bis heu­te nicht zur Ruhe gekom­men. Vor zwei Wochen ist Harm Ahlers, Mit­glied der “Weser­schwim­mer-Bewe­gung”, gemein­sam mit den bei­den FDP-Stadt­ver­ord­ne­ten Jens Gro­te­lüschen und Pro­fes­sor Hau­ke Hilz in die Weser gestie­gen. Wei­te­re „Bade­gäs­ten“ schlos­sen sich an. Sie schwam­men um das Absperr­ge­län­der her­um und erreich­ten beim ers­ten Ver­bots­schild das Ufer. 

Die anhal­ten­de Dis­kus­si­on habe ich zum Anlass genom­men, mei­nen Arti­kel vom 14. Juli 2014 in Erin­ne­rung zu rufen:

Je nach­dem wen man fragt, ist es nun also per­fekt – oder auch nicht. Jeden­falls haben die Stadt­ver­ord­ne­ten der See­stadt Bre­mer­ha­ven mit 26 zu 16 Stim­men ein­deu­tig beschlos­sen, dass das Weser­strand­bad ohne Bad bleibt. Allen­falls ein Sand­bad kann man dort neh­men.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisMeh­re­re Gut­ach­ter haben davor gewarnt, dass bestehen­de Bade­ver­bot auf­zu­he­ben. Auf­grund der unbe­re­chen­ba­ren Strö­mungs­ver­hält­nis­se im Bereich des Weser­strand­ba­des sei das Baden dort unkal­ku­lier­bar gefähr­lich. Selbst mit erheb­li­chen Sicher­heits­maß­nah­men  möch­ten die Poli­ti­ker daher eine Auf­he­bung des Bade­ver­bo­tes nicht ver­ant­wor­ten. Und so wird es auch kei­ne Ein­rich­tung eines abge­grenz­ten und gesi­cher­ten Bade­be­reichs geben.  Eine Ganz­tags-Bade­auf­sicht soll nicht finan­zier­bar sein. Und auch der Vor­schlag, über die Hoch- und Nied­rig­was­ser­zei­ten per Warn­ta­feln zu infor­mie­ren, wur­de gleich mit ver­wor­fen.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisDas Baden im Bereich des Weser­strand­ba­des wäre eigent­lich auch durch die Ver­ord­nung zur Rege­lung des Gemein­ge­brauchs an Gewäs­sern im Land Bre­men nicht ver­bo­ten. Aller­dings erlaubt Para­graf 6 der Ver­ord­nung, dass die Was­ser­be­hör­de unter Umstän­den zusätz­li­che Beschrän­kun­gen des Gemein­ge­brauchs vor­neh­men darf. Und da das Grund­stück Weser­strand­bad im Besitz der Stadt ist, kann sie als Eigen­tü­me­rin ohne­hin frei ent­schei­den, ob geba­det wer­den darf. Nun, sie hat ent­schie­den, das alles blei­ben soll wie es ist: Bade­ver­bot und – natür­lich! — wei­ter­hin Ein­tritts­geld.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisDa hilft es auch nicht, dass die Deut­sche Lebens-Ret­tungs-Gesell­schaft (DLRG) bereits im ver­gan­ge­nen Früh­jahr grund­sätz­lich für eine Auf­he­bung des Bade­ver­bo­tes plä­diert hat. Sie waren zwar auch der Mei­nung, dass das Schwim­men in der Weser auf­grund der vor­herr­schen­den Strö­mungs­ver­hält­nis­se nicht unge­fähr­lich sei, wären aber bereit gewe­sen, sich etwa an den Wochen­en­den tags­über mit einem Was­ser­ret­tungs­dienst im Strand­be­reich zu enga­gie­ren. Aller­dings wäre die Bereit­stel­lung eines Motor-Ret­tungs­boo­tes unab­ding­bar gewe­sen. Nun, die­se Aus­ga­ben blei­ben dem Stadt­käm­me­rer nun auch erspart.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisBade­ver­bot in der Weser – das war nicht immer so. Vie­le Bre­mer­ha­ve­ner erin­nern sich noch ger­ne an die Zeit, als man im Weser­strand­bad noch ein Bad neh­men konn­te. Man­che haben als Kind den gan­zen Som­mer im Weser­strand­bad ver­bracht und ihre Sand­bur­gen gebaut. Damals, als man noch schwim­men durf­te. Als die Schif­fe noch nicht so dicht am Strand vor­bei­fuh­ren und für die Baden­den gefähr­lich wur­den.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisIn den 1950er Jah­ren waren die Som­mer beschei­den, nur weni­ge konn­ten sich eine Rei­se in den Süden leis­ten. So blieb man daheim, bade­te in der Weser und genoss einen Sand­strand wie an der Adria.

Begon­nen hat aber alles sehr viel frü­her. Schon im Jah­re 1866 ent­stand in der Nähe des Alten Hafens eine Män­ner­ba­de­an­stalt. Frau­en muss­ten noch vie­le Jah­re war­ten, bis auch ihnen der Sprung in die Flu­ten erlaubt war – aber abseits von den Män­nern, bit­te schön! Und wen es nicht in die Weser­flu­ten zog, der fla­nier­te über die Pro­me­na­de.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisWer in das Was­ser stieg wuss­te, dass er den im Jah­re 1903 vom Was­ser- und Schiff­fahrts­amt auf­ge­stell­ten Was­ser­stands­an­zei­ger nicht aus den Augen ver­lie­ren durf­te. Auf dem Bild wird ein Was­ser­stand von 3,40 Meter ange­zeigt: Für jeden Meter ein run­der Korb und je 20 Zen­ti­me­ter ein Kegel. Oben war ein Zei­ger ange­bracht, der über Ebbe oder Flut infor­mier­te. Stand ein Sturm bevor, setz­te man einen schwar­zen Ball. Nachts zeig­ten rote Lam­pen die Höhe des Was­ser­stan­des an.Ein Weserstrandbad ohne Badeerlaubnis1926 wur­de aus dem Strand das heu­ti­ge Weser­strand­bad. Man spül­te kräf­tig Sand auf und fer­tig war Bre­mer­ha­vens gern besuch­te Tou­ris­ten­at­trak­ti­on. Ein Steg erlaub­te, auch tro­cke­nen Fußes an das Was­ser zu gelan­gen.Ein Weserstrandbad ohne BadeerlaubnisDas blieb so bis 1967, da bestand die Weser nur noch aus Kloa­ke und Koli­bak­te­ri­en. Das Baden wur­de aus gesund­heit­li­chen Grün­den ver­bo­ten. Heu­te ist die Was­ser­qua­li­tät wie­der ein­wand­frei – aber das Bade­ver­bot bleibt bestehen.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom

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